03.09.2005 Kameradschaften gegen Krieg?
Nazidemo durch Friedrichshain verhindert!

10 Uhr U-Bhf. Frankfurter Tor // Antifa Demo

Für den 3. September 2005 hatten sog. autonome Nationalisten eine Neo-Naziaufmarsch durch Friedrichshain angemeldet. Am weltweiten Anti-Kriegs-Tag wollten sie unter dem Motto "Gegen imperialistische Kriegstreiberei und Aggresionskriege - Für freie Völker in einer freien Welt" durch die Berliner Innenstadt bis zum S-Bhf. Warschauerstr. marschieren und ihre menschenverachtende Ideologie und Propaganda verbreiten. Ihr Sammelpunkt war um 12 Uhr S-Bhf. Landsberger Allee, wo sich gerade mal 70 Neonazis trafen. Immerhin 1500 GegendemonstrantInnen standen ihne an diesem Tag gegenüber, welche von 1500 Polizisten ebenfalls durch die Gegend gescheucht wurden.
Aufgrund der vielfältigen Proteste durch eine große Demo und verschiedene Kundgebungen, entschied sich die Polizei für eine Ausweichroute durch Lichtenberg. Auch diese blieb durch antifaschistische GegendemonstrantInnen versperrt. Die einzige Route die noch offen blieb, war die Landsberger Allee immer geradeaus bis nach Marzahn, welche die Neonazis stundenlang ablaufen konnten.

Neonaziaufmarsch am 03.09.2005 in Berlin


Auswertungen

Bericht vom Nazi-Demöchen am 3.9.05 / Berlin
http://de.indymedia.org/2005/09/127003.shtml

Naziaufmarsch in Berlin
http://de.indymedia.org/2005/09/126862.shtml

Berlin: Erneut Nazidemo
http://de.indymedia.org/2005/09/126830.shtml

Berliner NaziaufmÄRSCHE
http://de.indymedia.org/2005/09/126791.shtml

SPONTIDEMO VON NEONAZIS DURCH LICHTENBERG
http://de.indymedia.org/2005/09/126701.shtml

NPD Aufmarsch Berlin
http://de.indymedia.org/2005/09/126674.shtml

ADF-Bilder
http://www.adf-berlin.de/html_docs/gallery/2005/berlin_3_09_ 05/berlin_3_09_05.php

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Aufruf des Gemeinsam Gegen Rechts
Aktionen gegen die Naziaufmärsche am 31.08. und 03.09.2005 in Berlin

Am 31.08.2005 will die rechtsextreme NPD unter dem Motto "Wer hat uns verraten - Sozialdemokraten" durch den Berliner Bezirk Neukölln marschieren. Diesmal haben sich die Neo-Nazis den Bundesparteitag der SPD zum Anlass genommen um die Öffentlichkeit mit ihren rassistischen und antisemitischen Forderungen zu belästigen. Sie wollen gegen die "asoziale Politik" und gegen "heuchlerische Wahlkampfparolen" protestieren und sich als globalisierungskritische und soziale Partei darstellen. Hinter all diesen Forderungen stehen aber immer noch die gleichen Nazis, welche den Nationalsozialismus verherrlichen, die Shoa leugnen und Menschen, welche nicht in ihr eingeschränktes Weltbild passen zu minderwertigem Leben erklären.
Im Kontext der Agenda 2010 stach insbesondere "Hartz IV" - gleichbedeutend mit der weiteren Verarmung breiter Bevölkerungsschichten unter Begleitung von repressiven Zwangsmaßnahmen und einem steigenden Druck auf alle Arbeitsverhältnisse - hervor und war damit Anlass für eine Welle von Protesten. Auch große Teile der Linken beteiligten sich an diesen Sozialprotesten. Doch die Bewegung war alles andere als homogen: Ihre Akteure reichten von BürgerrechtlerInnen über GewerkschafterInnen und enttäuschten SozialdemokratInnen bis zur antikapitalistischen Linken. Entsprechend uneindeutig war daher auch die inhaltliche Ausrichtung der Bewegung. Die Vorstellungen reichten von einer weiteren Liberalisierung der Wirtschaft über die Sehnsucht nach dem Sozialstaat der 60er Jahre oder einem Kapitalismus mit menschlichem Antlitz bis hin zur revolutionären Vision zur Überwindung des Kapitalismus. Innerhalb dieser inhaltlichen Vielfalt spielten radikale, linke politische Grundthesen keine dominierende Rolle. Damit entstand die Gefahr, dass die extreme Rechte an die Bewegung andocken konnte. Und genau dies hat die NPD Berlin auch am 31.08. wieder vor.
Die NPD hat mit Neukölln als Aufmarschgebiet einen Bezirk gewählt, der selber stark von der Verschlechterung der sozialen Lage in den letzten Jahren betroffen ist. Dass die Rechtsextremen mit ihren Hetzparolen gegen MigrantInnen und Andersdenkende gerade durch einen Bezirk wie Neukölln, der sich durch einen hohen MigrantInnenanteil auszeichnet, marschieren wollen, stellt eine klare Provokation dar. Denn trotz ihrer scheinbar antikapitalistischen Phrasen sind Neo-Nazis weder sozial noch eine Alternative zum Kapitalismus. So protestiert die NPD zwar gegen "Hartz IV" und "1 Euro Jobs", fordert jedoch selbst Zwangsarbeit für "Arbeitsunwillige". Bereits die Geschichte widerlegt die sozialen Lügen der Nazis eindeutig; so bot schon der Nationalsozialismus des 3.Reiches Sozialleistungen nur für Menschen, welche in das beschränkte Weltbild der Nazis passten und steht somit fernab jeder Sozialismusidee. Für uns ist klar: Wir werden den Neo-Nazis der NPD an diesem Tag zeigen, dass sie mit ihren sozialen Lügen und ihrer Hetze gegen MigrantInnen weder in Neukölln noch an irgendeinem Ort willkommen sind!
Gerade mal drei Tage später, am 03.09.2005 wollen die "Freien Kräfte Berlin (FKB)" unter dem Motto "Gegen imperialistische Kriegstreiberei und Aggressionskriege - Für freie Völker in einer freien Welt" durch die Berliner Innenstadt marschieren und zu einem vermeintlichen Anti-Kriegs-Tag aufrufen. Dem jährlich am 1. September von KriegsgegnernInnen jeglicher Couleur begangenen Anti-Kriegs-Tag hat sich die Berliner Kameradschaftsszene zum Anlass genommen, die erste Demonstration nach den Verboten der Berliner Kameradschaften BASO "Berliner Alternative Süd-Ost" und KS-Tor sowie deren Mädelgruppe durchzuführen.
Ursprünglich links geprägte Parolen wie "Kampf dem US-Imperialismus" werden von Neo-Nazis umgedeutet und in diesem Kontext für ihre antisemitische Ideologie instrumentalisiert. Jedoch setzen sie dem sogenannten US-Imperialismus damit keine pazifistische Weltanschauung gegenüber, wie es die linke Anti-Kriegs-Bewegung tut, sondern wollen ihn vielmehr durch einen eigenen, aggressiv-dominanten deutschen Imperialismus ersetzen.
Altbekannte antisemitische Verschwörungstheorien, nach denen das "jüdische Finanzkapital" die USA kontrolliere, werden neu verpackt; ein Konstrukt zwischen den USA und dem Staat Israel wird gebildet um jenen Staat anzugreifen, welcher nach den Massenmorden an über sechs Millionen Juden und Jüdinnen während der Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft als Schutzraum gegründet wurde.
Unter der Überschrift "Wer die Vergangenheit nicht kennt, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen" fordern die Neo-Nazis als Alternative zum Imperialismus einen nationalen Sozialismus. Dabei haben sie anscheinend vergessen, dass der Nationalsozialismus den 2. Weltkrieg begonnen und über 60 Millionen Menschen umgebracht hat. So betreiben die Neo-Nazis aktiv Geschichtsrevisionismus und verherrlichen den Nationalsozialismus. Akribisch listen sie alle imperialistischen Kriege des letzten Jahrhunderts auf, beginnend nach 1945. Dass der 2. Weltkrieg der größte, imperialistische Angriffskrieg der Menschheit war, wird hierbei bewusst ausgeklammert. Diesen Versuch, an eine Anti-Kriegs-Bewegung in Deutschland anzuschließen um ihre geschichtsrevisionistischen Thesen weiter zu streuen, dürfen wir nicht zulassen.
Deshalb gehen wir heute auf die Straße um gegen Rassismus, Nationalismus und Antisemitismus zu protestieren. Wir haben aus der Vergangenheit gelernt und halten uns somit an den Schwur von Buchenwald:

Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel. Das sind wir unseren gemordeten Kameraden, ihren Angehörigen schuldig. Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldig vor den Richtern der Völker steht!

Nie wieder Faschismus - Nie wieder Krieg

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Redebeitrag zu Neonazistrukturen in Friedrichshain

Friedrichshain gilt aufgrund der besetzten Häuser und der bunten Kneipenvielfalt als ein weltoffener, linksalternativer Stadtteil. Neonazis passen deshalb nicht in das Bild, das die Öffentlichkeit von Friedrichshain hat. Dies führt dazu, dass in Friedrichshain Neonazis bzw. ihre Aktionen anders als in den östlichen Randbezirken Berlins von den AnwohnerInnen wahrgenommen werden. Wenn in Friedrichshain eine Meute Neonazis grölend umherzieht, wird das eher als Betriebsunfall im Bezirk gesehen und nicht als eine sich immer mehr ausbreitende Szene. Seit Jahren passieren hier im Bezirk mit steter Regelmäßigkeit rechtsextrem motivierte Übergriffe. Diese haben in letzter Zeit noch einmal zugenommen oder werden zumindest besser dokumentiert als früher. Es folgt eine kurze Beschreibung, was sich so alles rechtes in Friedrichshain tummelt.

Organisierte Neonazis und solche, die es werden wollen
Eine organisierte Neonaziszene, die ihre Aktivitäten auf Friedrichshain konzentriert, gibt es derzeit nicht. Im Bezirk wohnen mehrere organisierte Neonazis, die ihre politische Arbeit jedoch vor allem außerhalb von Friedrichshain ausüben. So ist die in diesem Jahr verbotene Kameradschaft Tor entgegen der häufig anzutreffenden Meinung keine Friedrichshainer Gruppierung, sondern agiert Berlinweit und vornehmlich in weiter östlich gelegenen Stadtteilen wie etwa Lichtenberg.
Dennoch zeigen die Ereignisse der letzten Monate, dass Friedrichshain für organisierte Neonazis als Aufmarschort und politisches Betätigungsfeld immer attraktiver wird. So zogen am 17. August 2005 ca. 50 Neonazis durch die Karl-Marx-Allee zur Jannowitzbrücke und nur einen Tag später vom S-Bhf. Frankfurter Allee in Richtung Lichtenberg. Wiederum 2 Tage später demonstrierten ca. 500 Neonazis als Ersatz für den verbotenen Heß-Marsch vom Alex durch das nördliche Friedrichshain nach Lichtenberg. So etwas soll ihnen heute nicht gelingen!

Für Neonazis ist Friedrichshain auch ein attraktives Ziel für Kneipenbesuche. Neonazis finden in Friedrichshain Orte, an denen sie sich ungestört aufhalten können, Räume, in denen sie Veranstaltungen abhalten, Wohngegenden, wo sie als Nachbarn toleriert werden und eine junge Kneipenszene, in der sie sich wohlfühlen. Ausdrücklich erwähnt sei die „Kietz-Kneipe“ in der neuen Bahnhofstrasse, deren Wirt sich offen als Rechtsextremer bekennt. Doch auch in Kneipen in der Simon-Dach-Strasse sind Neonazis häufig zu sehen und stoßen auf keine nennenswerte Ablehnung durch BetreiberInnen und Gästen.
Am nahegelegenen Boxhagener- und am Wismarplatz sammeln sich schon lange rechte Jugendliche, die vor allem durch rassistische Pöbeleien aufgefallen sind. Diese Jugendlichen sind nun dazu übergegangen sich durch Hakenkreuzsprühereien und das Kürzel KSF zu verewigen. Einige von ihnen wurden auch schon auf Nazidemos gesehen und zeigen Tendenzen, sich mit anderen Neonnazigrüppchen zu vernetzen. Ein Großteil dieser Jugendlichen arbeitet bei dem Trödelladen „A&V Trödel“ in der Sonntagstrasse 24 und ist auf dem Flohmarkt am Boxhagener Platz für Auf- und Abbau der Stände zuständig. Die Aktionen dieser Jugendlichen werden vermutlich nicht so friedlich bleiben.
Vor 2 Tagen beispielsweise wurden Jugendliche in Süd-Friedrichshain von Neonazis mit einem Eisenrohr und Pfefferspray angegriffen, weil sie gegen den Naziaufmarsch heute Plakate aufhängten.

Weitere Brennpunkte neonazistischer Aktivitäten in Friedrichshain sind der S-Bhf. Storkower Strasse an der Grenze zu Lichtenberg – ein beliebter Sammelpunkt der organisierten Naziszene vor Aufmärschen – sowie der südlich gelegene Stralauer Kiez um den Rudolfplatz, wo vermehrt Nazipropaganda geschmiert wird und sich mehrere Kneipen befinden, die von rechtem Publikum frequentiert werden.

Rechtsextremes Parteienspektrum
Der Kreisverband der rechtskonservativen Republikaner in Friedrichshain entfaltet wenige Aktivitäten und ist bisher nur durch einige wenige Plakate auf der Petersburger Str. in Erscheinung getreten. Auch Aktivitäten der neonazistisch ausgerichteten NPD sind im Bezirk wenig wahrnehmbar. Die Partei macht allerdings gerade jetzt vor der Bundestagswahl durch Aufkleber- und Plakataktionen auch in Friedrichshain mobil. Ihr Spitzenkandidat aus Berlin ist der unscheinbare Claus Schade aus Lichtenberg. Neben seiner Tätigkeit als Kreisvorsitzender ist er gleichzeitig NPD-Landesvorsitzender von Berlin und ist Anmelder für NPD Demos in Berlin, etwa für die Aktion am letzten Mittwoch gegen den SPD-Parteitag in Neukölln. Rückendeckung bekommt die NPD wie auch in anderen Bezirken von Neoanis aus Freien Kameradschaften, die gerade jetzt zur Wahl einen Schmusekurs mit der zum Teil verhassten NPD fährt. Als am 14. August der Friedrichshainer NPDler Stefan Liesegang einen Wahlkampfstand auf dem Alexanderplatz durchführt, wird er von knapp 40 Neonazis beschützt.

Friedrichshains BewohnerInnen sollten ihre Augen vor solchen Entwicklungen nicht verschließen, sondern Gegenwehr leisten wo es nur geht. Gleiches gilt natürlich auch für alle anderen Orte, wo sich Neonazis und ihr menschenfeindliches Gedankengut sich breit machen wollen.

Wer Informationen zu Neonazis und ihre Aktionen hat kann sich vertrauensvoll an die lokale Antifa Friedrichshain wenden. Im Internet unter www.antifa-fh.de.vu

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