14.09.2007: Kundgebung für mehr Freiräume
15.09.2007: Hoffest in der Rigaer94

Unter dem Motto "Für mehr selbstbestimmte Räume - gegen Zwangsanstalten!" fand am 14. September eine Kundgebung in der Rigaerstr. Ecke Liebigstr. statt. Über 100 Menschen nahmen an der Aktion teil. 3 Hip Hop- Liveacts sorgten für die gute stimmung und die musikalische Begleitung der Aktion.
Verschiedene Redebeiträge informierten über die Situation der Räumungsbedrohten Projekte wie Rigaer94, Köpi oder Schwarzer Kanal und über die Situation von Axel, Oli, Florian, Christian, Andrea, Gabriel, José, Thomas die in den Knästen sitzen. Ebenso wurde dazu aufgerufen an der Demonstration gegen den Überwachungsstaat am 22.09. und an dem Aktionstag rund um die Gefangenen in Aachen teil zu nehmen.
Die Kundgebung verlief lautstark und ohne Provokationen der Bullen die weiträumig im Bezirk Fridrichshain präsent war. Nach 4 Stunden, die Kundgebung war von 18 - 22 Uhr angemeldet, wurde die Aktion beendet.

Aufruf

Rigaer 94, Köpi, Schwarzer Kanal - alles autonome Wohn und Kulturprojekte die Räumungsbedroht sind... Axel, Oli, Florian, Christian, Andrea, Gabriel, José, Thomas - alles FreundInnen von uns die im Knast sitzen...

Der Druck auf uns wird von Tag zu Tag größer, wer sich der kapitalistischen Verwertungslogik nicht unterwirft, hat nur noch wenige Spielräume zur Verfügung. Die Leute die versuchen diese Spielräume zu erweitern oder zu erneuern, werden kriminalisiert und landen im Knast. Der Repressionsapperat reagiert mit Einschüchterung und Kriminalisierung. Menschen die neue Projekte besetzen, die Abrüstungen konkret umsetzen, die Naziaufmärsche aktiv behindern werden eingesperrt, während die Leute die von Kriegen, Verdrängungen und Sozialabbau profitieren sich immer weniger Sorgen machen müssen.
Die zahlreichen aktuellen § 129 a Verfahren sind dabei nur die Spitze des Eisberges. Hausdurchsuchungen gibt es mitlerweile wegen Kleinigkeiten, gleichzeitig sollen Online-Durchsuchungen eingeführt und der Bullenapperat mit noch mehr Befugnisse ausgestattet werden.
Dies ist unsere Kapitulationserklärung - wir haben die Schnauze voll und geben auf. Suchen dringend Jobs in der Werbeindustrie. Können selbstständig arbeiten, sind kreativ, teamfähig und können organisieren - seid gnädig mit uns - es war doch alles nicht so gemeint, wir hatten einfach den falschen Freundeskreis und waren von unseren Idealen verblendet.
Nee so einfach ist das denn auch nicht. Wir haben immer noch genug Wut im Bauch, lieben unsere selbstbestimmten Räume und hassen die bestehenden Verhältnisse. Kriege finden wir immer noch Scheiße, denken immer noch das eine Baulücke schöner ist als ein Knastgebäude und auch der Klassiker "Deutschland muss sterben - damit wir leben können" läuft bei uns bei jeder Kneipenschicht. Naziaufmärsche werden wir weiterhin nicht tatanlos hinnehmen, sondern aktiv behindern, Räumungen von Hausprojekten werden auch in Zukunft kostspielig sein und Solidarität ist weiterhin unsere Waffe.

Ein kleines Zeichen unserer Lebendigkeit werden wir am 14.09.2007 ab 18 Uhr auf die Straße tragen. Mit CoMusical und Schlagzeilen (Live Hip Hop Acts aus Berlin); Infotischen; Redebeiträgen und mehr.

Am 15.9. wollen wir ab 15 Uhr in unserem Wohn- und Kulturprojekt ein Hoffest organisieren. Geplant ist, das verschiedene Liedermacher ihr Programm vorstellen und für die musikalische Begleitung sorgen. Für die Jüngsten gibt es ein spezielles Liederprogramm, verschiedene Spiele sowie Filme. Neben der Unterhaltung für Kids wird es einen Kuchenbasar bzw. Wettbewerb geben bei dem ihr eure eigenen Kuchenkreationen vorstellen könnt, Infotische, Tauschbörse bzw. Umsonsttische, eine Bar und vieles mehr. Alles natürlich unkommerziell. Wir würden uns nicht nur über euren Besuch freuen sondern auch über eure aktive Mithilfe. Also kommt vorbei, macht mit und bereichert unser gemeinsames Hoffest. Ab 22 Uhr geht die Feier in der Kadterschmiede mit Discomusik weiter.
Das Wohn- und Kulturprojekt Rigaer94 existiert seit 17 Jahren und bietet seither Platz für kollektives Leben und unkommerzielle Projekte. Trotz der akuten Bedrohung durch Räumung kämpfen wir nach wie vor für einen neuen Rahmenmietvertrag für das gesamte Projekthaus. Die Rigaer94 ist aber auch nur eines von vielen Projekten die akut bedroht sind. Neue Besetzungen scheitern meist an dem repressiven Vorgehen der Behörden die keine neuen rechtsfreien Räume und Aneignungen zulassen. Nur gemeinsam sind wir stark - unterstützt die Kämpfe um Räume, Autonomie und Freiheit!!
Die Vertreibung linker Projekte ist dabei nur eine Ebene der Repression gegen Menschen die sich der kapitalistischen Verwertung entziehen wollen oder sich dagegen aktiv zur Wehr setzen und Eigentum in Frage stellen. So organisieren wir auch am Freitag den 14. September eine Kundgebung unter dem Motto “Für mehr selbstbestimmte Räume - gegen Zwangsanstalten!” ab 18 Uhr Rigaer Ecke Liebig Straße. Damit wollen wir nicht nur an die Kämpfe um unsere Räume erinnern sondern auch an die Menschen und Freunde die in den Knästen sitzen.

Freiräume aufbauen und verteidigen! Freiheit für Axel, Oli, Florian, Christian, Andrea, Gabriel, José, Thomas und alle anderen Gefangenen!

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> Artikel auf Indymedia und auf rigaer-strasse.blogspot.com

Redebeitrag

Rigaer Str.94 - 17 Jahre Kampf um Räume, Autonomie und Freiheit

Die Rigaer94 wurde im Juni 1990 während der Besetzungswelle im Osten Berlins besetzt. Im Zuge der Vertragsverhandlungen zwischen einzelnen besetzten Häusern und der Stadt wurden 1992 auch in der Rigaer Straße 94 Verträge abgeschlossen.
Seit dem entwickelte sich daraus ein Wohn- und Kulturprojekt, unter vielen anderen in der Straße. Es wurden Veranstaltungsräume und die Kneipe “Kadterschmiede” in der Rigaer94 eröffnet, in der es regelmäßig unkommerzielle politische Veranstaltungen, Konzerte, Parties und Volksküchen gibt.
Im November 2000 kaufte Suitbert Beulker unser Haus. Seit dem gab es ständig Räumungsversuche, die bisher meist erfolglos blieben. Im Juni diesen Jahres reichte S. Beulker erneut Räumungsklagen gegen die noch besetzten Räume in dem Projekthaus Rigaer94 ein.
Da es S. Beulker nach geltendem Recht leicht fallen dürfte die Räume zu beanspruchen bleibt Uns nicht mehr viel Spielraum. Wir befürchten das die Räume, das gesamte Erdgeschoss, die besetzte Kneipe “Kadterschmiede”, große Teile des 1. Stocks und Räume des 2. Stocks noch in diesem Jahr geräumt werden sollen.
Seit der Legalisierung 1992 kämpfen die Bewohner/innen und Sympathisanten für einen neuen Rahmenmietvertrag für das gesamte Haus und allgemein für die Autonomie des Projekts.
Darüber hinaus war und ist es ein Anspruch der Bewohner/innen dieses Projekt als politisches Projekt zu begreifen. Uns geht es darum durch Kollektivität und Zusammenschluss sowie die Aneignung lebensnotwendiger Dinge, wie Wohnraum, dem kapitalistischen Mainstream entgegen zu wirken.
Wir werden uns immer dagegen wehren das Menschen für Wohnraum Geld an die Eigner bezahlen sollen, das wir unsere Arbeitskraft verkaufen müssen um leben zu können, ausgebildet werden um den Arbeitgebern zu dienen oder als unbenötigte Arbeitskräfte von Ämtern schikaniert und verwaltet zu werden. Wir akzeptieren kein System das im Dienste einer Minderheit steht die von der Ausbeutung der Menschheit weltweit profitiert.
Wir stehen für eine Welt ein, die auf die freie Vereinbarung zwischen freien Menschen beruht, in der jeder Staat überflüssig ist und die Menschen selbst über gesellschaftliche Belange entscheiden und ihr Leben organisieren.
Da wir weder auf den Rechtsstaat, Politiker oder “gutmütige” Eigentümer, zur Erhaltung unseres Lebens- und Projektraums hoffen, müssen wir neue Fakten schaffen. Uns bleibt nur der Kampf auf der Straße und die Solidarität um den “Eigentümer” in die Knie zu zwingen und unser Haus zu verteidigen.

Die Rigaer94 ist aber auch nur eines von vielen Projekten die derzeit massiv durch Räumung und Vertreibung bedroht sind und die es zu verteidigen gilt.

Wir gehen keinen Schritt weiter zurück! Freiräume erkämpfen und verteidigen! Rigaer94 bleib!

> Folgekundgebung am 2.10.2007 vor der Hausverwaltung Rohr: Ankündigung und Bericht

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