23.06.2007:
Transgenialer CSD
Der Transgeniale CSD (TCSD) Berlin bleibt eine
wundersame Blüte und politische Provokation zugleich als rosa Stachel
im Gesäß des mittlerweile, etablierten, kommerziellen und verblödeten
CSD. Klein aber gemein machten sich am 23. Juni 2007 vom „Kosmos“
in Berlin Friedrichshain der 10te Transgeniale CSD Richtung Kreuzberg
auf den Weg. Neben Themen wie Homophobie wurde wie immer auf aktuelle
Schweinereien im Bereich der Stadtpolitik im weitesten Sinne eingegangen.
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10
Jahre Transgenialer CSD. Was mit Schlamm begann, geht mit Wut weiter.
Und wir sind richtig wütend! Denn es gibt uns seit 10 Jahren –
toll!
Doch es ist zum kotzen, dass es uns immer noch geben muss.
Wir wollen keinen Transgenialen CSD mehr!
Aber solange es Diskriminierung, Profitgier, globalisierte Zwangsausbeutung,
vorgeschriebene Zweigeschlechtlichkeit, Armut und all die andere Scheisse
gibt, und nichtsdestotrotz lustige Spass-Leistungs-Paraden durch die Stadt
ziehen, geben wir keine Ruhe!
Wir haben keinen Bock auf Gleichschaltung und hüpfen in keine Mainstream-Schubladen,
um endlich in der Mitte angekommen zu sein.
Wir haben keinen Bock auf Nazis, in Parlamenten, Darkrooms und Köpfen.
Wir haben keinen Bock auf G.walt, G.winnsucht, G.schlechtsdiktate und
G8.
Wir haben keinen Bock auf Gesetze, die uns vorgeben, wie wir aussehen,
auftreten und heißen sollen, um akzeptiert zu werden.
Wir haben keinen Bock auf Grenzen, Kriege und Abschiebungslager, denn
Menschen sollen fliehen können, wohin sie wollen.
Wir haben keinen Bock auf Parteien, uns könnt ihr nicht ausnutzen!
Wir haben keinen Bock auf eine sexistisch organisierte homo- und transphobe
Gesellschaft, deren Grusel-Gurus ihren Gott dazu benutzen, Gewalt gegen
uns zu predigen.
Wir haben keinen Bock auf die Diskriminierung von Migrant_Innen und auf
die Diskriminierung von Menschen unterschiedlicher Hautfarben, Lebensweisen
oder körperlicher Eigenschaften, auch nicht in der Szene!
Wir wollen kein Stück vom Kuchen, wir wollen ein anderes Rezept!
Und bezahlt wird immer noch nicht.
Tragt die Wut mit uns auf die Straße. Lasst uns lieben,
lachen, kämpfen für queere Solidarität auf dem Transgenialen
CSD und überhaupt!
>>> transgenialercsd.de
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Bericht und Fotos: Transgenialer
CSD 2007
Bericht vom Transgenialen
CSD 2006
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Die Mehrheitsgesellschaft formiert
sich
Antifaschistische Gründe für das Dagegen-Sein
Friedrichshain gilt als hip, alternativ
und bunt. Yuppies wohnen im Einklang mit Punks, Alteingesessene neben
hinzugezogenen Studierenden. Touristen trinken in der Simon-Dach-Straße.
Es gibt viele RentnerInnen. Junge Familien treffen sich im Volkspark,
neben den Skatern. Doch wer genauer hinsieht, merkt, dass die Idylle trügerisch
ist.
Die vermeintlich bunte Schar der FriedrichshainerInnen lebt nicht in der
beschriebenen Harmonie. Zunehmend entstehen Angsträume für Menschen,
die nicht ins Bild deutscher Spießbürgerlichkeit, rassistischem
und sexistischem Denken passen. In der Chronik der Antifa Friedrichshain
zählen wir in diesem Jahr bisher 14 gewalttätige Angriffe mit
rechtsextremer Motivlage. Die Beleidigungen und Drohungen, die sich mensch
hier gefallen lassen muss, sind unzählbar und deshalb nirgendwo protokolliert.
Doch wie kam es eigentlich zu diesem Rechtsruck im Kiez?
Durch einseitiges Quartiersmanagement wurde
der Kiez in den letzten Jahren nach Belieben der Hauseigentümer und
Gewerbetreibenden sozialstrukturell umgemodelt. Die Verdrängung linker
und unkommerzieller Projekte ist dabei nur eine Randerscheinung. Während
in Friedrichshain Platz für Kommerzscheiße geschaffen wurde,
ist es auch mit der versprochenen Vielfalt vorbei. Alles was nicht einer
konservativen Verhaltensnorm entspricht wird stigmatisiert, überwacht,
wahlweise kriminalisiert und kollektiv bekämpft. Gehört sich
halt so.
Großprojekte wie die o2-World, werden
der deutschen Mehrheitskultur angemessene Räumlichkeiten zur Verfügung
stellen. Was vorher nur im Jeton an der Frankfurter Allee massenweise
ausgelebt werden konnte, wird ab nächstem Jahr die Straßen
erobern.
Alle, die sich nicht integrieren können oder wollen, fallen aus der
Planung raus oder ihnen werden bestimmte Quartiere zugewiesen. MigrantInnen
sollen bitte nach Kreuzberg ziehen, wenn sie nicht Opfer von Rassismus
werden wollen. Homos nach Schöneberg, damit sie sich ohne Schikanen
in der Öffentlichkeiten küssen können. Punks und AnhängerInnen
anderer Subkulturen sollen endlich bürgerlich werden, den 9 to 5
Job annehmen und sich ihrer sozialen Stellung gemäß verhalten.
Wer ALG2 empfängt darf auch keinen Spaß am Leben haben!
Menschen, die sich ihre Freiräume bewusst
nehmen und damit aktiv an der Aufbrechung des normierten Einheitsbreis
arbeiten, werden unterbewusst beneidet. Vieles anders zu machen als der
Rest, kommt einer Aufkündigung des gesellschaftlich-pluralistischen
Konsens gleich. Und genau da seid ihr gefragt.
Provoziert und lasst nicht locker. Seid dagegen wo es euch gefällt.
Immer noch besser als im gleichgeschalteten Einheitssumpf unterzugehen.
Als AntifaschistInnen in Friedrichshain
rennen wir nicht nur den wenigen organisierten Neonazis hinterher, sondern
sind uns der Notwendigkeit bewusst an den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen
für Rassismus, Sexismus und Autoritarismus zu drehen.
Ein Kiez, der rechte Meinungen und Angriffe nicht toleriert muss erst
wieder geschaffen werden.
Gestalten wir deshalb die verbliebenen linken Freiräume mit, schaffen
wir neue und stiften Unruhe in der Dominanzkultur.
Offenes Antifa Café jeden 3. Donnerstag
im Vetomat (Scharnweberstr. 35)
www.antifa-fh.de.vu
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