29. August 2011: Gegen
antiziganistische Hetze – Selbstbestimmung statt Räumung Seit Anfang August nächtigen unter dem Dach des ehemaligen Bahnhofs im Görlitzer Park etwa 50 rumänische Roma. Sie wohnten zuvor in Wohnungen im Bezirk Mitte, wo ihnen aber vom Vermieter fristlos gekündigt wurde, nachdem sich Nachbarn beschwert hatten. Von diesen hieß es, die Roma seien zu laut, unhygienisch, unangepasst und zu viele. Klassische antiziganistische Vorurteile, die sich nun im Görlitzer Park wiederholen. Vor allem das Park-Cafe „Edelweiss“
und einige AnwohnerInnen haben bei der Presse und dem Bezirksamt Bettelei,
Lautstärke und Hygiene der Roma moniert. Man fühle sich belästigt.
Statt punktuell zu helfen und z.B. die sanitären Bedingungen zu verbessern,
nötigen einige potentielle WählerInnen das Bezirksamt Kreuzberg
aktiv zu werden, da sie den Anblick von Armut im Görlitzer Park nicht
länger ertragen. Das Bezirksamt Kreuzberg schob die Verantwortung
an den Nachbarbezirk Mitte ab – schließlich seien die Roma
dort obdachlos geworden. Eine Aufklärungshilfe: Obwohl Roma etwa 10 Prozent der Gesamtbevölkerung Rumäniens stellen, werden sie nach Angaben von Amnesty International systematisch staatlich und gesellschaftlich ausgegrenzt. Drei Viertel der Roma seien von Armut betroffen. Spätestens seit dem EU-Beitritt Rumäniens im Jahr 2007 gibt es deshalb verstärkte Armutsmigration. In Bulgarien ist die Situation der Roma ähnlich. Das Recht auf Freizügigkeit gibt rumänischen und bulgarischen Bürgern zunächst für die Dauer von drei Monaten die Möglichkeit sich ohne Angabe von Gründen in anderen EU-Staaten aufzuhalten. Danach ist die Selbstversorgung durch den Nachweis von selbstständiger Arbeit (eigenes Gewerbe), oder zumindest die Aussicht darauf, erforderlich. Für Bulgaren und Rumänen gilt nämlich „nachrangiger Arbeitsmarktzugang“, was in Berlin einem Arbeitsverbot gleichkommt. Einen Anspruch auf Sozialleistungen, über eine Notfallversorgung hinaus, gibt es erst wenn eine lange Zeit gearbeitet wurde. Diejenigen Roma, die den Ausweg aus
der Armut in anderen EU-Ländern suchen, haben also erschwerte Bedingungen
am Arbeits- und Wohnungsmarkt. Aufgrund der systematischen antiziganistischen
Diskriminierung ist ihnen vielfach auch der Zugang zu Bildung und Ausbildung
verwehrt. In Deutschland angekommen, verbleiben den Roma mangels staatlich
verbriefter Qualifikationen häufig nur wenig Möglichkeiten Geld
zu verdienen. Die Arbeit bringt oft gerade genug Geld ein, um für
Unterhalt und Miete zu sorgen. Allein mit präventiver Sozialarbeit
durch die Beratungsstellen wird keine grundlegende Verbesserung zu erreichen
sein. >>> Zusammen
Handeln gegen Rassismus und soziale Ausgrenzung!
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