3. August 2011: Der
Tod kommt aus der Mitte!
Solidarität mit den Opfern von Oslo und Utøya!
Gegen Rechtspopulismus und Rassismus!
Demonstration, 17 Uhr, Rosenthaler Platz
Nach den Anschlägen in Norwegen heißt
es: Es war lediglich ein Einzeltäter. Angeblich trägt niemand
eine Mitschuld an dem Drama. Angeblich fand der Anschlag außerhalb
eines gesellschaftlichen Kontextes statt, in dem Ängste geschürt
und Hass gesät wurden. Weder Politiker_innen noch Medien wollen die
Zündschnüre gelegt haben, die zu den Morden in Utøya
und Oslo geführt haben! Doch passierte das Attentat nicht außerhalb
eines politischen Klimas, in dem Personen mit muslimischem Glauben per
se diskriminiert und unter Generalverdacht gestellt werden. Die europäischen
Rechtspopulisten wollen sich nun aus der Verantwortung ziehen und die
Massenmedien sind nur schwer davon zu überzeugen, dass der Attentäter
Breivik kein Islamist ist. Statt den politischen und gesellschaftlichen
Nährboden dieses Attentats zu hinterfragen, wird der Täter einfach
pathologisiert und die pauschalen Forderungen an den Staat, Bürgerrechte
im Namen der Sicherheit weiter einzuschränken, immer lauter. Für
diese Sicherheit will die rechtspopulistische Partei "Die Freiheit"
auch am 3. August in Berlin-Mitte demonstrieren.
Unsere Antwort auf die Morde muss gesellschaftliche Solidarität heißen!
Die einzige Möglichkeit solchen Attentaten zu begegnen, ist den in
Europa erstarkende Rechtspopulismus als mörderische Ideologie zu
entlarven und rassistischer und soziale Ausgrenzung im Alltag klare Absagen
zu erteilen.
Der "Einzeltäter"
der alles falsch verstanden hat?
Nachdem noch kurz nach den Anschlägen die Spekulationen über
einen islamistischen Hintergrund die Runde machten, ist schnell ein wirrer
Einzeltäter konstruiert. Ein Neonazi, der alles falsch verstanden
hat. Blitzartig folgten die Distanzierungsversuche und Beileidbekundungen
der angeblich Unschuldigen, von Rechtspopulist_innen und Rassist_innen
bis hin zur Sarrazin-Anhängerschaft aus Politik, Medien und Gesellschaft.
Die rassistischen Scharfmacher_innen, die sich so gern als Opfer der "linken
Meinungsführerschaft" stilisieren, wollen nicht in die Täter_innenrolle
zurück fallen. Der Täter indes ist kein unbeschriebenes Blatt.
Er war jahrelang Mitglied der rechtspopulistischen Fortschrittspartei
(FRP). Fester Bestandteil der FRP ist ihre antimuslimische Rhetorik.
Die FRP sieht sich nun ebenfalls als Opfer des Attentats, da Mitte September
die Kommunalwahlen anstehen und nicht vorhersehbar ist, wie sich der Anschlag
nun auf die Wahlergebnisse auswirken. Die FRP distanzierte sich bereits
von Breivik, sie habe nichts mit diesem zu tun. Das
Offensichtliche lässt sich aber nicht leugnen: Die Rechtspopulisten
haben einen Mörder erzogen.
Rechtspopulismus in der
Offensive
Andere versuchen es erst gar nicht sich zu distanzieren und blasen weiter
zum inszenierten "Kampf der Kulturen", als hätte es in
Deutschland allein im April 2011 keine 68 offiziellen Übergriffe
von Neonazis und keine Brandanschläge auf Häuser, wie die in
Berlin und zuletzt in Leverkusen gegeben.
"Pro Deutschland" verhöhnte die Opfer in Norwegen nachträglich
und veranstaltete eine Wahlkampf-Mahnwache vor der norwegischen Botschaft.
"Pro NRW" zieht nach und kündigt keine fünf Tage nach
den Anschlägen einen "Anti-Islamisierungskongress" der
"Pro Bewegung" am 27./ 28. August in Berlin an.
"Die Freiheit" lädt Rassist_innen wie Geert Wilders und
Oskar Freysinger als Wahlkämpfer für den 3. September nach Berlin
ein und nimmt die Anschläge nun zum Anlass, in das Geschrei nach
einem ultimativen
Sicherheits- und Überwachungsstaat einzustimmen. Die Ursachen für
soziale Probleme werden weiterhin kultur-religiös ummantelt und ethnisiert
zugeschrieben. Als Lösungen werden weitere Repressionen und mehr
Kontrolle vorgeschlagen. So verwundert es auch nicht, dass gerade diese
geistigen Brandstifter_innen sich am 3. August um 17 Uhr am S-Bhf. Jannowitzbrücke
als Verteidiger_innen von Sicherheit und Ordnung in Berlin zu legitimieren
suchen. So wollen sie auch noch von den Ängsten profitieren, die
sie selbst schüren und wozu sie sogar die Opfer ihrer Hetze
instrumentalisieren wollen.
Der Tod kommt aus der
Mitte
Antirassistischen Bildungs- und Forschungsprojekten werden massiv die
Gelder gekürzt und die wenigen, die sich trotz der härteren
Bedingungen engagieren, werden mit der Extremismusklausel kriminalisiert.
Und nun übertrumpfen sich Politiker_innen fadenscheinig mit antifaschistischen
Statements und Forderungen an die sogenannte Zivilgesellschaft. Doch in
plötzlichen Aktivismus oder Schockstarre verfällt nur, wer die
Augen regelmäßig vor den gesellschaftlichen Verhältnissen
verschließt. Nach dem 11. September 2001 hat sich die westliche
Welt am al-Qaida Terrorismus "blind gestarrt" und alles andere
mit Genugtuung ausgeblendet. Rassistisch motivierte Gewalt bis hin zu
Morden, haben überall in Europa Dauerkonjunktur. Die öffentliche
Wahrnehmung ist geprägt von zahlreichen blinden Flecken, die ein
Bild der "Mitte" als zivilisiert und unblutig zeichnen. Doch
das größte Massengrab Europas ist das Mittelmeer – gefüllt
vom Abschottungsregime Europas. Alltägliche Diskriminierung und
Ausgrenzung erfahren breite Schichten der Bevölkerung. Antimuslimischer
Rassismus und Sozialchauvinismus sind Vehikel zur kapitalistischen Disziplinierung.
Eine gesellschaftliche Psychose, die blonde Jungs wie den Norweger Breivik,
zum Rachefeldzug animieren.
Kein Fußbreit den Rassist_innen und
Rechtspopulist_innen! Zum Gedenken an die Opfer der Anschläge von
Oslo und Utøya! Zum Gedenken an alle Opfer rassitischer und nazistischer
Übergriffe in Deutschland! Rassismus, Sozialchauvinismus und Rechtspopulismus
bekämpfen! Solidarität statt soziale Ausgrenzung!
Auf die Straße! Demonstration 3. August,
17.00 Uhr, Rosenthaler Platz
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