1.08.2007: "Wir bleiben Alle - Gegen Padovicz, Factor und Co".
Kundgebung bei Factor Hausverwaltung (Warschauer Str. 46)

Gijora Padovicz besitzt rund 200 Häuser in Friedrichshain. Zusammen mit der Hausverwaltung Factor schikaniert er MieterInnen und klagt sie nur zu oft aus ihren Wohnungen. In den letzten Jahren hat er mehrere ehemals besetzte Häuser gekauft. Nun versucht er diese zu vertreiben. In der Scharni29 hat er alle Wohnungen gekündigt, in der Kreutziger12 hat er einige Wohnungen bereits räumen lassen. Jetzt will er die Liebig34 (XB-Liebig) kaufen. Dagegen demonstrierten knapp 100 Menschen am Nachmittag. Mit verschiedenen Redebeiträgen stellten sich BewohnerInnen und Projekte aus den betroffendene Häusern vor.

Was ist die Liebigstraße 34?

In dem Anfang der 90er-Jahre besetzten Haus in Berlin-Friedrichshain wohnen derzeit 25 FrauenLesbenTransgender und zwei Kinder, verteilt auf vier Wohnetagen mit je einer Küche und Gemeinschaftsräumen. Im Erdgeschoss befinden sich Werkstätten, Veranstaltungs- und Projekträume. Letztere werden von Personen aus dem Haus, sowie von externen Gruppen genutzt.
Eines dieser Projekte ist der Infoladen Daneben. Er dient vor allem für Literaturrecherche zu politischen, geschichtlichen und genderbezogenen Themen, aber auch als Treffpunkt verschiedener AGs. Der Laden versucht eine Schnitt- und Anlaufstelle für Informationen, Aktionen, politisch interessierte Personen und Gruppen zu sein sowie Infrastruktur zu stellen für Veranstaltungen, Demos, Mobilisierungen etc. Darüberhinaus soll hier ein Treffpunkt für Leute aus dem Kiez geschaffen werden, in dem Informationen ausgetauscht, verarbeitet und weitergegeben werden können. Bei Problemen (z.B. rassistischen, faschistischen, sexistischen Übergriffen u.ä.) wird Hilfe angeboten oder ggfs. an spezielle Strukturen/Stellen weitervermittelt. In den Gemeinschaftsräumen des Vereins im Erdgeschoss finden Volxküchen, Brunches, Filme, Parties, Informationsveranstaltungen, Kickerturniere, Kneipenabende für Frauen-LesbenTransgender, Lesungen und Konzerte statt.
Im Hof befindet sich ein offener Werkstattbereich, der neben einer Fahrrad-, Holz-, Metall- und Elektroschweißwerkstatt auch Räume für Farb- und Keramikarbeiten beherbergt. Es gibt auch eine Schneiderei und ein Fotolabor im Haus. Mit unserem Projekt wollen wir einen Raum schaffen, in dem wir entgegen der gesellschaftlichen Tendenz von zunehmender Individualisierung und Egoismus selbstverwaltete, kollektive Strukturen stärken. Somit ist uns insbesondere das Schaffen und Erhalten von konstant erschwinglichem Wohnraum für Geringverdienende ein besonderes Anliegen. Neben dem Aspekt des Zusammenwohnens halten wir es für notwendig, Raum für Arbeit, Kultur und Kreativität zu schaffen und das Haus damit nach außen zu öffnen. Quelle

The houseproject in Liebig street 34 in Berlin-Friedrichshain is probably one of the last living- and cultureprojects for WomenLesbian-Transgender that still exist in Berlin. There are persons from over one dozen countries living in the house. It..s well-known far beyond Berlin and a meeting centre for WomenLesbian-Transgender around the world. Among other things, the infoshop “Daneben” and the non-commercial venue “X-B-Liebig” are also part of the house. The house has been squatted in 1990 and later the inhabitants got leasing contracts. Today the house is one of the last autonomous houseprojects in Berlin.
But the favorable conditions for commercialization on the real estate market threaten these and other free spaces. After 17 years of existence the Liebig34 is soon subject to compulsory auction. With it not only will disappear affordable living space but also an important meeting point for left and non-commercial culture.
In capitalism it..s no news that capital follows its interests, but in this it gets support from the state. Berlin – the city of unexploited fallows and empty buildings – is subject to full-scale restructure. Together with this city restructure happens the process of gentrification. Rents rise and people with less income are being forced out of their quarters and to the outskirts of the cities. Especially autonomous house-projects, that are mostly in non-modernized old buildings and do not want to fit into the orderly city surface, still keep the rent level low. That..s why they are first in city restructure measures.

We demand a long-term political solution for all endangered left living- and culture projects!
Queers, feminists and squatters unite! In the ground floor there is the infoladen and the bar X-B-Liebig, run from diferent collectives

>>> Liebig34 und Mayspace-Site

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02.08.2007 TAZ
Verschlossene Tür als Kündigungsgrund
Verwaltung kündigt Mietverträge von allen Bewohnern der Liebigstraße 34. Auch andere Hausprojekte in Friedrichshain klagen über Kündigungen durch den Verwalter. Gemeinsame Kundgebung in der Warschauer Straße

In Friedrichshain sind Hausprojekte nicht einmal durch schriftliche Verträge gesichert. Die BewohnerInnen der Liebigstraße 34 haben in der vergangenen Woche alle eine Kündigung erhalten. Zur Begründung hieß es von der Hausverwaltung Factor Grundstückentwicklungsgesellschaft, dass bei Besichtigungsterminen die Haustür verschlossen gewesen sei.
Die Liebigstraße 34 ist - mit dem Infoladen Daneben und der Kneipe XBeliebig - so etwas wie das verlängerte Wohnzimmer der Friedrichshainer ExbesetzerInnen. Im Unterschied zu anderen aus besetzten Häusern hervorgegangenen Einrichtungen handelt es sich hier explizit um Szenetreffpunkte und nicht um Stadtteilläden.
Die BewohnerInnen vermuten einen Zusammenhang zwischen der Kündigung ihrer Verträge und einem möglichen Besitzerwechsel. Der Kaufmann Gijora Padovicz, dem im Bezirk zahlreiche Häuser gehören, habe Interesse an dem Gebäude bekundet.
Von Padovicz und Factor sind auch die BewohnerInnen der Scharnweberstraße 29 wenig begeistert. Nur wenige Monate nachdem sie - wie vertraglich vereinbart - in das mittlerweile sanierte Haus zurückgezogen sind, wurde vier MieterInnen gekündigt. Dabei seien die unterschiedlichsten Gründe genannt worden, sagte ein Sprecher der BewohnerInnen: Mietrückstände, illegale Untervermietung oder die Haltung von Hunden. Einem Mieter wurden Kontakte zur Hausbesetzerszene vorgeworfen. Als Beweis wurde angeführt, er habe sich bei Protesten von BewohnerInnen der Liebigstraße 34 vor dem Haus aufgehalten und sei mit der Aktion offensichtlich einverstanden gewesen.
Eine gütliche Einigung, wie sie von der Richterin vorgeschlagen wurde, hat die Anwältin der Vermieter abgelehnt. "Die setzen auf die Zermürbungstaktik und hoffen, dass man schließlich entnervt auszieht oder eine Frist versäumt", befürchtet einer der Betroffenen. In dem einst besetzten Haus Kreutzigerstraße 12 hatte diese Taktik schon Erfolg: Mehrere BewohnerInnen mussten in den letzten Monaten aus dem seit 1999 im Padovicz-Besitz befindlichen Gebäude ausziehen.
Die BewohnerInnen von Liebig- und Scharnweberstraße suchen nun den Kontakt zu MieterInnen anderer Padovicz-Häusern. Gestern Nachmittag mobilisierten sie zu einer Kundgebung vor dem Büro der Factor-Hausverwaltung in der Warschauer Straße.

27.03.2007 TAZ
Spekulant macht Jagd auf linke Projekte
Ein Geschäftsmann kauft offenbar gezielt Hausprojekte in Friedrichshain auf und versucht auf rabiate Weise, die bisherigen Mieter loszuwerden

"Wir sind nicht käuflich" steht auf der bunten Fassade. Ein dunkler Durchgang führt in einen eher ungastlichen Hinterhof. "Ich komme runter", ruft eine Stimme aus dem dritten Stock. Elvira* ist 26, seit drei Jahren wohnt sie in dem Hausprojekt in der Liebigstraße 34 in Friedrichshain. "Wir befürchten das Schlimmste", betont sie. "Wenn Gijora Padovicz das Haus kauft, haben wir keine ruhige Minute mehr."
Seit rund acht Jahren wohnen ausschließlich Frauen, Lesben und Transgender in dem Eckhaus. Im Erdgeschoss befindet sich ein Infoladen, daneben die unkommerzielle Kneipe "XB-Liebig". Die Erbengemeinschaft, der das Haus gehört, ist heillos zerstritten. Da Schulden auf dem Haus lasten, soll es im Herbst zwangsversteigert werden. Die Bewohnerinnen wollen mitbieten und es durch eine Genossenschaft kaufen.
Auf Nachfragen erfuhren sie und ihr Anwalt Moritz Heusinger jedoch Erstaunliches: Fünf der neun Erben hätten mit dem Berliner Geschäftsmann Gijora Padovicz Vorverträge über einen Kauf des Hauses abgeschlossen, erzählte ihnen eine Erbin. Padovicz könne dann bei der Zwangsversteigerung so hoch bieten, wie er will, hinterher bezahle er aber nur den vereinbarten Preis.
Gijora Padovicz ist auf dem Immobilienmarkt kein Unbekannter. Über verschiedene Firmen der Unternehmensgruppe Padovicz (UGP) besitzt er allein in Friedrichshain laut Grundbuchamt mindestens 200 Häuser. In den Beratungsstunden der Berliner Mietergemeinschaft e. V. finden sich immer wieder Menschen ein, die Probleme mit einer der Firmen der Unternehmensgruppe Padovicz haben, berichtet Heike Weingarten aus der Beratungsstelle der Mietergemeinschaft in der Kreutzigerstraße. Ende der 90er-Jahre hat sie sich intensiv mit den Aktivitäten der UGP beschäftigt. Damals habe es fingierte Wohnungseinbrüche, angesägte Gasleitungen und Hausbrände in Padovicz-Häusern gegeben. Inzwischen sei es ruhiger geworden. "Es ist das Übliche", erzählt sie. Falsche Betriebskostenabrechnungen, nicht behobene Mängel oder unbegründete Kündigungen seien die Hauptprobleme.
Seit einigen Jahren scheint die UGP Gefallen an Kauf und Sanierung von Friedrichshainer Hausprojekten gefunden zu haben. Mit üppigen Fördergeldern ausgestattet, sanierten Padovicz-Firmen bereits andere ehemals besetzte Häuser. Nicht zum Wohlergehen der BewohnerInnen: "Der nutzt rücksichtlos jeden Grund, einen rauszuklagen", berichtet Rolf*, ein Bewohner der einst besetzten Kreutzigerstraße 12. Padovicz hatte das Haus 1999 gekauft und saniert. "Die WG im vierten Stock musste schon ausziehen", erzählt Rolf, eine andere Wohnung im dritten Stock stehe vor der Räumung. Wenn der Eigentümer nun versuche, "normale" Mieter hereinzunehmen, werde es die Kreutziger 12 als Hausprojekt nicht mehr geben.
Auch die BewohnerInnen des Hausprojekts in der Scharnweberstraße 29 haben bereits Abmahnungen und eine fristlose Kündigung erhalten. Das Haus wurde im vergangenen Jahr mit Mitteln des eigentlich 2001 ausgelaufenen Programms zur "Sozialen Stadterneuerung" saniert. "Er versucht, uns mürbe zu machen, schickt täglich Briefe und hofft, dass wir bei Klagen den Schwanz einziehen", erklärt Klaus* die Strategie. Noch nicht einmal die zugesagten Umzugsgelder und Mietzuschüsse hätten sie bisher bekommen.
Padovicz weigere sich als Geschäftsführer der Haupteigentümerin Siganadia Grundbesitz GmbH auch beharrlich, den bei einer Sanierung obligatorischen Ordnungsmaßnahmen-Vertrag mit dem Bezirk zu unterschreiben. Normalerweise habe er dadurch, laut Fördervertrag, den Anspruch auf weitere Förderraten verwirkt. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung habe die Gelder trotzdem angewiesen, wie ein Bezirksmitarbeiter den erstaunten BewohnerInnen erläuterte.
In der Liebigstraße 34 werden jetzt Gegenstrategien gegen einen Verkauf geschmiedet. Bei einem ersten Besuch der Hausverwaltung Factor, die viele Padovicz-Häuser verwaltet, wurde diese von 40 SympathisantInnen am Betreten des Hauses gehindert. Auch wollen die Bewohnerinnen versuchen, das Haus selbst zu kaufen. "Dafür brauchen wir Menschen, die bereit sind, uns finanzielle Unterstützung zu geben", sagt Elvira.
Welche Strategie Padovicz mit dem Kauf ehemals besetzter Häuser verfolgt, ist unklar. Sind es nur der niedrige Kaufpreis und die bereitstehenden Fördergelder des Senats, die ihn locken, oder hat Padovicz weitergehende Interessen? Von der UGP war dazu keine Stellungnahme zu bekommen. *Namen geändert

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