29.07.2007:
Antirassitisches Straßenfest auf dem Boxi
Unter
dem Motto "Für eine Welt ohne Rassismus" kam an einem regnerischen
Sonntag zusammen wer sonst selten in der Öffentlichkeit gemeinsam
aktiv ist. Von SPD
bis zu den Internationalen
Kommunisten haben sich Kiez-Akteure zusammengetan, um gemeinsam nach
Strategien gegen rechte Gewalt zu suchen. Die Intiative
Gegen Rechts Friedrichshain informierte die FlohmarktbesucherInnen
auf dem Boxhagner Platz über die aktuellen Entwicklungen im Bezirk.
Die Uneinigkeit in den Analysen und Utopien hinderte nicht daran punktuell
zusammenzuarbeiten.
31.07.2007
TAZ
Alkoholausschank mit rechter Umdrehung
Antifa Friedrichshain spricht von zunehmender rechter Gewalt im alternativ
geprägten Stadtteil. Eine Bar an der Warschauer Straße sei
Treffpunkt der Rechtsextremen. Mitarbeiter dementiert. Bündnis gegen
Rechts demonstriert
31.07.2007
Neues Deutschland
»Wir kommen zusammen« gegen Rechts
Stadtteilbündnis warnte mit Kundgebung vor verstärkten neonazistischen
Aktivitäten in Friedrichshain
09.08.2007
JugendFürEuropa.De
"Berlin ist nicht Germany"
Erhan Ersöz engagiert sich als Europäischer
Freiwilliger bei der Arbeiterwohlfahrt für eine Welt ohne Rassismus
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Ein Rechtsruck im
Kiez? Wie kam es eigentlich dazu?
Friedrichshain
gilt als hip, alternativ und bunt. Yuppies wohnen im Einklang mit Punks,
Alteingesessene neben hinzugezogenen Studierenden. Touristen trinken in
der Simon-Dach-Straße. Es gibt viele RentnerInnen. Junge Familien
treffen sich im Volkspark, neben den Skatern. Doch wer genauer hinsieht,
merkt, dass die Idylle trügerisch ist.
Die vermeintlich bunte Schar der FriedrichshainerInnen lebt nicht in der
beschriebenen Harmonie. Zunehmend entstehen Angsträume für Menschen,
die nicht ins Bild deutscher Spießbürgerlichkeit, rassistischem
und sexistischem Denken passen. In der Chronik der Antifa Friedrichshain
zählen wir in diesem Jahr wieder eine Vielzahl gewalttätiger
Angriffe mit rechtsextremer Motivlage. Die Beleidigungen und Drohungen,
die sich mensch hier gefallen lassen muss, sind unzählbar und deshalb
nirgendwo protokolliert. Doch wie kam es eigentlich zu diesem Rechtsruck
im Kiez?
Man wird sich fragen wodurch es zu einer Zunahme rechter Übergriffe
im Friedrichshain in den letzten Jahren kam. Hier sind vor allem zwei
Faktoren zu nennen, die entscheidend sind, die die Struktur im Kiez so
zum Kippen gebracht haben.
Falsches Bild von Rechten
Zum einen ist ein falsches Bild von rechtem Mainstream als kausal zu sehen,
warum immer noch die Ansicht weit verbreitet ist, dass der Kiez frei von
Rechten sei. In Berlin ist der größte Anteil an Personen, die
ein rechtes bis neonazistisches Gedankengut haben, nicht in festen Organisationen
oder rechten Strukturen organisiert. Diese "rechte Subkultur",
die in ihrer Freizeit einfach rechte Musik hören, sich mit gleichgesinnten
Freunden treffen und in ihren Wohnungen plakativ die Deutschland- oder
die Reichskriegsflagge aufhängen, werden von staatlichen Maßnahmen
gegen rechts, die nur über Verbote und Repression funktionieren,
nicht erfasst. Dennoch handelt es sich bei diesen, um das noch mal zu
betonen, um den weitaus größten Anteil an Rechten. So heißt
es denn auch, dass in Friedrichshain keine offen auftretenden rechtsextremen
Organisationen existieren. Das stimmt. Aber eine Unzahl an aktiven Rechtsextremen
gibt es hier dennoch. Ferner wird rechtes Gedankengut von Gesellschaft
und Medien erst kritisiert, wenn es zu einem gewalttätigen Übergriff
gekommen ist. Doch dann ist es bereits zu spät. Eine aktive Arbeit
gegen rechtes Potential muss präventiver ansetzten und es erst gar
nicht zu einem solchen Eskalationsgrad kommen lassen.
Womit wir beim nächsten Punkt wären, warum es in Friedrichshain
fast schlagartig zu einer Häufung von Übergriffen kam.
Eine alternative Gegenkultur
Zwar gibt es sie noch immer, die alternativen Hausprojekte und alternaitve
Gegenkultur, in Friedrichshain. Doch durch einseitiges Quartiersmanagement
wurde der Kiez in den letzten Jahren nach Belieben der Hauseigentümer
und Gewerbetreibenden sozialstrukturell umgemodelt. Die Verdrängung
linker und unkommerzieller Projekte ist dabei nur eine Randerscheinung.
Während in Friedrichshain Platz für Kommerzscheiße geschaffen
wurde, ist es auch mit der versprochenen Vielfalt vorbei. Alles was nicht
einer konservativen Verhaltensnorm entspricht wird stigmatisiert, überwacht,
wahlweise kriminalisiert und kollektiv bekämpft. Und diese alternative
Gegenkultur hat die Funktion übernommen in vielfältiger Weise
inhaltlich rechtem Gedankengut entgegenzusteuern. Bereits frühzeitig
wurd durch das Überwiegen alternativer kritischer Kultur auf den
Straßen, auf den Plätzen und in den Häuser klargestellt,
dass rechte Positionen im Kiez nichts zu suchen haben. Durch die Zerstörung
der alternativen und kritischen Kiezkultur wurde Platz - für Rechte.
Struktur im Wandel
Großprojekte wie die o2-World, werden der deutschen Mehrheitskultur
angemessene Räumlichkeiten zur Verfügung stellen. Was vorher
nur im Jeton an der Frankfurter Allee massenweise ausgelebt werden konnte,
wird ab nächstem Jahr die Straßen erobern.
Alle, die sich nicht integrieren können oder wollen, fallen aus der
Planung raus oder ihnen werden bestimmte Quartiere zugewiesen. MigrantInnen
sollen bitte nach Kreuzberg ziehen, wenn sie nicht Opfer von Rassismus
werden wollen. Homos nach Schöneberg, damit sie sich ohne Schikanen
in der Öffentlichkeiten küssen können. Punks und AnhängerInnen
anderer Subkulturen sollen endlich bürgerlich werden, den 9 to 5
Job annehmen und sich ihrer sozialen Stellung gemäß verhalten.
Wer ALG2 empfängt, darf auch keinen Spaß am Leben haben!
Einstmals waren es noch Ansätze rechter Subkultur im Kiez. Nun haben
diese Fuss gefaßt. Im Ambrosius in der Warschauer Straße haben
nicht nur Anhänger einer rechten Subkultur ein Domizil gefunden,
sondern inzwischen auch MItglieder extrem rechten (teils verbotener) Kameradschaften.
Mittlerweile gehören organisierte Neonazis zu dem Stammpublikum im
Ambrosius, dass seine Gäste mit beschaulichem "altdeutschen"
Fair in seine Kneipe lockt. Auszüge aus der Friedrichshainer Chronik
Belegen diese erschreckende Entwicklung: Jedes Wochenende sitzen in dieser
Kneipe nun unorganisierte und organisierte Rechte in trauter Zweisamkeit
beisammen.
27.07.2007: Wie jeden Freitag treffen sich
auch diesmal am Abend etwa 15 Neonazis und rechte Hooligans vor der Ambrosius
Bier Bar auf der Warschauerstr.
20.07.2007: In der Kneipe Ambrosius sammeln sich erneut Neonazis. Darunter
auch der ehm. KS-Tor Aktivist Björn Wild.
07.07.2007: Im Ambrosius sammeln sich ca. 15 Neonazis. Mit dabei der bekannte
Lichtenberger Neonazis Sebastian Zehlecke.
29.06.2007: Der Neonazi Alexander Basil trifft sich mit anderen in der
Ambrosius Bier Bar.
Besonders zu nennen auch der 7.05.2007: Am sog. "Herrentag"
treffen sich am Nachmittag ca. 20 Hooligans, um unter "Deutschland
den Deutschen"-Gebrüll durch den Südkiez zu ziehen.
Am Abend sammeln sich 50 Hooligans und offensichtlich extreme Rechte in
und vor der Ambrosius-Bier-Bar in der Warschauerstr. Gegen 21:30 Uhr wird
ein Punk auf dem Mittelstreifen vor der Bar von etwa zehn Personen beleidigt
und mit Schlagstöcken angegriffen. Er kann wegrennen. Die Polizei
wartet in einer Nebenstraße auf handfestere Auseinandersetzungen,
um eingreifen zu können.
Gegen 0 Uhr greift eine größere Gruppe, die dem Spektrum aus
dem Ambrosius ähnelt, am u-Bhf. Samariterstr. eine Gruppe vermeintlicher
Linke an. Diese können sich erfolgreich wehren. Außerdem skandierten
am Abend mehrere dutzend Jugendliche im Volkspark Friedrichshain "White
Power" und "Sieg Heil"
Mehr Übergriffe...die
Polizei leugnet das Problem
Ebenfalls von der Chronik belegt; eine Vielzahl von Übergriffen ereignen
sich nun in Friedrichshain. Jüngst wurden am 14.Juli 2007 gegen 1
Uhr morgens zwei Menschen türkischer Herkunft angegriffen von zehn
Personen (6 Männer, 4 Frauen), die durch ihre Äußerungen
("Wir sind Nazis") und ihre schwarze Bekleidung dem Kameradschaftsspektrum
zuzuordnen sind an der Warschauerstr./Revalerstr. . Einer wird durch Schläge
auf den Kopf, ein anderer durch Reizgas verletzt. Ein Teil der Täter
flüchten in Richtung S-Bahnhof, andere in die Ambrosius-Bier-Bar.
Dieser Vorfall ereignete sich, obwohl die Straße sehr belebt war
durch das umherziehende Publikum der naheliegenden Kneipen und Clubs.
Erschreckend ebenfalls, auf Anfrage beim Polizeiabschnitt Friedrichshain
wurde geleugnet, dass es diesen Vorgang gegeben hätte, zumindest
sei ein solcher nicht dokumentiert worden. Bereits früher war bekannt,
dass von Polizei und Teilen der Gesellschaft eine Bedrohung durch rechte
geleugnet wurde, indem Übergriffe entpolitisiert wurden und als einfache
Schlägerein von Jugendlichen deklariert wurden. Aber nu wird eine
friedliche Situation im Kiez fingiert, indem Betroffene rechter Gewalt
einfach ignoriert und Fälle vertuscht und unter den Tisch gekehrt
werden. Rechte Vorgänge und Übergriffe werden von der Polizei
im Bezirk damit gefördert, in dem sich staatliche Organe blind stellen.
Im Gegensatz dazu wird alternativer Kultur und antifaschistischer Politik
mit Repression begegnet.
Kontinuität zahlt
sich aus!
Deswegen ist es unumgänglich selbst im Kiez aktiv zu werden. Staatliche
Maßnahmen werden nicht die Lösung sein aus Friedrichshain das
Paradis auf Erden zu machen. Utopien müssen wir uns selbst erkämpfen.
Provoziert und lasst nicht locker. Seid dagegen wo es euch gefällt.
Immer noch besser als im gleichgeschalteten Einheitssumpf unterzugehen.
Macht euren Mund auf, seid kritisch. Gebt einer alternativen kritischen
Kultur Aufwind - nicht nur den wenigen organisierten Neonazis hinterher
rennen, sondern sich der Notwendigkeit bewusst sein, an den gesellschaftlichen
Rahmenbedingungen für Rassismus, Sexismus und Autoritarismus drehen
zu müssen, um eine Änderung herbeizuführen.
Ein Kiez, der rechte Meinungen und Angriffe nicht toleriert muss erst
wieder geschaffen werden. Gestalten wir deshalb die verbliebenen linken
Freiräume mit, schaffen wir neue und stiften Unruhe in der Dominanzkultur.
Möglichkeiten zum
aktiv sein gegen Rechts:
Offenes Antifa Café jeden 3. Donnerstag im Vetomat (Scharnweberstr.
35)
Initiative Gegen Rechts Treffen, jeden 1. Dienstag im Mieterladen (Kreutzigerstr.
23)
Infos unter: www.antifa-fh.de.vu und initiative-gegen-rechts.de
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Was geht ab - Konkretes zu Neonazis
in Friedrichshain
Friedrichshain ist über Berlin hinaus bekannt
für seine „alternative Szene" und seinen Amüsierbetrieb.
Entstanden aus der ehemaligen Hausbesetzterszene gibt es hier eine Fülle
von netten Kneipen, Hausprojekten und Cafes. In Friedrichhain ist es scheinbar
egal, was für eine Frisur du trägst, mit wem Du dir dein Bett
teilst und wie Du deine Wände bemalst. Anything goes.
Doch das denken sich mittlerweile auch wieder Nazis und solche die es
werden wollen. Nirgendwo in der Stadt gibt es so viele rechte Übergriffe
auf MigrantInnen und alternative Jugendliche wie in Friedrichshain und
Lichtenberg. Allein in Friedrichshain habe es im vergangenen Jahr 50 gewalttätige
rechte Übergriffe gegeben. Oft seien die Täter maskiert, mit
Schlagstöcken bewaffnet und äußerst brutal vorgegangen.
Anders als in den Randbezirken Berlins hat Friedrichshain das Problem,
dass Neonazis bzw. ihre Aktionen von den AnwohnerInnen nicht wahrgenommen
werden, da sie nicht ins Bild des Bezirks passen und eher als Betriebsunfall
in einem alternativen Stadtbezirk abgehandelt werden. Hier, wo ganze Straßenzüge
in den frühen 90er Jahren besetzt waren und es eine hohe Dichte linker
Kneipen, Theater und Läden gab, hat sich so einiges verändert
- nicht nur aus stadtpolitischer Perspektive, sondern auch aus antifaschistischer
Sicht. Denn auch in Friedrichshain finden Neonazis Orte, an denen sie
sich ungestört aufhalten können, Räume in denen sie Veranstaltungen
abhalten, Wohngegenden wo sie als Nachbarn toleriert werden und eine junge
Kneipenszene in der sie sich wohlfühlen.
Eine Kneipe die sich offen rechts positioniert hat, war die Kietz-Kneipe
1 in der Neuen Bahnhofstraße. Der Wirt, Jeremy Manz (M+G Dienstleistungen)
aus Marzahn, kündigte einen „Krieg gegen alles Linke"
im Friedrichshainer Süd-Kiez an. Die Kneipe in der Neuen Bahnhofstraße
gehört zu zwei weiteren „Kietz-Kneipen" in Friedrichshain,
die alle Petra Lüdtke gehören. Die Kneipen haben die gleichen
billigen Preise, gleiche Innenausstattung und gleichen Öffnungszeiten
und sprechen immer die gleiche Klientel an, die auch gern rechts sein
darf. Der Wirt der Kietz-Kneipe 3 in der Voigtstraße, trug des öfteren
ein bedrucktes TShirt was nur über rechte Versände bestellt
werden kann. Bei der Eröffnung der Kneipe war auch der langjährige
Neonazikader Oliver Schweigert anwesend. Dennoch kann nicht davon ausgegangen
werden, dass es sich bei den „Kietz-Kneipen" um Lokalitäten
handelt die ausschließlich Neonazis bedienen. Die Klientel ist vielmehr
wie in vielen anderen Friedrichshainer Kneipen heterogen, aber zumindest
mit rechtem Grundkonsens. Die Liste mit Friedrichshainer Kneipen, welche
rechtes Gedankengut tolerieren und die Ausgangspunkt für Pöbeleien
oder Angriffe durch Rechte sind, ließe sich noch weiter führen,
zumal sich die Grenze zwischen Männerritualen, Gewalttätigkeit
im Trinkermilieu und rechter Motivlage für den Betrachter meist schwer
ziehen lässt.
Doch die Kietzkneipen sind im Vergleich zur Ambrosius Bierbar in der Warschauerstr.
Betstuben. Die Kneipe gehört Rene Jährig, der auch in Lichtenberg
das als rechtsextrem verschriene Piccolo betreibt. In der Ambrosius Bierbar
sammeln sich zur Zeit militante Neonazis. Allein die letzten Wochen zeigen
das Potential auf, dass diese rechte Ansammlung birgt: Am 07.07.2007 sammeln
sich ca. 15 Neonazis in der Ambrosius Bierbar. Mit dabei der bekannte
Lichtenberger Neonazis Sebastian Zehlecke. Am 20.07.2007 sammeln sich
erneut Neonazis. Darunter auch der ehm. KS-Tor Aktivist Björn Wild.
Am 27.07.2007 treffen sich auch diesmal am Abend etwa 15 Neonazis und
rechte Hooligans vor der Ambrosius Bier Bar auf der Warschauerstr. Es
kommt um die Warschauerstr. herum verstärkt zu Übergriffen.
Wie z.B. am 20. 07.als gegen 1 Uhr morgens zehn Personen, die durch ihre
rechtsextremen Äußerungen und ihre schwarze Bekleidung dem
Kameradschaftsspektrum zuzuordnen sind an der Warschauerstr./Revalerstr.
zwei Menschen türkischer Herkunft angreifen. Einer wird durch Schläge
auf den Kopf, ein anderer durch Reizgas verletzt. Ein Teil der Täter
flüchten in Richtung S-Bahnhof, andere in die Ambrosius-Bier-Bar.
Immer wieder kommt es in Friedrichshain zu Übergriffen die rechts
motiviert sind und von den Opfern auch dementsprechend wahrgenommen worden.
Unorganisierte rechte Jugendliche, Hooligans, aber auch organisierte Neonazis
aus Friedrichshain sind meist die Täter. Vorbild für sie sind
die Berliner Kameradschaften mit ihrem Straßenaktivismus. Meist
herrscht kein geschlossenes rechtes Weltbild vor, sondern eher Versatzstücke
dessen gepaart mit bürgerlichen Moral- und Tabuvorstellungen. So
versuchen diese Jugendlichen mit rebellisch daher kommender rechter Gesinnung
aus ihrer gesellschaftskonformen Sozialisation auszubrechen und vermeidliche
Tabus wie z.B. Gewaltanwendung oder übersteigerten Nationalismus
bewusst zu brechen. Je nachvollziehbarer Motive für rechte Denk-
und Verhaltensweisen erklärt werden, umso verschwommener werden die
Grenzen zum organisierten unverbesserlichen Neonazi. Eins ist klar: Wo
Menschen unterdrückt werden und aufgrund irgendwelcher rassistischen,
sexistischen oder ordnungsfanatischen Zuschreibungen am ungestörten
Leben gehindert werden, hört der Spaß auf. Egal ob es sich
um die sich auslebende chauvinistische Jugend handelt oder den organisierten
Neonazi. Schon bald ist auch wieder Biermeile. Seit Jahren ist dieses
seltsame Fest Anlaufpunkt für Neonazis und rechte Hooligans aus Berlin
und Brandenburg. Mit erhöhtem Alkholkonsum, braut sich, wie auch
bei anderen „Volksfesten" dieser Art, eine frauen- und fremdenfeindliche
Stimmung zusammen, die von den meisten BesucherInnen leider toleriert
wird. Dass es nicht weit her ist mit dem „Internationalismus",
zeigt die rassistische Normalität, die Migrantlnnen in den letzten
Jahren auf der Biermeile immer wieder ausgesetzt waren. Der Präsenz
rassistischer und rechtsextremer physischer und verbaler Gewalt muss Einhalt
geboten werden. Hierbei kann mensch sich nicht auf die Polizei verlassen,
die die Gewalt nicht nur bagatellisiert, sondern zudem noch behauptet,
es würde sich nicht um reche Straftaten handeln, um nicht unter Zugzwang
zu stehen.
Um eine kontinuierliche Änderung der extrem rechten Präsenz
auf der Straße zu gewährleisten muss es einen Klimawechsel
im Bezirk geben. Linke und alternative Projekte müssen gestärkt
und als Garantie für Lebensqualität anerkannt werden. Potentielle
Angstzonen für Betroffene rechter Gewalt müssen gebrochen und
eine permanente linke Präsenz an Orten wie dem Ostkreuz, Frankfurter
Allee und Warschauer Straße geschaffen werden.
Nazikneipen schließen!
Keine Freiräume für Faschisten!
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Für die Aufwertung unserer
Lebens- und Arbeitsverhältnisse
Friedrichshain befindet sich in Veränderung, ebenso
wie alle anderen Innenstadtbezirke. Wohin die Reise gehen soll, sehen
wir am Besten in Prenzlauer Berg und Mitte.
Häuser werden saniert, Eigentumswohnungen und Luxuslofts errichtet,
Galerien und Boutiquen eröffnet. Oder Firmen aus der IT- und Unterhaltungsbranche
haben sich angesiedelt bzw. gegründet. In einigen Straßen gibt
es nur noch relativ gehobene Gastronomie und Hotels.
Alles wird schöner
und schicker
Eigentlich eine tolle Sache, denn wir wollen nicht in Ruinen oder unsanierten
Bruchbuden wohnen. Sind wir doch alle für Verbesserungen und für
ein schönes Leben. Die Realität aber sieht anders aus: Wie wir
alle wissen bekommt mensch im Kapitalismus nichts geschenkt. Die Hauseigentümer,
Investoren und Kapitalisten sanieren unseren Lebensraum nicht aus Spaß;
sie wollen ihr Geld gewinnbringend anlegen. Das liegt nicht an ihrer Boshaftigkeit
oder daran, dass sie angeblich Heuschrecken oder Spekulanten wären.
Vielmehr ist die Kapitalverwertung und Profitmaximierung oberstes Prinzip
im Kapitalismus. Ständig auf der Suche nach neuen Verwertungsmöglichkeiten
unterwirft sich das Kapital alle gesellschaftlichen Bereiche und erhöht
ständig seinen Verwertungsdruck. Und da wo investiert werden kann,
wird überschüssiges Kapital angelegt.
Berliner Mietspiegel 2007
Die Folgen dieser Luxussanierung bekommen wir bereits
seit Jahren in Form von steigenden Mieten zu spüren, auch wenn Berlin
im bundesweiten Vergleich noch einigermaßen moderate Lebenshaltungskosten
hat. Der Ausstieg mehrerer Mieterorganisationen aus dem Berliner Mieterspiegel
hat deutlich gemacht, dass die Mieten in Berlin in der letzten Zeit stark
angestiegen sind. Und vor allem dass mit weiteren Steigerungen zu rechnen
ist. So schreibt das Mieterecho: „Die Mieten sind im Durchschnitt
um 5,27 Prozent gestiegen und dort wo vor Jahren noch preiswerter Wohnraum
zur Verfügung stand ... (im Altbau)... sind die Steigerungen mit
deutlich über 9 Prozent besonders einschneidend."
Aber steigende Mieten sind nur eine Folge dieser kapitalistischen Verwertungslogik.
Wenn im Gegenzug die Löhne bzw. Hartz IV steigen und die Steuern
sinken würden, wäre das für die meisten Menschen überhaupt
kein Problem. Aber auch hier geht es darum, den Preis der Ware Arbeitskraft
zu drücken, Unternehmenssteuern zu senken und öffentliche Güter
dem kapitalistischen Markt zuzuführen, um/den Verwertungsdruck des
Kapitals zu befriedigen. Somit sind wir doppelt wenn nicht sogar vielfach
von unterschiedlichen Verschlechterungen betroffen.
Die Folgen davon sind in den Stadtteilen, den Schulen und Universitäten
und am Arbeitsplatz bzw. an der Arbeitsagentur zu spüren:
In den Stadtteilen können sich Menschen mit geringem Einkommen, Erwerbslose,
Familien und Studentinnen die Mieten nicht mehr leisten und werden vertrieben.
Sie müssen sich kleinere Wohnungen suchen oder aus den innenstadtnahen
Bezirken wegziehen, die zunehmend einer zahlungskräftigen Bevölkerungsschicht
vorbehalten sind.
Die Universitäten und Schulen werden umstrukturiert, Mittel werden
gestrichen, Fördermöglichkeiten abgebaut und auf absehbare Zeit
Studiengebühren eingeführt.
In den Betrieben wie bei der Telekom werden die Löhne gekürzt
oder die Arbeitszeit erhöht, viele Menschen müssen um ihren
Job fürchten. Diejenigen, die bereits erwerbslos sind, werden von
den Ämtern schikaniert und in Ein-Euro-Jobs drangsaliert.
Trotzdem müssen wir diesen sozialen Angriffen nicht tatenlos zusehen.
Um einen effektiven Widerstand leisten zu können, ist es notwendig,
dass wir uns in den unterschiedlichen Lebens- und Arbeitsbereichen organisieren:
Im Stadtteil, in der Schule, an der Uni, am Arbeitsplatz oder in Erwerbsloseninitiativen.
Friedrichshain ist ein Stadtteil, in dem es selbstorganisierte Strukturen
der Kiezbevölkerung gibt. Es gibt hier am Boxhagener Platz den Stadtteilladen
Zielona Gora, wo sich soziale Projekte treffen, wo es Schülerinnenberatungen,
Kindernachmittage oder Infoveranstaltungen gibt. Es gibt Infoläden,
den Mieterladen und zahlreiche kleinere Projekte wo sich Menschen treffen
und gemeinsam diskutieren können.
Deshalb laden wir alle Menschen vor allem hier in Friedrichshain ein,
diese Angebote zu nutzen und vorbeizuschauen, mitzumachen und mitzudiskutieren
statt unser Leben den Politikern, dem Staat und den Kapitalisten zu überlassen.
Information, Organisierung und Vernetzung beginnt dort, wo wir leben!
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