03.08-05.08.2012 Biermeile 2012
Die Festivalordnung: Zero Tolerance oder doch nur heiße Luft?

Der Veranstalter Präsenta AG ist stolz auf seine Bemühungen gegen rechts auf der diesjährigen Biermeile. Die Secruity-Firma wurde gewechselt (von KP-Secruity zu Grützmacher) und alle MitarbeiterInnen zum Thema rechte Symbole geschult. Denn wieder galt eine Festivalordnung, die das Tragen von rechten Klamotten und Symbolen (auch die nicht verbotenen) möglich machen sollte. Außerdem gab es kurzfristige Bemühungen ein paar Bühnen mit regionalen Bands zu bestücken, um ein bisschen weniger Ballermann-Beschallung zu bieten. Wie immer durfte die Ini gegen Rechts die Festivalordnung kostenfrei drucken und der Veranstalter spendet dem Kiezfest in der Samariterstraße 2.000 Euro. Mit Verlaub: Nichts im Vergleich dazu was er an drei sonnigen Tagen auf der Biermeile verdient.
In der Praxis sah das dann genauso halbherzig aus, wie in den letzten Jahren: Die Festivalordnung wurde am Samstag von Mitgliedern der Ini gegen Rechts in gedruckter Form an den Ständen der Brauereien verteilt. Spätestens dort wurde klar, dass sich bei den Ausstellern wenig zum guten ändert. Wie schon im letzten Jahr lehnten einige die Flyer ab, weil das Publikum sowas nicht so gern hat. Die meisten schmissen sie nach ein paar Minuten in den Müll. Ja, im Internet war die Festivalordnung seit zwei Wochen zu finden, aber wen juckt das? Alles weit entfernt von der Zusage des Veranstalters die Ordnung breit bekannt zu machen.
Und was ist mit der Nazipräsenz? Die große Menge an Thor-Steinar Sichtungen konnte nichtmal dokumentiert und schon gar nicht mit Verweis geahndet werden. Mildere Maßnahmen wie das Abkleben, Umdrehen von T-Shirts o.ä hielten solange an bis die Secruity sich wieder entfernt hatte. Auch haben diese Maßnahmen nicht viel mit dem Ziel zu tun keine Neonazis auf der Meile zu dulden, wenn sie einfach nur für kurze Zeit "verdeckt" rumlaufen (wie ein Typ mit Rudolf-Hess und Reichsadler-Tattoo auf der Brust, der sein Nordic Thunder-Shirt wechseln durfte). Bei einer Frau, die schon vor zwei Jahren mit ihren Waden-Tattoos (Himmler und Hitler-Konterfei) für Aufsehen sorgte, hat es geschlagene zwei Stunden gedauert bis sie des Festes verwiesen wurde. Nebenbei war die Polizei nicht sehr hilfreich bei der Durchsetzung der Hausordnung und diskutierte in eigenen Reihen wie weltfremd diese Forderung sei.
Höhepunkt war, wie schon die letzten 5 Jahre, der Stand der Ini gegen Rechts, am Samstag, der mit viel Argwohn vom Publikum registriert wurde. Diesmal mit Beteiligung von Mitgliedern der BVV, die sich mal einen Realitätsschock abholen wollten. Der kam obligatorisch, nachdem die meisten WürdenträgerInnen den Bezirk verlassen hatten, kurz nach 17 Uhr. Zwei Kurzhaarige, gestellte Diskussion über Sinn und Unsinn von Anti-Nazi-Arbeit, abgewehrter Schlagabtausch und schneller Zugriff duch die gleich am Stand befindlichen Polizeikräfte.
Fazit: Nichts Neues auf der Biermeile. Es bleibt ein attraktiver Anlaufpunkt für Nazis und RassistInnen unterschiedlicher Colleur, die aber eindeutig in der Minderheit sind. Viele Touris, Bierfreunde und Leute die einen Draufmachen. Es klingt hart, ist aber ehrlich: Volksfeste, die sich um Alkoholkonsum drehen sind nicht zu pazifizieren, auch wenn das Kulturprogramm noch weniger volkstümlich wäre.

Gesichtete Symbole mit mehr oder weniger eindeutigem rechten Bezug: Thor Steinar, Nordic Thunder, "Todesstrafe für Kinderschänder", Only-Odin-Tattoo, Eisernes Kreuz, „HEIDEN SPASS - 3000 Jahre Unterdrückt, Mord und Leiden (…) Heiden.", Schwarze-Sonne Tattoo, „Fresst Keine Döner“, Kategorie C, „Mein Freund ist Deutscher“, „Odin statt Jesus“, „Alkoholocaust - Bier macht frei - seit 1516“ (Bild oben), „Wann werdet Ihr es kapieren, Kinderschänder kann man nicht therapieren", „Viking Brands“, Lunikoff, „Wotan Allvater“ mit Artgmeinschaftsadler, Eric & Sons.

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