30.01.2005
Heult Doch! Deutsche Opfermythen angreifen!
Antifademo: 14 Uhr // Bhf. Lichtenberg
Mit groß inszenierten Fackelmärschen
der SA durch das Brandenburger Tor in Berlin und in anderen deutschen
Städten, feierten die Nationalsozialisten am 30.01.1933 die Übernahme
der Macht in Deutschland und leiteten damit eines der dunkelsten Kapitel
in der europäischen Geschichte ein. In dessen Verlauf mehrere Millionen
Menschen aus rassistischen, antisemitischen, homophoben Gründen oder
wegen dem Eintreten für humanistische Weltanschauungen in deutschen
Vernichtungslagern unter menschenunwürdigen Bedingungen eingekerkert
und ermordet wurden. Hinzu kommen noch die Millionen Toten, des durch
deutsche Volksraumpolitik im Osten ausgelösten 2. Weltkrieges. Erst
mit dem Sieg der Alliierten am 8. Mai über Nazideutschland hatte
das Morden ein Ende. Ein Großteil der deutschen Bevölkerung,
die den Nationalsozialismus gestützt hatten, verbanden damit aber
nicht Befreiung sondern Niederlage, und wiesen Verantwortung und Schuld
weit von sich. Der Umgang wird bis heute davon geprägt. Besonders
deutlich wird das bei den Vertriebenenverbänden, die mit Unterstützung
aus der politischen Mitte immer noch Revisionsforderungen an die osteuropäischen
Nachbarländer stellen, und die Notwendigkeit der Umsiedlung der deutschen
Bevölkerung, als angeblich einzigartiges Verbrechen aus dem historischen
Kontext reißen. Ähnlich verhält es sich in Dresden, wo
seit Jahren Neonazis und BürgerInnen gleichermaßen, das Gedenken
an die Opfer der Bombennacht von Dresden zum allgemeinen Trauer-Großevent
inszenieren. Bei dem die Opferzahlen mal schnell um eine Größenordnung
noch oben gelogen werden und die alliierten Kampfhandlungen gegen Deutschland
als unnötig und Verbrechen bezeichnet werden. In beiden Beispielen
wird deutlich, dass es nur darum geht, das Leid der deutschen Bevölkerung
in den Vordergrund zu stellen, und als unschuldiges Opfer der Alliierten
und deren Verbündeten darzustellen. Es wird kein Wort über die
Verbrechen der Deutschen erwähnt. Allenfalls wird der Begriff des
Holocaust zweckentfremdet, wie die Etablierung des Begriffs "Bombenholocaust"
in der Diskussion um die Bombardierung deutscher Städte zeigt. Damit
wird die millionenfache industrielle Massenvernichtung der Juden, Sinti
und Roma auf ungeheuerliche Weise relativiert. Es wird natürlich
auch kein Wort über Guernica, Coventry, Wielun und Warschau verloren,
die jetzt nur stellvertretend für alle von deutschen Bomberstaffeln
zerstörten Städte genannt werden. Ebenso wenig gibt es Gedenkveranstaltungen
für die 17.000 zerstörten sowjetischen Städte und Dörfer,
und die Massenerschießungen und Vertreibungen der Zivilbevölkerung
in allen von Deutschen besetzten Gebieten. Anstatt endlich die eigenen
Verbrechen aufzuarbeiten, treibt im Vorlauf der sechzigsten Jahrestage
der Befreiung Auschwitz und der Kapitulation Nazideutschlands auch der
geschichtsrevisionistische Diskurs in der deutschen Gesellschaft neuen
Höhen entgegen.
Geschichtsrevisionismus - Normalität
in Deutschland
Wie ein geschichtsrevisionistischer Rundumschlag ausgeführt
wird, lässt sich bei dem deutschen Bestsellerautor Jörg Friedrich
in seinem Werk "Der Brand" beobachten, darin werden aus deutschen
Luftschutzkellern "Gaskammern und Krematorien", aus den vermeintlichen
deutschen Bombenopfern "Ausgerottete", die alliierten Befreier
der Royal Air Force werden zur "Einsatztruppe" und Winston Churchill
zu einem "Schlachter" der einen "Vernichtungskrieg"
gegen die Deutschen führte. Begriffe und Schlagworte, welche ursprünglich
auf die Verbrechen der deutschen TäterInnen gegen andere Nationen
und vor allem gegen die europäischen JüdInnen hinweisen werden
in diesem Zusammenhang bewusst und zielgerichtet entkontextualisiert.
Skandalös, gefährlich und verachtenswert möchte man meinen
sollten solche Thesen aufgefasst werden, im Gegenteil sind nur ein Teil
eines geschichtsumschreibenden Diskurses welcher zur Zeit in "dem
anderen und besseren Deutschland" stattfindet. Was einige Jahre vorher
nur in bekennenden revisionistischen Gruppen vorherrschte wird nun zum
Umgangston in der Politik aber auch in der intellektuellen Öffentlichkeit.
Deutsche, also die tatsächlichen TäterInnen des Zweiten Weltkriegs
und der Shoa werden in der öffentlichen Debatte um "Vertreibung",
Krieg und Nationalsozialismus mit den wirklichen Opfern, also JüdInnen,
Sinti und Roma, körperlich und geistig Eingeschränkten und Soldaten
anderer Nationen, auf eine Stufe gestellt. Über diesen inszenierten
Viktimierungsprozess wird die singuläre deutsche Schuld am Zweiten
Weltkrieg und am Holocaust subsumiert und mit den angeblichen Verbrechen
anderer Nationen auf eine Stufe gestellt. Aus deutschen TäterInnen
sollen gleichberechtigte Opfer des Krieges werden. Auffallend ist außerdem
die Tatsache, dass in diesen Debatten der historische Kontext vollkommen
außer Acht gelassen wird, der deutsche Angriffskrieg und die fabrikmäßig
organisierte Vernichtung der europäischen JüdInnen wird hierbei
zwar nicht geleugnet, dafür allerdings komplett verschwiegen. In
Deutschland ist es also en vogue lieber die "eigenen Opfer"
des Krieges zu beweinen und zu betrauern. Beispiele für diesen alltäglichen
Vorgang lassen sich zahllose finden, angefangen bei oben erwähnten
Jörg Friedrich hinüber zu weinenden Umgesiedelten in Guido Knopps
Fernsehberichten über die "Vertreibung", weiterführend
zu einem "von der gefühlvollen Seite Hitlers" berichtenden
Film "Der Untergang" von Bernd Eichinger, über eine relativierende
Gedenkstättenpolitik welche die Opfer der Nazis mit denen des "Stalinismus"
auf eine Stufe stellt, und gipfelnd bei einem deutschen Außenminister,
der Auschwitz auf der ganzen Welt oder zumindest auf dem Balkan zu finden
glaubt. Auch das geforderte "sorry" von der englischen Queen
für die Opfer des, zur Demoralisierung der Zivilbevölkerung
dienenden und damit notwendigen, Bombenkriegs gegen deutsche Städte
lässt sich in die Aufzählung einreihen.
Die Folgen eines solchen geschichtsrevisionistischen Diskurses liegen
auf der Hand - durch die Suche nach den vermeintlichen eigenen Opfern
der Nazizeit und des Zweiten Weltkriegs kommt es zu einem gewollten Verschwinden
der deutschen TäterInnen und Taten. Wenn demnach Deutschland nicht
mehr das Täterland und die Deutschen nicht mehr die TäterInnen
sind, ist es wieder in der Lage gegenüber anderen Ländern und
neuen (außen-)politischen Aufgaben mit altbekannten Selbstbewusstsein
und bekannter deutscher Arroganz aufzutreten.
Opfertaumel in Dresden
Der bundesdeutsche geschichtsrevisionistische Diskurs bedarf um
zu funktionieren und zu mobilisieren eindeutiger Symbole an denen die
"Volksseele" trauern kann - so zum Beispiel und eine gewisse
Vorreiterrolle einnehmend Dresden. Hartnäckig und konsequent wurde
seit Anfang der 1980er Jahren an der besonderen Rolle Dresdens gefeilt
und ein ritualisierter Trauer- und Opferkult entwickelt. Die Bombardierung
der Stadt Dresden am 13. Februar 1945 durch die britische Royal Air Force
wird in diesen Zusammenhang historisch vollkommen entkontextualisiert
und übertrieben - diese Tatsachenverdrehung findet ihren Ausgangspunkt
in zu hohen Opferzahlen und stilisiert Dresden als reine Kultur- und Kunstmetropole,
welche nichts zu den Taten des Nationalsozialismus beigetragen hat. Dass
Dresden nebenbei auch die höchste pro Kopf Dichte an NSDAP-Mitgliedern
hatte, DresdnerInnen an der Deportation von JüdInnen in "pervers-erfolgreicher"
Art und Weise beteiligt waren und sich bei Dresden bis 1943 ein Arbeitslager
befand, wird in der öffentlichen Debatte verschwiegen und ignoriert.
Besonders absurd wird es dann, wenn sich Menschen der dritten Generation
als Opfer empfinden von Bombenangriffen, die sie nie erlebt haben, von
Hunger, den sie nie erlitten haben und um Großeltern, die sie nie
kennen gelernt haben trauern. Diese Konstruktion funktioniert über
ein Zusammengehörigkeitsgefühl mit ihren Vorfahren zur deutschen
Nation, über das sie sich die Legitimation als Opfer beschaffen.
Gerade das peinlich genaue Beweinen der Dresdner Opfer und das einhergehende
Verschweigen der Opfer durch DresdnerInnen wird zum Beweis für das
immanente geschichtsrevisionistische Potential welches sich hinter dem
Trauerveranstaltungen in Dresden verbirgt. Bei dieser Art der Trauer geht
es nicht um Versöhnung, sondern darum dass Deutschland von der Welt
und vor allem England als Opfer anerkannt werden will, um sich vom Stigma
der Geschichte endlich zu befreien.
Der seit Jahren ebenfalls stattfindende bundesweit-mobilisierte Neonazi-Aufmarsch
der sich in der Intention, allenfalls in Nuancen der Offenheit und der
Aggressivität, nicht von dem der Bürger unterscheidet, kann
demnach nur als Draufgabe und negative Avantgarde begriffen und bekämpft
werden. Da sich 2005 die Bombardierung Dresdens zum 60. Mal jährt
kann allerdings angenommen werden, dass es dieses Jahr zu einem Neonazi-Großaufmarsch
kommen wird, der betreffend der Teilnehmerzahlen die Vorjahre übersteigen
wird.
Unser Protest und unsere Mobilisierung richtet sich exakt gegen oben beschriebenen
Opfertaumel und Geschichtsrevisionismus der BürgerInnen und der Neonazis.
Beide Veranstaltungen haben mit unseren entschiedenen Widerstand zu rechnen.
Deutsche TäterInnen waren, sind und werden nie Opfer sein.
Da war doch noch was ... ach ja ,die Nazis.
Wenn "das Volk", wie in Dresden, auf die
Straße geht, um die deutschen Opfer des zweiten Weltkrieges zu betrauern,
sind die Nazis meistens auch nicht weit. Das sind die Gelegenheiten, bei
denen sie so nah wie sonst nie mit ihrer Ideologie in tagesaktuelle Diskurse
eindringen. Dass sie diese immer häufigeren Anknüpfungspunkte
einer rot-grünen Regierung zu verdanken haben, schert sie dabei recht
wenig. Warum auch? Ihnen kann es egal sein, wer da am Grab seines Wehrmachsvaters
heult oder welcher Historiker über den "Bombenterror" über
deutschen Großstädten schreibt. Hauptsache der deutsche Nationalismus
wird Schritt für Schritt von lästigen Altlasten befreit und
die Verbrechen des Nationalsozialismus werden relativiert.
Berlins Nazis
Berliner Nazis schauen voller Neid nach Sachsen, wo
die NPD bei der Landtagswahl im Herbst 2004 mit 9% in den sächsischen
Landtag einzog. Dort sind Nazikader in der Gesellschaft integriert, verfügen
über gute finanzielle Infrastruktur und dominieren teilweise die
Diskurse. Hier in Berlin ist das nicht so. Die Neonazisszene macht hier
allerhöchstens Negativschlagzeilen. Wenn sie hier versucht, Dominanzräume
aufzubauen, sind diese meist nur begrenzter zeitlicher Natur. Die Berliner
Naziszene, dominiert von militanten Kameradschaften, reibt sich seit Jahren
mit Propagandaaktionen und mit wirkungslosen Anti-Antifaaktionen auf.
Die NPD kann nur dort Erfolge verbuchen, wo sie es schafft, Anschluss
an die Kameradschaften zu finden. Da ist der hoffnungsvolle Blick nach
Sachsen zu verstehen.
Genau diese Strukturen sind Ziel unserer Demonstration. Wir demonstrieren
durch einen Kiez, in dem verstärkt Nazikader von Kameradschaftszusammenhängen
wohnen, die in den letzten Jahren versucht haben, an diesen Geschichtsverdrängungskurs
anzuknüpfen. Nicht aus Zufall hatten Aktivisten der Kameradschaft
Tor voriges Jahr in Dresden ein Transparent mit der Aufschrift "Wir
gedenken den Opfern des alliierten Holocaust" getragen. Das unterscheidet
sich nur graduell von der Wortwahl, wie sie von PolitikerInnen und HistorikerInnen
in Bezug auf die Bombardierung Dresdens benutzt wird. Aus diesem Grund
ist es den BürgerInnen Dresdens auch nicht möglich inhaltlich
gegen den, einen Tag nach dem Bürgergedenken stattfindendenden Naziaufmarsch
zu argumentieren. Zu ähnlich sich sie sich in Inhalt und Ziel ihres
Gedenkens.
Eine Antwort auf den Naziaufmarsch UND auf die Bürgerproteste kann
folgerichtig nur eine linksradikale, antifaschistische sein.
Wir werden niemals müde, den Deutschen, die sich zu gerne lieber
als Opfer fühlen würden, zu sagen, warum Bomben auf Dresden
und andere deutsche Großstädte fallen mussten und warum Zehntausende
Deutsche von Stalingrad bis Halbe sterben mussten.
13. Februar - Nazidemo verhindern
Auch wenn unser Fokus klar auf der Kritik am geschichtsrevisionistischen
Bürgerprotest liegt, rufen wir dazu auf, auch den Naziaufmarsch am
13. Februar zu verhindern. Dieses Datum hat aus bereits erwähnten
Gründen in den letzten Jahren einen ähnlichen Stellenwert erlangt,
wie Nazigroßaufmärsche in Wunsiedel oder am ersten Mai. Dieses
Jahr ist damit zu rechnen, dass die Teilnehmerzahl vom letzten Jahr noch
übertroffen wird. Es handelt sich um den 60. Jahrestag der Bombardierung.
Diese NS-verherrlichende Manifestation gilt es in diesem Jahr zu verhindern.
Wir demonstrieren am 30. Januar, am Tag der Machtergreifung, zum "Haus
der Kapitulation", um zu illustrieren wie das nationalsozialistische
Deutschland besiegt werden konnte. Dazu waren neben dem nicht-staatlichen
Widerstand von kommunistischen, jüdischen, christlichen, intellektuellen
und unanhängigen WiderstandskämpferInnen die Armeen der Alliierten,
die Schlacht um Stalingrad, die Landung in Omaha Beach und nicht zuletzt
die Bombardierung der deutschen Großstädte nötig.
Wir danken den Alliierten für die Zerschlagung
Nazideutschlands, und gedenken der Opfern der nationalsozialistischen
Massenmörder.
Bilder zur Demo:
http://de.indymedia.org/2005/01/105438.shtml
http://de.indymedia.org/2005/01/105472.shtml
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Redebeiträge
Redebeitrag zu Geschichtsrevisionismus
Antifa Hohenschönhausen
Am 20.Januar 2005. verlassen die NPD-Mitglieder
des Landtages von Sachsen geschlossen die Plenarsitzung als es zu einer
Schweigeminute für die Opfer des Nationalsozialismus kommen soll.
Wenige Minuten später ergreift der NPD-Abgeordnete Holger Apfel das
Wort und vergleicht die Opfer der Bombardierung Dresdens mit denen der
Shoa.
Von einem Bombenholocaust ist die Rede und einem Vernichtungskrieg gegen
die Deutschen.
Das Medienecho auf diese Aussagen ist enorm, empört und übereilt.
Demokraten von PDS bis CDU fordern eine Bestrafung der NPD für diese
Relativierung manche gehen gar soweit ein erneutes Verbotsverfahren
gegen die neonazistische Partei anzustreben.
Richtig so- Schelte habe sie verdient, aber richtig, sind die ersten Gedanken
die AntifaschistInnen bei solch einem geschichtsrevisionistischen und
neonazistischen Auswurf haben sollten.
Auf den zweiten Blick allerdings wird einem bewusst, dass die Aussagen
der NPD im sächsischen Landtag einen gar nicht so unbekannt vorkommen.
Woran mag das liegen?
Ganz einfach, es liegt am zeitgenössischen geschichtsrevisionistischen
Diskurs der sich seit einigen Jahren durch die Medienlandschaft bewegt
ausgehend von der Debatte über die angeblichen Verbrechen
der Umsiedlung der Deutschen aus den Ostgebieten, weiter zu der Debatte
über die angeblich sinnlose Bombardierung deutscher Städte am
Ende des 2.WK, hinüber zu einer Gedenkstättenpolitik, welche
die Opfer des Nationalsozialismus mit denen des vermeintlichen Stalinismus
gleichsetzt und endend bei einem deutschen Außenminister der Auschwitz
auf dem Balkan vermutete.
Damit wir uns nicht falsch verstehen jede Aussage die von der NPD
im sächsischen Landtag gemacht wurde ist skandalös und verachtenswert
und ruft nach antifaschistischer Intervention allein schon die
Tatsache, dass die NPD im sächsischen Landtag vertreten ist verdient
eine antifaschistische Kampagne und unseren Widerstand.
Trotzdem bleibt festzuhalten, dass sich die NPD mit den von ihr gemachten
Aussagen nicht sehr weit vom Diskurs der politischen Mitte aufhält.
Der geschichtsrevisionistische Kurs der Mitte vollzieht sich allerdings
nicht durch plumpe und plakative Aussagen wie die der NPD, sondern über
einen scheinbar intellektuellen und versöhnlichen Diskurs in den
Medien und in der Politik.
Die Verbrechen des Nationalsozialismus werden in diesem Zusammenhang nicht
verleugnet, vielmehr ist es so, dass der neue deutsche Diskurs darauf
ausgerichtet ist, die Deutschen als gleichberechtigte Opfer Hitlers, einiger
weniger Nazis und auch der Alliierten neben den tatsächlichen Opfern
zu etablieren.
Hierzu ein paar Beispiele:
Wenn der bestbezahlte deutsche Historiker Guido Knopp die Umsiedlung der
Deutschen aus den ehemaligen Ostgebieten thematisiert und über das
ZDF ein Millionenpublikum erreicht, stellt er die Deutschen als homogenes
Opferkollektiv dar.
Die Umsiedlung wird zu dem (Zitat) größten Exodus den
die Welt je sah, in dem (Zitat) das deutsche Volk fliehen
muss, während Hitlers Krieg verloren ist. Das deutsche Volk
wird in diesem Zusammenhang als größtes Opfer dargestellt,
einerseits als Opfer der sowjetischen Armee und andererseits als Opfer
von Hitlers Krieg.
Dass es allerdings genau dieses deutsche Volk war, dass Hitler an die
Macht brachte und den Wehrmachtssoldaten auf dem Weg nach Russland frenetisch
zujubelte oder selbst Nazi oder Wehrmachtssoldat war wird von Knopp
an dieser Stelle - verschwiegen.
Hinzu kommt, dass in diesen Reportagen die Schoa zwar nicht geleugnet
wird, als die Umsiedlung bedingende Vorgeschichte wird sie allerdings
den Ausmaß der Verbrechen entsprechend nicht thematisiert.
Ein weiteres Beispiel für den intellektuellen Geschichtsrevisionismus
ist der einst links-liberale Bestsellerautor Jörg Friedrich mit seinen
Bücher der Brand und Brandstätten.
Friedrich widmet sich der Bombardierung der deutschen Städte am Ende
des Zweiten Weltkriegs durch die Alliierten.
In seinen Büchern werden die Luftschutzkeller z.B. von Dresden zu
(Zitat aus der Brand; auch folgende) Krematorien und Gaskammern,
die britischen Bomberkommandos werden zu Einsatztruppen und
Winston Churchill wird zu einem Schlachter, der einen
Vernichtungskrieg gegen Deutschland führte.
Begriffe und Schlagworte, die eigentlich auf die tatsächliche Vernichtung
der europäischen Juden hinweisen, werden von ihm bewusst in einem
anderen Kontext nämlich auf die deutschen Toten des Bombenkriegs
übertragen.
Dass diese vermeintlichen Opfer nun mit den gleichen Begriffen wie die
tatsächlichen Opfer bezeichnet werden führt dazu, dass es zu
einer Verschiebung von Schuld kommt.
Aus den eigentlichen Tätern der Shoa und der nationalsozialistischen
Herrschaft sollen gleichberechtigte Opfer werden ihre Täterschaft
verschwindet vor diesem Hintergrund.
Diese beiden Beispiele lassen sich vor allem
deshalb als exemplarisch für den geschichtsrevisionistischen Diskurs
anführen, weil nicht von Rechtsaußen oder von den Neonazis,
sondern aus der Mitte der Gesellschaft kommen, und weil sie von einem
riesigen Publikum aufgenommen werden und verteidigt werden.
Auch dass sie ohne Leugnung der Shoa auskommen und es trotzdem schaffen
diesen historischen Kontext für Umsiedlung und Bombenkrieg außen
vor zu lassen, ist dem aktuellen Diskurs der Mitte nur hilfreich.
Ein Deutschland, welches sich als moralisch gefestigt aus den Verbrechen
begreift, die Shoa nicht leugnet und die vermeintlichen eigenen Opfer
der Nazizeit als gleichberechtigt deklariert, ist wieder in der Lage sich
als außenpolitische Größe zu etablieren.
Deutsche Interessen können, nach dem Abwerfen der historischen Schuld,
dann auch wieder am (Zitat Peter Struck) Hindukusch und in aller Welt
verteidigt werden.
Uns als AntifaschistInnen ist dieser Diskurs
nicht entgangen, wir haben erkannt wer in Debatten über Umsiedlung
und Bombenkrieg beweint wird, nämlich die deutsche Täter und
TäterInnen.
Immerhin diejenigen die verantwortlich sind für den Versuch der Vernichtung
der europäischen Juden und schuldig für die Millionen Toten
des Zweiten Weltkriegs.
Wenn in Deutschland Geschichtsrevisionismus
betrieben wird, antworten wir mit einem deutlichen:
Deutschland halt` s Maul Deutsche
Täter sind keine Opfer den Einopferungsprozess wegbomben
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Kritik an Flickausstellung
Redebeitrag von graffitti hates germany, Berlin
Der Hamburger Bahnhof hat eine Kunstsammlung.
Berlin hat eine neue Ausstellung und Deutschland hat sich versöhnt.
Versöhnt mit Oma, versöhnt mit der eigenen, schmutzigen, Geschichte
und voller Freude über deren gar nicht so üblen Verdienst.
Die Kunst ist vom Flick, vom Friedrich-Christian Flick, und der ist vom
Flick, dem Friedrich, der Enkel. Der alte Flick hat zu seiner Zeit viele
Menschen unter brutalen Bedingungen zur Arbeit gezwungen und so gut und
viel Geld gemacht. Aber das ist schon lange her. Quasi Schnee von gestern.
Aber das Geld ist noch da. Das hat der Friedrich-Christian jetzt sehr
geschmackvoll investiert. Kunstliebhaber der er nämlich ist. Von
den ZwangsarbeiterInnen will er nichts mehr wissen. Denen soll er etwas
abgeben. Freiwillig, versteht sich. Will er aber nicht. Warum auch, denkt
ihr. Die Eine oder der Andere von euch hat ja auch noch das Silberbesteck
in der Schubladen liegen, das Oma damals von den jüdischen Nachbarn
geholt hat. Brauchten die eh nicht mehr.
1944 arbeiteten im NS-Industrie-Imperium
Flick rund 50.000 ZwangsarbeiterInnen, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge.
Damit hatte der wichtigste Rüstungslieferant mit rund 50 Prozent
die höchste Quote von ZwangsarbeiterInnen im Deutschen Reich. Der
Rest des Reichtums kam von arisierten Unternehmen, die Flick billig einkaufte.
Im großen Stil tat er also das, woraus auch die einfache Deutsche
wo sie nur konnte Profit herauszuschlagen suchte. Kleinlich war Friedrich
Flick zu diesen Zeiten jedoch nicht. Mit großzügigen Spenden
finanzierte er Partei und SS, wie übrigens auch schon vor `33.
Nach der Zerschlagung Nazi-Deutschlands 1945 wurde Flick in Nürnberg
als Kriegsverbrecher verurteilt, konnte jedoch nach kurzer Zeit das Familienunternehmen
weiterführen. Sein Vermögen blieb unangetastet. Das wurde gespart,
investiert und schließlich vererbt. Auf der Basis von Arisierung,
Zwangsarbeit und NS-Industrialisierung wurde das sog. Wirtschaftswunder
Deutschlands in den 50er Jahren aufgebaut. Nach der Devise: das war damals,
aber heute ist heute, präsentiert nun der Erbe Friedrich Christian
Flick und Berlin, Hauptstadt der Erinnerungskultur, stolz bedeutende Exponate
zeitgenössischer Kunst. Finanziert wurden diese von geflohenen Jüdinnen
und Juden sowie zur Arbeit gezwungenen Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen.
Mit dem Anspruch durch die Ausstellung seiner ?Familiengeschichte eine
helle Seite hinzufügen? zu wollen, zeigt Flick und mit ihm die deutsche
Regierung nun stolz und selbstbewusst ihren Umgang mit der profitablen
Vergangenheit. Nur die ?Unverbesserlichen?, die wenigen überlebenden
Opfer wollen nicht einsehen, dass der moderne Zeitgeist die Täter
und Taten nicht kennt, auf die sich das deutsche Vermögen, tradiert
durch deutsche Familien, gründet. Sie verstehen nicht, dass die Zeiten
vorbei sind, in denen die Deutschen noch peinlich berührt ihre geklauten
und im NS erwirtschaften Schätze unbefriedigt verschwiegen und der
Enkel Flick sein Glück erst einmal in der Schweiz versuchte. In Zürich
konnte seine Ausstellung im April 2001 durch zahlreiche Proteste verhindert
werden. Nun wird das selbstgerechte Geschichtsbewußtsein offen in
der Hauptstadt etabliert.
Denn dies ist ein Volk von Erben, Nutznießern von Zwangsarbeit,
Enteignung und Vernichtung.
Zum Glück hat Friedrich damals Geld
gemacht, und so kam der Friedrich-Christian zu seiner Kunst, Berlin zu
einer neuen Ausstellung und Deutschland zu der Chance einen alten, einen
guten Namen und sich selber wieder groß rauszubringen.
Deutschland enteignen ? Nazi-Erben auf die
Fresse! Flick-Collection auflösen ? ZwangsarbeiterInnen entschädigen!
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72 Jahre nach der Machtübertragung
an die Nazis: Deutschland lügt sich die Geschichte um.
Auf den Tag genau vor 72 Jahren übertrug
der Reichspräsident Paul von Hindenburg den Auftrag zur Regierungsbildung
an Adolf Hitler. So kamen die Nazis an die Macht; das Unheil nahm seinen
Lauf.
Jetzt, im Jahre 2005, will Deutschland gern wieder Weltmacht sein, und
dazu müssen die schweren Brocken der Vergangenheit aus dem Weg geräumt
werden. In Bezug auf die Machtübertragung vom 30. Januar 1933 sind
folgende Legenden, Lügen und Verdrängungsleistungen in der deutschen
Öffentlichkeit besonders verbreitet:
Verdrängungsleistung
Nr.1:
Die Vorgänge des 30.Januars 33 werden meistens als "Machtergreifung"
bezeichnet. Das hört sich so an, als hätte die Macht irgendwie
unschuldig und nichtsahnend auf der Straße oder in der Luft gelegen,
und dann wäre der böse Hitler gekommen und hätte sie "ergriffen".
Das ist falsch! Der über 90jährige, stark verkalkte Reichspräsident
Hindenburg, der als Feldmarschall im Ersten Weltkrieg Hunderttausende
Soldaten in den Tod gehetzt hatte und im Herzen immer noch dem abgedankten
Kaiser die Treue hielt, übertrug Hitler die Macht bei vollem Bewußtsein
und zu ganz bestimmten Zwecken. Hinter Hindenburg standen die Kreise,
die Deutschland seit der Reichsgründung von 1871 maßgeblich
beherrschten: Die Generäle und ihr Militär. Die adligen Großgrundbesitzer.
Die hohen Beamten. Die deutsche Schwer- und Rüstungsindustrie und
die großen Banken.
Diese blutigen Konsorten hatten sich nach langem Hin und Her entschieden,
auf Hitler zu setzen. Er versprach ihnen die Ausrottung der Arbeiterbewegung,
welche die Positionen der Macht- und Geldhaber bedrohte. Hitler und die
Nazis wollten Deutschland noch einmal nach der Weltmacht greifen lassen
- genau das hatten die alten Herrschenden im Ersten Weltkrieg erfolglos
versucht. Die gewalttätige, völkisch-antisemitische Massenbewegung
der NSDAP erschien den alten Machthabern zwar als unvornehm, aber als
geeignet zur Wiederherstellung der Ordnung und Bewältigung der politischen
und wirtschaftlichen Krise. Völkische Antisemiten, Imperialisten
und Rassisten waren diese Leute sowieso - genau wie die Nazis!
Das Gerede von "Machtergreifung" dient dazu, das Bündnis
zwischen maßgeblichen deutschen Entscheidungsträgern und den
Nazis zu vertuschen. "Machtübertragung" muß es heißen!
Übrigens haben sich die Leute, die Hitler an die Macht geholfen haben,
in ihren Planungen ganz schön vertan. Der Nationalsozialismus geriet
außer Kontrolle. Hitler benutzte seine Helfer aus Militär,
Bürokratie und Wirtschaft mindestens ebensosehr wie sie ihn.
Verdrängungsleistung
Nr. 2:
Oft wird so getan, als wäre die Machtübertragung irgendwie plötzlich
gekommen und hätte die Deutschen gleichsam überrascht. So entsteht
mal wieder der Eindruck, das Böse wäre aus dem Nichts über
Deutschland und die Welt gekommen. Das ist Quatsch! Die Nazipartei war
mit um die vierzig Prozent Wahlergebnissen die weitaus stärkste der
Parteien am Ende der Weimarer Republik. Schon lange bevor die Nazis herrschten
und die überwältigende Mehrheit der Deutschen für ihre
Politik begeistern konnten, sprachen also die Nazis mit ihrem brutalen
Antisemitismus und Rassismus, ihrem mörderischen Haß auf alles
Linke und Fortschrittliche und ihrer Kriegs- und Gewaltgeilheit mehr als
einem Drittel der Nation aus dem Herzen! Nach 1945 ging es der Mehrheit
der Deutschen immer darum, sich für das unglaubliche Ausmaß
ihrer Verstrickung in den Nazismus zu rechtfertigen. Häufig sagten
sie, sie hätten nichts anderes machen können als mitmachen,
weil der Nationalsozialismus eine terroristische Diktatur war. Da paßt
es schlecht ins Bild, daß die Nazis schon vor 1933 so viel freiwilligen
Anhang hatten.
Verdrängungsleistung
Nr.3:
Vielfach wird behauptet, die Deutschen hätten 1933 noch nicht wissen
können, welches Ausmaß an Verbrechen und Zerstörung die
Nazis anrichten würden. Und als Hitler einmal an der Macht war, wäre
es eben kaum noch möglich gewesen, Widerstand zu leisten. Auch diese
Darstellung hat den Zweck, die Tatsache zu verbergen, daß eine Mehrheit
der Deutschen mit den Nazis und auch mit Judenmord und Vernichtungskrieg
einverstanden war.
Es stimmt wirklich, daß Hitler und die Nazis von fast allen, selbst
von ihren klügsten Gegnern, lange unterschätzt wurden. Trotzdem
entschlossen sich schon vor 1933 Millionen Menschen zum antifaschistischen
Widerstand. In dem Buch "Mein Kampf" hatte Hitler offen für
alle Welt seine Kriegs- und Eroberungspläne sowie seine Vernichtungsabsichten
gegen die Juden, gegen die politischen Gegner und andere Gruppen dargelegt.
Die Nazipropaganda, die brutal antisemitisch und antikommunistisch war,
sprach eine deutliche Sprache. Nicht zuletzt hatten die braunen Horden
der SA schon in den letzten Jahren der Weimarer Republik viele Dutzend
Tote auf dem Gewissen, vor allem aus den Reihen der Arbeiterbewegung.
Immerhin stand die Warnung: "Wer Hitler wählt, wählt Krieg"
Anfang der dreißiger Jahre an tausenden Wänden.
Der 30. Januar 1933 war nicht der unerwartete Unglücksfall der deutschen
Geschichte, als der er oft dargestellt wird. Alle deutschen Opfermythen
und Geschichtslegenden können nicht darüber hinwegtäuschen,
daß bereits 1933 ein großer Teil der Deutschen wesentliche
Bestandteile der Nazi-Ideologie teilte oder gut fand, und zwar bis in
die höchsten Kreise der Gesellschaft hinein.
So gesehen begann der Zweite Weltkrieg nicht erst 1939 mit dem Überfall
auf Polen - gsnz zu schweigen von den aktuellen Versuchen, die Kriegsgeschichte
auf die letzten beiden Kriegsjahre zu verkürzen, als das Grauen endlich
nach Deutschland zurückkam, sondern er begann schon am 30. Januar
1933, als der Feldmarschall des Ersten Weltkrieges die Macht auf den Oberfeldherrn
des Zweiten übertrug.
Die militärische Niederkämpfung Deutschlands einschließlich
der Bombardements der Volksgemeinschaft war notwendig, um dem mörderischen
Treiben Deutschlands ein Ende zu setzen; und diese Niederkämpfung
haben nun einmal die Alliierten. Sowas kommt von sowas!!
Emanzipative und Antifaschistische Gruppe [EAG]
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30.01.2005 // 20Uhr
// Infoveranstaltung // Keine Träne für Dresden! // Schnarup
Thumby
Stellungnahme zur Veranstaltung im Schnarup Thumby am 30.1.2005 von einem
Teil des Hauses "Scharni 38"
Ursprünglich haben wir der Veranstaltung
zugesagt, weil wir Vertrauen in die uns bekannte Gruppe haben, die die
Anfrage stellte. Ein Fehler den wir gemacht haben war, nicht nach deren
politischem Verständnis und der Art der Mobilisierung zu fragen.
Nach und nach haben wir Flyer und Plakate in die Hände bekommen von
denen einige nicht unserem politischen Verständnis entsprechen und
mit denen Teile der BewohnerInnen nicht einverstanden sind. Wir sprechen
hier von Teilen der BewohnerInnen, da sich in unserem Haus Menschen mit
unterschiedlichen politischen Selbstverständnissen treffen und miteinander
leben.
Trotz teilweise inhaltlicher Bedenken haben wir uns als Hauskollektiv
entschieden, die Veranstaltung stattfinden zu lassen, da wir eine Mobilisierung
gegen den Naziaufmarsch und gegen Geschichtsrevisionismus für wichtiger
halten als "innerlinke Differenzen".
Stellungnahme des Kneipenkollektivs
Schnarup Thumby zur Veranstaltung am 30.1.2005
Bei der Anfrage einer uns vertrauten
Gruppe zur Infoveranstaltung "Keine Träne für Dresden"
am 30.1.2005 wurden uns die beteiligten Gruppen/ ReferentInnen nicht genannt.
Wir hätten natürlich genauer nachfragen sollen und haben hier
Fehler gemacht. Innerhalb unseres Kollektivs fanden wir es immer wichtig
eine Vielfalt linker emanzipatorischer Ansichten zuzulassen um keinen
homogenen Meinungseinheitsbrei zu fördern und um im Kopf offen zu
bleiben.
Bei näherem Recherchieren über einige beteiligte Gruppen wurden
uns jedoch Differenzen in der politischen Anschauung bewusst, die wir
als Kneipenkollektiv nicht ignorieren können und wollen.
Wir haben uns letztendlich entschlossen, die Veranstaltung trotzdem in
unseren Räumen stattfinden zu lassen, da die Wichtigkeit einer Mobilisierung
gegen den Naziaufmarsch und gegen einen bürgerlichen und faschistischen
Geschichtsrevisionismus für uns über den politischen Differenzen,
die wir hier haben, steht.
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12./13.02.2005
Keine Träne für Dresden
Gegen deutschen Opfermythos, Nazigrossaufmarsch und Bürgermob
In der Nacht vom 13. auf den 14. Februar
1945 griffen alliierte Bomberverbände die bis dahin weitgehend verschont
gebliebene Stadt Dresden an. Weite Teile der Innenstadt wurden zerstört
und etwa 25000 Menschen kamen ums Leben. Die Zerstörung der Stadt
Dresden war im Rahmen der Zerschlagung Nazideutschlands durch die alliierten
Truppen von unbestreitbarer militärischer Bedeutung und daher genauso
notwendig wie die Angriffe auf andere deutsche Städte. Es bleibt
festzuhalten das dass Ende des zweiten Weltkrieges, die Befreiung Europas
und damit das Ende der Shoa nur dem konsequenten Kampf gegen Nazideutschland
durch die Alliierten zu verdanken ist.
Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung, die den Nationalsozialismus
und den Krieg getragen und unterstützt hatten, empfand dies jedoch
als Niederlage und wiesen die Frage nach ihrer Verantwortung und Schuld
weit von sich. Der Umgang mit der Geschichte wird davon bis heute geprägt.
In den Jahren 2004 und 2005 jähren sich verschiedene Ereignisse im
Zusammenhang mit dem Ende des zweiten Weltkrieg zum sechzigsten Male.
Die Schwerpunkte der innerdeutschen Thematisierung einzelner Ereignisse
und die damit verbundenen Würdigungen erscheinen dabei allerdings
mehr als fragwürdig. Das Augenmerk liegt dabei vor allem auf den
Bombardierungen deutscher Städte. In diesem Rahmen wird die deutsche
Bevölkerung als unschuldiges Opfer dargestellt. Dresden und der 13.
Februar `45 spielt dabei eine besondere Rolle. Dies hat allerdings nichts
damit zu tun das diese Stadt besonders schwer getroffen worden wäre,
sondern vor allem mit der frühen Konstruktion des Mythos vom "unschuldigen
Dresden". Dresden hat dabei Symbolcharakter, stellvertretend für
die angeblich unnötige Zerstörung deutscher Städte. War
es vor einiger Zeit noch den Dresdnerinnen vorbehalten sich als die am
schlimmsten getroffenen Opfer und Leidtragenden des Krieges zu sehen,
ist dies mittlerweile in ganz Deutschland aktuell. Unterstützt wird
dies durch einen gesellschaftlichen Diskurs um die Selbstdefinition der
deutschen Identität, welcher nach der Aufhebung der deutschen Teilung,
der letzten sichtbaren Konsequenz aus der Niederlage des Nationalsozialismus,
immer neue Impulse bekommt. Hierbei trifft nicht nur Guido Knopp mit seinen
populärhistorischen, revisionistischen, verharmlosenden Schicksalsdokumentationen
den Nerv vieler Deutschen, sondern auch andere deutsche Literaten, Musiker
und Filmemacher.
12.02.2005 //
15:00 // DRESDEN // WILSDRUFFER STRAßE
ANTIFADEMO GEGEN GESCHICHTS REVISIONISMUS
Mit zahlreichen Veranstaltungen begehen
die Dresdner BürgerInnen den Jahrestag der Bombardierung. Bewusst
ausgeblendet werden dabei die Ursache der Bombardierung und die positiven
Folgen für den weiteren Kriegsverlauf. Ziel der Veranstaltungen ist
die kollektive Vergewisserung selbst auch Opfer des Nationalsozialismus
zu sein. Wir rufen dazu auf, mit fantasievollen Aktionen den DresdnerInnen
ihre Verantwortung am Nationalsozialismus und an der Shoa zu verdeutlichen.
13.02. // 11:00-23:00
// DRESDEN // RATHENAUPLATZ/SYNAGOGE // NAZIAUFMARSCH VERHINDERN // BERLINER
ZUGTREFFPUNKT: 7:00 Alexanderplatz (Abfahrt: 07:40)
Seit einigen Jahren entwickelt sich der
Naziaufmarsch zur Bombardierung Dresdens zu einem Großevent vergleichbar
mit denen in Wunsiedel und Halbe. Hier wird die NS-Vergangenheit verherrlicht
und mit der Täter-Opfer-Verkehrung an den vorherrschenden deutschen
Diskurs angeschlossen. Dem gilt es einen entschlossenen antifaschistischen
Widerstand entgegenzusetzen.
>>> Infos unter: venceremos.systemli.org
und www.heult-doch.tk
>>> Auswertung der Ereignisse
in Dresden am 12./13.02.2005 unter http://de.indymedia.org/2005/02/107605.shtml
<<< Aktionen
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