28.05.2011
Workshoptag zu Rassismus, Sozialchauvinismus und Rechtspopulismus
Wann: Samstag, den 28. Mai 2011 von 10:00 bis 20:00
Uhr Wo: Schule für Erwachsenenbildung (SfE), Gneisenaustraße
2a, 10961 Berlin
Mit
der Krise sind Rassismus und Sozialchauvinismus in den politischen Alltag
zurückgekehrt. Unter Druck geraten vor allem Erwerbslose, prekär
Beschäftigte und Menschen, denen eine “migrantische”,
insbesondere “muslimische” Identität zugeschrieben wird.
Doch auch der Rest der Gesellschaft wird aufgemischt. Die Hetze gegen
vermeintliche “Sozialschmarotzer” und “Integrationsverweigerer”
ist der Soundtrack einer umfassenden Verschärfung kapitalistischer
Standortpolitik. So werden im Rahmen der “Integrationsdebatte”
ganz allgemein gesteigerte Anforderungen kapitalistischer Verwertbarkeit
durchgesetzt. Der nationale Wettbewerbsstaat macht mobil, und alle müssen
mitmachen.
Das Zusammenspiel von Rassismus und Sozialchauvinismus
bestätigt gesellschaftliche Zwänge und spaltet die Betroffenen.
Wo rechtspopulistische Vordenker_innen rhetorische Tabus gebrochen haben,
kann staatstragende Politik um so unbeschwerter “durchregieren”.
Während soziale Garantien gestrichen und gesellschaftliche Risiken
privatisiert werden, steigt in der Mehrheitsgesellschaft das Bedürfnis
nach Ab- und Augrenzung. Integrationsdebatte und Alltagsrassismus verschärfen
die Marginalisierung von Migrant_innen.
Grundsätzliche Kritik an dieser Entwicklung ist kaum vernehmbar,
von wirkungsvoller Gegenwehr ganz zu schweigen. Viele eingeschliffene
Praxisformen und Konzepte der radikalen Linken scheinen ins Leere zu laufen.
Höchste Zeit, die eigene politische Arbeit zu hinterfragen und weiter
zu entwickeln, inhaltlich wie strategisch. Aus diesem Grund lädt
das Berliner Bündnis gegen Rassismus und Sozialchauvinismus für
den 28. Mai 2011 zu einem Workshoptag in den Mehringhof ein. Wir wollen
das Zusammenspiel rassistischer und sozialchauvinistischer Ideologien
untersuchen, unsere Begriffe abgleichen, uns vernetzen und gemeinsam neue
Handlungsperspektiven entwickeln.
Das Workshop-Programm ist in drei Themengebiete gegliedert: Sozialchauvinismus,
Rassismus und Rechtspopulismus. Zu jedem Themengebiet gibt es einen
Einführungsworkshop, mehrere Vertiefungsworkshops und einen Workshop
zu Handlungsperspektiven. Auf einem abschließenden Plenum wollen
wir den Tag auswerten und Pläne schmieden. Wir freuen uns auf eine
konstruktive Diskussion.
BETEILIGTE GRUPPEN: FelS (Für eine
linke Strömung), Antifaschistische Jugendaktion Kreuzberg (AJAK),
Antifa Friedrichshain, Avanti – Projekt undogmatische Linke, Linksjugend
[’solid] Berlin, communisme sucré, Grüne Jugend Berlin,
Bündnis “Rechtspopulismus stoppen!”, AK “Marginalisierte
– gestern und heute”, Internationale Kommunist_innen, Antirassistische
Initiative (ARI), Theorie Organisation Praxis (TOP B3rlin) und andere.
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Gründungsstatement
Bündnis gegen Rassismus und Sozialchauvinismus (BgRS)
Mit
der globalen Krise sind Rassismus und Sozialchauvinismus in den politischen
Alltag zurückgekehrt. Unter Druck geraten vor allem Erwerbslose,
prekär Beschäftigte und Menschen, denen eine migrantische, insbesondere
muslimische Identität zugeschrieben wird. Doch auch der Rest der
Gesellschaft wird aufgemischt. Die Hetze gegen vermeintliche “Sozialschmarotzer_innen”
und “Integrationsverweiger_innen” ebnet den Weg für eine
umfassende Verschärfung kapitalistischer Standortpolitik.
Thilo Sarrazins rassistische und sozialchauvinistische Thesen sind nur
Ausdruck dieses allgemeinen Trends: Die Regeln und Zwänge beschleunigter
Verwertung gelten inzwischen wie selbstverständlich als gesellschaftliches
Grundgesetz. Wer keinen existenzsichernden Job mehr findet, wen die Marktwirtschaft
ganz praktisch ausschließt, dem oder der zieht auch der Sozialstaat
die Daumenschrauben fester. Während soziale Garantien gestrichen
und gesellschaftliche Risiken privatisiert werden, steigt in der Mehrheitsgesellschaft
das Bedürfnis nach Abgrenzung: Als Lohnabhängige gegen Erwerbslose,
als selbsternannte Leistungsträger_innen gegen vermeintlich faule
Hartz-IV-Empfänger_innen, und – vor allem – als HerkunftsDeutsche
gegen das Zerrbild “unproduktiver Menschen mit Migrationshintergrund”.
Rechtspopulistische Hetze knüpft an bestehende rassistische Ressentiments
und “Nach-oben-buckeln-nach-unten-treten”-Mentalitäten
an. Ebenso wie an die reaktionäre, ausgrenzende Politik bürgerlicher
Parteien. Diese wiederum übernehmen rechtspopulistische Positionen
teils direkt, teils werden sie verschleiert in wohlklingende „Integrationspolitik“
eingebaut. Im Unterschied zu den meisten anderen europäischen Ländern
sind rechtspopulistische Parteien in Deutschland derzeit zwar noch relativ
unbedeutend. Doch bei der anhaltenden Krisen des globalisierten Kapitalismus
und seiner Institutionen ist nicht auszuschließen, dass auch hierzulande
offen reaktionäre Politik mehrheitsfähig wird.
Hunderte Flüchtlinge, die Monat für Monat an den EU-Außengrenzen
ertrinken oder verdursten, interessieren die westliche Wertegemeinschaft
einen Dreck. Allenfalls gelten sie als humanitäres Problem, nicht
als Opfer des desaströsen Kapitalismus.
Bei aller Verwandtschaft rassistischer und sozialchauvinistischer Ideologien
haben sie für die Betroffenen oft sehr unterschiedliche Konsequenzen.
Wernicht ins Bild der weißen deutschen Mehrheitsgesellschaft passt,
wird nach wie vor weit häufiger benachteiligt und ausgegrenzt. Umgekehrt
werden soziale Rechte zunehmend als nationale Privilegien verstanden und
verteidigt. Politik und öffentliche Meinung erschöpfen sich
immer wieder in der Frage, wer gerade noch dazu gehört und wer nicht.
Der ehemals rechte Kampfbegriff einer „deutschen” oder “abendländischen
Leitkultur“ ist inzwischen parteiübergreifend akzeptiert. Sarrazin
lieferte mit seiner Verknüpfung pseudowissenschaftliche Diskurse
um Integration, Islam, Sozialpolitik und Genetik das passende innenpolitische
Feindbild. Doch selbst wo noch gestritten wird, ob „der Islam“
nun „zu Deutschland gehört“ (Bundespräsident W.)
oder nicht (Innenminister F.), ist schon entschieden, dass „wir“
es sind, die über Anerkennung, Teilhabe und Abschiebung entscheiden.
Menschen, die hierzulande jahrzehntelang entrechtet und stigmatisiert
wurden, wird nun mangelnde „Integrationsbereitschaft“ unterstellt.
Wir sind ein Bündnis verschiedener linker Gruppen und Organisationen
und wollen unsere Widersprüche, Gemeinsamkeiten und Perspektiven
solidarisch entwickeln. Wir suchen dabei die Zusammenarbeit mit Gruppen,
die sich aus eigener Betroffenheit gegen Rassismus und Sozialchauvinismus
organisieren, mit gewerkschaftlichen Gruppen, linken sozialen Bewegungen
und Organisationen. Gegen die verschiedenen Gesichter des aktuellen Rassismus
und Sozialchauvinismus wollen wir neue, offensive Formen politischer Solidarität
entwickeln: gegen die planmäßigen Schikanen im Jobcenter und
der Ausländerbehörde; gegen alltägliche Stigmatisierung
in der Öffentlichkeit, in Medien und Parlamenten; gegen die zwanghafte
Stammtischrhetorik wahlkämpfender Volksparteien; aber auch gegen
die stille bürokratische Auslese von Menschen nach Herkunft und Verwertbarkeit.
Egal ob rechtspopulistisch, konservativ, neoliberal, sozialdemokratisch
oder standort-grün, unser Widerstand gilt allen Rassist_innen und
Sozialchauvinist_innen. Gleiche Chancen und Rechte – die derzeit
Millionen Bürger_innen gesetzlich vorenthalten werden – ändern
alleine nichts an der ausgrenzenden Logik des Kapitalismus und seiner
staatlichen Verwaltung. Zivilgesellschaftliche Toleranzappelle reichen
in der Regel kaum über den Hinweis hinaus, dass „Vielfalt“
Deutschland nutzt.
Für uns ist klar: Gesellschaftliche Verhältnisse, die ununterbrochen
Ausschluss und Ohnmacht produzieren, müssen umgeworfen werden.
>>> Homepage
des Bündnis: bgrs.de.vu
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Programm des Workshoptages
alle Workshops und ReferentInnen
Los geht’s
Das neu gegründete Bündnis gegen Rassismus und Sozialchauvinismus
stellt sich vor. Anschließend gibt es einen kurzen Überblick
zum inhaltlichen Programm sowie zur organisatorischen Gestaltung des Tages.
Moderation: Bündnis gegen Rassismus und Sozialchauvinismus
Einführungsworkshops
11:00 – 12:30 Uhr
Sozialchauvinismus als Ideologie und Politik
Mit Sozialchauvinismus meinen wir mehr als "soziale Ausgrenzung",
es geht um die gesellschaftliche Situation als Ganze: um einen ideologischen
Reflexbogen, der staatlichkapitalistische Mobilmachung, Disziplinierung
und Ausgrenzung vermittelt; um ein Wertesystem, das die Regeln und Ausschlussmechanismen
des Kapitalismus unhinterfragt voraussetzt; um ein durchdringendes Regime
gesellschaftlicher Anerkennung und Stigmatisierung, das bereits Kleinkindern
vermittelt, wie man sich in der "sozialen Marktwirtschaft" zu
benehmen hat. Wir wollen den Begriff und das Phänomen Sozialchauvinismus
an einigen Beispielen diskutieren, auch im Verhältnis zu rassistischen
Ausgrenzungslinien.
Referentin: TOP Berlin
Rassismus als gesellschaftliches Verhältnis.
Zu Ursachen und Konjunkturen rassistischer Diskurse im Bestehenden.
Nach wie vor bleibt Rassismus als Begriff oft theoretisch unbestimmt-wo
liegen gesellschaftliche Ursachen rassistischer Diskurse, welche Funktion
erfüllt er innerhalb des bürgerlichen Staates und welche Konjunktur
erleben wir momentan? Kurz-was bedarf es heute für eine Analyse des
Rassismus?
Referentinnen: Manuela Bojadzijev und Ceren Turkmen (beide wissenschaftliche
und praktisch aktiv im Antira Bereich, u.a. in der Gesellschaft für
Legalisierung und ehem. Kanak attak)
Rechtspopulismus -Mittendrin statt nur dabei
Mit dem Begriff Rechtspopulismus wird ein europaweites Phänomen beschrieben,
dass vielerorts zum Erfolgsmodell der extremen Rechten geworden ist. In
vielen Ländern sind zweistellige Wahlergebnisse und Regierungsbeteiligungen
alltäglich. Wir wollen die wesentlichen Merkmale herausarbeiten und
theoretischen Erklärungsansätze betrachten und diskutieren.
Referenten/-innen: Alexander Häusler (angefr.) Arbeitsstelle Neonazismus
FH Düsseldorf Moderation: Avanti
Vertiefungsworkshops
13:30 – 15:00 Uhr
Sozialstaat und Sozialchauvinismus
Staatliche Sozialleistungen gelten als Errungenschaften, die gegen neoliberale
Anschläge verteidigt werden müssen. Doch der Sozialstaat ist
schlechter als sein Ruf. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass der Sozialstaat
stets Hand in Hand ging mit Arbeitszwang und sozialer Diskriminierung.
Der Amtsterror der Jobcenter hat also System. Anders als in linken Kritiken
häufig unterstellt, wird der Sozialstaat derzeit auch nicht abgebaut,
sondern entscheidend transformiert: Fürsorge, Zurichtung und Disziplinierung
des Humankapitals werden immer enger verzahnt, um letzte Produktivitätsreserven
zu heben. Der Workshop untersucht das Verhältnis von Sozialstaat
und Sozialchauvinismus anhand historischer und aktueller Beispiele.
Referent: Christian Frings (Köln) Moderation: TOP Berlin
Sarrazins Überlegenheits-und Ungleichwertigkeitsideologie
Biologisierung, Ethnisierung und Kulturalisierung sozialer Probleme zur
Legitimierung des Überlegenheitsdenkens bei Sarrazin -Angebot an
die „Elite“ zur Abgrenzung nach „unten“ sowie
an sozial Benachteiligte zur Entsolidarisierung untereinander. Die „Leistungs-und
Konkurrenzgesellschaft“ als Prinzip und Rechtfertigung zur Stärkung
des Ungleichwertigkeitsdenkens über die Verkürzung des Menschseins
auf den „Nutzen“ (Mehrwert) für die Gesellschaft nach
Herkunft, Religion, Geschlecht und Fähigkeiten.
Referenten/-innen: AK "Marginalisierte – gestern und heute"
"save the welfarestate, kill yourself!"
– Zum Zusammenhang von Bevölkerungspolitik, Standortwettbwerb
und Sozialstaat
Mit Tilo Sarrazins Buch ist die Debatte über die Zukunft der deutschen
Wirtschaft und des Sozialstaates wieder an einem – lange schon überwunden
geglaubten – Tiefpunkt rassistischer und sozialchauvinistischer
Ausgrenzung angekommen. Dass die offen rassistischen Thesen des ehemaligen
SPD-Finanzsenators zwar zunächst auf einigen Widerspruch gestoßen
sind, gleichwohl von seiner sozialdemokratischen Partei inzwischen jedoch
offiziell zum Bestandteil des demokratischen Meinungsspektrums geadelt
wurden, hat mit den aktuellen Bedingungen einer kapitalistischen Regierung
der Bevölkerung und deren biopolitischer Disziplinierung zu tun.
Im Workshop sollen einige grundlegende Erklärungsversuche der staatlichen
Regulierung des Sozialen im Kapitalismus wie auch ihrer aktuellen Verlaufsform
vorgestellt und im Hinblick auf Ansatzpunkte für eine emanzipatorische
Intervention diskutiert werden.
Referenten/-innen: autonome antifa [f]
Antimuslimischer Rassismus
Bereits Samuel Huntington hat 1994 polemisch die "blutigen Grenzen
des Islam" als neue globale Hauptkonfliktlinie beschrieben. In den
Diskursen um "Integration", "Sicherheit", "Sozialpolitik"
und "Leistungsverweigerer" kreuzen sich in letzter Zeit zunehmend
viele Ausgrenzungsmechanismen und kulminieren in einem antimuslimischen
Rassismus. Wir wollen die Bedeutung dieser rassistischen Formierung diskutieren,
Widersprüche herausarbeiten und Gegenstrategien sowie Fragen der
Bündnispolitik aufwerfen.
Referenten/-innen: Jennifer Petzen (NARI), ARI, Avanti, Allmende e.V.
„Mehr die uns nützen, weniger
die uns ausnützen…“ – Integration und Verwertungslogiken
Integration scheint inzwischen das Gebot zu sein unter dem jegliche Debatten
über Migration laufen. Warum es dabei nicht um ein netteres Miteinander
geht, sondern der Begriff vor allem dazu dient, das gewünschte Verhältnis
zwischen Biodeutscher Gesellschaft und ‚den Anderen‘ herzustellen,
werden wir hier diskutieren.
Referent: Vassilis Tsianos (euromayday-Bewegung der Prekären und
Mitglied von MigMap sowie des Netzwerks kritische Migrations-und Grenzregimeforschung)
Rechtspopulismus: Akteure und Themen in
Berlin
Zur Wahl des Berliner Abgeordnetenhauses und der zwölf Bezirksverordnetenversammlungen
im September treten zwei Parteien an, die probieren, das Wählerspektrum
für sich zu gewinnen, das sich vorstellen kann eine „Sarrazin
Partei“ zu wählen. Wer steckt hinter den beiden Parteien „Pro
Deutschland“ und „Die Freiheit“? Wie machen Pro und
Freiheit Politik. Was sind Unterschiede und Gemeinsamkeiten dieser beiden
rechtspopulistischen Formationen? Haben diese Parteien Chancen in Berlin
nennenswerte Erfolge einzustreichen? Was hat Berlin im Wahlkampf zu erwarten?
Referent: Fabian Kunow, freier Mitarbeiter der Mobilen Beratung gegen
Rechtsextremismus in Berlin
Rechtspopulistische Diskusstrategien
Europaweit bedienen rechtspopulistische Parteien ähnliche Themen
und Schlagworte: Einwanderung abwehren, Migrant/innen diskriminieren und
drangsalieren, Law & Order, "einfache Bürger" gegen
die etablierten Parteien, Druck auf Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger/innen.
In den letzten Jahren ist die Agitation gegen den Islam und die Muslime
zum vorherrschenden rechtspopulistischen Thema geworden. Der Workshop
beschreibt und analysiert die Grundmuster rechtspopulistischer Agitation
und Selbstinszenierung am Beispiel der deutschen Formationen "Pro
Deutschland" sowie "Die Freiheit" und bietet Raum, um über
Gegenargumentationen und Gegenstrategien zu diskutieren.
Referent: Mathias Wörsching, Verein für Demokratische Kultur
e.V. (Berlin)
Handlungsperspektiven
16:00 – 17:30 Uhr
Selbstorganisierung gegen soziale Ausgrenzung
-und dann?
Der Workshop stellt mehrere Organisierungsansätze gegen soziale Ausgrenzung
und Diskriminierung zur Diskussion. Im Rahmen sog. "Zahltage"
wehren sich Erwerbslose gegen Zumutungen des Hartz-IV-Regimes im Jobcenter.
Anders als bei den Montagsdemonstrationen 2004 spielen hier rassistische
Spaltungslinien keine Rolle. Gesellschaftlich bleiben sie aber ein Problem.
Gewerkschaftliche Projekte wie der „Europäische Verband der
Wanderarbeiter“ und der „Arbeitskreis undokumentiertes Arbeiten“
mobilisieren gegen Sozialchauvinismus und seinen Umschlag in Rassismus.
Was sind die Erfahrungen und Probleme dieser Ansätze im Rahmen des
DGB und seiner Einzelgewerkschaften?
Referenten/-innen: Internationale Kommunist_innen / www.interkomm.tk
Der Anti-Islamisierungskongress in Köln
und Berlin
2008 scheiterte die Pro-Köln-Bewegung kläglich mit ihrem Anti-Islamisierungskongress
am Widerstand von Bürgerschaft und linken Gruppen. 2011 wird es die
Pro-Bewegung in Berlin versuchen und es gilt Protest dagegen zu formieren.
Handlungsstrategien aus Köln sollen beleuchtet und zu Möglichkeiten
für Berlin modelliert werden. Es gilt auch für die radikale
Linke einen praktischen Umgang mit rassistischer Hetze aus dem rechtspopulistischen
Lager zu finden, ohne den Rassismus aus der Mitte zu ignorieren!
ReferentInnen: Barbara (AKKU/Köln), Dirk (Rechtspopulismus stoppen),
Avanti
Abschlussdiskussion
18:00 – 20:00 Uhr
Wie geht’s weiter
Die gemeinsame Abschlussdiskussion gibt einen kurzen Überblick über
die in den verschiedenen Workshops diskutierten Thesen und Themen. Zentrale
Diskussionspunkte werden skizziert und offene Fragen dargestellt. Ziel
ist es, gemeinsam Perspektiven einer emanzipatorischer Politik –
theoretisch wie praktisch – zu erarbeiten.
Moderation: Bündnis gegen Rassismus und Sozialchauvinismus
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Nachbereitung
2. Juni 2011 im Festsaal
Auftaktveranstaltung des Berliner Bündnisses gegen
Rassismus und Sozialchauvinismus.
Mit der Krise sind Rassismus und Sozialchauvinismus
in den politischen Alltag zurückgekehrt. Unter Druck geraten vor
allem Erwerbslose, prekär Beschäftigte und Menschen, denen eine
“migrantische”, insbesondere “muslimische” Identität
zugeschrieben wird. Doch auch der Rest der Gesellschaft wird aufgemischt.
Die Hetze gegen vermeintliche “Sozialschmarotzer” und “Integrationsverweigerer”
ist der Soundtrack einer umfassenden Verschärfung kapitalistischer
Standortpolitik. So werden im Rahmen der “Integrationsdebatte”
ganz allgemein gesteigerte Anforderungen kapitalistischer Verwertbarkeit
durchgesetzt. Der nationale Wettbewerbsstaat macht mobil, und alle müssen
mitmachen. Das Zusammenspiel von Rassismus und Sozialchauvinismus bestätigt
gesellschaftliche Zwänge und spaltet die Betroffenen. Wo rechtspopulistische
Vordenker_innen rhetorische Tabus gebrochen haben, kann staatstragende
Politik um so unbeschwerter “durchregieren”. Während
soziale Garantien gestrichen und gesellschaftliche Risiken privatisiert
werden, steigt in der Mehrheitsgesellschaft das Bedürfnis nach Ab-
und Ausgrenzung. Integrationsdebatte und Alltagsrassismus verstärken
die Marginalisierung von Migrant_innen. Wir wollen das Verhältnis
rassistischer und sozialchauvinistischer Ideologien untersuchen, unsere
Begriffe abgleichen, uns vernetzen und gemeinsam neue Handlungsperspektiven
entwickeln.
Skript unseres Beitrages (basierend auf
der Abschlussdiskussion des Workshoptages und v.a. des Workshops "Mehr
die uns nützen, weniger die uns ausnützen…"
1.Um aktuelle Konjunkturen
des Rassismus als auch seine Wechselwirkungen mit anderen Ungleichheitskategorien
..
historische Einordnung, des spezifischen
Raumes, in unserem Fall Berlin. D.h. Das gerade das Narrativ Berlins als
Erinnerungshauptstadt, und damit die Einbeziehung der 'erfolgreichen Bewältigung'
des NS das doing nation hier konstituiert.
Andere Erzählungen, über koloniale Vergangenheit als auch die
Geschichte der GastarbeiterInnen spielen in diesem Narrativ untergeordnete
Rolle.
Wichtig zum einen - Kontinuität aus NS zu heutigem Rassismus zu einfach(auch
da der NS zur Banalisierung aktueller Ausgrenzung instrumentalisiert wird)
, gerade die Auseinandersetzung über staatliches Erinnern usw. zeichnet
ja nationale Performances aus,
außerdem dass die Geschichte Berlins der letzten 40 auch als Migrations-Stadt
berücksichtigt werden müssen; weil es auch immer die anti-rassistischen
Kämpfe sind, die den Rassismus formen, in dem die herrschenden Diskurse
auf sie reagieren müssen usw.
für die Analyse wichtig; Grenze nicht
einfach zwischen MigrantInnen und Biodeutschen, sondern komplexer, insofern
als dass auch sog. Liberale Werte bei Exklusion eine wichtige Rolle spielen,
was uns zu einem wichtigen Punkt unserer Debatte führt, bzw. den
Begriff des postliberalen Rassismus einführt, der vorherige essentialistische
oder kulturalistische Rassismen zwar nicht ablöst, sondern erweitert,
aber gleichzeitig die momentan dominante Artikulation ausmacht.
2. Postliberale Rassismus - mit Rückgriff
auf liberale Dogmen werden migrantische Subjekte diszipliniert. Errungenschaften
der Aufklärung dienen zur Legitimierung der Ausgrenzung, unter Berufung
auf egalitäre Werte wird Ungleichheit erzeugt. d.h. Eine neo-konservative
Okkupierung vormals emanzipatorischer Begriffe.
Krimalisierender Generalverdacht, präventionsorentiert funktioniert,
die Bringschuld lastet auf den Migrantinnen, positioniere dich, zum einen
Bekenntnis zu 'westlichen Werten',
darüber hinaus aber auch innenpolitisches Instrument, das der Durchsetzung
neuer 'Sicherheitspolitiken' dient.
3. Zentraler Begriff: Integration Motto:
mehr die uns nützen...
wichtig: nicht erst Instrument zum Verfahren mit postnationalen Subjekten,
sondern von jeher ein Begriff zur Pazifizierung der potentiell gefährlichen
Klasse. In den 20ern zur Einhegung der Arbeiterinnen mittels Wohlfahrtsstaatssystem,
heute als Heilsversprechen und Anforderungskatalog nicht mehr nur Kampfbegriff
der CDU (Rückkehr orientierte), bzw. der Sozialdemokratinnen, deren
Konzept es eig. Immer war.
Integration zielt immer auf die Verwertung/Verdinglichung von Subjekten,
d.h. Es geht in erster Linie um Maßstäbe von Leistung und Anpassung
an bürgerliche-kapitalistische Prinzipien.
Gleichzeitig ist er selbst nicht angleicht auf eine 'erfolgreiche' Anpassung,
sondern immer ein auswegloses Konzept- soweit anpassen das mensch nicht
mehr auffällt geht nicht, ist auch nicht gewollt, 'pass dich an,
aber bleib exotisch'.
Der Begriff Migrationshintergrund kennzeichnet Dies selbst am passendsten
- postnationale als Begriff deswegen ?!
Integration propagiert die Eingenverantwortlichkeit der 'Anderen', die
Verantwortung für Ausgrenzung wird in sie selbst verlegt, und gleichzeitig
dient er der Differenzierung in gute, sprich nützliche und die sog.
„Integrationsverweiger“
Exit Option
Der Diskurs um Integration auf der anderen Seite zur Homogenisierung,
und Selbstvergewisserung. Jedoch zu kurz ihn nur als pol. Instrument zu
fassen, vielmehr schafft er auch ein Mittel zur Deklassierung der Anderen
durch die Biodeutsche. Die Versicherung der brüchigen Identität
mit der Nation, selbst des durch Sozchauvinismus marginalisierten Individuums.
Darüber Wiederum auch Integration der biodeutschen Subalternen und
ihre Pazifizierung.
Integration als Politik des städtischen
Raumes
manifestiert sich in der urbanen Panik, bzw. des Mythos um die sog Parallelgesellschaft,
der Ort wo der Integrationsverweiger wohnt - Mythos weil in BRD nicht
vorhanden, was in öffentlichen Diskursen an Bedrohungsszenarien nichts
zu ändern scheint. Widerspruch zwischen Ideal der sozial durchmischten
Stadt und Wunsch nach Distanz.
Die Ausgrenzung auch hier wieder denen zugeschoben, die sich 'abgrenzen'
sich z. Bps. In Neukölln Räume schaffen in denen „mensch
noch nicht mal mehr deutsch sprechen muss“.
Die Vorstellung die hinter sowohl den konservativen als auch linksliberalen
Gegenargumentation stehen, sind die des 'explosiven Gemischs', oder eines
sozialen Sprengstoffs, entstanden durch die Ballung der nicht integrierten
postnationalen Subjekte.
Zum einen als Legitimierung der pol. Interventionen in den städtischen
Raum, Bezirksmanagement aber auch die urbane Panik selbst wird so reproduziert.
Aber auch die vermeintlich anti-rassistische Reaktion liberaler Akteure
bleibt innerhalb solcher Vorstellungen, und argumentiert dann wie der
Soziologe Heitmayer (Schicksal der Reproduktion schrecklicher Zustände
usw. hier nur der Hinweis auf die Verantwortung der Gesellschaft..)
Der rassistische Diskurs ermöglich
es oft MigrantInnen sich nur im kulturellen/religiösen Bereich zu
äußern. Da aber Teilhabe an der Gesellschaft gewollt wird von
vielen, werden diese Möglichkeiten genutzt. Beispiel: Durch Institutionen
wie Islamkonferenz und ständige Zuschreibungen als Muslime, können
sich viele MigrantInnen nur äußern als Muslime, wenn sie wahrgenommen
werden wollen
Handlungsoptionen
Stichwort: urbane Panik aneignen,
praktische Ideologiekritik, d.h Delegitimierung von Begriffen, als auch
praktische Interventionen in Räume, in denen mit diesen Politik gemacht
wird - sprich Parteitag der Grünen.
Raus aus der comfort zone, Dissenz mit ex-Bündnispartnerinnen, mit
den Integrationsbeauftragten der Linken gegen Pro Deutschland macht keinen
Sinn. Nur so können auch etablierte Herrschaftsmechanismen angegriffen
werden und darüber Veränderung erzielt werden (Bsp. Rassismus
statt Xenophobie)
Das bedeutet auch nicht den StichwortgeberInnen
bürgerlicher Diskurse aufsitzen, sondern selber Standpunkte entwickeln,
Begriffe neu besetzen, wie eben den der urbanen Panik - die es nicht zurück
zuweisen gilt, sondern vielmehr zu bejahen.
Es bedeutet aber auch, nicht den Diskurs um für und wieder von Kopftüchern
in liberaler Manier zu reproduzieren, sondern Zeichen von Ausgrenzung
aneignen. Spätestens wenn mittels pseudo-feministischer Rhetorik
exkludiert wird, wird klar, dass es nicht darum gehen kann, sich selber
immer wieder mit dem Hinweis auf fehlende...
Außerdem nicht immer Dichotomien von
antira- und anderen Kämpfen produzieren, sondern Antira als Querschnitt,
Stichwort Stadtpolitik antirassistisch denken.
Sich verbinden, in Bezug setzen funktioniert offensichtlich nicht über
Einladungstexte, oder über Repräsentation auf Flyern.
Raum zum zuhören, nicht dabei die Themen zu denen zusammengekommen
werden könnte immer schon begrenzen. Es gibt überall antirassistische
Kämpfe, nur leider von uns oft als unpolitisch stigmatisiert.
D.h. Selber das widerständige Potential in Migration, aber auch Hennignsdorf
oder auch in '(z.bsp. kurdischen)Kulturvereinen' vorhanden ist.
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Fragmente des Workshoptages
Stichwort-Protokolle einzelner Workshops
Einführungsworkshop Panel Rassismus
„Rassismus als soziales Verhältnis“
Manuela: Anti-Rassismus in der gesellschaft
und in der linken nicht etabliert
Warum wird dann mit derart unbeliebten begriffen an die gesellschaft herangetreten
?
Es muß über die kreise, die auf diese Wörter reagieren
herantreten werden.
Wörter: sozialchauvinismus, Rassismus, rechtspop entsprechen dem
Versuch in bestimmter konstellation Ende der 90er bestimmtes Verständnis
von Rassismus zu bestimmen. Es ist wichtig, jeweils aktuelle Konstellationen
und Konjunkturen von Rassismus zu verstehen
Wie ist die aktuelle Konjunktur von Rassismus
und Anti-rassismus zu verstehen:
Historische vergleiche nur bedingt richtig. Anfang der 90er bis ende der
90er: Vergleich mit dem NS. Dadurch fallen viele Themen der Geschichte
raus.
Es fehlt, wie bestimmte kreise, die bekämpft werden sollen, mit der
Geschichte umgehen
Ein Beispiel: Berlin ist die Stadt des Erinnerns, Viele Menschen kommen
nach Berlin, um zu sehen, wie an Geschichte (NS und DDR) erinnert wird.
In Berlin treten wir das erbe der Geschichte an, die vor 20 Jahren zusammen
gekommen ist. Zusätzlich zu DDR und NS: kolonialgeschichte
In antirassistischen kreisen gibt es kreise, die sich in dem antikolonianismus
verschreiben.
Themenfeld: in Berlin gibt es einen enormen konfliktpotential beim Thema
Sinti und Roma.
In Berlin hat es in den vergangenen Jahren keine Konjunktur zu Antirassismus
gegeben.
Dann kam Thilo Sarrazin und dadurch entstand verstärktes Interesse,
vor allem im Zuge der Krise des Kapitalismus, die vermutlich zu neuen
wellen führt, vor allem, wenn Griechenland demnächst zusammen
bricht.
Die Krise steht in direktem Bezug zu bestimmten rechtspopulistischen Tendenzen,
die zur Zeit in vielen Ländern Europas Konjunktur hat.
In Deutschland gibt es derzeit jedoch keine Partei, die sich Rechtspopulismus
derart auf die Fahne geschrieben hat, wie beispielsweise die FPÖ
in Österreich, in Dänemark, in den Niederlangen, Belgien oder
Frankreich.
Die Polarisierung zwischen den Deutschen und dem Rest ist heute nicht
mehr so einfach, vor allem, weil sich die Zusammensetzung der Gesellschaft
eben auch durch Migration verändert hat.
Beispiel Allianz zwischen Sarrazin und .. kelek: Kelek, ist Sozialwissenschaftlerin,
die zahlreiche Bücher geschrieben hat, die Sarrazins Thesen stützen.
Relevanz, weil sie sich als Feministin generiert und gleichzeitig als
Zeugin gegen ihre eigene community fungiert.
Die These, Migranten seien Opfer des Rassismus, war nicht so einfach,
ist es heute schon gar nicht mehr. Welche Elemente von Rassismus in den
Vordergrund treten hängt von der aktuellen Konjunktur ab, hängt
davon ab, wer gerade daran strickt: Rassismus ist soziales Verhältnis.
Cenan: Wichtig ist die Analyse der aktuellen
Konjunktur
Was hat Rassismus mit Kapitalismus zu tun, was mit Klassenverhältnis,
Was ist das spezifische an Rassismus heute?
Dynamik in den europ gessellschaft in anschluss an die krise. Gibt es
eine Konjunktur von einer neuen Klassendynamik?
Rassistische Ausgrenzungsstrategie zur Neuordnung der gesellschaftlichen
Zusammensetzung.
Schon Nolte und Sloterdijk haben vor Sarrazin in einem kulturrassistischen
Zusammenhang argumentiert.
Vermischung pathologischer Angst vor subalternen MigrantInnen, im besonderen
Muslime. Daneben stehen auch marginalisierte im Visier; Fraktionen der
ehem. Arbeiterklasse und im besonderen das Lumpenproletariat und verarmte
Teile der Facharbeiterklasse.
In Sarrazins Logik muß gesellschaftliche Integration über Produktivität
und Leistungsbereitschaft funktionieren. Die Nichtintegration eines Teils
der MigrantInnen ist also Folge der Leistungsfrage. Neu ist das Konstrukt
"kulturelle leistungsfähigkeit."
Angst und distinktion: In der Abgrenzung des Staats nach unten hin werden
die Widersprüche des Universalismus deutlich. Es findet aber eben
auch eine Diversifikation unter den subalternen statt. Der Kampf gegen
Flüchtlinge des Südens wird zunehmend verstärkt.
Facetten in der Mitte der Gesellschaft. Institutionalisierter Komplex
von Rassismus. Rassismus und Klassenkampf gehen nicht immer miteinander
einher.
Neu: Rassismus ist auch Mittel das die weißen mittelschchten gegeneinander
abgrenzt.
Reformierung des deutschen Bürgertum gestaltet sich auch auf der
Ebene der Migrationspolitik, die in direktem Bezug zur Sozialgesetzgebung
steht und über Disziplinierung und Kontrollmechanismen funktioniert.
Benennt strategische neue gesellschaftliche Ziele. Und ist wichtiger Bestandteil
aktueller gesellschaftlicher Beziehungen auf die es zu antworten gilt.
Einführung zu Ende
Nachfragen: Was beschreibt der Begriff Subaltern?
Subaltern als Verlegenheitslösung benutzt,
um innerhalb der Klassendiskussion offen zu halten, da der Begriff Klasse
neu definiert werden muß. An Gramsci angelehnt.
Ist eine Nischenposition, die es zu füllen gilt.
Nachfrage: Kolonialismus in Berlin nicht präsent in der Erinnerungspolitik
A: Beispiele sind die Umbenennung des Gröbenufer, es gibt eine Gruppe,
die druck auf dhm ausübt. Wedding. Erinnerung an Kolonialismus ist
umkämpft und nicht so klar beschrieben, wie Erinnerungspolitik an
DDR und BRD. Erinnerung ist in einer Stadt, in der Tourismus ökonomisch
enorm wichtig ist, zentrales Thema. Rassismus ist somit ökonomischer
Faktor.
F: Was beschreibt Neorassismus. Für welche Marginalisierten greift
dieser Begriff? Fällt darunter zum Bsp. auch ein weißer dt.
Hartz IV-Empfänger. Ist es eine äußere Zuschreibung über
den Leistungsbegriff. Wichtiger Unterschied ist der Besitz eines deutschen
Passes oder eben eines bestimmten Phänotyp. Das ist schwierig zusammen
zu diskutieren.
A: Neorassismus wurde erwähnt, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten
heraus zu arbeiten. Interessant ist, dass beide Phänomene ineinander
übergehen und über Kultur und Leistung wirken. Vor allem auf
Sarrazins Subalterne MigrantInnen gemünzt, die er im Visier hat.
Politisch interessant ist, wie kann man das aufbrechen und darauf antworten.
Durch Sarrazin sind besonders türkische MigrantInnen. von biologischem
und Sozialrassismus betroffen.
Diese Trennung darf nicht übersehen werden, sonst wären wir
wieder in den 70ern, und würden Begriffe des Klassenkampfes bedienen,
der auch antirassische Elemente aufwies, aber bestimmte Kämpfe auch
erschwert hat.
Dadurch stoßen wir an Grenzen, wo wir nicht mehr wissen, ob wir
noch über Rassismus oder schon etwas anderes reden.
Möglichkeit pol frage zu stellen, die cenan erwatet hat
Wenn man die verschiedenen Rassismen erwähnt und über Antirassismus
nachdenkt, ist es für den politischen Weg wichtig, dass der Antirassismus
nicht in die Falle gehen darf, die ihm der Rassismus stellt. Denn im Rassismus
konstituieren sich die Gruppen erst, die in ein antagonistisches Verhältnis
gestellt werden. Dass sich Leute als säkulare Muslime organisieren,
hat eben damit zu tun. Dass ist analog zu denken mit den Gruppen, die
sich im Klassenkampf konstituieren. Als Soziologinnen sagen wir: Klassen
gibt es nicht, sie konstituieren sich erst im Klassenkampf. Das funktioniert
im Rassismus ebenso. Q.e.d.
Nimmt der anti-muslimische. Rassismus ab, weil Osama bin Ladin erschossen
wurde? Es ist zu hoffen.
Antirassismus kann sich nicht auf die Gruppe der Angegriffenen reduzieren,
diese Gruppe muss sich erweitern. Beispielsweise können auch nicht
nur Frauen Sexismus bekämpfen.
Es ist wichtig den identitären Charakter abzuschaffen. Die politische
Analyse bedeutet, die Tendenz des heutigen Rassismus auszumachen. Die
strategische Frage ist, zu überlegen, wie diese Konjunktur funktioniert.
F: Das Bündnis arbeitet bewusst mit sperrigen und identitären
Begriffen.
Sarrazins Rassismus richtet sich gegen nicht-leistungsbereite und nicht-produktionsintegrierte.
Er konzentriert sich bewusst auf Migrantinnen und diese werden so zu solchen
konstruiert. Dies weist Stigmatisierende Funktion auf. Selbst wenn dargelegt
werden kann, dass seine eugenische Spekulationen quatsch sind, funktioniert
sein Rassismus trotzdem über den kulturalistischen Ansatz. Subalterne
gegen weisungsbefugte. Rassismus ist Agitationsmedium.
Innerhalb diese ideologischen Übergangs, wie ist es möglich
nichtidentitär zu arbeiten?
Wenn wir intervenieren, wie können wir uns von dem dynamischen Wechselverhältnis
von Rassismus und Kapitalismus abgrenzen und die künstliche Spaltung
innerhalb gleicher Klassen vermeiden? Oder wollen wir die ganze Zeit dem
bürgerlichen Diskurs hinterher hecheln.
A: (M) Es ist die Aufgabe die unterschiedlichen Interessensstandpunkte
zusammen zu bringen; von links und radikal. Bündnisse sind notwendig,
mit migrantischer Beteiligung und Hartz IV-EmpfängerInnen. Wie kann
man von links vollzogene Separierungen überwinden um bestehende Spaltungen
zu überwinden?
F: Ein Teil dieses Problems sind sperrige Begriffe. Sozialchauvinismus,
Rechtspopulismus spricht eher weiße Linke an und macht eine Zusammenarbeit
schwer.
Was für Begriffe schweben euch vor? Aktuelle Konjunktur das Rassismus
hat starke antimuslimische Konnotation. Der Tod von Osama bin Ladin trägt
nicht dazu bei, dass antimuslischer Rassismus verschwindet. Warum ist
es in Europa so populär, nach unten zu treten? Nur eine Sicherheitsfrage?
A:(M) Das hat nicht nur mit dem Tod von Osama zu tun, sondern mit der
Konstitution Europas. Wie wird in Europa gedacht? Welche Wertekontext
existiert? Überschneidung zum Neorassismus bietet sich am Beispiel
des Beitritts der Türkei zur EU.
Es wird auch angeboten: Einige von Euch sind nicht Teil des Problems.
So dass nicht alle Muslime betroffen sind. Wir kämpfen gegen anti-muslimischen.
Rassismus nicht nur als Muslime. Erstmal gucken, wenn lokal Bündnisse,
gucken, was gibt es an antirassistischer Organisierung. Welche Begriffe
benutzen sie, welche grenzen und Handlungsansätze gibt es und werden
von ihnen definiert. Dann müssen Dialoge und Diskussionen auf lokaler
Ebene geführt werden. Rassismus konstituiert sich als europäischer
Rassismus. Da ist der antimuslimische Rassismus stark vertreten. Dies
prägt die Erfahrungen der MigrantInnen und hat stark damit zu tun,
was an den Außengrenzen Europas passiert.
A: (C): Es ist aber genauso schwierig, auf die Interessen der Mehrheitsdeutschen
einzugehen. Auch für die gilt es, sich zu integrieren, werte zu verinnerlichen
und sich in das Bürgertum einzupassen. Das weist ähnliche Schwierigkeiten
auf und könnte ein Ansatz sein, sich gemeinsam zu organisieren, unter
internationaler, antinationaler oder anationaler Position.
Die Gelder die derzeit rausgehauen werdensind ein Aufruf zur Individualisierung,
z.B. durch Islam-gipfel, etc. bsp. Sarkozy beispielweise fördert
eine stark pro-katholische Position.
Erstes Plädoyer: Zuhören, dann wird klar, wo die Widersprüche,
auch die eigenen, sind. Überlegen, bis wohin funktioniert meine Analyse.
Es bringt nichts, irgendwohin zu gehen und jemandem die Welt zu erklären.
Zweitens: Sarrazins. Buch wird von vielen gekauft und erfährt im
Zuge der Krise eien Konjunktur. Vor allem von der Mittelschicht, die von
Abstiegsängsten geprägt sind. Die Reorganisierung der Arbeit
und Arbeits- und Prekarisierungsverhältnisse. Das ist auch eine Gender-Frage.
Wie schaffen wir es, diese Prekarisierungsängste nicht auf Rassistischer
Ebene zu diskutieren? Wenn man Sarrazins Rassismus anguckt, ist das einer
der hauptpunket. Wenn Angela Merkel sagt, die Türken und Griechen
sollen mal arbeiten, bedient sie nicht nur alte Rassismen, sondern sagt
auch, dass Leistung etwas bringt. Das ist natürlich Quatsch.
F: Thema, wenn man an alte Bündnisse denkt: Herausforderung, prekarisierte
Rassismen nicht zu bedienen.
F: Man muss aufpassen, nicht als linker Stichwortgeber zu funktionieren
und durch unvorsichtige Begriffsverwendungen Schubladen aufzumachen. Es
ist schwierig durch neuen Aufwind des Rassismus nicht alte Stereotype
zu bedienen. Es müssen evt. völlig neue Begriffe verwendet werden.
A: (M) Warum auch immer, vielleicht hats ja einen guten Zweck.
Ich bin skeptisch, was den Begriff des Bündnisses angeht. Ich betrachte
es eher als politische Organisierungsform, die ihre Grenzen hat. Es sei
denn, man will eine Kampagne machen. Aber ich weiß nicht, ob das,
was diese Stadt nötig hat, eine Kampagne ist. Man sollte einfach
mal anfangen. Das fängt oft bei Kaffee trinken an.
A: (C) Es gibt unterschiedliche Rassismen. Man muss definieren, wogegen
man etwas machen will, aus verschiedenen Perspektiven. Feminismus, Stadtpolitik,
Anti-gentrifizierung sind Teile dieser verschiedenen Perspektiven. Also,
wie können wir das Thema Rassismus von verschiedenen Standpunkten
angehen? Ob wir dann alle integrieren können, weiß man nicht.
Das kann man aber auch nicht mit einem, mit tausend Nebensätzen gespickten
Aufruf vermeiden, bzw. aufheben. Erst mal angucken, welche Kämpfe
gibt es und wer arbeitet dazu, wie können wir diese zusammenbringen.
Was machen die Leute? Es gibt ja beispielsweise auch Hartz IV Beratungen
für MigrantInnen. Das bedeutet aber nicht, Differenzen aufzugeben.
M: Einfach mal anrufen, ob man zusammen Kaffee trinken will.
F: Wie kann man Antirassismus neu erfinden. Und wie kann man diese Anfangseuphorie
überdauern. Warum war Antirassismus in der Linken in den vergangen
Jahren kein Thema? Rassismus war ja nicht weg.
F: Wenn Rassismus Ausdruck sozialer Verhältnisse. Dann ist ja der
Umkehrschluss, das soziale Kämpfe aus antirassistischer Perspektive
zu führen sind. Kämpfe um Stadt sind größtenteils
weiß geführt, aber andere Gruppen arbeiten auch zu diesen Themen.
Da liegt viel Potential. Zusammen zu arbeiten birgt die Chance, diese
Zuschreibungen, die von oben gemacht werden, zu durchbrechen. Wer liest
Sarrazin? Die Mittelschicht.
F: Noch einmal zum Organisierungsprozess: Es wurde breit eingeladen, aber
es kamen nur Gruppen aus dem post-autonomen Spektrum. Auch Türkiyemspor
wurde gefragt. Es gab auch Kontakt zu Allmende, die sich aber nicht beteiligt
haben.
O.K., die Orientierung ging Richtung Abgeordnetenhaus Ende September.
Integrations- und Ausgrenzungsdiskurse sorgen dafür dass diese diskussionen
am unteren Ende geführt werden. Die Diskussion wurde von uns explizit
antinational geführt. Sich einem Kollektiv zugehörig fühlen
zu dürfen ist ein Privileg, deren Hürden im Zuge der Krise höher
gehangen werden. Allmende: Wir sind aber hier, zu zweit.
A: (M) Ich lehen es ja nicht ab, an den Begriffen zu arbeiten. Aber An
welchen ? Gute Begriffe sind die, die die gesellsaftlichen Verhältnisse
erklären. Wenn es euch interessiert, warum Türkiyemspor nicht
kommt. Fragt sie. Oder sie haben keine Zeit. Das liegt an den gesellschaftlichen
Verhältnissen. Für viele Leute ist es schwierig, den gesamten
Samstag im Mehringhof zu verbringen. Politik muss in den Alltag integrierbar
sein. Es gibt im Gegensatz dazu Berufspolitiker. Für die ist Politik
das Leben. Für andere geht es um ihr Leben. Und das muss in Politik
integrierbar sein. Warum gab es keinen Antirassismus in der jüngsten
Vergangenheit? Das ist ein langes Thema. Aber ganz kurz. Rassismus hat
sich an die Grenzen Europas verschoben. Dadurch ist er aus linkem Fokus
verschwunden. Anti-muslimischer Rassismus betrifft viele nicht, weil sie
sich nicht als Muslime verstehen. Was sind die Mobilisierungen, die gerade
tragen? Ich will nicht sagen, dass Sarrazin so wichtig ist für die
aktuellen Anti-Ra Diskurse. Aber er macht deutlich, dass die bisherigen
Fronten nicht mehr tragen.
C: punkt es klar, Es wird versucht Spaltungen von links zu überwinden,
dann funktioniert irgendetwas nicht, dann muss man analysieren warum.
Das hängt vielleicht an unseren Begriffen. Trotzdem wird an diesen
festgehalten. Das reproduziert aber nur die Spaltungsverhältnisse.
Wir müssen auf die Ebene dahinter gehen und Fragen, welche Gründe
hat das?
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Protokoll: Rassismus Vertiefung
„Mehr die uns nützen“ Integration und Verwertungslogiken
Einleitung
Wenn über Rassismus geredet wird geht es zur Zeit meist um Integration.
Dabei geht es v.a. um Assimilation an die Mehrheitsgesellschaft. Integration
ist dabei immer ein hoffnungsloses Unterfangen, weil nie vollständig
erreichbar. Integration ist kein Angebot sondern Hegemoniepolitik. Antirassismus
darf keine Integrationspolitk sein sondern den Dissenz suchen.
Vassilis Tsianos stellt sich vor. Beschäftigt
sich im W2E-Netzwerk mit europäische Abschottung.
These: Es ist wichtig die aktuelle Konjunktur
des Themas zu nutzen. Dabei brauchen wir ein Verständnis von Integration
als Mittel, Machttechnologie und als Waffe in der politischen Arbeit.
Dazu muss die Diskussion europäisiert werden und der Begriff der
Integration immer mit dem Begriff des Rassismus verbunden werden. Nicht
die Diskursanalyse ist hier wichtig, sondern wie sich der Diskurs materialisiert,
also was er mit den Subjekten macht.
1. Der post-liberaler
Rassismus
Spätestens seit Sarrazin gibt es einen Funktionswandel (nicht mehr
Differenzrassismus/ Kulturalismus) zum post-liberalen Rassismus. Nicht
durch Exklussion sondern durch die neokonservative Okkupation liberaler
Begriffe/Versprechen und Universalismen, die rassistisch in Stellung gebracht
werden. Es geht um ein Regierungsverhältnis, die auf die Körper/
Gruppen durchdringt. Beispiel: Gleichstellungstechniken werden zu Regierungstechniken.
Einbürgerungspolitik: Wiederrufbarkeit deutscher Staatsangehörigkeit
(Kontext Integrationspolitik und Antiterror, proaktiv per Stigma). Fall
Kurnaz ist exemplarisch. Ein gebürtiger Bremer (2. Generation)sitzt
in Guantanamo und wird trotz Nicht-Verurteilung und trotz unbegrenzter
deutscher Aufenthaltserlaubnis nicht mehr in Bremen akzeptiert und darf
nicht einreisen. Trotz der erfüllten Integrations-Bedingungen wird
ihm selbst der Aufenthalt nicht mehr gestattet, nur weil er radikaler
Islamist ist.
Die Unmöglichkeit der Integration ist nicht mehr auf der Ebene der
kulturellen Differenz sondern präventionsorientiert, zur Verhüttung
steht die Drohung die Staatsängehörigkeit zu verlieren. Die
Schläferbereitschaft (z.B. der Verdacht des BKA reicht aus um die
Staatsbürgerschaft zu verlieren) scheint das schlimmste zu sein,
was z.B. die unterstellte Selbstghettoisierung usw. in den Schatten stellt.
Post-liberal heißt: es ist möglich zu migrieren und Staatsbürgerschaft
anzunehmen aber schafft auf der Basis der liberalen Gleichheitsversprechen
neue Ungleichheiten, die eben rassistisch sind. Der Weg zur Staatsangehörigkeit
war und ist schwierig. Interessant ist aber was mit der angenommenen Staatsangehörigkeit
passiert. Flexible Hierarchisierung von minderheiten. Bestimmte Formen
des Rassismus nehmen gesamtgesellschaftliche relevanz an, im Moment ist
es ein nicht-institutionalisierter Rassismus auf Basis der Werte der Aufklärung
(neolazistische, feministische Universalismen / Viktimisierung von Frauen
z.B. Kopftuchdebatte / Geschlechterpolitiken / Minderheitenpolitiken).
Alles auf dem Feld der Staatsbürgerschaft bewegt. Andressierungsfeld
sind z.B. die Postmigranten, post-nationalen Subjekte (just in time mehrere
Nationalitäten anzunehmen). Transnationale Identität steht als
Bedrohungspotenzial dar.
2. These: Integration
ist eine Ideologie des Raums und kein Diskurs.
Machttechnik die im Stande ist Subjekte zu schaffen, zu adressieren und
im Raum zu verteilen. Gleichzeitig können die Subjekte im Raum kriminalisiert
und stigmatisiert werden falls die Integration nicht funktioniert.
Geschichte: Integration war ein sozialdemokratisches Konzept.. Eine naive
und aggressive Adressierung migrantischer Subjekte. Integration könnte
auch ein fortschrittliches Modell sein. Hier ist es aber gelungen Integration
als rechte Migrationspolitik und als Konzept das nicht funktioniert darzustellen.
Früher wurde von Germanisierung gesprochen. Migrationssoziologie
von Hartmut Esser ist langweilig und rechts. Mythen der Assimilation,
mehr nicht.
Die deutsche Arbeiterklasse war immer multiethnisch und musste verbürgerlicht
(eben anhand des Staatsbürgerschaft) und nationalisiert werden. Hier
als Pazifizierungstechnik der gefährlichen Klasse (die der lebendigen
Arbeit). Damit sie bereit sind für die Nation zu arbeiten und zu
sterben und die Kultur der Arbeiterklasse (Protestformen usw.) zu verlassen
und in den Fordismus (Disziplinierung) einzutreten. Das Angebot war der
Wohlfahrtsstaat als Integrationsmoment. Nachdem der Keynsianismus gewonnen
hat taucht nun eine weitere Figur der Integration in Form von Bevölkerungspolitik
auf. Und diese neue Form ist keine rassistische Appelation, sondern eine
Raumpolitik zur Disziplinierung von Minderheiten, die auch noch selbst
dafür verantwortlicht gemacht werden (Ghettoisierung, Integrationsverweigerung).
Migration als Metapher für globale
Panik
Beispiel: Hamburger Schulreform-Debatte
Es ging um 3 Jahre die Kinder aller Klassen (eben auch der subalternen
Arbeiterklasse) zusammen Unterricht haben. „Ich will nicht dass
meine Kinder mit Kanaken zusammen lernen“ Die Bürgerschaft
hat sich zu einem konkreten Problem als Eliten-Interventionsarmee konstituiert
und massenhaft durch Beschwörung unterschiedlicher Phatasmen mobilisiert.
Sogar die Regierung wurde so gestürzt und das Gesetz rückgängig
gemacht. Eine aggressive (Re)territorialisierung des städtischen
Raums durch Migrationspanik, eine antisozialdemokratische, postpolitische
Bewegung, die jenseits des Parteienspektrums den Staatsapparat okkupiert
und neuformuliert. Eine elitäre Selbstaktivierung, die nie die Ebene
des Grundgesetzes verlässt und gleichzeitig die Subalternen pazifizieren
will. Grundmotor ist die urbane Panik vor sozialer Durchmischung.
Wiedersprüchlichkeit
der Integrationsfigur und des Kampfes dagegen
Einerseits wird Ghettoisierung beklagt und an die Migranten adressiert
und auf der anderen Seite vor sozialer Durchmischung panisch reagiert.
Die Durchlässigkeit des liberalen Staates wird genutzt um bestimmte
Gruppen wieder zu exkludieren. Und das betrifft nicht nur Migranten, sondern
Deklassierte – deshalb kann man auch von Bioplitik sprechen.
Interventionen: Das Feld der Migrationsdebatte wird dominiert durch den
Feind. Der Feminismus und die GayCommunity haben das Feld der Minderheitenrechte
und Migrationspolitik verlassen (z.B. Burka/ Kopftuch/ Mili Görisch).
Der Antirassismus funktioniert nicht mehr, da der Gegenangriff auf rassistische
Pogrome nicht mehr machbar ist. Überall in Europa existieren keine
wahrnehmbaren Vernetzungen und gemeinsame politischen Praxen zur Migrationspolitik
mehr. Die alten Kommunikationskanäle des Antirassismus konnten nicht
hinübergerettet worden.
Der Appell der „Demokratisierung“ kommt als rassitisches Muster
zu den althergebrachten hinzu, und äußert sich eben nicht in
angreifbaren Pogromen. Auch der Widerstand gegen Rassismus rückt
so nach rechts.
Handlungsoptionen
Nicht die Phantasmen (z.B. der Multikulturalismus, der neu von rechts
okkupiert wird) verteidigen! Wie kann erreicht werden dass die linksradikalen
Milieus mit denen als gefährlich stigmatisierten Subjekten zusammen
kommen? Wir erklären uns nicht bereit die Burka zu verteidigen. Aber
wir müssen, denn es gibt keine Alternative. Sonst wird der Diskurs
und die damit verbundenen Politik automatisch von rechts besetzt.
Die Straßenmilitanz der Gruppen muss verbunden werden. In Athen
2008 gab es einen metropolitanen Streik, der eine Kriegsebene der Multitude
erreicht aht. Alle hatten Lust auf Riots als verbundenes Element. Es waren
keine Subjekte der Klassen, sondern Subjekte der Urbanität, die urbane
Paniken buchstäblich zu praktizieren. Die griechischen Bourgoisie
hat die Koffer gepackt. Nicht urbane Paniken zurechtweisen sondern Formen
der sozialen Militanz forcieren. Urbaner Riot ist der Weg – alle
waren wie verliebt, sie hatten die Nase voll. Aber was ist mit den Versuchen
zum 1.Mai zusammenzukommen? Demos ja, aber wir leben nicht in den gleichen
Diskursen. Die deutsche Linke diskutiert den Sexismus im HipHop statt
gemeinsam zu hören. Wir müssen polarisieren, aber bei Zeichen
der Ausgrenzung. Es geht nicht um die Zurückweisung von Rassismen,
dafür gibt es keinen Raum, sondern um Antagonismen die gesellschaftlich
existieren. Die Sprache der politischen Kultur muss cool und verständlich
sein und ein Versprechen auf Sieg und nicht auf Differenz vermitteln.
Wir brauchen nicht die gemeinsame Sprache sprechen, sondern ob es uns
möglich ist z.B. für einen Monat einen zentralen Platz zu besetzen
und dort zusammen zu kommen.
Ein Unwillen nach der Demo nach Hause zu gehen, ist in Nordafrika und
in vielen Teilen Europa zu spüren. Das eröffnet erst den Raum
für Bündnispolitik. Wenn daraus für die deutsche Linke
keine Perspektive sichtbar ist, dann liegt das daran dass wir alle Kinder
des Fordismus sind. Doch die Effekte sind da, keine Bange. Die Erfahrung
der Subjekte der Veränderung hält lange nach und ist wieder
aktivierbar. Die Bullen in Athen haben heute noch Angst vor den Subjekten
der Veränderung. Die beste PR die es gibt ist der Riot.
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Protokoll: Handlungsperspektiven
Workshop: Antirassistische Selbstorganisierung
These / Fragestellung für den workshop: Brauchen wir
eine Debatte um einen neuen Antirassismus zu praktizieren
I. Bericht von einem Vernetzungstreffen zum Thema „sichtbar
werden“
Treffen von Antiragruppen aus Berlin
War in mehreren Ebenen gemeint;
- einmal untereinander Vernetzung, für die Gruppen die antirasstische
Arbeit leisten
- sichtbar werden Politik
- sichtbar werden für neue Interessierte
- sichtbar werden für die Gesellschaft
Waren etwa 20 Gruppen anwesend, etwa 50 Personen
Waren vor allem weisse Antiragruppen da, Frage ist, woran das liegt
Nach der Vorstellungsrunde gab es Erarbeitung von drei Fragestellungen
in der work Cafe Methode
Erste Fragestellung; mit welchen Strategien bekämpft ihr Rassismus?
Drei Ebenen herausgearbeitet; Theoriearbeit (Umfeld, Sensibilisierung,
…), zweiter Strang Empowermentarbeit, dritter Strang Internvention
bzw. Aktion (Bildungsarbeit, Kampagnenarbeit, ..)
Zweite Fragestellung; mit welchen Gruppen arbeitet ihr zusammen bzw. was
hindert euch an der Zusammenarbeit. Da stellte sich Zeitmangel als Problem
heraus, Wegfallen von Personen, Wissenshierarchie und Wegfallen von Personen
und Missverständnisse, politische Differenzen wie radikalerer Ansatz
versus reformistische Ansätze, die als Spannungsfeld, in diesem Zusammenhang
begriffen werden.
Dritte Fragestellung; ist es sinnvoll die Kräfte zu bündeln?
Fallen euch da Beispiele ein? Antwort war, dass es sinnvoll ist, die Kräfte
zu bündeln. Beispiele No boarder camp, Camp auf dem Schlossplatz.
Als sonnvoll wurde erachtet sich Partnerinnen aus anderen communities
zu suchen, Ressourcen auszutauschen. Gerade Zusammenarbeit für konkrete
Projekte.
Aus diesen Fragestellungen sind AGs entstanden:
- Welche Möglichkeiten der Zusammenarbeit gibt es in Berlin
- Digital Empowerment
Konkrete Ergebnisse waren, dass man Reader machen will,
website als Plattform für Antiragruppen in Berlin (gibt auch eine
Gruppe, die sich kümmern will), auf website Kalender, Mailingliste
für Austausch. Frühjahr 2011 soll ein nächstes Treffen
geben
Vernetzung und tatsächlich auch persönlich auf
andere Aktivisten zu treffen haben ein positives Gefühl oder positiven
Aspekt dieses Treffens gebildet. Wille dieses Treffen regelmässig
zu machen, wurde offenbar.
II. Vorstellung der abolish-Kampagne
Kampagne, die gegen reassistische Gesetzgebung arbeitet, wie das Asylbewerberleistungsgesetz.
Beginn war Versuch der Intervention gegen den Gesetzgebungsprozess mit
dem Ziel in Berlin im Zeitraum der Verhandlung der Gesetze in Berlin ein
Zeichen zu setzen. Stellte sich aber im Laufe der Zeit heraus, dass dieses
Gesetz nicht mehr verhandelt wird.
Flüchtlinge wollten dann mit dieser Kampagne sichtbar werden, da
die ursprüngliche Leitlinie auch wegen der realen Nichtverhandlung
an Aktualität verlor. Dadurch auch Verschiebung des Zieles der Kampagne.
Kampagne ist überregional und weniger bundesweit. In dem Zeitraum
vom 9. – 11. Juli finden Aktionstage statt.
Zeigte sich, dass es bei der Frage der Ausrichtung antirassistischer Arbeit
Differenzen gibt. Also was man primär als Aufgabe seiner Politik
bearbeiten sollte, wie institutionellen Rassismus und Gesetzgebung oder
direkter Flüchtlingsarbeit. Zum anderen zeigten sich Konfliktfelder
im Bereich, der Umsetzung, wie man antirassitische Arbeit machen sollte,
also mit der Selbstorganisierung von Flüchtlingen, welches Verhältnis
diese zu anderen weissdominierten Gruppen haben, wie Netzwerk- und Zusammenarbeit
gestaltet sein sollte.
III. Fragestellung: Wie kann man Bündnisarbeit gestalten
und was für Kriterien haben wir für so eine Zusammenarbeit?
Wie sind eure Ansätze éffentlichkeit zu erhalten,
da gerade in der Gesellschaft Themen wie rassistische Gesetzgebung abgemeldet
sind. Habt ihr Ansätze sichtbar zu werden? à Gegenöffentlichkeit.
Kämpfe werden nicht als politisch wahrgenommen, habt ihr da Ansätze?
Ausgangsbedingungen sind verschieden, da die stark unterdrückt sind.
Dadurch ist ein Unterschied gegeben. Deswegen ist Antira nicht Antira.
Die haben einfach nicht andere strukturelle Diskussion. Und so was muss
man einfach mitbedenken beid er Frage der Organiseriung. Da erste Mal
Verhältnisse hergestellt werden müssen, damit man auf einer
Augenhöhe Politik machen kann.
Anspruch der Einbindung von Flüchtlingen ist immer da und die werden
auch eingeladen. Diese kommen aber häufig nicht. Man muss auch anfangen
bei alltäglichen Kämpfen.
Ne Einladung reicht nicht aus. Lebenswelt von Flüchtlingen ist ne
andere.
Differenzen in dem Status zu erkennen und wahrzunehmen bedeutet nicht
automatisch ein caritatives Verhältnis zu entwickeln.
Die Forderung auf einer Augenhöhe zu stehen ist eine gegenseitige
Sache.
Normale Leute, wollen ein recht auf friedliches Leben durchsetzen. Warum
müssen Leute qua ihres Status automatisch politisch sein, warum werden
sie in diese Rolle gedrängt?
Leute Politisieren und Orgsanisieren.
Linke ist unattraktiver Bündnispartner, da wenig zu Tage tritt, wofür
man inhaltlich steht. Was begreift man als politisch. Und die klare Aussage,
was man vertritt und was man für politische Arbeit macht. Viel, was
als politische Arbeit genannt wird ist keine politische Arbeit.
Teilnahme bzw. Zusammenarbeit ist wichtig, das bedeutet, dass Biodeutsche
häufig Diskurse vorgeben, innerhalb derer sich Flüchtlinge und
Betroffene äussern dürfen.
Augenhöhe herstellen fast zum Scheitern verurteilt, wenn es kein
gemeinsames politisches Projekt gibt, an dem man zusammenarbeitet.
Aufgreifen eines moralischen Diskurses, Ansetzen. Kein diskursprägendes
Ereignis.
Realpolitische Perspektive braucht man, damit einen gemeinsamen Modus
entwickeln kann für politische Verbindlichkeit und Bindung für
Zusammenarbeit. Dann stellt sich die Frage der Augenhöhe auch nicht
mehr.
Stellvertretungsdiskussionen. Diese Fragen müssen gemeinsam
diskutiert werden. Nicht fruchtbar. Gemeinsamer Kampf suchen; muss praktisch
aufgebaut werden.
AntiraArbeit hiess für die deutsche Linke meistens Flüchtlingsarbeit.
Die Arbeit mit Migrantinnen war eher marginal.
Frage muss praktischer geführt werden. Wie artikuliert man sich und
wie tritt man auf. Die Artikulationssprache sind wichtig.
Camps waren wichtig – als Event – das die Szene zusammenhängt.
Als Projekt, was dann die einzelnen Gruppierungen zusammenhält und
auch eine Plattform bildet, damit sich die einzelnen Gruppierungen auch
austauschen können.
Grenzcapms stellten solche Institutionen dar.
Probleme gemeinsam diskutieren, wo man Politik machen will
Debatte ermöglichen, äusserung möglich machen
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