Unsere Straße: Silvio-Meier-Straße
Offener Brief an die Bezirksverordnetenversammlung von Friedrichshain-Kreuzberg

Am 21. November 1992 wurde der Hausbesetzer und Antifaschist Silvio Meier am U-Bahnhof Samariter Straße von Neonazis ermordet. Basisinitiativen aus dem Kiez und antifaschistische Gruppen organisieren seither alljährlich eine Mahnwache am U-Bahnhof. Auf deren Initiative hin wurde dort auch eine Gedenktafel für Silvio Meier angebracht. Diese wurde mehrmals gestohlen und wiederholt beschädigt. Die alljährliche Demonstration im Gedenken an Silvio Meier hat sich mit mehreren tausend Teilnehmer_innen zur größten regelmäßig stattfindenden antifaschistischen Demonstration in Berlin entwickelt. Silvio Meier ist ein Teil jüngster Geschichte dieses Stadtbezirks.
Seit vielen Jahren steht die Forderung nach Benennung einer Straße nach Silvio Meier als ein Zeichen aktiven antifaschistischen Gedenkens im Raum. Damit dieses Ziel endlich konkret wird, hat sich im November 2010 die „Initiative für ein aktives Gedenken“ gegründet. Als Auftakt unserer Arbeit zeigten wir die Ausstellung „Für Silvio“ der Aktionskünstlerin Ute Donner in der Friedrichshainer Theaterkapelle. Dort organisierten wir auch eine Podiumsdiskussion, auf der sich Vertreter_innen von Basisinitiativen und Freunde von Silvio für eine Silvio-Meier-Straße in Friedrichshain aussprachen.
Wir begrüßen, dass die BVV unsere langjährigen Bemühungen aufgegriffen hat und im Dezember 2010 den Beschluss fasste, „durch eine Benennung im öffentlichen Raum, den 1992 von Neonazis ermordeten Silvio Meier zu ehren. (…) Die Auswahl eines geeigneten öffentlichen Ortes in der Nähe der U-Bahnstation Samariterstr. soll in enger Abstimmung mit der damit befassten Bürgerinitiative erfolgen.“
Als die „damit befasste Bürgerinitiative“ wenden uns mit diesem Offenen Brief an Sie. Wir fordern die Benennung einer geeigneten Straße in Friedrichshain nach Silvio Meier noch vor den Berliner Wahlen im Herbst 2011. Wir unterstützen auch den Vorschlag, die neue Zentralbibliothek des Bezirkes in der Frankfurter Allee nach Silvio Meier zu benennen. Dies wäre ein schönes Zeichen, da Silvio Meier selbst Drucker war und sich in der DDR bei der oppositionellen „Umweltbücherei“ engagierte. Zudem könnte dort zum Beispiel durch die Einrichtung einer Abteilung mit antifaschistischer Literatur, einer Dauerausstellung über Silvio Meier oder ähnliches der Raum der Symbolik verlassen werden.
Die Zeit für ein offizielles Gedenken an Silvio Meier ist reif! Es geht darum, einen Gegenpol zu einer voranschreitenden Entpolitisierung des Straßenbildes zu erzeugen. Es geht um eine Auseinandersetzung mit der Angelegenheit auch abseits vom Todestag. Und es geht darum, dass als „Randgruppenphänomen“ behandelte Themen wie Antifaschismus eine Wertschätzung auf parlamentarischer Ebene erhalten. Denn Gewalt von Neonazis im Stadtteil ist leider nicht Geschichte, sondern immer noch aktuell. Wir erinnern in diesem Zusammenhang an den brutalen Überfall von Neonazis auf einen Antifaschisten am S-Bahnhof Frankfurter Allee im Juli 2009. Setzen Sie deshalb den in Ihrem Beschluss im Dezember zum Ausdruck gebrachten politischen Willen für eine Ehrung Silvio Meiers um in die Tat.

Mit antifaschistischen Grüßen,
Initiative für ein aktives Gedenken

Hausprojekt Grünberger Straße 73 | Selbsthilfekontaktstelle Berlin Friedrichshain-Kreuzberg | Thomas Lehmann | Berliner Mietergemeinschaft e.V. | Friedrichshainer Geschichtsverein Hans Kohlhase e.V. | Freke Over (Stadtverordneter Rheinsberg) | Damiano Valgolio (stellv. Bezirksvorsitzender DIE LINKE Friedrichshain-Kreuzberg) | Register Friedrichshain | Britta Schmidt Fahrradklinik | Southern Network for Environment and Development e. V. | Verband für interkulturelle Arbeit (VIA) Regionalverband Berlin/Brandenburg e.V. | Heike Weingarten (Trägerin der Bezirksmedaille) | Irmela Mensah-Schramm (Künstlerin) | Canan Bayram (MdA Bündnis 90 / Die Grünen) | UBI KLiZ e. V. / Mieterladen | ReachOut - Opferberatung und Bildung gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus | Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) | Infoladen Daneben | Schmidt-Briese GbR | Ete´s Metallbaukiste | Ciabatoni & Crossini | Yvonne Böhm (Ingenieurin) | Jani Börner | Kino Intimes | Uwe Wasserthal | Ute Donner (Künstlerin) | Wanja Abramowski (Historiker) | Café Artliners | Martin Off | workstation Ideenwerkstatt Berlin e.V. | Bernhard Gauß Autos und Teile | Klaus Byszio (Dipl. Ingenieur) | MieterEcho | Antifa Friedrichshain | Linksjugend [´solid] Berlin | Antifaschistische Linke Jugend (ALJ) | Mittendrin – Kommunikation und anders e.V. | Sabine Schubert (MdBVV Friedrichshain-Kreuzberg DIE LINKE) | Jens Rüppel | Theaterkapelle 10245 e.V. | tRaumstation im RAW-Tempel | ARI Berlin - Antirassistische Initiative e.V. | Jusos Berlin | Hinkelstein - Druck sozialistische GmbH | Antifaschistische Linke Berlin (ALB) | Initiative gegen Rechts Friedrichshain | Grüne Jugend Berlin | Kristine Schütt (Künstlerin) | V36 e.V. | Uwe Michel | Samacafé Kollektiv | Anne Seebach | Katharina Seeger | Antifaschistische Initiative Schöneberg | ANTIFA.gaming | Götz Waschk | reclaim society | Carina Pacher | Franziska Drechsler | RAW-tempel e.V. | Jan Königsmann | Wera Richter (DKP Berlin) | Rolf Meier (DKP Friedrichshain-Kreuzberg)

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