21.-24.11.2007:
Silvio-Meier-Gedenken 2008
Aktionen, Mahnwache, Demo, Jugendantifakongress und
Neonaziaktionen
Am Samstag, dem 24. November 2007 haben
rund 2.000 Personen an der Silvio-Meier-Demo in Berlin teilgenommen. Die
Demonstration erinnerte an den vor 15 Jahren in Berlin von Neonazis ermordeten
Hausbesetzer Silvio Meier und wies auf die aktuelle Bedrohung durch Neonazis
und rechtes Gedankengut in Friedrichshain hin.
Etwa 50 Neonazis führten in der Margarethenstr. (Lichtenberg) eine
Gegenkundgebung durch und verhöhnten Silvio Meier unter massivem
Polizeischutz. Dagegen gab es ebenfalls eine Gegenkundgebung der Bezirksbürgermeisterin.
Am Vormittag hat sich der Berliner Landesverband zum jährlichen Parteitag
im brandenburgischen Velten mit kanpp 100 Persoen getroffen.
Am gleichen Wochenende fand in Berlin ein bundesweiter Jugendantifa-Kongress
mit etwa 200 TeilnehmerInnen statt.
Vorausgegangen waren zahlreiche Aktionen in den berliner Bezirken, um
auf die konkrete Situation vorort aufmerksam zu machen. In Friedrichshain
gab es eine gedenkpolitische Aktion einiger Anwohner und die Neueinweihung
einer Gedenktafel für Silvio Meier, da die alte im letzten Jahr von
Neonazis aus dem U-Bhf. Samariterstr. geklaut wurde.
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Aufruf: Get up, stand
up!
Antifa heisst Angriff - Linke Freiräume verteidigen!
Vor 15 Jahren, am 21.November 1992, wurden
vier junge Menschen von einer Gruppe Neonazis am U-Bhf-Samariterstraße
angegriffen und einer von ihnen, Silvio Meier, in Folge der Auseinandersetzung
ermordet. Die Anzahl extrem rechter Übergriffe hat Friedrichshain
nach ganz oben auf die Rangliste extrem rechter Übergriffe katapultiert
Dass gerade in einer Gegend, die für viele alternativ denkende Menschen
Wohn- und Freizeitort ist, extrem rechte Übergriffe an der Tagesordnung
sind, scheint auf den ersten Blick verwunderlich. Doch gerade die Kneipenstruktur,
die sich in den letzten Jahren zunehmend entwickelt hat, sowie die Bars
und Diskotheken locken rechtsoffene, rechtsextreme Jugendliche und auch
Hools in den Friedrichshainer Kiez. Dort treffen jene auf Menschen, die
sie dann aufgrund deren vermeintliches Anderssein anpöbeln, angreifen
und zum Teil schwer verletzen.
Betroffen sind zumeist genau die, die diesen Bezirk ausmachen: ehemalige
Hausbesetzer_innen, Punks, Transgender Menschen, Migrannt_innen und viele
mehr. Da die gesamtgesellschaftlich Akzeptanz steigt, Angriffe auf sozial
schwache Menschen zu tolerieren, werden diese Übergriffe immer öfter
auch in Friedrichshain geduldet, denn es trifft ja genau die, die der
Gesellschaft eh ein Dorn im Auge sind.
(K)ein neues Problem
Zudem sind Neonazis nicht immer als solche zu erkennen. Der Style hat
sich geändert, Nazis unterscheiden sich in ihrer Kleidung nicht mehr
von Alternativen Jugendlichen und wenn Rassismus und Fremdenfeindlichkeit
mehr gesellschaftliche Akzeptanz finden, dann fallen Nazisprüche
in einer Kneipe kaum noch auf. Zumeist merken die Betreiber nicht einmal
mehr den Unterschied zwischen Alltagsrassisten, rechtsoffenen und extrem
rechten Jugendlichen. Dies führt zu dem Problem, dass sich in Berlin
offene Rückzugsräume für gewaltbereite extrem rechte Jugendliche
bilden wie z.B. das Jeton oder die Ambrosius Bierbar.
Die Großraumdiskothek Jeton ist eine der Locations, wo extrem Rechte
nicht nur akzeptiert werden, sondern nach Übergriffen sogar Zuflucht
finden. Während der Biermeile sammelten sich dutzende stadtbekannte
Neonazis um den Ambrosius Bierbarstand und suchten die Bar auch gerne
mal am Wochenende auf. Problematisch ist, dass sich inzwischen immer mehr
Jugendliche an den rechten Gewalttaten beteiligen und so die Akzeptanz
für extrem rechte Gewalttaten und Ideologie gestiegen ist.
Dass rechte Übergriffe einfach verharmlost werden, ist in Deutschland
Normalität. Auch in Berlin werden rechte Gewalttaten kaum und meist
gar nicht in den Medien erwähnt und sind äußerst selten
Thema in der aktuellen politischen Diskussion. Stattdessen setzt der Staat
im Jahr 2007 immer größere Geschütze gegen jene Leute
ein, die sich dagegen zur Wehr setzten. So kam es bundesweit in diesem
Jahr zu massenhaften Durchsuchungen linker Projekte, Läden, Archiven,
Veranstaltungsräume, Wohnungen und Treffpunkte im Rahmen von mehreren
§129a (Paragraph über die Bildung einer terroristischen Vereinigung)
Verfahren.
Ziel der Bundesstaatsanwaltschaft ist es, in allen Verfahren linken Widerstand
als Terrorismus zu kriminalisieren und so den Pool an Überwachungsmöglichkeiten
auszunutzen, um linke Strukturen zu durchleuchten. Auch geraten linke
Haus-, Veranstaltungs- und Wohnprojekte immer weiter unter den Druck des
staatlichen Repressionsapparates. So gab es dieses Jahr mehrere Razzien
u. a. in der Köpi und der Brunnenstraße mit dem Ziel alternative
Lebensweisen zu kriminalisieren und Spekulant_innen und Hausbesitzer_innen
den Weg frei zu machen.
Gerade in Berlin Friedrichshain-Kreuzberg werden alternative Projekte
zur Zeit massiv unter Druck gesetzt. Wir brauchen jedoch alternative Kultur,
um uns gegen den Rechtsruck vom Mainstream zu wehren, Schutzräume
für Betroffene von extrem rechter Gewalt zu gewährleisten und
ein wenig Subkultur zu bilden.
Auf die Straße!
Get up – Stand up
Es ist wichtig, trotz Vertreibung linker Projekte und verstärkter
staatlicher Repression ein klares und unmissverständliches Zeichen
zu setzen: Wir werden die Straße nicht rechtsextremen Schlägern
und faschistischer Ideologie überlassen! Wir werden auch nicht hinnehmen,
dass extrem rechte Übergriffe als harmlos abgetan werden, während
in deutschen Abschiebeknästen tausende Menschen auf ihre Abschiebung
in Hunger, Folter, Vergewaltigung oder Tod warten! Genauso wenig werden
wir tatenlos zusehen wie in diesem Land Armut produziert wird und rassistische
Gesetze beschlossen werden, ebenso wie wir der Kriminalisierung von linkem
Widerstand entschlossen und solidarisch entgegentreten werden!
Wir sind mit allen linken Hausprojekten und Wagenplätzen solidarisch!
Wir fordern den Erhalt der Köpi, der Liebig 34, der Rigaer 94 und
84, der Brunnenstr. 183, des Schwarzen Kanals und dem New Yorck.
Heraus zur Silvio-Meier-Demo 2007! Keine
Rückzugsräume für Faschisten! Solidarität mit allen
Angeklagten der 129a Verfahren und Freiheit für die inhaftierten
linken Aktivisten! Zusammen gehört uns die Zukunft – Antifa
heißt Angriff!
Mahnwache Mittwoch | 21.11.07 | 17h | U-Bhf
Samariter Straße | Kerzen mitbringen
23.11.-30.12. Ausstellung "Für Silvio" | Samariterstraße
6 [Info
Demo Samstag | 24. 11.07 | 16h | U-Bhf Samariter Straße
Party Samstag | 24.11.07 | 22h | K9 Kinzigstraße 9 | mit DJ Joshi
(ZSK) & Julio80
>>> Internetseite
des Antifa-Bündnis
Jugendantifakongress
2007 – Zusammen gehört uns die Zukunft!
23. - 25.11.2007 | Berlin
„Zusammen gehört uns die Zukunft“
– nicht umsonst eine viel verwendete und proklamierte Parole der
antifaschistischen Linken. In den 90ern war sie besonders in der Jugendantifabewegung
auf zahlreichen Transparenten, Plakaten, Aufklebern und Aufrufen zu finden,
doch irgendwie, so scheint es zumindest ist sie uns allen in Vergessenheit
geraten. Sie verkörperte früher nicht nur den Kampf für
eine Gemeinsame Sache, sondern hinter ihr versteckt sich weitaus mehr,
als nur eine Aussage auf eine Transparent oder einer Parole auf einer
Demo.
Ziel des Kongresses wird es sein Zusammen darüber zu diskutieren
ob, warum und wie eine antifaschistische Jugendbewegung in Deutschland
entstehen kann und soll und warum es gerade heutzutage wichtig ist, dass
sich junge Menschen zusammen tun um sich aktiv gegen rechte Ideologien
zur Wehr zu setzen!
Dabei wollen wir uns nicht nur damit begnügen auf Seminaren über
die Zukunft einer antifaschistischen Jugendbewegung zu diskutieren, sondern
wollen uns auch zusammen in Diskussion über aktuelle Probleme in
den einzelnen Regionen austauschen, uns vernetzen und in dem ein oder
anderen Workshops praktische Tipps und Tricks erlernen.
Denn nicht nur eine inhaltliche Auseinandersetzung, sondern auch hilfreiche
Praxiserfahrung ist wichtig um erfolgreich antifaschistische Aktionen
zu planen und auszuführen. So wird es einen Demo-; Recherche- und
Sicherheitsworkshop geben, so dass für alle was dabei ist, egal wie
lange ihr euch schon aktiv gegen Faschismus engagiert!
Das Wochenende werden wir jedoch nicht nur in Diskussionsrunden, Seminaren
und Workshops verbringen, sondern auch das erlernte in die Tat umsetzen.
Am Samstag findet die Silvio-Meier-Gedenkdemo zum 15ten Todestag des Antifaschisten
Silvio Meier statt an der jährlich mehrere tausend Antifaschisten_Innen
teilnehmen um dem von Neonazis ermordeten Silvio Meier zu gedenken und
die regionale Naziszene aufs Korn zu nehmen. Außerdem wird es natürlich
jeden Abend gute Partys geben und die Voküs der Stadt werden Veganerherzen
höher schlagen lassen!
Das besten zum Schluss: Der Kongress wird für euch umsonst angeboten
und auch eine begrenzte Anzahl von Pennplätzen wird gestellt.
Deshalb meldet euch bitte schon früh genug an, damit wir rechtzeitig
planen können!
>>> jugendantifakongress07.de.vu
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Mediale Auswertung
Zur Gedenktafel-Problematik
Junge
Welt: »Ohne öffentlichen Druck würde keine Tafel hängen«
Gedenken an vor 15 Jahren von Neonazis ermordeten Berliner Antifaschisten
Silvio Meier.
Indymedia:
Mahnwache für Silvio Meier 2007
Wenige Tage zuvor war auch eine neue Gedenktafel montiert worden.
Indymedia:
Wo ist eigentlich die Gedenktafel?
In Berlin-Friedrichshain sind in den letzten Jahren mehrere Gedenkzeichen
zur Erinnerung an den Nationalsozialismus entwendet worden. Im Rahmen
des Gedenkens an den 1992 von Neonazis ermordeten Antifaschisten Silvio
Meier wiesen AnwohnerInnen gestern mit einer kleinen Aktion auf die fehlenden
Gedenktafeln hin. Flyer
dazu
Zur Demo
Junge
Welt: 15 Jahre Silvio-Meier-Gedenken
Jährliches Erinnern an 1992 von Neonazis erstochenen Antifaschisten
und Hausbesetzer in Berlin
Videointerview
mit Silvio Meier vor 15 Jahren
Von der Familie Silvios erhielt Umbruch jetzt 15 Jahre altes Videomaterial,
in dem Silvio im Sommer 1992 einem dänischen Filmteam ein Interview
gab.
Tagesspiegel:
Linke prügeln mit Schlagstöcken auf Rechte ein
Vermummte Linksextreme haben im Burger King an der Frankfurter Allee Rechtsradikale
überfallen - es gab fünf Verletzte. Hier soll in einigen Tagen
die Silvio-Meier-Demonstration beginnen.
Tagesspiegel:
Auf dem Weg zur Konfrontation
Die Demonstranten zum Gedenken an Silvio Meier zieht am Samstag durch
Friedrichshain. Die Linken verzichten auf die Konfrontation mit den Nazis.
Die Polizei befürchtet Gewalt von rechts.
Videos der Demo: MYVideo
1 und MYVideo
2
Junge
Welt: Gedenken an Silvio Meier
Berlin: 2000 Antifaschisten erinnerten an 1992 von Neonazis ermordeten
Hausbesetzer
RBB:
Extremismus Berlin: Gedenk-Demonstration für Silvio Meier
Die links-alternative Szene erinnert jedes Jahr an den von Rechtsextremen
erstochenen Hausbesetzer.
Neues
Deutschland: 1700 Teilnehmer bei Antifa-Demo
Silvio-Meier-Gedenken zum 15. Mal / Übergriffe von Beamten am Ende
der Manifestation
Berliner
Zeitung: "Latsch-Demo" mit Feuerwerk
Rangeleien und Festnahmen beim Gedenken an ermordeten Silvio Meier
Indymedia: Über
2000 auf Silvo Meier-Demo und Bilder
und ccphoto
Indymedia:
15. Todestag von Silvio Meier
Zum 15. Todestag von Silvio Meier gab es mehrere Veranstaltungen, hier
ein umfangreicher Bericht mit vielen Fotos über alle Veranstaltungen.
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Redebeiträge
auf der Demo
> Start U-Bhf. Samariterstr.
Übergriffe
Auch heute noch ist der U-Bhf. Samariterstr. Ort von rechten Übergriffen.
So kommt es hier oft zu Schlägereien zwischen dem Publikum der Großraumdisko
Jeton und links-alternativer Bevölkerung. So z.B. am 17. Mai diesen
Jahres als eine größere Gruppe aus dem Hooligan-Spektrum hier
eine Gruppe vermeintlicher Zecken angriff und dabei den Kürzeren
zog.
Einen Monat vorher waren die gleichen Hools erfolgreicher. Erst prügelten
sie hier zwei Punks zu Boden und gingen dann zum Fischladen in der Rigaerstr.,
um dort wieder Menschen anzugreifen. PassantInnen verhinderten schlimmeres.
Tafel
Die
Silvio-Meier-Gedenktafel im U-Bahnhof Samariterstraße wurde schon
oft entfernt. Das erste Mal im Oktober 1998. Zwei Monate später war
die neu angebrachte Tafel wieder gestohlen worden. Im Januar 1999 brachten
Silvios Freunde dann eine neue Tafel an, welche nur nach öffentlichen
Protesten von der BVG geduldet wurde. Nach der Modernisierung des U-Bahnhofs
im Oktober 2005 war jedoch auch diese Tafel wieder auf mysteriöse
Weise verschwunden - zum dritten Mal. Die zuständige Baufirma ersetzte
die Tafel. Sie wurde am 21. November 2005 angebracht und hing genau ein
Jahr. Am 21. November 2006 wurde sie von Neonazis aus der Wand gerissen.
Letzte Woche wurde eine neue Tafel von der BVG eingesetzt und bei der
Mahnwache am 21.11. offiziell eingeweiht.
> Frankfurter Allee
Problemzone Jeton
Auf der rechten Seite sehen wir die Großraumdisko Jeton. Mal abgesehen
vom gewöhnungsbedürftigen Kultur-Programm zwischen Schaum-Partys
und GigaGeiz-Freigetränke-Abendenden wird in dieser Diskothek einem
Publikum Raum geboten, dass regelmäßig die angebliche linke
Vorherrschaft im Friedrichshain zurückdrängen will. So können
hier Kameradschafts-Nazis aus Lichtenberg genauso gut feiern, wie Happy-Slapping-Publikum
aus Marzahn. Selbst der zuständige Polizeiabschnitt gibt zu, dass
es im Umfeld des Jeton bei der An- und Abreise zum Massenbesäufnis
zu Gewaltexzessen kommt.
Einige Beispiele der letzten Monate: Am Morgen des 10. November kamen
zwei Hools völlig besoffen aus dem Jeton und traten unter rassistischem
Gebrüll die Scheiben des Thai-Imbiss auf der Frankfurter Allee ein.
Am 27. Oktober wurden vor dem Jeton vier linke Jugendliche grundlos von
den Besuchern der Disko mit Bier übergossen und zu Boden gestoßen.
Auch der rassistische Übergriff auf das Publikum eines Döner-Imbiss
gleich in der Nähe am 26. August geht auf das Konto von Jeton Besuchern.
In den letzten Jahren ist das Jeton schon etliche Male durch Dynamo-Fan-Partys
und frauenfeindliche Übergriffe bis zu Vergewaltigungen auf dem Klo
in die Presse geraten.
Aber der Kiez schläft nicht: So hat sich die Friedrichshainer Bürgerinitiative
Gegen Rechts aufgrund der zahlreichen Übergriffe im Zusammenhang
mit dem Jeton Anfang 2006 gegründet.
> S-Bhf. Frankfurter Allee
Tatort öffentlicher
Nahverkehr
In Berlin Friedrichshain sind verbale und non-verbale Übergriffe
mit rassistischem Inhalt bzw. Bedeutungsgehalt wie überall an der
Tagesordnung. Diese reichen von verbalen Anpöbeleien junger Frauen
mit Kopftuch oder Menschen mit dunkler Hautfarbe, bis hin zu feindlichen
Blicken oder Anspucken von Nicht-Deutschen und anderen. Wenig überraschend
ist die Konzentration dieser Vorfälle auf öffentliche Verkehrsmittel.
In so genannten “Flaschenhals-Situationen” können sich
Personengruppen kaum ausweichen. Außerdem können Angreifer_innen
schnell flüchten oder in der Menschenmasse untergehen. Gerade die
Bahnhöfe Frankfurter Allee, Ostkreuz, Warschauer Str. und Samariter
Str. sind die Tatorte Nummer eins und führen die Statistik extrem
rechter Übergriffe in Friedrichshain an. So griffen 20 Männer
im Juni die am Bahnhof Frankfurter Allee sitzenden Punks an und verletzen
fünf von ihnen erheblich. Eine schwangere Frau mit alternativem Outfit
wurde am S-Bhf. Frankfurter Allee von einer Gruppe Männer mit einer
Flasche auf den Kopf geschlagen. Dabei brüllten sie "So ein
Pack darf sich nicht vermehren." Punks kommen zu Hilfe und vertreiben
die Angreifer. Erst neulich, am 18.11, wurde ein Mann mit längeren
Haaren auf der Strecke zwischen Frankfurter Allee und Samariter Str. aus
einer Gruppe von 6 Personen heraus angegriffen und aufgefordert „erstmal
ein richtiger Deutscher zu werden“. Immer wieder taucht rechte Propaganda
in Form von Aufklebern oder Flyern in Bahnhöfen auf. Doch nicht nur
Nazis und Alltagsrassist_innen sind im öffentlichen nahverkehr ein
Problem. Auch der staatliche Rassismus ist besonders auf Bahnhöfen
in Form von rassistischen Kontrollen beobachtbar. Inzwischen ist es dem
BGS erlaubt, sogenannte, verdachtsunabhängige Personenkontrollen
dort durchzuführen. Täglich ist in Bahnhöfen zu erleben,
dass der BGS gezielt Menschen nach Kriterien wie Hautfarbe, Aussehen und
Sprache zur Kontrolle heraus greift. Das bedeutet, dass Menschen, die
in unserer Gesellschaft leider ohnehin schon dem gesellschaftlichen Rassismus
ausgesetzt sind, zusätzlich auch noch durch die Bundespolizei ins
Visier genommen werden. Flüchtlinge, die in der BRD Zuflucht vor
Folter, Krieg und Hunger suchen, werden durch spezielle Gesetze zu Kriminellen
erklärt. In Bahnhöfen lauern ihnen BGS-Beamt_innen auf, um sie
zu kontrollieren und ihre Abschiebung zu ermöglichen. Nicht selten
passieren diese rassistischen Übergriffe mithilfe der Angestellten
der BVG/S-Bahn. Wer illegal und ohne Fahrschein von den Kontrolleuren
aufgegriffen wird, den erwartet Abschiebung.
Rassismus und Rechtsextremismus sind überall zum Kotzen!!! Rassistische
Übergriffe im öffentlichen Nahverkehr verhindern! Antifa heißt
Angriff!
Übergriffe
Der U- und S-Bahnhof Frankfurter Allee ist aufgrund der Umsteigeoption
Tatort-Schwerpunkt. Aber wie schon am U-Bhf. Samariterstr. zeigt sich
auch hier, dass ein wenig Zivilcourage die rechten Schläger verunsichern
kann. Dazu ein Bericht vom 25 August diesen Jahres: „Am Samstag
Abend wird eine Person mit "Good Night White Pride"-Shirt von
einem Hooligan auf dem S-Bhf. Frankfurter Allee angepöbelt. Fünf
Minuten später erscheint er zusammen mit zehn weiteren Männern
auf dem Bahnhof und greift den Linken unvermittelt an. Eine weitere Gruppe
alternativer Jugendlicher solidarisiert sich mit dem Betroffenen des Angriffs
und kann die Hooligans zerstreuen. Das Bahnpersonal greift nicht ein.“
Im Juni kam es auf dem Bahnhofsvorplatz mehrfach zu Angriffen gegen Punks
und Obdachlose. Die Betroffenen bezeichneten die Angreifer als „Fascho-Russen“,
die aus Marzahn stammen.
Bölleranschlag
Ein interessanter Vorfall ereignete sich unter der S-Bahn-Brücke
am 14. Januar diesen Jahres. Zwei 47 und 50 Jahre alte Brüder aus
Lichtenberg und Brandenburg verursachten per Fernzündung eine kleine
Explosion unter der Brücke, um die Luxemburg-Liebknecht-Gedenkdemo
anzugreifen. Beide wurden festgenommen und im August wegen versuchter
Körperverletzung und Herbeiführung einer Explosion zu je einem
Jahr auf Bewährung verurteilt. Wer den Knall damals gehört hat,
weiß jetzt wenigstens was damit bezweckt wurde.
Ring Center 2 - Thor
Steinar Verkauf
Auf der linken Seite sehen wir das Ring Center 2. Weil hier Lichtenberg
offiziell beginnt, gehört die rechte Klamottenmarke Thor Steinar
zum Repertoire. So jedenfalls die Argumentation des Ladens Doorbreaker,
der die rechtsextreme Kundschaft mit völkischem-Schick ausstattet.
Mehrere Versuche den Verkauf zu stoppen sind an den Inhabern der Doorbreaker-Kette
gescheitert.
> Rathaus Lichtenberg
Seit den Wahlen im September 2006 sitzen in fünf Berliner Bezirksverordnetenversammlungen
Mitglieder der NPD, DVU bzw. der Republikaner. Auch in der Lichtenberger
Bezirksverordnetenversammlung sitzen drei Neonazis. Zu ihnen gehört
unter anderen der Nazi-Liedermacher und das NPD-Bundesvorstandsmitglied
Jörg Hähnel. Immer wieder fällt er durch geschichtsrevisionistische
Phrasen während der Sitzungen auf. Sonst stehen fremdenfeindliche
Aussagen auf der Tagesordnung.
Um das Verhalten der Nazis in der Lichtenberger oder in anderen BVVn zu
dokumentieren und analysieren, haben sich kurz nach den Wahlen 2006 mehrere
engagierte Personen zu einem Projekt zusammengeschlossen, welches sich
»Nazis in den Parlamenten (NiP) Berlin« nennt. Ziel dieses
Projektes ist die kontinuierliche, kritische Dokumentation der Aktivitäten
der Mitglieder der NPD, DVU und Republikaner in den Parlamenten.
Die Analysen und Dokumentationen werden regelmäßig in Broschüren
und auf der Internetseite www.nip-berlin.de veröffentlicht. Die Informationen
können von allen Antifaschistinnen und Antifaschisten für ihre
politische Arbeit genutzt werden. In diesem Sinne: Educate. Organize.
Resist.
Jugendkonferenz in Berlin-Lichtenberg unter
dem Motto "Jugend aktiv gegen Rechts-selbstbestimmte und selbstorganisierte
Strukturen schaffen"
Vom 30. November bis zum 2. Dezember diese
Jahres wird eine Jugendkonferenz zum Thema Rechtsextremismus in Lichtenberg
stattfinden. Klingt langweilig? Ist es aber nicht!
Es ist der Versuch von Jugendlichen aus dem Bezirk sich gegen den rechten
Mainstream im Bezirk zu organisieren, eigene Freiräume zu erobern
und alternative Strukturen
zu schaffen. Was es dazu braucht, ist Wissen: Was ist Rassismus? Wie argumentiere
ich gegen Nazi-Parolen? Wie organisiere ich eine Protestdemonstration?
Wie gestalte ich ein Flugblatt? Diese und andere Fragen werden während
der Jugendkonferenz Themen von Workshops und Seminaren an den drei Tagen
sein. Zwischendurch wird es Rundgänge, Zeitzeugengespräche und
Parties geben. Euer Engagement ist gefragt.
Das Ziel der Konferenz ist es, dass ihr und wir uns selbstbestimmt in
unserem Bezirk gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit
engagieren, Strukturen schaffen und somit eigene Akzente für einen
toleranten und weltoffenen Bezirk setzen. Ihr seid gefragt. Bringt euch
ein, werdet aktiv.
> Möllendorfstr.
Auf der rechten Seite ist die Normannenstraße.
Im Jahr 1997 eröffnete dort das Cafe Germania, was von Neonazis betrieben
wurde und nach dem Vorbild der SA-Sturmlokale Nazi-Kader, "nationale"
Nachbarn und rechte Jugendliche bewirtete. Nach monatlich stattfindenden
militanten Angriffen und der Silvio-Meier-Demo von 1998 musste das Lokal
wegen Mietschulden schließen.
> Scheffelstraße.
(BFC-Cafe)
Auf der rechten Seite sehen wir das Berliner Fußball Cafe, das in
den Hinterräumen einen Tattooshop beherbergt und vom Rockermilieu
betrieben wird. Mehrfach von Neonazis als Veranstaltungsraum gebucht,
wurde es im Jahr 2003 von der Polizei durchsucht und von der Antifa regelmäßig
angegriffen. Auch hier sorgte eine Silvio-Meier-Demo im Jahr 2003 für
eine Thematisierung des Ladens. Seit Mitte 2004 ist es sehr stil um diese
unattraktive Eckkneipe geworden.
> Mainzer Str.
Ein paar Worte zur Geschichte der Mainzer Straße. Nach der Wende
zog es viele Autonome aus der Kreuzberger Hausbesetzerszene in den Osten
der Stadt. Am 29. April 1990 wurden zwölf Häuser in der Mainzer
Straße besetzt. Dabei entstand unter anderem auch das heute noch
existierende Tuntenhaus, das später in die Kastanienallee zog. Am
12. November 1990 sollten die Häuser mit aller Gewalt geräumt
werden. Es kam zu tagelangen Straßenschlachten, bei denen vorne
an der Ecke Boxhagenerstraße sogar eine Straßenbahn als Barrikade
diente. Am Abend des 14. November war die Straße geräumt und
10.000 demonstrierten gegen den Polizeieinsatz. Heute erinnert in der
Mainzer Straße nichts mehr an die Vorfälle und Auseinandersetzungen.
Bei der Abgeordnetenhauswahl 2006 wählten im Wahlbezirk Colbestraße
und Mainzerstraße wählten 4 Prozent rechte Parteien. Das ist
das doppelte als der Friedrichshainer Durchschnitt.
> Boxhagener Platz
Der Boxi ist das heimliche Zentrum Friedrichshains. Tatsächlich ist
er einer der wenigen Plätze wo noch öffentlich rumgegammelt
werden kann. Das nutzen nicht nur alternative Jugendliche sondern auch
national gesinnte Zeitgenossen. So kam es hier desöfteren zu rassistischen
und schwulenfeindlichen Angriffen. Eine Anekdote aus dem Sommer 2006:
Ein Schwuler wird auf dem Boxi von 10-15 Neonazis erst beschimpft und
dann ins Gesicht geschlagen. Etwa 100 PassantInnen sahen sich nicht genötigt
einzugreifen. Danach setzten sich die Nazis wieder in die Sonne und chillten.
Kameradschaft-Friedrichshain-Entstehung
Am Boxhagener Platz trafen sich Anfang 2005 oft einige Jugendliche und
äußerten sich gegenüber Passanten rassistisch und nationalistisch.
Irgendwann fingen sie an NPD Aufkleber zu kleben und Nazi-Parolen an die
Wände im Südkiez zu schreiben. Als sie dann auch zu Naziaufmärschen
im ganzen Bundesgebiet fuhren, gaben sie sich den Namen Kameradschaft
Friedrichshain und suchten Kontakt zu anderen Kameradschaften in Treptow
und Lichtenberg. Die Gruppe hatte in der Emanuel-Lasker-Oberschule an
der Modersohnbrücke ihren Rekrutierungsort. In letzter Zeit wurde
wenig über die Gruppe bekannt. Im Februar 2007 griffen sie zu zehnt
einige Linke an der Modersohnstraße an und mussten den kürzeren
ziehen. Das Beispiel KSF zeigt mustergültig die schleichende Entstehung
einer Kameradschaft in einem Kiez, der als alternativ und links gilt.
> Grünbergerstr.
Ja mei, die Spinnen die Bullen
Hallo Leute. Seit 15 Jahren gibt es nun diese Gedenkdemonstration
für Silvio. Und fast jedes Jahr wurde sie von der Berliner Polizei
mit brutaler Gewalt angegriffen.
Es ist doch immer das gleiche. Ohne Ankündigung prügeln sich
ein dutzend durchgedrehter Hooligans im Staatsdienst in die Menge rein.
Schlagen mit ihren Knüppeln auf die Demonstrationsteilnehmer ein
und ziehen ein Paar Leute aus der Demo und verhaften sie. Als Gründe
werden meist Kleinigkeiten wie zu lange, verknotete oder zu hoch gehaltene
Seitentransparente und das Tragen von modischen Basecaps, Kapuzen und
totschicken Sonnenbrillen angeführt. Mal sehen wie die Schläger
in Grün heut so drauf sind. Aber warum eigentlich jedes Jahr diesen
Stress?
Sind unsere Seitentransparente und Basecaps so gefährlich? Oder sind
Bullen einfach gewaltgeile Arschlöcher? Ja, das auch - aber das ist
nicht des Pudels Kern.
Das kapitalistische System braucht Repression,
um bestehen zu können. Das staatliche Gewaltmonopol mit seinen verschiedenen
Apparaten wie Polizei, Militär und Justiz ist dazu da, die herrschende
Ordnung aufrechtzuerhalten und gegen jeglichen Widerstand, der sich gegen
die bestehende Gesellschaftsordnung richtet, vorzugehen. Dafür gibt
es in der Geschichte und auch gegenwärtig etliche Beispiele: Ermordungen
von DemonstrantInnen wie Benno Ohnesorg am 2.Juni 1967, Klaus-Jürgen-Rattay
am 22.September 1981 und Carlo Giuliani während des G-8-Gipfel in
Genua 2001. Oder die massiven Polizeieinsätze gegen streikende LehrerInnen
in Oaxaca/Mexico. Wenn die Stabilität der permanenten kapitalistischen
Ausbeutung in Gefahr scheint, wirft das System selbst seine eigenen rechtstaatlichen
Grundsätze über Bord. Ein weiteres Beispiel dafür ist die
Reaktion des deutsches Staates auf die Entführung des BDI-Vorsitzenden
und Altnazis Hans-Martin-Schleyer durch die Roten Arm!
ee Fraktion (RAF) während des so genannte „deutsche Herbstes“
1977 vor 30 Jahren. Gegen die Angriffe der Metropolenguerilla reagierte
der Staat mit einem polizeistaatlichen Ausnahmezustand: Raster- und Killfahndung,
Tausende Razzien und Festnahmen gegen den vermeintlichen „Sympathisantensumpf“,
Mediengleichschaltung und das faktische Außerkraftsetzten der parlamentarischen
Demokratie durch die „Krisenstäbe“. Sein Höhepunkt
fand diese ungleiche Auseinandersetzung zwischen der postfaschistischen
BRD und der kommunistischen Guerilla in der Stammheimer Todesnacht vom
18. Oktober 1977. Damals wurden die im Isolationstrakt inhaftierten RAF-Mitglieder
Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe in ihren Zellen tot
aufgefunden, Irmgard Möller überlebte schwer verletzt. Die von
staatlicher Seite verbreitete Version lautet Selbstmord. Irmgard Möller,
die einzige Überlebende, bleibt bis heute bei einer anderen Version.
Demnach wurde sie in den frühen Morgenstunden aus ihrer Zelle gezerrt
und ihr die lebensgefährlich en Stichverletzungen von Unbekannten
zugefügt.
Als radikale Linke kämpfen wir für
eine Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung, eine Gesellschaft,
in der für die Bedürfnisse und nicht für den Profit produziert
wird. Unser Ziel ist eine Gesellschaft, in der alle über die Produktionsmittel,
die Produkte und deren Verwendung verfügen und nicht eine kleine
Minderheit wie es heute der Fall ist. Aber die herrschende Klasse wird
nicht freiwillig ihre Macht und ihr Eigentum aufgeben, sondern wird mit
allen Mitteln versuchen, ihre Herrschaft zu verteidigen. Wir gehen deshalb
davon aus, dass eine neue solidarische Gesellschaftsordnung nicht durch
Reformen des bestehenden Systems, sondern nur durch eine revolutionäre
Umwälzung erreicht werden kann. Daher ist es klar, dass gerade linke
antagonistische Kräfte immer wieder mit staatlicher Repression überzogen
werden, um unsere Strukturen auszuforschen, zu behindern und unseren Widerstand
zu brechen. Ein aktuelles Beispiel hierfür ist die Repression im
!
Zuge der Anti-G8-Mobilisierung. Es gab eine vielfältige Kampagne
gegen den G8-Gipfel, die von Veranstaltungen und Demonstrationen bis hin
zu militanten Aktionen reichte. Darauf reagierte der Staat mit zahlreichen
Hausdurchsuchungen am 9. Mai in Berlin, Hamburg und weiteren Orten, sowie
nach dem G8-Gipfel in Berlin und Bad Oldesloe. Als Vorwand für die
Razzien musste die Bildung einer terroristischen Vereinigung nach Paragraph
129a herhalten. Der Paragraph 129a und gibt den staatlichen Behörden
die Möglichkeit, linke AktivistInnen zu kriminalisieren und ihnen
langjährige Haftstrafen anzuhängen.
Aktuell werden sieben Personen beschuldigt,
einer “terroristischen Vereinigung” anzugehören. Vier
davon sitzen seit dem 31. Juli in Untersuchungshaft in Berlin-Moabit.
Drei von ihnen werden beschuldigt, Bundeswehrfahrzeuge angezündet
zu haben, der Vierte ist im Knast, weil er mit einem der Angeklagten konspirative
Kontakte gehabt haben soll und in seinen Publikationen Themen wie MieterInnenverdrängung
behandelt, eine Thematik, die auch die Militante Gruppe (mg) in ihren
Erklärungen erwähnt hat. Die Zerstörung von Infrastruktur
der Bundeswehr, die an mehreren Kriegseinsätzen wie zum Beispiel
in Afghanistan beteiligt ist, als „terroristisch“ zu bezeichnen,
ist diffamierend und stellt die Realität auf den Kopf. Terroristisch
sind diejenigen, die für Profite über Leichen gehen und nicht
diejenigen, die für eine andere Gesellschaft kämpfen.
Doch wir werden uns weder von Repressionsmaßnahmen
noch so genannten Sicherheitsverschärfungen einschüchtern lassen.
Heute auf dieser Demo nicht und auch sonst. Unser Widerstand ist kein
Terrorismus , sondern richtet sich gegen die Institutionen und VertreterInnen
der herrschenden Klasse. Wir bekämpfen ein System, das immer wieder
Krisen produziert und innerhalb der kapitalistischen Logik außer
mit Krieg und Zerstörung auch keine Auswege aus den Krisen finden
kann. Der Kapitalismus ist deshalb eine historisch längst überholte
Produktions- und Herrshcaftsweise und gehört auf den Müllhaufen
der Geschichte. Wir werden trotz erschwerter Bedingungen weiterkämpfen
für die Überwindung des Kapitalismus und für eine solidarische
Welt. Und wenn wir uns dafür blaue Flecken holen, dann ist es halt
so. Irgendwann werden wir den Spieß umdrehen, dann werden die Cops
rennen müssen. In diesem Sinne. Lasst euch nicht kleinkriegen. Wehr
euch! Leistet Widerstand gegen Polizeigewalt, Kapitalismus und Faschismus!
Kein Friede mit dem deutschen Polizeistaat!
Die Bullen machen keine Probleme, sie sind das Problem! Mein Block? Black
Block! Wir sind alle §129a!
> Warschauerstr.
Ambrosius: Ein Treffpunkt
unter vielen
Wir stehen heute hier an der Kneipe „Ambrosius“ um das rechts
offene „Kneipenmilieu“ in Friedrichhain zu thematisieren.
Neonazistische SchlägerInnen und AlltagsrassistInnen können
hier im kiez ihre Feierabendkultur ungestört ausleben.
In der Ambrosius Bierbar treffen sich seit über einem Jahr regelmäßig
Hooligangruppen aus dem Umfeld des BFC Dynamo Berlin, aber auch FaschistInnen
der ehemaligen Kameradschaft Tor sowie der Treptower BASO.
Immer wieder kam es bis zum August diesen Jahres von hier aus zu Übergriffen
gegen MigrantInnen, AntifaschistInnen und alternative Jugendliche. Das
Ambrosius diente den betrunkenen und prüglenden Nazis immer wieder
als Ausgangspunkt und Zufluchtsort bei ihrer Jagd auf Menschen die sich
ihrem hass und ihrer menschenverachtenden Ideologie nicht unterordnen
können oder wollen. So beispielsweise am 14. Juli diesen Jahres als
ein 10 köpfigen Gruppe Nazis nach einem Angriff auf zwei Menschen
mit türkischem Hintergrund an der Ecke Revaler Straße, gezielt
ins Ambrosius flüchteten.
Auch auf der diesjährigen Biermeile – einem pseudokulturellen
Massenbesäufnis Anfang August entlang der Karl-Marx-Allee –
gab es am Ambrosius Bierstand die größten Ansammlungen von
Neonazis. Der Stand diente nicht nur als Anlauf- und Sammelpunkt, es kam
von hier aus zu Übergriffen auf AntifaschistInnen und alternativ
aussehende PassantInnen.
Nachdem die Bar im August wegen dem rechten Publikum in Zeitungen und
auf einer Kundgebung öffentlich kritisiert wurde ist es still geworden.
Nur noch selten sieht mensch nun noch Neonazis in dem Laden, auch sind
keine weiteren Übergriffe bekannt geworden.
Dennoch, das Ambrosius steht exemplarisch für viele andere Kneipen
im Kiez wo Neonazis ungesört zumindest über einige Monate hinweg
ihre sozialen Kontakte pflegen, in aller Ruhe an ihrem Stammtisch pöbeln
und auf dem nachhause weg prügeln können.
Es gilt dieser Kneipenkultur entgegen zutreten. Das heißt andere
KneipengängerInnen aufklären, Wirte und BesitzerInnen sensibilisieren
und Neonazis und andere rechte Sprücheklopfer mit allen Mitteln zu
vertreiben..
Wo ist eigentlich die Gedenktafel?
Diese
Frage haben wir uns in den letzten Jahren immer wieder gestellt als es
um den Diebstahl der Silvio-Meier-Gedenktafel im U-Bahnhof Samariterstraße
ging. Doch die Frage nach öffentlichem Gedenken muss auch noch in
anderen Kontexten gestellt werden.
In Berlin-Friedrichshain sind in den letzten Jahren mehrere Gedenkzeichen
zur Erinnerung an den Nationalsozialismus entwendet worden. Im Rahmen
des Gedenkens an den von Neonazis ermordeten Antifaschisten Silvio Meier
1992 wiesen AnwohnerInnen letzte Woche mit einer kleinen Aktion auf die
fehlenden Gedenktafeln hin.
Friedrichshain hat eine bewegte Geschichte. Zur Zeit des Nationalsozialismus
(1933-45) wurden viele MitbürgerInnen dieses Stadtteils von Nazis
entrechtet, verhaftet, misshandelt, gefoltert und ermordet. Die Liste
der Opfer ist lang: SozialdemokratInnen, GewerkschafterlerInnen, BürgerrechtlerInnen,
KommunistenInnen, WiderstandskämpferInnen, Schwule, Lesben, JüdInnen
und behinderte Menschen. Sie alle waren BewohnerInnen dieses Stadtteils
bis sie durch den deutschen Faschismus zu niederwertigen Menschen degradiert
wurden und ihre Misshandlung und Ermordung gesellschaftlich zum Teil gefordert
oder von der Mehrheit zumindest stillschweigend hingenommen wurde.
Nach der Befreiung Deutschlands im Mai 1945 durch die Alliierten wurde
von Angehörigen der Nazi-Opfer ein Gedenken etabliert, das es unmöglich
machen sollte wieder im Namen von Volk und Rasse zu morden. Ein Bestandteil
dieser Aufklärungs- und Erinnerungsarbeit ist die Sichtbarmachung
von Geschichte im alltäglichen Leben, in der Schule, in der Kultur
und auf den Straßen. So wurden nicht nur ordentliche Grabstätten
und Denkmäler errichtet sondern auch unzählige dezentrale Gedenktafeln
und Stolpersteine, die durch ihre Präsenz im Straßenbild, mahnend
an den Nationalsozialismus im Alltag erinnern. In Konkurrenz zu anderen
Zeichen des öffentlichen Raums, Webebannern und blinkenden Schaufenstern
repräsentieren Gedenktafeln gesellschaftliche Erinnerungsarbeit.
Werden sie weniger, ist das ein Zeichen des Vergessens.
Deshalb muss die dauerhafte Konservierung von Geschichte erhalten und
weiter ausgebaut werden. Meist sind es Geschichtsvereine und Opferorganisationen,
welche historische Recherchen veröffentlichen, Gedenktafeln herstellen
und sich mit HauseigentümerInnen und den Bezirksämtern um die
Anbringung auseinandersetzen. In Friedrichshain sind mindestens 13 Gedenktafeln
von Unbekannten aus den Verankerungen gerissen und zerstört worden.
Während sich die Bezirksregierungen größtenteils aus der
dezentralen Gedenkarbeit zurückgezogen haben, obliegt es den AnwohnerInnen,
den Vereinen, Gewerbetreibenen, den ZeitzeugInnen von damals und aktiven
AntifaschistInnen dafür zu sorgen das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus
zu erhalten.
Einige AnwohnerInnen nahmen ihre Verantwortung dafür wahr und brachten
letzten Montag provisorische Tafeln in mehreren Friedrichshainer Straßen
an, um die entwendeten Tafeln teilweise zu ersetzen. Die Inschriften orientieren
sich an den Originalen.
Wenn wir heute auf die Straße gehen, so tun wir das auch im Gedenken
an die AntifaschistInnen, die dem deutschen Faschismus zwischen 1933 und
45 Widerstand leisteten. Heute wie damals: Kein Vergeben, kein
Vergessen..
Flyer dazu mit allen Daten
Übergriffe in der Revalerstr.
durch Cops
An dieser Ecke kommt es aufgrund des hohen Publikumsverkehrs an den Wochenenden
oft zu rechten Pöbeleien und Angriffen gegen Migranten. Doch Vorsicht
wenn ihr eingreifen wollt, es könnten Zivibullen sein. Anfang 2007
wurde folgende Strategie mehrfach beobachtet: In der Nähe des Clubs
Casiopeia werden Schwarze von zwei augenscheinlichen Hooligans ohne Worte
angegriffen, mehrfach in den Bauch geschlagen und an die Hauswand gedrückt.
Die Betroffenen werden angeschrien und können nicht auf deutsch antworten.
Eine blonde Frau beruhigt die PassantInnen und behauptet, dass es sich
um einen Polizeieinsatz handelt. Dienstausweise/ Dienstnummern werden
nicht gezeigt. Nach einer Weile kommen uniformierte Polizisten und erteilen
Platzverweise. So hat es sich mehrfach zugetragen.
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Wie
immer gabs auch ein Antifa-Jugendinfo, das an Schulen Berlins verteilt
wurde.
Als PDF zum DOWNLOAD
Inhaltliche Beiträge
im Antifa-Jugendinfo
Die Geschichte korrigieren?
Wie sich die Bundeswehr durch Traditionspflege ihrer faschistischen Wurzeln
entledigt.
Kriegstote hat wohl jede Nation zu beklagen.
Die Bundeswehr tut dies nicht nur in Deutschland sondern an sämtlichen
Kriegsschauplätzen der Welt, an denen Soldaten unter deutschem Banner
gemordet haben. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge
(VDK) ist im Auftrag der Bundeswehr vor allem in Osteuropa deutschen Gebeinen
auf der Spur, um dort militaristische Denkmäler zu errichten. Desöfteren
passiert das gegen den Willen der einheimischen Bevölkerung vor allem
in Russland, wo die Menschen besonders unter der Wehrmach gelitten haben.
Aber um die kritische Aufarbeitung der Geschichte geht es dem VDK nicht.
Durch die Schaffung monumentaler deutscher Kriegerdenkmäler wird
ein Teil Geschichte vergegenwärtigt und für die Ewigkeit festgeschrieben.
Es gilt dabei ein Geschichtsbild zu etablieren, welches es unmöglich
macht die Deutschen als Kriegsverursacher und Mörder hinzustellen.
Das Ziel des VDK ist nicht die Aufklärung von Kriegsgeschehen, sondern
die Ausblendung der historischen Fakten, um den deutschen Tätern
des 1. und 2. Weltkriegs nachträglich „Ruhm und Ehre“
anzuerkennen und einen Opferstatus, der ihnen zu Recht immer wieder öffentlich
abgesprochen wird, zuzubilligen. „Versöhnung über den
Gräbern“ fordert der VDK und versucht Opfer und Täter
der Kriege, die von Deutschland aus begonnen wurden, gleichzusetzen. Dass
Wehrmachtsdeserteure und Zwangsarbeiter nicht in einem Grad mit ihren
Schlächtern liegen sollten, will der VDK dabei nicht verstehen. Das
passt auch nicht zum gewünschten positiven Bezug zum deutschen Soldatentum.
All das passiert im staatlichen Auftrag, mit staatlichen Subventionen
und massiver Unterstützung aus der Bundeswehr und den deutschen Diplomaten
in aller Welt
Der sogenannte Volkstrauertag, der vom VDK immer Mitte November durchgeführt
wird, hat seinen Ursprung 1919. Während des Nationalsozialismus wurde
daraus der Heldengedenktag – die Tradition der Grabpflege blieb
die gleiche. Bis heute sammeln ehemalige Soldaten in den Straßen
Berlins im November Geld für die Kriegerdenkmäler. Der Volkstrauertag
dient Soldatenverbänden und deutschen Traditionsvereinen als einziger
Feiertag im Jahr, an dem offen Wehrmachtssoldaten, neben anderen deutschen
Soldaten gedacht werden darf. Ein Beispiel dafür ist jedes Jahr auf
dem ehemaligen Garnisonsfriedhof am Columbiadamm in Tempelhof zu besichtigen.
Hier treffen sich Angehörige der Bundeswehr, Veteranen der Wehrmacht,
Vertreter der rechtsextremen Parteien Republikaner, DVU und NPD, sowie
solch obskure Gruppen wie der Ordensverein der Ritterkreuzträger,
verschiedene Burschenschaften und Vertreter von Neonazikameradschaften,
um gemeinsam deutschen Soldaten zu gedenken. Die große Bandbreite
der Vereine, die da zusammen gedenken zeigt, dass Militarismus, Kriegsverherrlichung,
nationalistische Traditionspflege und die Forderung nach einem autoritären
Staat zusammengehören.
Vereint werden die „Trauergäste“ durch die Verehrung
ihrer im Kampf für „die deutsche Nation“ gefallen Helden:
„Wir starben auf das Deutschland lebe! So lasst uns leben in euch!“
- so lautet die Inschrift des zentralen Kriegerdenkmals zur Erinnerung
an die im ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten. Weitere Denkmäler
und Inschriften erinnern an die Soldaten des Zweiten Weltkrieges, der
Kolonial- und zahlreicher anderer Kriege in denen deutsche Interessen
gegen die anderer Nationen durchgesetzt wurden.
Schluss mit der ungestörten „Helden“ - Verehrung! Auch
dieses Jahr sind wir kreativ aktiv gegen den Volkstrauertag und seiner
geschichtsfälschenden Tradition.
Gemeinsam wollen wir der Geschichte von deutschem Militarismus und seiner
Verherrlichung in Burschenschaften, Bundeswehr und anderen Traditionsvereinen
auf den Grund gehen und ihren Anhängern auf die Pelle rücken.
Auf dem mit den Meilensteinen einer deutschen Geschichtsklitterung gepflasterten
Friedhof werden deutsches Heldengedenken und völkisch-nationalistische
Traditionspflege seit Jahren relativ ungestört zelebriert.
Die Rolle linker und alternativer Kulturprojekte
für antifaschistische Arbeit
Sowohl vor zehn Jahren, als auch heute bildet die linke
Subkultur (Hausprojekte und Veranstaltungsräume) einen kleinen, aber
nicht zu vernachlässigbaren Gegenpol zum kapitalistischen und ausgrenzenden
Alltag, dem wir alle ausgesetzt sind. In diesen Räumen ist es möglich,
sich ohne fremdenfeindliche oder sexistische Angriffe bewegen zu können.
Darüber hinaus bieten linke Projekte, Zeit, Raum und Infrastruktur
für politische Auseinandersetzung und Vernetzungen, um politischen
Widerstand zu organisieren.
Gerade antifaschistische Gruppen und Initiativen sind darauf angewiesen,
die vor langer Zeit erkämpften und bis heute erhaltenen Projekte,
zur Realisierung ihre politischen Ziele, zu nutzten. Wie wichtig sie bis
heute noch sehen wir allein an hand der zahlreichen Infoveranstaltungen,
Gruppentreffen und Solipartys, die regelmäßig in ex-besetzten
Häusern stattfinden. Ohne ihr Bestehen wären zahlreiche Projekte
(Knast-Solidarität, Anwälte und Mobilisierungsmaterialien, um
nur wenige zu nennen) kaum finanzierbar. Ganz zu schweigen vom bezahlbaren
Genuss kultureller Angebote (Kino, Kneipe und Konzerte), die in den Räumen
stattfinden.
Wie wichtig eine linke oder alternative Subkultur sein kann, ist im Stadtteil
Friedrichshain sichtbar. In Zeiten wachsender Akzeptanz rechtsextremen
Gedankenguts in weiten Teilen der Gesellschaft, in der rechte Alltagskultur
und Codes scheinbar unaufhaltsam das Straßenbild erobern, wird es
immer notwendiger offensiv und sichtbar antifaschistische/linke Präsenz
zu zeigen. Diese Rolle übernehmen nicht nur Menschen, die in linken
Projekten leben, sondern auch jene, die sie tagtäglich nutzen und
somit ihren Beitrag für diese Räume leisten.
Obwohl gerade Friedrichshain, ein Kiez mit relativ großem subkulturellen
Angebot, statistisch auf Nummer eins rechtsextremer Übergriffe steht,
ist auch eine große Anzahl von Gegenaktivitäten und Projekten
zu erkennen. Jene Aktivitäten sind sehr stark dem Vorhandensein linker
Subkultur zu verdanken. Dass es in den letzten 15 Jahren nur zu einem
Toten durch Neonazis gekommen ist, haben wir der spontanen Mobilisierungsfähigkeit
und der zahlreichen Zufluchtsmöglichkeiten in linke Projekte zu verdanken.
Um einen effektiven antifaschistischen Selbstschutz zu realisieren und
weiterhin zu gewährleisten, ist das Bestehen und die stetige Vernetzung
linker Projekte im Kiez und darüber hinaus, von Nöten. Die alternativen
Projekten, sind die Basis eines kulturellen und politischen Gegenpols
zum rechten Grundkonsens der heutigen Gesellschaft.
Die bestehende linke Subkultur, bietet außerdem die Möglichkeit
bezahlbares und kollektives Zusammenleben auszuprobieren. In Zeiten steigender
Mieten und fortschreitender Vereinzelung, bieten Hausprojekte die Chance
eine gesellschaftliche Utopie des Zusammenlebens im kleinen zu realisieren
und sich mit der eigenen Prägung kapitalistischer, rassistischer
und sexistischer Normen auseinander zu setzen und gemeinsam ein Klima
solidarischen Lebens fernab von unterschiedlichsten Unterdrückungsmechanismen
zu schaffen. Nicht selten kommt es zu Konflikten untereinander, die dann
gelöst werden müssen - mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg.
Aktuell sind einige Projekte mit Angriffen unbelehrbarer Hausbesitzer
konfrontiert. Es ist unter anderem die Rigaerstraße 94 durch die
Sanierungsgeilheit des Hausbesitzers bedroht. Auch die weltweit bekannte
Köpi in der Köpenickerstraße sieht sich Angriffen vom
neuen Hauseigentümer ausgesetzt, der das Gelände profitabel
nutzen möchte.
Diese Entwicklung ist Ergebnis der fortschreitenden Stadtumstrukturierung.
Kommerzielle Großprojekte wie Media-Spree und Arena am Ostbahnhof
gefährden den weiteren Verbleib linker Projekte und sorgen für
ansteigende Mietpreise, die bezahlbares Wohnen in der Umgebung unmöglich
machen. Einkommensschwachen bleibt nur der Wegzug aus ihrer gewohnten
Umgebung an den Stadtrand.
Damit bezahlbarer Wohnraum, eine solide linke Subkultur und antifaschistischer
Widerstand langfristig zu sichern weiterhin erhalten bleibt, müssen
linke Projekte mit aller Kraft unterstützt werden. Räumungen
und ähnliche Angriffe abzuwehren ist nicht ausschließlich die
Aufgabe der Menschen, die in den Häusern leben, sondern sollte in
der Verantwortung aller Linken und Antifaschisten liegen. Denn der Wegfall
jedes weiteren Projektes bedeutet einen großen Verlust für
die gesamte Linke. Soziale Treffpunkte, Veranstaltungsräume und Zufluchtsorte
für Betroffene von Sexismus und Rassismus gehen meist unwiederbringlich
verloren. Also haltet die Augen auf und achtet auf Ankündigungen
zur Verteidigung linker Projekte, kommt auf die Strasse und noch wichtiger
seid aktiv und kreativ. Ein Angriff auf linke Projekte ist ein Angriff
auf antifaschistische Strukturen!
»SOMETIMES I WISH
I GET IT LIKE A BOY« (CIARA)
Vielleicht hast du es selbst schon einmal erlebt: Du bist abends mit ein
paar Freund_innen tanzen und plötzlich merkst du, wie dir irgendwer
an den Hintern fasst. Du drehst dich um und siehst irgendeinen grinsenden
Typen vor dir. Wie reagierst du? Wie solltest du vielleicht reagieren?
Und was zum Teufel hat Sexismus damit zu tun? Die meisten sind in der
Situation überfordert, so dass sie gar nicht reagieren können.
Andere sprechen den Typen an, was das Ganze eigentlich soll. Meist folgt
darauf weiterhin nur ein blödes Grinsen oder ein »war ja nicht
mit Absicht«. Einige erwidern gar: »Selber schuld, wenn du
mit deinem Arsch vor mir rumwackelst«. Die logischste Konsequenz
aus diesem Spruch wäre, dem Typen eine zu scheuern oder ihn rauszuwerfen.
Aber wieso denn eigentlich? Vielleicht hast du ja wirklich zu aufregend
getanzt und hättest dein Röckchen lieber zu Hause lassen sollen.
Vielleicht gefällt dir der Typ ja auch und du findest es nur halb
so schlimm. Außerdem passiert das ja öfter und eigentlich ist
es ja auch ein Kompliment, nicht wahr?
Auch wenn es merkwürdig klingt, ist dies nichts anderes als ein Ausdruck
der patriachalen Machtausübung. Du bist für den Typen nicht
mehr ein Mensch mit einer Persönlichkeit, du bist einfach nur etwas
zum Anfassen. Auch wenn dem Typen das vielleicht nicht bewusst ist, und
er dies einfach als Normalität empfindet, ist es wichtig ihm zu zeigen,
dass es eben nicht normal ist. Nicht verstanden? Sexismus hat viele Symptome.
Seien es unterschiedliche Gehälter für gleiche Jobs, die immer
noch viel zu seltenen Frauen in Führungspositionen, Vergewaltigungen,
Misshandlungen von Frauen/ Mädchen oder Schriften, die erklären,
warum Frauen angeblich »das schwächere Geschlecht« darstellen
oder sie weniger gut einparken können. Da hilft es auch nichts, dass
wir eine Frau als Regierungschefin haben. Das wichtige ist also, dass
ihr darauf achten solltet, wann euch Sexismus im Alltag begegnet: und
zwar insbesondere dann, wenn euch Unterschiede von Menschen mit angeblichen
biologischen Unterschieden von Geschlechtern erklärt werden: Sei
es, dass Männer besser in Naturwissenschaften sind und Frauen besser
in der sozialen Arbeit aufgehoben sind.
Diese Trennung und vermeintlichen Unterschiede von Männern und Frauen
sind eine Konstruktion. Es ist nichts anderes, als eine Reproduktion der
Herrschaftsverhältnisse. Nicht jede_r entspricht nun mal den Rollenbildern
von Mann und Frau – und manche wollen es auch gar nicht! Frauen,
die »tough« sind und/oder ungerne in Kleidchen rumlaufen sind
»unweiblich«. Männer, die gerne bei Filmen weinen und/oder
sich nicht für irgendwelche Sportarten begeistern können, sind
»unmännlich«. Sexismus findet sich also überall
wieder: in der Erziehung, in der Schule und im Berufsleben und somit spiegelt
sich das Ganze auch in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen wider.
Die Frau ist immer die Freundin von ... und die, die ihren starken Freund
zurückhält und hysterisch daneben steht, wenn er sich prügelt.
Der Mann ist immer der Beschützer, der dafür sorgt, dass es
»seiner Kleinen« gut geht...
Sexismus ist also nicht nur »Frauensache«, sondern alle sollten
mithelfen, sich den sexistischen Theorien und Praxen zu widersetzen!
BIOGRAFIE. Wer war Silvio
Meier?
Silvio Meier stammte aus der DDR. Er war Aktivist der sogenannten »Offenen
Arbeit « der Evangelischen Kirche in der DDR, zu seinen größten
Erfolgen zählte hier die Organisation eines Element of Crime-Konzertes
am 17. Oktober 1987 in der Berliner Zionskirche. An dessen Rande kam es
zu einem Überfall von Skinheads auf das Publikum. Nach der Wende
war er unter anderem als Hausbesetzer in der alternativen Szene aktiv.
Am Tattag hatten Silvio und einige seiner Freunde sich mit acht rechtsextremen
Jugendlichen gestritten und einem von ihnen einen Aufnäher mit der
Aufschrift »Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein« von der
Jacke gerissen. Bei einer erneuten Begegnung mit den Neonazis zogen diese
Messer und stachen auf die Gruppe ein. Silvio wurde mit mehreren Stichen
getötet, zwei seiner Begleiter schwer verletzt. Laut Zeugenbericht
fiel dabei der Ausspruch »Jetzt haben wir es euch gezeigt, ihr linken
Säue«.
Die Jugendstrafkammer des Kriminalgerichts Berlin-Moabit verurteilte den
17jährigen Sandro S., der die tödlichen Messerstiche ausgeführt
hatte, am 2. Oktober 1993 in einem Jugendstrafverfahren wegen Totschlags
zu einer Freiheitsstrafe von viereinhalb Jahren. Die Mitangeklagten, der
18jährige Sven M. und der 17jährige Alexander B., erhielten
Freiheitsstrafen von dreieinhalb Jahren beziehungsweise acht Monaten,
letztere wurde zur Bewährung ausgesetzt. Die restlichen Festgenommenen
wurden nicht angeklagt.
Unmittelbar nach dem Tod Silvios richteten Jugendliche am U-Bahnhof Samariterstraße
eine Mahnwache ein. Seither findet an diesem Ort jedes Jahr eine von antifaschistisch
engagierten Personen und Gruppen organisierte Gedenkdemonstration statt.
In der U-Bahn-Station wurde eine Gedenktafel angebracht, sie wurde wiederholt
geschändet. Auch die BVG ließ diese Tafel mehrmals entfernen
und entschied sich erst nach öffentlichem Protest dafür, sie
an ihrem Platz zu belassen. Bei Renovierungen des U-Bahnhofes im Jahr
2005 verschwand die Gedenktafel, wurde aber durch die verantwortliche
Baufirma ersetzt und wieder angebracht. Ebenso wurde sie mehrmals gestohlen,
zuletzt im August 2007.
ILSE PRESENTE!
In Gedenken an Ilse Schwipper (1937 - 2007)
Ilse Schwipper ist tot, sie starb am 27. September 2007 nach einer kurzen
schweren Krankheit. Ilse war eine von uns. Sie war Anarcha-Feministin,
Antifaschistin, Stadtguerillera, Antiimperialistin, Kämpferin. Sie
lebt in uns und unseren Kämpfen weiter Ilse wurde 1937 in Berlin
geboren und wuchs bei ihrer Großtante und ihrem Großonkel,
einem in der Antifaschistischen Aktion aktiven Anarchisten, auf. Bereits
in ihrer frühen Kindheit wurde sie über das wahre Gesicht des
Nationalsozialismus (NS) aufgeklärt. 1944 zog sie mit ihrer Mutter
und dessen zweitem Ehemann nach Wolfsburg. Wie sie uns Jüngeren gegenüber
immer betont hat ist Wolfsburg ein Musterbeispiel für die Kontinuität
des Nazifaschismus in der BRD. »Stadt des KdF-Wagens« (Kraft
durch Freude) nannten die Nazis ihre Stadt. Wie gleichgeschaltet die Stadt
war und blieb, zeigt sich am Wahlergebnis von 1946: Damals erhielt die
Sozialistische Reichspartei (SRP), Nachfolgepartei der NSDAP, 96 Prozent.
Von Bombenangriffen der Alliierten verschont, wurde Wolfsburg nach dem
Krieg zum Kern des VW-Imperiums und lieferte auch schon bald Kleinbusse,
die von den Amerikanern in Vietnam eingesetzt wurden. Deswegen sabotierten
Ilse und andere 1971 die Gleise der Zuliefer- Strecke. Zuvor hatten sie
bereits eine NPD-Wahlveranstaltung verhindert, indem sie den Veranstaltungssaal
niederbrannten. Die Opposition gegen den Vietnamkrieg und Deutschlands
(indirekte) Beteiligung sowie gegen die Kontinuität des Faschismus
in der BRD waren wichtige Inhalte der Sozialen Revolte der 60er Jahre.
Ilse verkörpert für uns in vieler Hinsicht die damaligen Entwicklungen:
Sie lebte in einer Kommune, wurde von den Jusos ausgeschlossen, weil sie
gegen das KPD-Verbot agitierte und sah letztlich ihre politische Perspektive
im bewaffneten Kampf. Später stand sie im längsten Prozess in
der Geschichte der BRD vor Gericht, dem »Schmücker-Prozess«.
Schmücker war ein Verfassungsschutz-Agent im Umfeld der »Bewegung
2.Juni«, er wurde 1974 im Grunewald in Berlin erschossen. Die Tat
wurde Ilse und den anderen Leuten aus ihrer damaligen Kommune in Wolfsburg
angelastet. Der Prozess wurde viermal wiederaufgerollt und dauerte letztlich
17 Jahre. Er endete 1991 in einem Freispruch. Auch während dieser
Zeit hat Ilse gelitten, ihre Kinder wuchsen ohne sie auf und distanzierten
sich später von ihr. Für Ilse eine schmerzhafte Erfahrung. Nach
ihrer Entlassung hat sie sich vor allem für andere politische Gefangene
eingesetzt. Während des Gefangenenwiderstandes gegen die Einführung
der Isolationsfolter in den türkischen Gefängnissen von 2000
bis 2007 stand sie solidarisch an der Seite der kämpfenden kommunistischen
Gefangenen und ihrer Angehörigen. Sie selbst sprach auf einem Symposium
der türkischen Gefangenen- und Angehörigenorganisation TAYAD
in Istanbul über ihre persönlichen Erfahrungen mit Repression
und Isolationshaft.
Internationalismus war für Ilse nie Projektion deutscher Befindlichkeiten
oder kulturelle Revolutionsromantik, sondern selbstverständliche
gelebte Solidarität. Bereits 1961 hatte sie mit einer Unterschriftensammlung
gegen die Lebensverhältnisse von Gastarbeitern in Wolfsburg gekämpft.
Deren Siedlung war nämlich ein eingezäuntes Lager, ähnlich
wie sie heute in Spanien zu finden sind. Vor allem beeindruckt an Ilse
hat uns, dass sie im Gegensatz zu der Mehrheit der sogenannten »68er«
ihre Vergangenheit nicht geleugnet hat, sondern ihr Leben lang politisch
gekämpft hat. Sie war für uns ein Beweis, dass das Streben nach
revolutionärer Veränderung nicht mit einem Lebensalter von 30
Jahren aufhört, dass es möglich ist seinen Utopien und Träumen
ein Leben lang treu zu bleiben und sich auch nicht durch Knast und Isolationsfolter
brechen zu lassen. Noch Anfang dieses Jahres sagte sie »ohne Gewalt
geht’s nicht« und erklärte, sie sei nach wie vor gegen
das Gewaltmonopol des Staates. Sie hat ihre Erfahrungen mit Jüngeren
geteilt und wir haben viel von ihr gelernt. Wir werden sie niemals vergessen.
Das Unfassbare ins Licht
rücken!! 9. November 2007: 69. Jahrestag der »Novemberpogrome«
Vor 69 Jahren am 9. November 1938 kam es in der Nacht zum 10. November
zu Pogromen unvorstellbaren Ausmaßes gegen die in Deutschland lebende
jüdische Bevölkerung. Jüdische Geschäfte, Friedhöfe,
Synagogen und Kulturzentren wurden in zahlreichen Übergriffen von
Faschisten geschändet und zerstört. Mehr als 400 Jüdinnen
und Juden fielen dem brutalen Geschehen des gesamtgesellschaftlichen Antisemitismus
zum Opfer
In den Jahren seit der Machtübergabe an die Faschisten im Januar
1933 wurde nun – staatlich gefördert und legitimiert –
die Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung verstärkt
und intensiviert. So wurden Gesetzesnovellen verfasst und verabschiedet,
welche ihre Grundrechte beschnitten und sie kontinuierlich gesellschaftlich
isolierte. Eine »Eigenart« der Nazis? Der in den Novemberpogromen,
verharmlosend als »Reichskristallnacht« bezeichnet, artikulierte
Antisemitismus reiht sich in eine Linie grauenvoller Pogrome vom Römischen
Reich über das Mittelalter in Europa und die Verfolgung im faschistischen
Deutschland bis hin zu den »neu entdeckten« antijüdischen
»antikapitalistischen« Parolen der Neonazis. Noch immer können
die Phrasen und Stereotypen des kirchlich-gestützten Antijudaismus
(Die Juden als »Christusmörder«) und modernen Antisemitismus
(Der Mythos des »Geldjuden« und die Verschwörungstheorien
der »weltbeherrschenden « jüdischen Menschen) in großen
Bevölkerungsteilen als massenkompatibel benannt werden. Verfolgung
im Berliner Nord-Osten Im Prenzlauer Berg existierte mit einem Bevölkerungsanteil
von 5,8 % die drittgrößte jüdische Gemeinde in Berlin.
Am 9. November kam es in dem als »roter Arbeiterbezirk« betitelten
Stadtteil zu schrecklichen Ereignissen: Die Synagoge in der Schönhauser
Allee wurde von hunderten »Volksgenossen« angegriffen und
niedergebrannt. Jüdische Geschäfte wurden verwüstet wie
z. B. der Eierladen des als »Eier-Juden« bekannten Hr. Seliger
in der Schönhauser Allee. Zusammen mit seiner Frau wurde er wie viele
hundert andere Personen nach den Pogromen von der Gestapo verhaftet und
deportiert. In Weißensee gab es 1933 weit weniger Menschen jüdischen
Glaubens, so betrug der prozentuale Anteil gerade einmal 1,65 Prozent
und 1939 nur noch 0,65 Prozent. Während der Novemberpogrome wurden
auch in Weißensee jüdische Geschäfte beschmiert, beschädigt
und geplündert. Als Beispiel sei hier das »Warenhaus A. Brünn
jun.« in der Berliner Allee 62 – 66 (früher 29 –
31) erwähnt. In der Nacht wurde das Geschäft entglast und der
Besitzer Herr Brünn nur einen Tag später verhaftet und nach
Sachsenhausen deportiert. In Pankow gab es ebenfalls nicht viele Juden,
auch hier lag der prozentuale Anteil lediglich bei 1,5 Prozent. Während
der Pogrome versuchte eine große Gruppe von SS und SA, das jüdische
Waisenhaus anzugreifen, nur ein couragierter Lehrer mit einem kleinen
Kind auf dem Arm konnte den Mob davon abhalten. Immer noch ein Thema Antisemitismus
ist im Großbezirk immer noch ein Thema, so wurde in der Nacht vom
3. 10. zum 4. 10. 1999 der jüdische Friedhof in Weißensee –
welcher als größter in ganz Europa gilt – geschändet.
Dabei wurden die Gräber der Menschen geschändet, welche zu Zeiten
Nazideutschlands dort begraben wurden. Ein ähnlicher Skandal ereignete
sich nur sechs Jahre später. Im Juni 2005 wurden auf dem Friedhof
vier Grabsäulen, ein Grabstein und drei Grabtafeln umgestoßen.
Auch im Prenzlauer Berg wurden Gebäude und Tafeln mit antisemitischen
Parolen beschmiert. Erst im September und Oktober 2006 wurde das Lapidarium
des Jüdischen Friedhofs mit antijüdischen Sprüchen besprüht.
Nur einen Monat später wurde am Senefelder Platz eine Gedenktafel
mit Hakenkreuzen und »SS«-Runen bemalt. Erst November 2005
zogen mehr als 15 Neonazis durch den Osten Prenzlauer Bergs und besprühten
Wände mit dem Spruch »Israel du Opfer«, versehen mit
einem Hakenkreuz. In Pankow ist eine alljährliche Provokation der
Neonaziszene zu verzeichnen. Kameradschaftler und NPD-Aktivisten unter
der Führung Jörg Hähnels provozieren seit mehreren Jahren
die Kundgebungsteilnehmer_Innen der Auschwitz- Gedenkveranstaltung am
jüdischen Waisenhaus, S-Bahnhof Pankow am 27. Januar jedes Jahres.
Nichts und niemand ist vergessen! Im Gedenken an alle Opfer der Novemberpogrome
1938!
OLD SHIT. NEW STYLE.
THOR STEINAR STINKT.
Immer mehr Neonazis legen den alten martialischen Skinheadlook beiseite
und suchen sich neue, diskretere und modischere Kleidungsstile Beispiel
ist die Marke Thor Steinar. Diese Marke ermöglicht Neonazis, sich
stilvoll zu kleiden, ohne dabei auf völkische Symbolik verzichten
zu müssen. Eine Konfrontation mit AntifaschistischInnen wird so umgangen.
Die Marke mit der nordisch- germanischen Runensymbolik traf genau den
Nerv der Neonazi-Szene und ihres (sub)kulturellen Umfeldes und fand Einzug
in die meisten Läden der extremen Rechten und in diverse Neonazi-Versände.
Doch Thor Steinar schaffte es, aus der rechten Käuferschicht auszubrechen
und unpolitische Bereiche und Käuferschichten zu erschließen.
Zweideutige Andeutungen Die Symbolik, der sich Thor Steinar bedient, ist
nur Kennern der Neonazi- Szene geläufig. Daher eine kurze Erläuterung:
Im Fall des alten Thor Steinar-Logos ergaben die beiden übereinander
gelegten Runen eine Symbolik, die das Symbol der »Waffen-SS«
erkennen ließ. Runen als altnordisch- germanische Zeichen finden
in der Neonazi- Szene häufig Verwendung, da sich die Neonazis durch
sie auf ihre vermeintlich nordisch-germanischen Wurzeln besinnen wollen.
Das alte Logo von Thor Steinar wurde aus der Tyr-Rune (Todesrune) und
der Gibor-Rune (Wolfsangel) zusammengesetzt. Im Nationalsozialismus fand
sie Verwendung im Abzeichen der Reichsführerschulen und der 32. SS-Division
»30. Januar«. Auch in späteren Sortimenten fanden sich
immer wieder T-Shirts mit eindeutig zweideutigen Motiven. Ein T-Shirt-
Motiv lautete »Ski Heil!«, was als Anspielung auf den Nazigruß
»Sieg Heil« gelesen werden kann. Manche Thor Steinar-Kleidungsstücke
trugen den Aufdruck »Nordmark«, was auch der Name eines Arbeitserziehungslagers
der SS im Nationalsozialismus war. Die Neonazi-Zeitung »RockNord«
erklärt in einem Artikel: »Als neue und noch weitestgehend
unbekannte Marke
Schickt sich »Thor Steinar« ins Rennen um patriotische Käufer
[…] hinsichtlich spezieller Bedeutung kann man hier sicherlich von
»patriotischer Kleidung« mit nordischer Attitüde sprechen.«
So ist es nur logisch, dass Neonazis in Internetforen Thor Steinar als
ihre Marke bezeichnen.
Juristische Querelen
Am 17. November 2004 erlebte die Modemarke Thor Steinar ihre vorläufig
größte Niederlage. Jedem, der zu diesem Zeitpunkt öffentlich
Thor Steinar-Kleidungsstücke trug, drohte ein Strafverfahren wegen
des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Allein
der Firmenname, so die Polizei in einem internen Bericht, sei eine unverhohlene
Anspielung auf den ehemaligen SS-General Steiner.
Neuanfang
In Deutschland änderte Thor Steinar in Reaktion auf den juristischen
Druck sein Logo um. Laut dem »Antifaschistischen Infoblatt«,
waren es führende Neonazis aus der Berlin, die von Thor Steinar dafür
bezahlt worden sein sollen, das alte Logo von Kleidungsstükken abzutrennen.
Auch wenn eine antifaschistische Kampagne und das Vorgehen der Justiz
der unpolitischen Legende von Thor Steinar ein Ende setzen konnte, ist
dies noch lange nicht das Ende eines Einbrechens rechten Lifestyles.
ARGUMENTATIONSHILFE.
Warum ist »Thor Steinar« scheisse?
»Was soll denn Thor Steinar mit Nazis zu tun haben?«
Thor Steinar ist eine Kleidungsmarke, die aus dem Umfeld der Nazi-Szene
produziert und vertrieben wird, die sich völkischer Symbolik mit
NS-Bezug bedient und vor allem von Neonazis getragen wird
»Thor Steinar, gibts doch überall zu kaufen«
Thor Steinar gibt es überwiegend in Naziversänden oder läden.
Allerdings finden sich auch immer wieder »normale « Sportgeschäfte,
die entweder nicht wissen, was sie verkaufen, oder denen es schlicht egal
ist, mit was sie ihr Geld verdienen. Man sollte es jedoch immer auf einen
Versuch ankommen lassen, die Betreiber aufzuklären
»Ist jemand, der Thor Steinar trägt ein Nazi?«
Jede/R der/die solche Klamotten kauft und anzieht, unterstützt damit
direkt Neonazis in ihrem Bestreben, ihre Inhalte und Symbole in die Gesellschaft
zu tragen.
»Was kann ich gegen Thor Steinar machen?«
Auf der Homepage www.stop-thorsteinar.de.vu findest Du Informationsmaterial
und Downloads. Du kannst Flugblätter ausdrucken, kopieren und verteilen.
Bei Festivals und Partys ist es sinnvoll Leute aufzuklären was hinter
der Marke steckt. Wenn Du eine eigene Internetseite hast, verlinke die
Kampagneseite und werde aktiv
Was ist eigentlich Antisemitismus?
Judenhass, Judenfeindschaft, die Ablehnung von Jüdinnen und Juden
bzw. des Judentums aus verschiedenen Motiven und mit verschiedenen Ausprägungen,
genannt: Antisemitismus Jüdinnen und Juden waren in der Geschichte
aufgrund ihrer Religion häufig einer Feindschaft ausgesetzt, die
sich in Verleumdung, Unterdrückung, Diskriminierung, Verfolgung bis
hin zu Pogromen, Vertreibung und Ermordung zeigte und auswirkte. In der
Antike galten sie als »Feinde der Menschheit«. Im Mittelalter
und in der Neuzeit wurden sie z. B. »Christusmörder«
und »Brunnenvergifter « genannt. Im 19. Jahrhundert schimpfte
man über sie als »Parasiten «, »Verschwörer“
und »Drahtzieher« aller möglichen Katastrophen –
als »Zersetzer der Nationen«. Die systematische Vernichtung
von sechs Millionen Jüdinnen und Juden Europas durch die Nazis war
der geschichtliche Höhepunkt dieser Feindschaft. Hierbei wurde ein
rassistischer Antisemitismus staatliche Doktrin und begründete den
industriell vollzogenen Holocaust*. Wer glaubt, nach der Verfolgung durch
die Nazis und dem millionenfachen Mord an Jüdinnen und Juden sei
Antisemitismus endgültig diskreditiert, der irrt. 15 bis 20 Prozent
der deutschen Bevölkerung sind laut Umfragenüberzeugte Antisemiten.
Das sind zwölf Millionen Deutsche. Doch was ist eigentlich Antisemitismus
und woher kommt die derzeitige Zunahme antisemitischer Einstellungen und
Angriffe? In erster Linie werden auf verallgemeinernde Weise Jüdinnen
und Juden kollektiv schlechte Eigenschaften zugeschrieben. Man greift
dabei auf die jahrhundertealte Tradition religiöser antijüdischer
Feindbilder zurück und versucht zusätzlich komplexe, wirtschaftliche
und politische Vorgänge verkürzt zu erklären.
Jüdinnen und Juden sind in diesem Weltbild dann die »Strippenzieher«,
welche im Hintergrund agieren, Regierungen und Börsen steuern, sich
daran bereichern und alle Völker ausrotten oder zumindest unterwerfen
wollen. Heute unterscheidet man dann auch drei Formen des Antisemitismus
in der Bundesrepublik: Der traditionelle Antisemitismus, der ein Bild
von Juden zeichnet, das sich vor allem aus Vorurteilen gegenüber
einer angeblichen Überlegenheit von Juden speist und seine Wurzeln
im christlichen Antijudaismus hat. Der sekundäre Antisemitismus,
nach dem Holocaust, ist durch Schuld und Erinnerungsabwehr sowie eine
Täter_innen-Opfer-Umkehr gekennzeichnet. Mit Aussagen wie: »Die
Juden sind doch selbst Schuld daran, dass sie verfolgt werden« oder
»Irgendwann muss auch mal Schluss sein mit der Schuldzuweisung an
die Deutschen« wird Folgendes versucht: Geschehenes zu relativieren,
umzudeuten oder zu leugnen und einer Auseinandersetzung mit den Verbrechen
der Nazis auszuweichen.
Der aktuelle Antisemitismus, der antisemitische Elemente mit antiisraelischen
und antiamerikanischen Einstellungen verbindet und das Unbehagen an der
Globalisierung auf die Jüdinnen und Juden projeziert, indem diese
für die Konflikte in der Welt verantwortlich gemacht werden.
Beschimpfungen, Morddrohungen, Übergriffe und das Verwüsten
und Schänden von jüdischen Friedhöfen und Synagogen sind
dann die Resultate von Antisemitismus in der Bundesrepublik. Das wiederum
hat zur Folge, dass sich Jüdinnen und Juden bedroht fühlen,
sich z. B. in ihrem Kleidungsstil einschränken müssen, um nicht
als Jüdinnen und Juden erkannt zu werden und so an der Teilnahme
am gesellschaftlichen Leben behindert werden. Das ist für uns nicht
hinnehmbar! Denn: Wo Menschen am Leben gehindert werden, fängt unser
Widerstand an!
* Das Wort Holocaust stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel
wie »vollständig verbranntes«. In Israel wird für
den Holocaust das hebräische Wort Shoa benutzt und heißt übersetzt:
»Zerstörung«, »große Katastrophe«.
Das EinfallsTor schließen!
Gegen die Überwachung im Internet vorgehen!
In Deutschland wird der Schutz der Privatsphäre, wie auch in anderen
Ländern, immer weiter ausgehöhlt. Videokameras, installiert
im öffentlichen Raum, biometrische Daten und RFID-Chips im Reisepass
sowie eine ausufernde Telefonüberwachung sind hierfür einige
Beispiele
Unablässig werden derzeit von der großen Koalition und im Besonderen
dem »Law-and-order-Hardliner « Wolfgang Schäuble (CDU)
immer neue Gesetze vorgeschlagen und beschlossen, die das Recht auf Privatsphäre
der Bürger_innen aufweichen. Bundesinnenminister Schäuble muss
sich für seine Big-Brother-Vorstellungen zwar sowohl von Teilen der
etablierten Parteien und erst recht von der außerparlamentarischen
Linken Kritik anhören, bewegt sich aber dennoch nicht auf unsicherem
Terrain.
Vor allem liegt dies daran, dass der Großteil der Bürger_innen
in der BRD die Privatsphäre als nicht sonderlich schützenswert
ansieht und persönliche Daten bedenkenlos preis gibt. Das fängt
beim Sammeln vermeintlicher Rabattpunkte auf der Paybackkarte an und endet
beim Veröffentlichen delikater Fotos der letzten Party in diversen
Online-Communities. Mit seiner Forderung nach der sogenannten Onlineüberwachung,
hat Schäuble die Überwachung des Internets in den letzten Wochen
in die politische Debatte gebracht. Fakt aber ist, dass die Daten und
persönlichen Vorlieben des Einzelnen schon lange über kein anderes
Medium so sicher und einfach ausspioniert werden können wie über
das Internet.
BKA liest mit
Das Verschicken von Emails beispielsweise ist ohne Zweifel eine praktische
Angelegenheit. Bedacht werden sollte aber, dass Emails im Gegensatz zum
guten alten Brief nicht im verschlossenen digitalisierten Umschlag beim
Empfänger ankommen. Emails können eher wie eine Postkarte ohne
erheblichen Aufwand mitgelesen werden. Mittels Internet werden daher schon
seit geraumer Zeit viele Menschen überwacht, wobei in keiner Weise
davon ausgegangen werden muss, dass diese Überwachung nur etwa sogenannte
Kriminelle träfe. Man muss auch nicht vermeintlich illegale Webseiten
besuchen oder Bombenbauanleitungen lesen, um in das Visier des Überwachungsstaates
zu gelangen. Es kann schon genügen, sich durch einen in einem Nachrichtenportal
(beispielsweise der »Tagesschau«) gesetzten Link über
aktuelle Ermittlungen der Strafverfolgungsbehörden zu informieren.
Zu nennen wäre hier beispielsweise das Bundeskriminalamt (BKA), das
seit September 2004 auf einer Interseite des BKA-Webangebots über
den »offenen Tatkomplex« der »militanten gruppe«
(mg) informiert. Die Gruppe soll seit 2001 mehrere Brandanschläge
auf Fahrzeuge und Gebäude verübt haben, weshalb Generalbundesanwältin
Monika Harms sie als »terroristische Vereinigung« einstufen
will. Zwischen dem 28. März und dem 18. April dieses Jahres bemühte
sich das BKA in 417, Fällen über die IP-Adressen die Identität
der Personen zu ermitteln, die in diesem Zeitraum diesen Webauftritt besuchten.
Das BKA stufte die Besucher_innen der Webseite als potenzielle Sympathisanten
oder gar vermeintliche Mitglieder der »mg« ein. Ein bloßes
Interesse für die Arbeit des BKA war also Anlass genug, um die Identität
der auf der Seite des BKA Surfenden festzustellen. Mit dem Beschluss des
Gesetzes der verdachtsunabhängigen Vorratsdatenspeicherung sollen
nun die Verkehrsdaten der User_innen mindestens sechs Monate gespeichert
werden. Für die Sicherheitsbehörden wird damit der gesamte Internetverkehr
aller Bürger_innen nachvollziehbar sein. Wohin dies führt, ist
klar: Der Generalverdacht wird auf alle Bürger_innen der BRD ausgeweitet
und die durch die Verfassung eigentlich geschützte Unschuldsvermutung
wird ad absurdum geführt. Ein Großteil der Bevölkerung
steht dieser Überwachung, die vorgeblich dem Erhalt der freiheitlich
demokratischen Grundordnung dienen soll, positiv gegenüber. Das allgegenwärtige
und infantile Argument der braven Bürger_innen jedenfalls können
wir nicht mehr hören: »Es macht mir nichts aus, überwacht
zu werden, denn ich habe ja nichts zu verbergen. « Zu verbergen
hat jeder etwas, denn gegen irgendwelche gesellschaftlichen Normen wird
von jeder immer wieder mal verstoßen. Im Übrigen ist gerade
die Tatsache, dass gegen Normen verstoßen werden kann, das Wesen
der Demokratie, welche die Schnüffler_innen vorgeben zu schützen.
In der Demokratie sollen mündige, selbständig handelnde Bürger_innen
frei denken und handeln, was selbstverständlich auch das Entwickeln
nonkonformer Theorien und Praktiken einschließt.
Digitale Tarnkappe aufsetzen
Überwachungsstaatsanhänger_innen bauen diese von ihnen geliebte
Demokratie durch ständige Änderungen der Verfassung immer weiter
ab. Das Bedürfnis, sich der ungehemmten Datensammelwut zu widersetzen,
ist absolut nachvollziehbar und muss glücklicherweise auch nicht
mit einem Verzicht der Nutzung moderner Medien, wie dem Internet einhergehen.
Wichtig ist, nicht in Paranoia zu verfallen, sondern die Möglichkeiten
zur Anonymisierung der eigenen Daten und des persönlichen Surfverhaltens
zu nutzen. Die wesentlichste Rolle bei der Ermittlung des individuellen
Surfverhaltens spielt für die Schnüffler_innen die IP-Adresse.
Diese zwölfstellige Nummer bekommt jeder Internetuser von seinem
Provider zugeordnet. Wer wann welche IP-Adresse benutzt, wird von den
Telekommunikationsunternehmen gespeichert. Dies ist der Grund, weshalb
jeder Internetseitenbetreiber (beispielsweise auch der des BKA) genau
weiß, welche IP-Nummern auf seiner Seite surfen. Da nicht verhindert
werden kann, dass die IP-Adressen mitgesendet werden, kann man dafür
sorgen, dass diese ihre Aussagekraft hinsichtlich der Identität des
ursprünglichen Absenders verlieren. Hierfür bietet sich das
Anonymisierungsnetzwerk »Tor« an, das allen auf Privatsphäre
bedachten Surfer_innen zur Verfügung steht. Durch einfaches Auswechseln
der Absendeadressen wird mit »Tor« der ursprüngliche
Absender verschleiert, d. h. der User ist anonymisiert. Jeden Tag freudig
anonymisiert zu surfen, fällt wahrlich nicht schwer. Hierfür
bedarf es nur der Installation von vier Pogrammen: Firefox, Tor, Privoxy
und Torbutton. Eine ausführliche Installationsanweisung sowie den
Download gibt es unter: tor.eff.org. Diese Art der Anonymisierung funktioniert
aber selbstverständlich nur dann, wenn der Benutzer nicht in irgendwelchen
Formularen seine wahre Identität angibt.
Tor Netzwerk: tor.eff.org und www.vorratsdatenspeicherung.de
AUTORITÄTEN IM SCHULALLTAG
Ein Szenario wie jede-r es kennt, nullte Stunde Matheunterricht. Alle
sind müde, jedoch sind natürlich die ersten Aufgaben fällig.
Beliebt sind dann meist sinnlose Aufgabenstellungen, deren Inhalt Du nur
am Rande erahnst und deren Sinn Dir verborgen bleibt. Fragst Du nach,
kommt in Befehlsmanier die Aussage »Das hast Du jetzt zu erledigen«
Spätestens jetzt machst du Dich an die Aufgaben ran, weißt
Du doch ganz genau, ansonsten droht die nächste sechs. Müde
schleppst Du Dich in die nächste Stunde, wo der Kampf um’s
Einnicken in die zweite Runde geht. Gott sei Dank triffst Du meist auf
verständnisvolle Lehrer_innen, die Dich wecken und Dir doch nahelegen,
Nachts mehr zu schlafen, klar, Du lebst ja auch nur für die Schule.
Vollkommen fertig, musst du zuweilen auf den Schulhof raus, frieren!
Zur Krönung des Tages folgt am Ende eine Doppelstunde Sport, entspannen
gilt nicht, musst Du doch Leistung zeigen beim Bankrutschen, ansonsten
war’s das mit dem Zweierschnitt auf dem Zeugnis. Apropros Zeugnis,
Dein absolutes Endziel, etwas anderes gibt es gar nicht mehr. Bist Du
erschöpft vom Schulalltag, deprimiert von den Leistungen, hilft ein
freier Tag ungemein, jedoch wirkt es sich schnell nachteilig aus, wenn
Du kein Geld für die Praxisgebühr hast und Dich zudem nicht
mehr selbst entschuldigen kannst, so fliegt demnächst eine Schulversäumnisanzeige
bei Dir in den Briefkasten. Solltest Du es wagen noch eigene Interessen
zu verfolgen, Dich selbst kreativ zu betätigen, am Ende sogar eine
eigene Zeitung zu veröffentlichen, wird das anfänglich gelobt,
solange es nicht die schulischen Leistungen beeinträchtigt. Gefährlich
für die Schullaufbahn wird es, wenn Du kritische Sachen ansprichst,
es folgt die Unterredung mit der Direktorin, die dann ganz unbürokratisch
vom Zensurrecht Gebrauch macht. Ist Dir was aufgefallen? Ständig
hat irgendwer das Sagen, der über Dir steht und Dir letztendlich
alles versaut, was Dir selbst gefällt und Dich zum angepassten Arbeitstier
disziplinieren will, wobei bei Ungehorsam die Lehrer als höherstehende
Autoritäten Dich per Notengewalt maßregeln können. Gleichzeitig
kriegen die ganzen Schleimer, die stets auf jedes Pfeifen hören und
ihr Leben für die Schule aufgeben, Einsen am Stück, denn sie
entsprechen den Mustertypen, der nicht hinterfragt und stumpf Befehlen
folgt. Hast Du darauf keinen Bock, willst Du selber Deinen Kopf benutzen
und Dir nicht vorschreiben lassen, wie Du Dein Leben lebst, engagiere
Dich, widerspreche und hake nach. Rütli-Schule do it again!
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