21.11.2009:
Über 2000 bei Silvio Meier Gedenkdemo
Polizei hällt sich vor DemobeobachterInnen zurück
Mehr als 3000 AntifaschistInnen gedachten
am 21.11. dem von Nazis ermordeten Silvio Meier in Berlin-Friedrichshain.
Nach der Mahnwache, bei der GenossInnen aus Madrid und Moskau über
die Morde an Carlos und Ivan berichteten, demonstrierten die Demo-TeilnehmerInnen
u.a. für den Erhalt von linken Freiräumen, gegen Gentrification
und staatliche Repression. Lautstark wurde aber auch die Freilassung von
Tobias gefordert, der seit dem 16.11. in Haft sitzt. Auf der Demo überwachten
rund 30 Personen die Polizei, um Übergriffe zu verhindern. Obwohl
sich die Polizei bis zum Ende zurück hielt wurden 17 DemonstrantInnen
festgenommen. Gegen zwei von ihnen wurde Haftbefehl erlassen - ein Novum
für die Silvio-Meier-Demo.
Im Vorfeld gab es kleinere Aktionen wie Infostände in vermeintlichen
Nazi-Homezones und die Umbennenung des U-Bhf. Samariterstr. in Silivio-Meier-Str.
Das Gedenken an Silivio Meier ist teil der Kampagne „Siempre Antifascista",
die im internationalen Kontext an getötete Antifaschisten erinnert.
Berichte: 1,
2,
3,
4,
Straßenumbennung
Fotos: 1,
2,
3,
4, 5,
6,
7,
8,
9
>>> www.silviomeier.de.vu
& siempre
antifascista
-----------------------------------------------------------------------
Enough is Enough!
Linke Freiräume schaffen - Gegen Nazis, Staat
& Kapital
21. November 2009: Vor 17 Jahren wurde der
Hausbesetzer und Antifaschist Silvio Meier ermordet. Während einer
Auseinandersetzung mit Neonazis am U-Bahnhof Samariterstraße in
Berlin-Friedrichshain stach einer der Neonazis mehrfach auf Silvio ein
und verletzte ihn schwer. Kurze Zeit später erlag er seinen Verletzungen.
In Gedenken an Silvio und all die anderen
Opfer und Betroffenen von rechter Gewalt wird seit dem jährlich die
Trauer, der Protest und die Wut lautstark auf die Straße getragen.
Wie jedes Jahr ruft auch diesmal ein Bündnis aus linken Gruppierungen
zur jährlichen Silvio-Meier- Gedenkdemonstration auf.
Neonazis...
Am Todestag von Silvio soll jedoch nicht nur seiner Ermordung gedacht
werden. Rechte Gewalt ist nach wie vor ein aktuelles Problem, auch in
Friedrichshain. Nicht selten treffen Neonazis auf ein rechtsoffenes Kneipen-,
Party- und Konsummilieu, in dem sie ungestört ihre menschenverachtenden
Ideologien vertreten und äußern können, ohne auf großen
Widerstand zu stoßen. Die Großraumdisko "Jeton",
der Thorsteinar- Laden "Tromsø" in Friedrichshain und
die Nazikneipe "Zum Henker" in Schöneweide sind nur einige
Beispiele für solche Orte. Keine Woche vergeht, in der es nicht zu
Angriffen auf vermeintliche Migrant_innen oder Andersdenkende kommt. Dies
zeigt auch die jüngste Geschichte:
Am 12.07.2009 wurde ein Jugendlicher am
S-Bahnhof Frankfurter Allee von einer Gruppe Neonazis, die sich zuvor
im Jeton aufhielten, angegriffen. Nachdem sie auf ihn eingeprügelt
und -getreten hatten, selbst als er bewusstlos am Boden lag, wurde er
schwer verletzt in die Notaufnahme eingeliefert. Er war kein zufälliges
Opfer: Er wurde angegriffen, weil er nicht in das beschränkte Weltbild
der Neonazis passte nicht desto trotz wurde der Mordversuch von den Medien
und Politik als Links-Rechts Auseinandersetzung verharmlost. Solche Ereignisse
sind keine Einzelfälle. Sie reihen sich in eine lange Chronologie
von Übergriffen mit z.B. rassistischer, homo-/transphober oder antisemitischer
Motivation ein.
...und andere Probleme
Trauer allein ändert nichts an den herrschenden Verhältnissen
in einer Gesellschaft, in der sich mensch ständig mit Rassismus,
Homophobie, Sexismus, staatlicher Kontrolle und kapitalistischer Ausbeutung
konfrontiert sieht. Neben Angriffen von Rechts stellen kapitalistische
Stadtumstrukturierungsprozesse (Gentrifizierung), polizeiliche Überwachung
und mediale Hetze einen weiteren Teil der Zumutung dar, den es entschlossen
entgegen zu treten gilt. Ob Polizeigewalt auf Demos, schikanierende Kontrollen
auf dem abendlichen Nachhauseweg, permanente Überwachung durch zivile
Polizei-Einheiten, aufhetzende Zeitungsartikel in der Presse oder profitorientierte
Investoren, Firmen und Hausbesitzer. Menschen, die anfangen sich aktiv
gegen solche Tendenzen zu wehren und für ein solidarisches Miteinander
kämpfen, müssen sich mit diesen Organen konfrontiert sehen.
So sind auch viele alternative, linke und emanzipatorische Projekte bedroht.
Diese bieten Raum für eine lebendige, subkulturelle, Jugend- und
Widerstandskultur. Nicht nur im Kampf gegen Neonazis, sondern ebenso als
Orte für politische Diskussionen, Veranstaltungen, Parties und als
Freiräume gegen gesellschaftliche Unterdrückungsformen. Die
Verteidigung der bestehenden, sowie das Erkämpfen neuer Freiräume
ist deshalb ein wichtiges Mittel gegen Vereinzelung und für eine
solidarische Gesellschaftsordnung. Hausprojekt, Infoladen, Politkneipe,
Wagenburg oder Antifacafé: all dies sind Orte, die ständigen
Bedrohungen ausgesetzt sind.
Aktuell sind zum Beispiel die Hausprojekte
Liebigstraße 14, Brunnenstraße 183, Rigaer Straße 94
und der Wagenplatz Schwarzer Kanal akut von Räumung bedroht, weil
sie auf gewinnversprechendem Boden liegen und überteuertem Wohnraum
weichen sollen.
"Zur falschen Zeit am falschen Ort?"
Aber auch abseits der Freiraumthematik haben Menschen mit Problemen zu
kämpfen, wenn sie das Maul aufmachen, sich zur Wehr setzen und ihren
Protest in Taten umsetzen. So sind in der Vergangenheit viele Aktionen
gelaufen, die sich gegen Neonazis, Polizei und Kapitalismus richteten.
Den staatlichen Organen ist das ein Dorn im Auge. Was folgt, sind Überwachung
eingeleitete Ermittlungen. Oft spielen Politik und Medien dabei eine bedeutende
Rolle. So wird beispielsweise in der Presse regelrechte Hetze gegen vermeintliche
"Hassbrenner" oder "Chaoten" betrieben. Diese werden
dafür verantwortlich gemacht, wenn sich Straßenraum als Freiraum
angeeignet wird, staatliche Einrichtungen angegriffen oder Fahrzeuge bedeutender
Wirtschaftsunternehmen zerstört werden.
Der in den Medien und von nach Ordnung schreienden
Politiker_Innen erzeugte Druck auf die Ermittlungsbehörden steigt,
so dass nun jede x-beliebige Person ins Visier der Ermittlungen rutscht
und somit ganze vermeintliche Straftäter_Innenkreise konstruiert
werden, um "Ergebnisse" der Öffentlichkeit präsentieren
zu können. So auch im Fall von Alex und Christoph. Beide sitzen monatelang
in Untersuchungshaft, weil Polizei und Staatsanwaltschaft sie willkürliche
beschuldigen, Autos in Brand gesteckt zu haben.
Wenn Menschen sich aus unterschiedlichsten
Gründen dazu entschließen Widerstand zu leisten, ist das legitim.
Wir unterstützen diese Menschen und rufen zu Solidarität auf.
Wir rufen deswegen alle, die kein Bock mehr haben auf Nazistress, Räumungen
linker Projekte permanente Überwachung durch Bullen und Probleme
durch eine profitorientierte Umstrukturierung der Stadt auf, dies auf
der Silvio- Meier- Demo 2009 lautstark und entschlossen zum Ausdruck zu
bringen.
Nazis, Staat und Kapital in die Suppe spucken!
Hinaus zur Silvio-Meier-Demo!
Enough is Enough!
-----------------------------------------------------------------------
Antifa-Jugendinfo 2009
als PDF
Themen: Demo 1x1 Tipps und Tricks für
Demogänger_innen | The kids are united! Heraus zum Schulstreik am
17. November 2009 | Interview mit Antifas Kampagne "Komm zur Jugendantifa"
| No Justice, No Peace. Repression gegen linke Strukturen | Die Polizei
... mehr als dein "Freund und Helfer" | Jeton. Das Tor zum Osten
| Lieber nackt als Thor Steinar - Proteste gegen den TS-Laden in Friedrichshain
| Hort des staatlichen Rassismus | Die Ausländerbehörde am Nöldnerplatz
| Antiziganismus - Eine ungebrochene Tradion in Deutschland | Tschüssi
statt Horrido - Ein kleines Antifa "How to close a nazishop"
| Ranzbezirke Nord-Ost | Linke Projekte am Stadtrand | Gedenken an Dieter
Eich - Gesichter und Namen statt blinde Flecken | Siempre Antifascista
2009 - Aktionswochen gegen Nazigewalt | Dresden 2010 calling - Den Naziaufmarsch
in Dresden stoppen!
-----------------------------------------------------------------------
Redebeiträge
Problemladen Jeton
Zu unserer Rechten sehen wir immernoch die
Diskothek Jeton. Seit mehr als drei Jahren wird darauf aufmerksam gemacht,
dass es nicht irgendeine primitive Großraumdisse ist, sondern eine
in der rechter Konsens herrscht. Hier können Rechte feiern ohne auf
ihre Thor-Steinar Klamotten angesprochen zu werden, den rechten Arm zum
Hitlergruß heben, ohne dafür
belangt zu werden. Und hier werden sie immer jemand finden mit dem sie
Zecken kloppen gehen.
Es war kein Zufall, dass Josh in der Nähe des Jeton halb tot geprügelt
wurde. So gibt es eine Kontinuität der vom Jeton ausgehenden Gewalt.
Allein aus den letzten drei Jahren sind elf Fälle von gewalttätigen
Übergriffen, Beleidigungen und Hetzjagden zwischen Jeton und S-Bahnhof
Frankfurter Allee bekannt.
Diese sind vielmals eindeutig dem Neonazi-Spektrum zuzuordnen und richteten
sich
nicht nur gegen Linke sondern auch gegen Obdachlose, Straßenmusiker,
Migranten und im Zweifelsfall auch nur zufällig kritisch schauende
Menschen. Und hier sprechen wir nur von den dokumentierten Übergriffen
hinzu kommen all die undokumentierten Fälle von frauenfeindlichen
Attacken und anderen Gewaltexzessen nach dem Besäufnis in dieser
Disko. Und trotz der so eindeutigen Geschehnissen und mindestens 5 Demos
dieses Jahr ist das Jeton immer noch offen als Tor zum Osten für
alle Nazis, die nach Friedrichshain und weiter wollen.
Die Tatasache, dass mitten in Berlin ein
solcher Laden bestehen kann, ein Ausgangsort so vieler Übergriffe,
ist nicht nur ein Armutszeugnis, sondern zeigt auch, dass es einen Bedarf
für eine solche Lokalität trotz Klarheit über die dortigen
Zustände gibt. Dass das Jeton nur als der Ort bekannt ist, wo Nazis
gern feiern, saufen und pöbeln, ist untertrieben, denn der Betreiber
distanzierte sich nie von diesen Gästen, eher noch wirkte sein jahrelange
Schweigen wie eine Art Solidarisierung. Aber jemand, der Nazis als sein
Publikum akzeptiert, wird wohl selbst nicht soweit davon entfernt sein.
Aber wo bleibt der Druck und die Kontinuität des Engagements gegen
diese verherrende Ignoranz? Muss jedesmal erst etwas Schlimmes passieren
oder eine Demo den Ort tangieren, damit das Jeton thematisert wird? Welche
Konsequenzen hat der Betreiber des Jetons aus dem schrecklichen Übergriff
gezogen? Keine. ..
Die Toleranz gegenüber Rechtsextremismus, die sich in diesem Mainstream
ausprägt, bleibt, wenn man sich die Zahl von Betroffenen rechter
Gewalt ansieht, schleiherhaft. Diese Passivität und schlimmer noch
die meist breit getragene Verharmlosung ist nicht mehr erträglich.
Die Frankfurter Allee darf kein Gewalterlebnisspark für Nazis sein.
Deswegen fordern wir schon länger und jetzt nur noch vehementer:
"Dem Jeton den Kampf ansagen." Ende der Scheinheiligkeit. Das
Jeton als ein rechter Treffpunkt muss auch so behandelt werden. Heute
ist nicht aller Tage, wir komm'n wieder, keine Frage!
euer Koalitionsvertrag ist nur ein stummer
Schrei nach Liebe....
Seit Ende September diesen Jahres regieren
in Deutschland die Konservativen allein. CDU und FDP haben in ihrer Koalitionsvereinbarung
mehrfach niedergeschrieben, dass es nun Staatsaufgabe ist neben Rechtsextremismus
auch Islamismus und den von ihnen so genannten Linksextremismus zu bekämpfen.
Konkret sollen die Fördertöpfe für Programme gegen Nazis
nun auch für sowas wie ein Mobiles Beratungsteam gegen Links geöffnet
werden.
Zusätzlich kam letzte Woche ein Verfassungsschutzbericht zum Thema
Linke Gewalt in Berlin raus. Dieser Bericht soll alle angeblichen Straf-
und Ordnungswidrigkeiten Linker zusammenfassen, die im Zeitraum der letzten
drei Jahre in Berlin vom Staatsschutz erfasst wurden.
Bei der Pressekonferenz des VS war neben Innensenator Körting und
Polizeipräsident Glietsch auch der Vorsitz der Landeslehrerkonferenz
anwesend. Alle zusammen entwarfen sie eine Vorgehensweise wie sie dem
selbstattestierten Bericht gehorsam leisten und nächstes Jahr entschloßen
gegen Linke vorgehen wollen. Es reiht sich zur Schulprojektwoche gegen
Linksextremismus und Verdrängung von Antifas aus Bürgerlichen
Antinaziprotesten, dass der Verfassungsschutz selbst nun linke Themen
wie Gentrifizierung oder Arm-Reich-Problematiken inhaltlich besetzen will.
Was sich davon jetzt in die Wirklichkeit umsetzt, bleibt eher spekulativ.
Entscheidend sollte die Erkenntnis sein, dass sowohl Schwarz-Gelb aber
auch eine Rot-Rote-Landesregierung sich auf die Agenda der nächsten
Jahre, dem Kampf gegen Linksradikale, beschworen haben.
Gedanklich fußt das Ganze auf der Behauptung einer freiheitlich-demokratischen
Grundordnung, die die Mitte der Gesellschaft darstellt. Links und rechts
daneben wird umso weiter von diesem Punkt entfernt, der Links- und Rechtsextremismus
gebildet. Was beide eint ist Verfassungsfeindlichkeit. Und somit ist dann
Asylbewerberheime in Rostock abfackeln gleich ein paar brennenden Autos
in der Berliner Innnenstadt. Stalin wird zu Hitler und die DDR wurde sogar
mehr befreit als das dritte Reich 1945.
Diese theoretische Gleichsetzung ist nun kein Meisterstück, eher
noch ein Symbol für die Verharmlosung neonazitischer Verbrechen.
Die Ausführung bleibt deshalb aber leider nicht erspart. Staatliche
Repression und Prävention wird die nächsten Jahre spürbar
härter. Aber die Wahrheit ist auf unserer Seite.
Und wie jemand mal so nett sagte: "Links neben uns ist nur noch die
Wand und wo wir sind, da ist vorne!"
Rede Moskauer Antifaschisten auf der Gedenkdemonstration
zum Andenken Silvio Meiers und aller Opfer neonazistischer Gewalt
Den heutigen Tag, den 21. November 2009,
begehen wir im Andenken Silvio Meiers und anderer Menschen, welche durch
Neonazis getötet wurden.
Leider haben auch wir in Russland Gründe, den Opfern neonazistischer
Gewalt gerade im November zu gedenken. Vor vier Jahren, am 13. November
2005, wurde in St. Petersburg unser Freund und antifaschistischer Genosse
Timur Kacharava ermordet, diesen Montag, den 16. November 2009, wurde
in Moskau der Antifaschist Ivan Chutorskoj getötet. In den letzten
3,5 Jahren sind alleine in Moskau 7 Antifaschisten auf solche Weise umgekommen.
Aber die antifaschistische Bewegung wächst. Auch aus diesem Grund,
weil sie mittlerweile offene Auseinandersetzungen mit Antifas fürchten,
sind Neonazis zu feigen Morden aus dem Hinterhalt übergegangen, zu
Schüssen in den Hinterkopf.
Vor kurzem berichtete der russische Präsident Dmitrij Medvedev im
deutschen "Spiegel" über die Aufklärung der Morde
an dem Rechtsanwalt und Antifaschisten Stanislav Markelov und der Journalistin
und Antifaschistin Anastasia Baburova. Ja, deren Mörder sind gefasst.
Ja, im letzten Jahr wurde die Verfolgung neonazistischer Gruppierungen
intensiviert. Aber die Zahl der von Neonazis verübten Morde (die,
welche in Erfahrung gebracht und gezählt werden können), hat
sich praktisch nicht verringert - 2008 sind etwa 100 Fälle bekannt
geworden und bereits 80 bis November 2009.
Außerdem darf nicht vergessen werden, dass in den voran gegangenen
Jahren die Regierung Russlands und deren Propaganda viel für das
Anwachsen von Xenophobie, Nationalismus und die Stärkung der neonazistischen
Szene getan haben.
Es darf nicht vergessen werden, dass in den letzten Jahren mindestens
vier größere neonazistische Organisationen unter dem direkten
Schutz der Regierung gestanden haben: Die "Russische nationale Einheit",
die "National-Sozialistische Gemeinschaft", die "Bewegung
gegen illegale Immigration und aktuell "Russkij obraz", die
Organisation, zu der die am 04. November verhafteten Mörder Markelovs
und Baburovas gehören. Eben aus diesem Grund haben Moskauer Antifas
als Antwort auf die Ermordung Ivan Chutorskojs das Büro von "Junges
Russland" angegriffen, einer marionettenhaften pro-Kreml-Jugendorganisation,
welche gerade den "Russkij obraz" deckelt.
Wie wir sehen, geht der nazistische Terror
in Russland weiter.
Gerade deswegen muss weiterhin Druck auf
die russische Regierung aufgebaut werden, damit sie aufhört, Nazi-Strukturen
zu unterstützen, die nationalistische Propaganda einstellt und sich
ernsthaft auf die Verfolgung nazistischer Mörder konzentriert.
Daran müssen wir nicht nur an solchen
Tagen denken, wie heute. Sondern auch dann, wenn russische Politiker_innen
nach Deutschland kommen, um ihre Geldgeschäfte zu machen, Ausstellungen
und Kinofestivals zu eröffnen und dabei versuchen, Russland als normales
demokratisches Land darzustellen. Glaubt ihnen nicht!
Erinnert sie an die unaufgeklärten faschistischen Morde in Russland
und an den weiterhin präsenten Nazi-Terror im Land.
Hoch lebe die internationale Solidarität
der Antifaschist_innen!
---------
Zum aktuellen Stand der Verfahren gegen
Christoph und Alex.
Wie die Ereignisse der vergangenen Woche
wieder einmal deutlich gezeigt haben, sind wir alle einer immer heftiger
werdenden Repression durch die Staatsorgane ausgesetzt. Weiterhin beteiligen
sich auch die üblichen Medien, wie BILD, BZ und Kurier, in gewohnter
Weise an der Stimmungsmache gegen uns alle und an der Vorverurteilung
von Genossen und Freunden. Da uns diese Methoden nur allzu bekannt sind,
möchten wir euch an dieser Stelle auf zwei exemparische Fälle
aufmerksam machen.
Zu Alex:
Alex wurde am 23. Oktober nach 156 Tagen U-Haft endlich aus der JVA Pankow
entlassen und am 03. November freigesprochen. Der Richter begründete
den Freispruch damit, dass Alex Schuld nicht erwiesen sei. Damit sprach
er das aus, was der Verteidigung und den Prozessbeobachtern bereits seit
längerem klar war: die Staatsanwaltschaft hatte in diesem Prozess
nichts aufzubieten außer die Strafmaßforderung von mind. 3
Jahren aus Gründen der „Generalprävention“. So verstrickten
sich die Hauptbelastungszeugen während des Prozesses in Widersprüche
bzw. wiesen so große Gedächtnislücken auf, dass wir ihnen
am liebsten die Visitenkarte eines Neurologen in die Hand gedrückt
hätten. Auch konnten weder an Alex` Händen noch an ihrer Kleidung
irgendwelche verwertbaren Spuren festgestellt werden. Die Staatsanwaltschaft
war so verzweifelt, dass sie am letzten Prozesstag sogar die Post, die
Alex im Knast bekommen hatte, vorlas, um die linkspolitische Einstellung
von Alex deutlich zu machen. Doch der Richter stellte in seiner Urteilsbegründung
fest, was wir schon lange wissen: nämlich dass weder der Besitz von
Grillanzündern noch die Hinweise auf eine linkspolitische Einstellung
als Hinweis auf Straftaten zu deuten sind. Dennoch gibt die Staatsanwaltschaft
nicht auf und sucht nach weiteren Möglichkeiten der Blamage! Sie
hat Beschwerde gegen das Urteil eingelegt.
Zu Christoph:
Christoph wurde am 20. Oktober nach 97 Tagen aus der U-Haft mit der Begründung
entlassen, dass eine Verurteilung für „unwahrscheinlich“
gehalten wird. Dem war die Aussage eines Zeugen der Anklage, einem LKA-Sachverständigen,
vorangegangen. Der Chemiker gab nämlich zu Protokoll, dass erstens
keinerlei Brandbeschleuniger am Tatort gefunden worden seien, zweitens
die am Angeklagten gefundenen Lampenölanhaftungen auch schon bis
zu zwei Wochen vorher dort gewesen sein könnten und drittens Lampenöl
mehr als ungeeignet ist, um Brände zu legen. Brisant ist, dass diese
Erkenntnisse keineswegs neu sind, denn ein entsprechendes Gutachten lag
der Staatsanwaltschaft bereits am 13. Juli vor. Also seit dem Tag, an
dem Haftbefehl gegen Christoph erlassen worden war. Doch wer am zweiten
Prozesstag, dem 23. Oktober, mit einer Einstellung des Verfahrens gerechnet
hatte, wurde von der Anklage eines besseren belehrt. Die Staatsanwaltschaft
beantragte ein Obergutachten, dass das Gutachten ihres eigenen Zeugen
überprüfen soll! Der Richter gab dem statt und so wurde das
Verfahren ausgesetzt.
Diese beiden Fälle stehen exemplarisch
dafür, dass die Strafverfolgungsbehörden und die Politik den
allnächtlichen Autobränden hilflos gegenüberstehen und
händeringend auf der Suche nach möglichen Tätern sind.
Hierbei ist nicht der Einzelfall von Bedeutung, sondern die „Generalprävention“,
d. h. die Abschreckung z.B. durch besonders hohe Haftstrafen. Außerdem
ist es mittlerweile Standard, dass wir Kontrollen vor Demos, Kundgebungen
oder öffentlichen Gerichtsverhandlungen über uns ergehen lassen
müssen. Täglich observieren Beamte des Staatsschutzes linke
Einrichtungen, aber auch Jugendklubs und notieren sich die Namen der Besucher.
Im Zusammenhang mit fragwürdigen Ermittlungsverfahren werden Personen
räumlich und telefonisch überwacht und ihr gesamtes Umfeld durchleuchtet.
Weiterhin ist rückblickend seit Jahren die Tendenz festzustellen,
dass unter fadenscheinigen Begründungen Ermittlungsverfahren inszeniert
werden, um tief greifende Überwachungsmaßnahmen rechtfertigen
zu können.
Eine Öffentlichkeit, die derartige
Vorgänge kritisch beleuchtet, scheint nicht zu existieren. Wenn es
gegen vermeintlich „Linke“ geht, mangelt es vielen Medien
nicht nur deutlich an kritischer Distanz zu Behörden und Politik,
nein: sie arbeiten sogar mit diesen zusammen, wie nicht nur die Bilder
von Tobias` Verhaftung beweisen! Daher verwundert es nicht, dass z. B.
Aussagen von Strafverfolgern und einzelnen Politikern ungeprüft übernommen
werden. So wurden Alex, Christoph und Tobias öffentlich als „Hassbrenner,
Feuer-Chaoten und Feuerteufel“ vorverurteilt und diffamiert. Was
dies für Konsequenzen für die betroffenen Personen hat, ist
jedem klar.
Denkt daran: es kann jeden von uns treffen!
Deshalb: Gegen Staatsschutzkonstrukte und
Medienhetze!
<<<
Aktionen
|