21.
März: Kiezparade gegen Thor-Steinar
12 Uhr Boxhagener Platz
Gutes Wetter, gute Musik, viel Kreativität,
viele Kostüme, vier Wagen mit Deko, Schilder,. Eimhandwinkelemente
- Die Kiezparade in Friedrichshain zieht zum dritten Mal durch den Kiez.
Diesmal geht es gegen den Thor-Steinar Laden in der Petersburgerstr. 94,
der vor 3 Wochen dort eröffnete und bereits wieder von dem Vermieter
fristlos gekündigt wurde. Geschätzte 1500 demonstrierten, tanzten
und informierten sich auf der Parade, die sich nicht nur gegen Thor-Steinar,
sondern vielmehr gegen rechte, unsolidarische Alltagskultur richtete.
Der AnwohnerInnenflyer
beschreibt die Hintergründe des neuen Ladens und was nun zu tun
ist.
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Redebeiträge
21.03.2009
Liebe Anwohnerinnen, liebe Anwohner, auch
sie , liebe Passanten
dies hier ist eine Demonstration gegen den neuen Thor-Steinar Laden Tromsö
in der Petersburgerstr. 94.
Die Modemarke Thor-Steinar transportiert rechtsextreme Ideologien und
ist fester Bestandteil rechtsextremen Lifestyles. Durch Läden wie
dem Tromsö, der vor drei Wochen eröffnete, wird über ästhetische
und kulturelle Codes versucht, rechtsextremen Lifestyle bis weit in den
gesellschaftlichen Mainstream hinein zu verankern. Dieser „Normalisierungsstrategie“
können wir nur entgegenwirken, wenn wir gemeinsam als Anwohnerinnen,
antifaschistische Initiative, Bezirksverwaltung, Gewerbetreibende und
Projekte aktiv werden. Auch die Vermieter des Hauses in der Petersburgerstr.
94 sind mittlerweile informiert und haben dem Laden bereits gekündigt.
Ein solches Kündigungsverfahren nimmt aber Monate bis Jahre in Anspruch.
So lange wollen und können wir nicht warten. Die Parole lautet; aktiv
werden. Und zwar sofort.
Die Demo heute ist nur ein Stück auf dem Weg zur Schließung
des Ladens. Wir haben noch viel vor. Dieser Bezirk wird sich nie an den
neuen Nazi-Mode-Laden gewöhnen. Das ist gut so. Der laden muss also
weg!
Reihen sie sich ein in gegen Thor Steinar und dessen Klientel. Gegen Neonazis
und ihre Symbole. Gegen die Normalität rechter Straßengewalt
Für Vielfalt statt Einfalt!
Keine Freiräume für Nazis
- Null Bock auf den rechten Mob in F´hain und anderswo
Der kleinste Bezirk Berlins, Friedrichshain, erfreut
sich vor allem bei einem jungen, vergnügungs- und konsumsüchtigen
Publikum ausgesprochener Beliebtheit. Seine Infrastruktur besticht durch
eine facettenreiche Kneipen- und Clubkultur, was für viele einen
Grund darstellt, hierher zu ziehen. In diversen Berliner Reiseführern
wird die sogenannte junge Friedrichshainer "Szene" als wahnsinnig
interessant, kultiviert, tolerant und weltoffen dargestellt. Der schöne
Schein trügt: Friedrichshain ist eben nicht nur die zweifelhaft hippe
Simon - Dach - Straße und Friedrichhain ist auch nicht nur der sog.
alternative Nordkiez, in dem sich Menschen in verschiedenen autonomen
Haus- und Wohnprojekten zusammen geschlossen haben um, dem vorherrschenden
kapitalistischen Alltagsbetrieb zum Trotz, weitestgehend eigenverantwortlich
und selbstbestimmt zu leben.
Auch in Friedrichshain sind wie in vielen anderen Regionen stetig wachsende
von Neonazis ausgehende Übergriffe gegen alle die nicht in ihr rassistisches
und autoritäres Weltbild passen, zu verzeichnen. Bei der Zahl rechtsextremer
Übergriffe steht Friedrichshain seit Jahren an erster Stelle in Berlin.
Rechte Gewalt ist also in Berlin nicht mehr nur das Problem der Randbezirke,
wie Marzahn, Hellersdorf und Treptow. Das Problem der rechten Übergriffe
ist direkt hier. Vor unseren Augen.
In den vergangenen Jahren beobachteten wir, dass ein Großteil der
von Rechten begangenen Angriffe in Friedrichshain ihren Ausgangspunkt
in einem Kneipenbesuch nahmen. Die durch den Genuss von Alkohol sichtlich
enthemmten Nazis gingen teilweise mit Brachialgewalt gegen ihre politischen
GegnerInnen, alternative Jugendliche und MigrantInnen vor.
Zu dem Publikum der vormals rechts tendierten Kneipen ist in den letzten
ein neues rechtes Klientel getreten. Organisierte Neonazis und ihr Anhang
von Hooligans und erlebnishungrigen SchlägerInnen haben neben Treptow,
Pankow und Lichtenberg seit 2005 auch Friedrichshain zu ihrem Kampfgebiet
auserkoren. Daran konnte auch der Repressionsschlag des Berliner Innensenator
gegen die vornehmlich im Ostteil Berlins agierende neonazistische "Kameradschaft
Tor", samt der ihr nahestehenden "Mädelgruppe der Kameradschaft
Tor" und der "Berliner Alternative Südost" im März
2005 nichts ändern. Neonazis lassen sich nicht durch Verbote in ihren
Aktionen einschränken, und von ihren Gewalttaten lassen sie sich
erst recht nicht durch staatliche Repression abschrecken was die zum Teil
empfindlichen Haftstrafen gegen Neonazis in der letzten Zeit zeigen. Wer
Neonazis bekämpfen will, muss an ihrer Ideologie ansetzen und nicht
nur an ihren Aktionsformen.
Neonazis sind leider nur die Spitze des Eisbergs, die aus dem Rechtsdrall
der Gesellschaft kommen und von diesem auch zumindest ideologisch in ihrem
chauvinistisch rassistischen Weltbild bestärkt werden. Dennoch besteht
durch die zunehmenden Übergriffe der Neonazis gegen andere Menschen
konkreter Handlungsbedarf. Zudem gilt es alternative Freiräume am
Leben zu erhalten, in denen für Neonazis kein Platz ist, und die
damit ihren potenziellen Opfergruppen Schutz vor Übergriffen bieten.
Im Alltagsbewusstsein der BewohnerInnen Friedrichshains muss die Bedrohung
durch Neonazis und das rechtsextreme Potenzial wieder in den Fokus gerückt
werden um couragiertes Eingreifen bei Übergriffen im Bezirk einfordern
zu können.
Obwohl man in Friedrichshains scheinbar keine festen Zusammenschlüsse
von Neonazis vorfindet, gibt es trotzdem in regelmäßigen Abständen
rassistische Übergriffe und Pöbeleien, Hetz-Jagden durch den
Kiez und "Sieg Heil" - Rufe auf offener Straße. An Abenden
können sich Neonazis in großer Anzahl völlig frei durch
den Kiez bewegen und ernten statt konsequenter Bekämpfung nur irritierte
Blicke der doch - zumindest in ihrem Selbstverständnis - kultivierten,
toleranten und weltoffen Bevölkerung.
Trotz der neuen Strategie der Neonazis, sich die Straße als Hauptbetätigungsfeld
zu erobern, gibt es natürlich immer noch das rechte bzw. mit Neonazis
sympathisierende Kneipenpublikum, das aber schwer einzelnen Bars und Kneipen
zugeordnet werden kann.
Wenn überhaupt, dann werden rechtsextreme Meinungen erst dann öffentlich
wahrgenommen, wenn es zu Übergriffen kommt. Tatsächlich sind
rechtsextremes Gedankengut und antisemitische Tendenzen in allen alters-
und sozialen Schichten nicht nur vorhanden sondern finden auch im Alltag
ihren Ausdruck. So wurde in einer Studie der Freien Universität Berlin
(FU) festgestellt, dass bei 20% der sieben Millionen Gewerkschaftsmitglieder
rechtsextreme Orientierungen vorhanden sind.
Ein Paradebeispiel, um deutlich zu machen, wie tief Diskriminierung und
Rassismus in der Gesellschaft verankert sind. Nicht nur an den berühmt
berüchtigten Stammtischen sondern in allen möglichen Institutionen
dieser Gesellschaft, wie Schule, Betrieb aber auch Universität sind
für komplexe Themen wie Arbeitslosigkeit oder Kriminalität noch
immer die scheinbar naheliegendsten und trivialsten Lösungsansätze
sehr beliebt. Die anderen sind Schuld und die anderen sind oft die MigrantInnen.
Entweder sind sie zu arm und liegen dem Steuerzahler auf der Tasche oder
zu reich, was vielen ungerecht erscheint und Neid und Missgunst hervorruft.
Man spricht aus, was ja sowieso jeder denkt; oder "was man ja wohl
mal sagen dürfe", wobei man sich selbstverständlich vorbehält
kein "Rechter" zu sein.
Und trotzdem entsteht gerade hier eine unausgesprochene Legitimation,
quasi eine Entschuldigung für körperliche und verbale Gewalt.
Eine Legitimation nicht nur für prügelnde und mordende Neonazis,
sondern auch für staatliche Institutionen, die Asylbewerber beispielsweise
von der Gesellschaft isolieren, einsperren und in die ungewisse Zukunft
abschieben. Hier schließt sich der Kreis, in dem die Gewalttäter
mit stillschweigendem Verständnis und Wohlwollen bei weiten Teilen
der Bevölkerung rechnen können, sich bestätigt fühlen
und wieder zuschlagen. Viele Neonazis sehen sich mit ihrem Straßenterror
daher oftmals auch als "Vollstrecker des Volkswillens", auch
wenn das kein kultivierter, toleranter und weltoffener Deutscher wahrhaben
möchte. Um dem entgegenzuwirken halten wir es für wichtig regelmäßige
antifaschistische Präsenz zu zeigen und die Menschen in Friedrichshain
gegen den fremdenfeindlichen Alltag zu sensibilisieren. Deswegen sind
wir heute hier.
Der Neonazi-Klamotten-Laden Tromsö, der vor drei Wochen in der Petersburger
eröffnet hat, macht nur sichtbar, was seit langem ein Problem im
Kiez ist. Die Unverschämtheit, dass dieser Laden provokant in Friedrichshain
seine Ladentüren geöffnet hat, ist nur der kleine augenscheinliche
Teil des Problems. Wir müssen daran arbeiten, die Grundlagen rechter
Übergriffe, verbaler Attacken und der Entwicklung einer rechten Denkpraxis
zu beseitigen.
Deshalb: Schaut hin und greift ein! Sei es auch noch so ein kleiner Teil
rechter Vorkommnisse. Setzt da an! Werdet antifaschistisch aktiv! Seid
Antifa!
Hintergründe
zur Marke Thor-Steinar und deren Ladengeschäften
Seit 2002 gibt es die bei Rechten beliebte Modemarke Thor Steinar. Produziert
wird sie in Königs-Wusterhausen von der Firma Protex. Sie setzt auf
mehrdeutige Aufdrucke, die einen Hang zu völkischen Symbolen, wie
zum Beispiel Runenkombinationen, haben. Aber auch Waffen der Wehrmacht,
Bezüge zum Kriegsgeschehen des Zweiten Weltkriegs, zur deutschen
Kolonialgeschichte und markigen Sprüchen wie z.B. „Wir machen
auch Hausbesuche“ sind auf den hochwertigen Pullovern, Jacken und
anderen Outdoor-Klamotten. Der politisch klare Bezug des alten Runen-Logos
zum Nationalsozialismus hat durch ein zeitweises Verbot in Brandenburg,
Berlin und Tschechien zumindest in der Öffentlichkeit für die
Entlarvung der Marke als rechtsoffen gesorgt. Mittlerweile ist das Logo
aber wieder überall erlaubt. Der Bezug zum deutschen Militarismus
und Nazismus kommt in weiten Kreisen an. Sehr schnell wurde die Marke
nicht nur bei offen agierenden Neonazis populär, auch in der Türsteher-Szene
und im rechten Fußball-Hooligan-Milieu ist die Marke leider Einheitslook.
Vertrieben wird Thor-Steinar sowohl über eindeutige Neonazi-Versände
und Läden wie beispielsweise dem Berliner „Harakiri“
in Prenzlauerberg. Aber auch in einigen Lifestyle Geschäften, beispielsweise
in den drei „Doorbreaker“ Filialen im Lindencenter, in Köpenik
und im Friedrichshainer Ringcenter kann die Marke erworben werden. Es
gibt aber auch Läden die das finanzielle Potential erkannt haben
und ausschließlich Thor Steinar bzw. lediglich noch die Kleidung
des Thor-Steinar Konkurrenten „Eric & Sons“ im Angebot
haben. Hier ist der Laden „Nordic Company – Textilwaren“
in Frankfurt a.d. Oder und der Laden „Rodberg“ in Dessau zu
nennen. Seit Ende 2005 verfügt Protex auch über eigene Geschäfte
die ausschließlich Thor Steinar verkaufen.
Das erste eigene Ladengeschäft des Firmennetzwerks um Thor Steinar
wurde der „Tønsberg“ im Berlin-Carré am Berliner
Alexander Platz, dieser wurde ohne Aufmerksamkeit zu erregen im September
2005 eröffnet. Anfang 2008 musste der Laden schließen, nachdem
der Mietvertrag nicht verlängert wurde. Im Februar öffnete in
der Rosa-Luxemburg-Straße schon der nächste „Tønsberg“.
Diesmal allerdings nicht ohne antifaschistischen Protest, der auch immer
noch anhält.
Im August 2006 kam der Dresdner „Tønsberg“ dazu. Auch
dieses Geschäft musste nach Protesten dann im Juli 2008 wieder schließen.
Nur einen Monat später eröffnete der Laden „Larvik“,
der ebenfalls vom Dresdner Ladenschluss-Bündnis angegangen wird.
Die nächste Ladeneröffnung war dann in Magdeburg, im Juli 2007
eröffnete der Laden „Narvik“. Auch hier gab es antifaschistische
Proteste und der Laden musste Ende 2008 schließen, bekam aber eine
nicht unerhebliche Entschädigungszahlung von dem Vermieter. Ein neuer
Laden eröffnete im Januar.
Ab September 2007 gab es dann auch in Leipzig einen Laden mit dem Namen
„Tønsberg“. Hier gab es schon am Abend vor der Eröffnung
erste Aktionen gegen das Geschäfft. Drei Monate später wurde
vom Vermieter Räumungsklage gegen die unliebsamen Mieter eingereicht,
welche aber noch nicht mit einem rechtskräftigen Urteil endete. Eine
schnelle Schließung hatten auch die Aktivisten in Hamburg zum Ziel
nachdem im September 2008 der Laden „Brevik“ eröffnete.
Und es gelang ihnen innerhalb von nur 36 Tagen den Laden wieder zu vertreiben.
Und das ging so: Das Hamburger Bündnis gegen Rechts veranstaltete
jeden Tag eine Kundgebung vor den Passagen. Diese wurde in diesem Zeitraum
ständig von Polizeibeamten belagert, um den Laden zu schützen,
was aber den normalen Geschäften einen Umsatzrückgang bescherte.
Dies war auf Dauer nicht machbar, und so musste der Laden am Ende Oktober
letzten Jahres wieder schliessen. Im November 2008 eröffnete wieder
ein Laden mit dem Namen „Tønsberg“, diesmal in Nürnberg
. Auch hier wurde nach nur knapp drei Wochen der Mietvertrag gekündigt
weil sich die Vermieter von den Geschäftsinhabern getäuscht
sahen. Aber auch in Nürnberg steht noch eine rechtskräftige
Entscheidung aus.
Ein ganz neuer Laden unter dem Namen „Trondheim“ wurde im
Januar diesen Jahres in Erfurt eröffnet. Auch hier regt sich Protest.
Die Erfolgsgeschichten der Kampagnen gegen die Thor-Steinar-Läden
zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Ein Unternehmen, das auf
Gewinne hofft schadet man besten indem die Geschäftsidee durch Ladenschließungen
und Imageschaden zu einem schlechten Geschäft wird. Auch Friedrichshain
wehrt sich gegen Thor-Steinar und rechten Mainstream! Keine Geschäfte
mit Neonazis!
Eine kurze Geschichte
der Initiative Gegen Rechts Friedrichshain
Im Januar 2006 haben wir uns als Nachbarschaftsinitiative das erste Mal
getroffen. Eingeladen wurde per Flyer und Mail. Gekommen sind lauter Initiativen,
Vereine, Parteien, Leute aus dem Bezirksamt, Antifas und AnwohnerInnen.
Wir wollten gemeinsam, trotz der gegensätzlichen Positionen, die
wir in vielen anderen Bereichen haben, die rechten Übergriffe verhindern.
Irgendwann ist uns aufgefallen, dass es nicht allein die Nazis sind, die
dafür sorgen, dass rassistische Angriffe stattfinden. Es ist eine
Normalität des Desinteresses, ein Klima des Tolerierens von rechten
Meinungen, was in Friedrichshain alltäglich ist und was angegangen
werden muss. Also haben wir Informationsflyer produziert, die nicht gegen
die Nazis gerichtet waren, sondern eher die Friedrichshainer Bevölkerung
dazu befähigen sollten selbst gegen Rechts aktiv zu werden. Es ging
vor allem darum, Nazis und ihre Ideologie im Alltag erkennen und einordnen
zu können und den Leuten Optionen, aktiv zu werden, an die Hand zu
geben. Wir als kleiner Haufen können, auch zusammen mit den wenigen
noch verbliebenen linken Projekten, die Nazis nicht zurückdrängen
und die Angriffe verhindern. Dass es die Polizei auch nicht schafft, hat
sie mehrfach bewiesen. Hier ist also das Wohnumfeld gefragt, dass sich
kontinuierlich gegen rechts positionieren und dementsprechend einschreiten
muss.
Doch das ist nur die eine Seite unseres Ansatzes, schließlich werden
weiterhin Leute von Nazis durch Friedrichshains Straßen gejagt und
angepöbelt. Was ist mit den Betroffenen? Die wollten wir mit den
Problemen nicht alleine lassen und haben zusammen mit der Opferberatungsstelle
Reachout eine wöchentliche Beratung für Betroffene rechter Gewalt
in Friedrichshain eingerichtet. Darüber erfuhren wir mehr über
die Wirkung von alltäglichem Rassismus und dass die Gewalt der Nazis
nur die Spitze des Eisbergs sind.
Aufgrund der vielen Diskussionen, die wir auf unseren etlichen Treffen
geführt haben, war es möglich auch gemeinsam aktiv zu werden.
Wir gingen auf die verschiedenen Straßenfeste in Friedrichshain
und machten Informationsstände, schrieben Briefe an Hausverwaltungen
von rechten Kneipen, führten Projekttage in Schulen durch und betrieben
regen Austausch mit anderen Bezirken. Genug des Eigenlobs.
Entscheidend ist an dieser kurzen Geschichte, dass Vernetzung und Organisierung
nötig sind, um was auf die Beine zu stellen. Diskussionen mit Leuten
die unterschiedliche Ansichten und verschiedene Politikformen haben sind
nötig, um neues zu erfahren und sich weiterzuentwickeln. Eine Demo
ist beispielsweise nicht jedermanns Sache, genauso wenig wie Briefe an
Hausverwaltungen das Herz von autonomen Antifaschisten höher schlagen
lassen. Wichtig ist nur, dass alle nach ihren Fähigkeiten gegen Rechts
agieren. Dazu braucht es nicht viel Struktur, aber zumindest Vernetzung.
Die nächsten Projekte drehen sich natürlich um den Thor-Steinar-Laden
und um die alljährliche Biermeile Anfang August.
Redebeitrag
von der Rigaer 94
Die Rolle linker und alternativer Projekte für
antifaschistische Arbeit
Seit nunmehr 19 Jahren besteht die Rigaer 94 als Hausprojekt. Zunächst
besetzt, dann mit Mietverträgen, und schon bald im Kampf gegen die
immer wieder versuchten Kündigungen und Räumungen.
Sowohl in unserer kollektiven Wohnstruktur, als auch in dem Veranstaltungsraum
Kadterschmiede versuchen wir, einen Gegenpol aufzubauen zum ausgrenzenden
kapitalistischen Alltag, dem wir alle ausgesetzt sind. Wie viele andere
Projekte auch, bieten wir Zeit, Raum und Infrastruktur, in denen politische
Aktivitäten organisiert werden und sich Menschen mit empanzipatorischem
Anspruch vernetzen können. Unser klarer antifaschistischer Standpunkt
macht das Haus zum einen zu einem Symbol gegen Nazis und gesellschaftlich
etablierten Rassismus, zum anderen ist es ein Ausgangspunkt für konkrete
antifaschistische Aktionen.
Gerade antifaschistische Gruppen und Initiativen sind darauf angewiesen,
die vor langer Zeit erkämpften und bis heute erhaltenen Projekte
zur Realisierung ihrer politischen Ziele zu nutzen. Wie wichtig sie bis
heute noch sind, sehen wir allein an Hand der zahlreichen Infoveranstaltungen,
Gruppentreffen und Solipartys, die regelmäßig in ex-besetzten
Häusern stattfinden. Ohne ihr Bestehen wären zahlreiche Projekte
(Knast-Solidarität, Anwält_innen und Mobilisierungunterstützung,
um nur wenige zu nennen) kaum finanzierbar. Ganz zu schweigen vom bezahlbaren
Genuss kultureller Angebote (Kino, Kneipe und Konzerte), die in den Räumen
stattfinden.
Wie wichtig eine linke bzw. alternative Subkultur sein kann, ist im Stadtteil
Friedrichshain sichtbar. In Zeiten wachsender Akzeptanz rechtsextremen
Gedankenguts in weiten Teilen der Gesellschaft, in der rechte Alltagskultur
und Codes scheinbar unaufhaltsam das Straßenbild erobern, wird es
immer notwendiger, offensiv und sichtbar antifaschistische Präsenz
zu zeigen. Friedrichshain ist ein Kiez, der einerseits ein großes
subkulturelles Angebot hat, auf der anderen Seite steht er statistisch
auf Nummer Eins der rechtsextremen Übergriffe in Berlin. Die tatsächlich
hohe Anzahl der Angriffe wird aber auch deshalb erfasst, weil es eben
eine große Anzahl von Gegenaktivitäten und Projekten gibt.
Um einen effektiven antifaschistischen Selbstschutz hier und in anderen
Stadteilen zu realisieren und weiterhin zu gewährleisten, ist das
Bestehen und die stetige Vernetzung von Projekten von Nöten. Die
alternativen Projekte sind eine Basis des kulturellen und politischen
Gegenpols zum rechten Grundkonsens der heutigen Gesellschaft.
Die bestehenden autonomen Häuser bietet außerdem oft die Möglichkeit,
bezahlbares und kollektives Zusammenleben zu realisieren. In Zeiten steigender
Mieten und fortschreitender Vereinzelung bieten Hausprojekte die Chance,
eine gesellschaftliche Utopie des Zusammenlebens im Kleinen zu realisieren
und sich mit der eigenen Prägung kapitalistischer, rassistischer
und sexistischer Normen auseinander zu setzen und gemeinsam ein Klima
solidarischen Lebens zu schaffen. Nicht selten kommt es zu Konflikten
untereinander, die dann gelöst werden müssen - mal mit mehr,
mal mit weniger Erfolg.
Doch den weitaus größten Druck erfahren Hausprojekte oft von
außerhalb durch ihre sogenannten Hausbesitzer, die immer wieder
versuchen, die Häuser zu räumen, um sie anschließend gewinnbringender
verwerten zu können. Oder auch nur, um einfach ihren Kopf durchzusetzen.
Allein an dieser Ecke hier sind die Rigaer 94 und die Liebig 14 stark
bedroht. Bei der Liebig 34 ist erstmal der größte Druck von
außen weg. Doch auch wenn die nähere Zukunft des Projektes
mit dem Infoladen Daneben und dem XB erstmal einigermaßen gesichert
ist, ist es noch weit davon entfernt, nicht mehr kämpfen zu müssen.
Damit bezahlbarer Wohnraum, eine solide linke Subkultur und antifaschistischer
Widerstand langfristig erhalten bleibt, müssen autonome Projekte
mit aller Kraft unterstützt werden. Räumungen und ähnliche
Angriffe abzuwehren ist nicht ausschließlich die Aufgabe der Menschen,
die in den Häusern leben, sondern sollte in der Verantwortung aller
Antifaschist_innen liegen. Denn der Wegfall jedes weiteren Projektes bedeutet
einen großen Verlust für die gesamte Bewegung. Soziale Treffpunkte,
Veranstaltungsräume und Zufluchtsorte für Betroffene von Ausgrenzung
und Angriffen gehen meist unwiederbringlich verloren. Also haltet die
Augen auf und achtet auf Ankündigungen zur Verteidigung bedrohter
Projekte, kommt auf die Straße! Und noch wichtiger: seid aktiv und
kreativ. Ein Angriff auf linke Projekte ist ein Angriff auf antifaschistische
Strukturen!
Es gibt nur eine 94 in Friedrichshain! Thor Steinar wegstampfen! Rigaer
94 verteidigen!
Problemzone Jeton
Auf der rechten Seite sehen wir die Großraumdisko Jeton. Mal abgesehen
vom gewöhnungsbedürftigen Kultur-Programm zwischen Schaum-Partys
und GigaGeiz-Freigetränke-Abendenden wird in dieser Diskothek einem
Publikum Raum geboten, dass regelmäßig die angebliche linke
Vorherrschaft im Friedrichshain zurückdrängen will. So können
hier Kameradschafts-Nazis aus Lichtenberg genauso gut feiern, wie ein
Happy-Slapping-Publikum. Selbst der zuständige Polizeiabschnitt gibt
zu, dass es im Umfeld des Jeton bei der An- und Abreise von Massenbesäufnissen
zu Gewaltexzessen kommt. So zuletzt am 15.06.2008: Vor der Sparkasse im
RingCenter an der Frankfurter Allee. Ein Pärchen wird von zwei Männern
mit Hitlergruß angepöbelt. Nach einer verbalen Auseinandersetzung
wird die Polizei alarmiert. Die Nazis gehen schnell in die Großraumdisko
Jeton. Als die Polizei nach 20 Min. endlich eintrifft wurden die Secruity-Angestellten
des Jetons aufgefordert mit einer Zeugin die Nazis im Jeton zu suchen.
Ohne Fahndungserfolg verlässt die Polizei die Disco. Kurz darauf
wird das Pärchen an der Ecke Pettenkoferstr. erneut angepöbelt.
Diesmal von 2 Männern und einer Frau, welche auch gleich losschlagen.
Die Frau wird am Boden liegend getreten, dem Mann wird die Nase gebrochen.
Die eintreffende Polizei nimmt die Betroffenen nicht ernst und folgt den
Tätern nicht in die Rigaerstr. Richtung Bersarinplatz.
Dieses uns bekannt gewordenen Beispiel stellt keine Seltenheit dar. Ein
kleiner Rückblick: Am 30.03.2008 gegen 6 Uhr morgens wird eine Gruppe
alternativer Jugendlicher von ca. 15 Neonazis vom Jeton (Frankfurter Allee)
bis zum S-Bhf. Frankfurter Allee gejagt und durch Pfefferspray und Schlagstöcke
leicht verletzt. Am Morgen des 10. November 2007 kamen zwei Hools völlig
besoffen aus dem Jeton und traten unter rassistischem Gebrüll die
Scheiben des Thai-Imbiss auf der Frankfurter Allee ein. Am 27. Oktober
im selben Jahr wurden vor dem Jeton vier linke Jugendliche grundlos von
den Besuchern der Disko mit Bier übergossen und zu Boden gestoßen.
Auch der rassistische Übergriff auf das Publikum eines Döner-Imbiss
gleich in der Nähe am 26. August 2007 geht auf das Konto von Jeton
Besuchern. In den letzten Jahren ist das Jeton schon etliche Male durch
Dynamo-Fan-Partys und frauenfeindliche Übergriffe bis zu Vergewaltigungen
auf dem Klo in die Presse geraten.
Die Übergriffe des rechten Publikums aus dem Jeton haben eine Kontinuität.
Diese Geschichte muss ein Ende haben. Die Bürgerinitiative Gegen
Rechts in Friedrichshain hat schon vor langem dem Jeton den Kampf angesagt.
Die Bürgerinitiative Gegen Rechts aufgrund der zahlreichen Übergriffe
im Zusammenhang mit dem Jeton Anfang 2006 gegründet.
Heute ist nur ein Teil des Kampfes. Wir werden wiederkommen. So lange,
bis wir den Sieg davon tragen.
Tatort öffentlicher
Nahverkehr
In Berlin Friedrichshain sind verbale und non-verbale Übergriffe
mit rassistischem Inhalt bzw. Bedeutungsgehalt wie überall an der
Tagesordnung. Diese reichen von verbalen Anpöbeleien junger Frauen
mit Kopftuch oder Menschen mit dunkler Hautfarbe, bis hin zu feindlichen
Blicken oder Anspucken von Nicht-Deutschen und anderen. Wenig überraschend
ist die Konzentration dieser Vorfälle auf öffentliche Verkehrsmittel.
In so genannten “Flaschenhals-Situationen” können sich
Personengruppen kaum ausweichen. Außerdem können Angreifer_innen
schnell flüchten oder in der Menschenmasse untergehen. Gerade die
Bahnhöfe Frankfurter Allee, Ostkreuz, Warschauer Str. und Samariter
Str. sind die Tatorte Nummer eins und führen die Statistik extrem
rechter Übergriffe in Friedrichshain an. Im Januar 2009 wird ein
Punk am S-Bahnhof Ostkreuz von Rechten so schwer verletzt, dass er ins
Koma fällt und wochenlang im Krankenhaus liegt.
Nicht nur Nazis und Alltagsrassist_innen sind im öffentlichen Nahverkehr
ein Problem. Auch der staatliche Rassismus ist besonders auf Bahnhöfen
in Form von rassistischen Kontrollen beobachtbar.
Der U- und S-Bahnhof Frankfurter Allee ist aufgrund der Umsteigeoption
Tatort-Schwerpunkt. Aber immer wieder zeigt sich auch, dass ein wenig
Zivilcourage die rechten Schläger verunsichern kann. Dazu ein leider
schon etwas zurückliegender Augenzeugenbericht: „Am Samstag
Abend wird eine Person mit "Good Night White Pride"-Shirt von
einem Hooligan auf dem S-Bhf. Frankfurter Allee angepöbelt. Fünf
Minuten später erscheint er zusammen mit zehn weiteren Männern
auf dem Bahnhof und greift den Linken unvermittelt an. Eine weitere Gruppe
alternativer Jugendlicher
solidarisiert sich mit dem Betroffenen des Angriffs und kann die Hooligans
zerstreuen. Das Bahnpersonal greift nicht ein.“
Es zeigt sich also wieder einmal mehr als
deutlich. Nur gemeinsam können wir die Neonazis in Friedrichshain
effektiv bekämpfen und ihnen jeglichen Spielraum nehmen.
Rassismus und Rechtsextremismus sind überall zum Kotzen!!! Rassistische
Übergriffe im öffentlichen Nahverkehr verhindern!
Redebeitrag Registerstelle
Friedrichshain
Wieder einmal müssen wir heute auf die Straße, um für
die Schließung des am 28.02. eröffneten Thor-Steinar-Outlet-Stores
?Tromsö? in der Petersburger Str. 94 zu demonstrieren. Auch wenn
dem Laden zwischenzeitlich offiziell gekündigt wurde, ist das für
uns kein Grund die Hände in den Schoß zu legen. Denn es ist
mehr als wahrscheinlich, dass nun eine monate- wenn nicht gar jahrelange
juristische Auseinandersetzung folgt. Thor Steinar ist eine bei Neonazis
mehr als nur beliebte Bekleidungsmarke, die Betreiber selbst stammen aus
der Neonaziszene oder haben beste Verbindungen dorthin. Mittlerweile ist
die Firma darum bemüht sich ein unpolitisches Image zu geben, das
lediglich mit nordischen Stilelementen spielt. Das dies nur Taktik ist,
um Protest von sich abzuwenden und die Verkaufszahlen zu erhöhen,
ist dabei mehr als eindeutig. Doch auf diesen Zug springen wir nicht auf
und lassen uns im Kampf gegen Neonazis nicht beirren.
Kein Neonaziaufmarsch, kein Rechtsrockkonzert auf dem nicht eine große
Zahl von Thor-Steinar-Träger_innen anzutreffen ist. Und genau diese
sind es auch, die für eine Vielzahl der Übergriffe und Bedrohungen,
auch in Friedrichshain, verantwortlich zu machen sind. Gerade im, am Wochenende
sehr belebten Berliner Stadtteil Friedrichshain, begegnen einem immer
wieder Personen, die sich hier mehr oder weniger offen mit neonazistischen
Symboliken bewegen. Gerade die Bekleidung von Thor Steinar fällt
durch ihre verklausulierte NS-Symbolik vielen nicht immer gleich auf.
Hiermit wird eine Normalisierungsstrategie gefahren, die es Menschen mit
einem extrem rechten Weltbild ermöglicht, ihre Gesinnung nach aussen
zu tragen, ohne gleich auf Widerstand zu treffen.
Dass dies Gefahren birgt, zeigt die hohe Zahl von Übergriffen und
Bedrohungen in Friedrichshain. Immer wieder werden Migrant_innen, alternative
Jugendliche, Schwule und Lesben oder Obdachlose, nicht nur bepöbelt
und bedroht, sondern häufig auch durch Übergriffe zum Teil schwer
verletzt. Und diese werden auch nicht mit der Schließung des ?Tromsö?
verschwinden. Durch Sensibilisierung der Anwohner_innen einen antifaschistischen
Grundkonsens zu etablieren, ist die für uns herausragendste Aufgabe
die es gilt zu bewerkstelligen.
Denn die Zahlen sprechen für sich. Gerade die Verkehrsknotenpunkte
Ostkreuz, Frankfurter Allee und Warschauer Str. sind die Orte in Friedrichshain,
an denen immer wieder neonazistische Propaganda, in Form von Flyern oder
Aufklebern auftaucht und die meisten Übergriffe stattfinden. Zuletzt
wurde am 06. Januar ein Punk von drei Neonazis am Ostkreuz so schwer durch
Schläge und Tritte verletzt, dass er für mehrere Tage im Krankenhaus
behandelt werden musste. Doch ist dies nur die Spitze des Eisberges. Gerade
Menschen mit Migrationshintergrund sind mit vielfältigsten Ausgrenzungs-
und Bedrohungssituationen konfrontiert. Diese reichen von verbalen Anpöbeleien
junger Frauen mit Kopftuch oder Menschen mit dunkler Hautfarbe, bis hin
zu feindlichen Blicken oder Anspucken von Nicht-Deutschen und anderen.
Diese Verhaltensweisen sind weit über die Neonaziszene hinaus in
der Gesellschaft verankert. Neben dieser permanenten Ausgrenzung und Anfeindung
durch Neonazis und Alltagsrassist_innen, sind Migrant_innen aber noch
weiteren Diskriminierungsmechanismen in Form staatlicher Institutionen
ausgesetzt. Nicht nur die bei vielen ständig präsente Angst
vor Inhaftierung und Abschiebung stellt eine massive Beschneidung des
Lebensalltags dar, ebenso sind Menschen mit Migrationshintergrund deutlich
schneller im Visier von Polizei und anderen Sichherheitsdiensten. Dem
BGS ist es erlaubt sogenannte verdachtsunabhängige Personenkontrollen
durchzuführen. Tagtäglich ist es insbesondere in Bahnhöfen
zu erleben, dass der BGS gezielt Menschen nach Kriterien wie Hautfarbe,
Aussehen und Sprache zur Kontrolle heraus greift. Das bedeutet, dass Menschen,
die in unserer Gesellschaft leider ohnehin schon dem gesellschaftlichen
Rassismus ausgesetzt sind, zusätzlich auch noch durch die Bundespolizei
ins Visier genommen werden. In Bahnhöfen lauern ihnen BGS-Beamt_innen
auf, um sie zu kontrollieren und eine eventuelle Abschiebung zu ermöglichen.
Nicht selten passieren diese rassistischen Übergriffe mithilfe der
Angestellten der BVG/S-Bahn.
Um genau solche Ereignisse nicht in der Bedeutungslosigkeit versinken
zu lassen, sondern sie öffentlich zu thematisieren und, nicht nur
konkrete Hilfestellung für Betroffene anzubieten, sondern darüber
hinaus, Netzwerke im Stadtteil zu schaffen, die Widerstand gegen diese
Gefahren leisten und organisieren, hat das Register zur Erfassung rassistischer,
extrem rechter, antisemitischer und homophober Übergriffe und Vorfälle,
nun endlich auch in Berlin-Friedrichshain seine Arbeit aufgenommen.
Die Aufgaben der Registerstelle gehen, wie schon angedeutet, über
das reine Erfassen und Auswerten eben beschriebener Übergriffe und
Vorfälle hinaus. Ein Schwerpunkt der Arbeit liegt eben auch auf der
Unterstützung und Stärkung zivilgesellschaftlichen Engagements.
Das heißt ganz konkret: Wir gehen zu Bürgerinitiativen, Vereinen,
Anlauf- und Beratungsstellen für Migrant_innen oder Personen mit
Migrationshintergrund und nehmen Kontakt auf, vernetzen die Initiativen
und Organisationen, veranstalten Seminare und leiten Informationen weiter.
Ganz wichtig an unserer Arbeit wird die Möglichkeit zu Kontaktaufnahme
sein. Dazu werden Anlaufstellen im Stadtteil initiiert, denn gerade für
Betroffene von Übergriffen oder auch Personen, die etwas beobachtet
haben, ist es wichtig, das persönlich zu erzählen und los zu
werden. Natürlich gibt es auch die Möglichkeit uns telefonisch
oder per Mail zu erreichen. Für manche sind das aber Hürden
und der persönliche Kontakt ist bei diesen, teilweise sehr traumatischen,
Erfahrungen wichtig. Dort können wir den Leuten auch erklären,
wo sie, wenn gewünscht, anwaltliche Hilfe oder weitergehende Beratung
als Betroffene bekommen. Ein anderer zentraler Faktor bei den Anlaufstellen
ist ihre Funktion als Multiplikatoren. Das heißt wir veröffentlichen
unsere Erkenntnisse und tragen diese an eine breite Öffentlichkeit.
Bei Übergriffen ist es wichtig Licht ins Dunkel zu bringen und Probleme
solcher Art zu entlarven. Darüber erwarten wir uns zudem eine Sensibilisierung
der Bewohner_innen in Friedrichshain, über das Vorhandensein extrem
rechter Einstellungen und daraus erwachsener Aktivitäten im Stadtteil.
Im besten Fall werden dann die Anwohner_innen im Kiez selbstständig
aktiv. Um hier eine weitere Hilfestellung zu bieten, organisieren wir
Veranstaltungen und stellen Informationsmaterial zur Verfügung. Es
ist zu erwarten, dass durch die Registerstelle noch mehr Übergriffe
aufgedeckt werden als bisher. Und das bedeutet, dass wir eine Verantwortung
haben, zu handeln und aktiv zu werden. Die Registerstelle wird dazu einen
Beitrag leisten, das der Bezirk Friedrichshain nicht zu einem Angstraum
für alternative Jugendliche, Migrant_innen, Schwule und Lesben wird.
Das Büro der Registerstelle Friedrichshain befindet sich im Mieterladen
in der Kreutzigerstr. 23. Jeden Dienstag von 16-20 Uhr ist das Büro
für Sprechzeiten geöffnet. Telefonisch sind wir während
der Sprechzeit unter 030-74078831 oder rund um die Uhr unter 01577-7369942
zu erreichen.
Aktuelle Veröffentlichungen und die
fortlaufende Chronik gibt es unter www.register-friedrichshain.de
Der Tönsberg in
Mitte – Eine Kampagne mit gesellschaftlicher Tragweite
Die Zitty führte ihn im Dezember in der Rubrik „Die peinlichsten
Berliner“. Die Rede ist vom Thor Steinar Laden Tönsberg in
der
Rosa-Luxemburg-Straße in Mitte. Nach der Schließung des ersten
„Tønsberg“ im Berlin-Carre am Alexanderplatz eröffnete
dieser unweit des alten Standorts. Viele von euch waren bei den Protesten
gegen den im Februar 2008 eröffneten Laden dabei.
Es gab vielfältige Aktionen gegen den Laden vom Bezirksamt, der Nachbarschaft
und Antifas. Interessant an der Kampagne in Mitte ist sicherlich die immense
publizistische Beachtung durch Medien wie sämtliche regionale Tageszeitungen
und überregionale Magazine wie Spiegel, Cicero und die Tagesschau.
Letztlich hat sich sogar die Berliner Partyszene in ihren etlichen Lifestyle-Magazinen,
Internetblogs und Musikstücken zu Neonazis und Thor-Steinar geäußert.
Diese gesellschaftliche Aufmerksamkeit hat erst das Land Norwegen dazu
bewogen gegen Thor-Steinar Klagen wegen Verwendens der norwegischen Staatsflagge
einzureichen. Politiker jeder Coleur mussten sich plötzlich positionieren.
Ansonsten relativ unpolitische Ladenbesitzer in Mitte, Sportvereine, die
BVG und Verbände überschlugen sich in ihren klaren Äußerungen
gegen den Laden und gegen das wofür Thor-Steinar steht. Daraufhin
kündigten die Vermieter den Mietvertrag weil sie bei der Unterzeichnung
nicht über das Sortiment ausreichend informiert wurden, aber auch
hier ist noch kein rechtskräftiges Urteil gesprochen.
Doch ging es nicht nur um den Laden. Vielmehr verstehen die Mitwirkenden
an der Kampagne dies als ein soziales Projekt. Der aufgebaute gesellschaftliche
Druck, die permanente Präsenz der Kampagne gegen den Tönsberg
hat die Auseinandersetzung mit dem ansonsten als Randthema angesehenen
Rechtsextremismus zumindest temporär nicht nur in die Mitte Berlins
sondern in die Mitte gesellschaftlicher Teilhabe gerückt. Die Kampagne
gegen den Tönsberg ist deshalb Vorbildhaft für uns, das sie
uns ein bisschen von dem gegeben hat, was wir uns unter linker Bewegung
vorstellen. Ein bisschen von dem was wir uns, trotz der unzähligen
Widersprüche untereinander, als gesellschaftliche Solidarität
und soziales Miteinander vorstellen. Ein bisschen von dem, was wir uns
auch in Friedrichshain und vor allem auch in anderen Problembereichen
erhoffen.
Übrigens: Thor Steinar fühlt sich mittlerweile gemüßigt
ein eigenes News-Portal einzurichten in dem Pressemeldungen verdreht,
Journalisten bedroht und die Kampagnen gegen die Läden angeprangert
werden.
Zu guter letzt wollen wir die Zitty nocheinmal zu Wort kommen lassen „Einen
Concept Store für Deutschnationale in Berlin-Mitte zu etablieren,
musste ja nach hinten losgehen.“
In diesem Sinne: Auch in Friedrichshain ist kein Platz für Thor-Steinar.
Lasst euch was einfallen. Für einen vielfältigen Protest gegen
Neonazis! Für mehr gemeinsam geführte Debatten, die zu Kämpfen
werden.
Grüße
aus der Stadt Tromsø in Norwegen
Der Laden Tromsø ist nach der gleichnamigen Stadt in Norwegen benannt.
Die Stadt war während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg
Flottenstützpunkt der Kriegsmarine der deutschen Wehrmacht. An diesen
Wehrmachtschick will Thor-Steinar offensichtlich anknüpfen. Alle
Thor Steinar-Läden sind nach norwegischen Städten benannt. Damit
will Thor Steinar an irgendwelche nordisch-heidnischen Ursprünge
bei der völkisch orientierten Kundschaft appellieren, die nach Meinung
der Neonazis irgendwo im Norden zu finden sind. Die norwegische Kommune
Tromsø hat sich anlässlich der Eröffnung letzten Samstag
gemeldet und ihren Unmut über die Verwendung des Namens zum Ausdruck
gebracht. Hier ein kurzes Statement des Bürgermeister Arild Hausberg:
„Es ist schrecklich, dass unsere Stadt auf diese Weise mit Nazismus
und Rechtsextremismus in Zusammenhang gebracht wird. Wir empfinden tiefe
Abscheu gegen Thor-Steinar und wollen, dass Tromsøs Name nicht
in den Dreck gezogen wird".
Nicht nur die Stadt Tromsö im Norden des Landes, auch weitere - von
den Neonazis hierzulande verunglimpfte - Städte haben sich inzwischen
zusammengeschlossen und Kontakt mit der deutschen Botschaft aufgenommen.
Im Storting, dem Parlament der Königreiches Norwegen - das von einer
rot-rot-grünen Koalition regiert wird - könnte es aufgrund der
Anfragen der betroffenen Städte zu einer art 'Aktuellen Stunde' kommen.
Dies würde bedeuten, dass die Beschwerde an höchste Ebene, sprich
den Bundestag der BRD, weitergereicht wird.
Der norwegische Staat erstattete bereits im Februar 2008 Anzeige gegen
Thor-Steinar wegen „ungebührlichem Verwendens von Hoheitssymbolen“,
da die Staatsflagge Norwegens auf zahlreichen Kleidungsstücken aufgenäht
ist. Gegen den ergangenen Bußgeldbescheid von 20.000 Euro legte
Thor-Steinar Widerspruch ein. Eine Entscheidung steht noch aus, nachdem
sich das Potsdamer Amtsgericht für „örtlich nicht zuständig“
erklärte.
Die historische
Brisanz des Hauses Petersburgerstr. 94
Durchsetzung des Nationalsozialismus im Friedrichshain
Der Thor-Steinar Laden ist an einem historischen Ort einquartiert. An
der gleichen Stelle wo heute Runen-Pullover an die Nazis von heute verkauft
werden, befand sich in den 30iger Jahren die Kneipe „Keglerheim“,
die der NSDAP seit 1929 als Sturmlokal diente.
Hier war der Sammelpunkt des berüchtigten SA-Sturms unter der Leitung
von Horst Wessel. Die Truppe um Wessel umfasste 1930 bis zu 250 Schlägernazis,
die regelmäßig auszogen, um im Arbeiterbezirk Friedrichshain
für einen aggressiven permanenten Wahlkampf der NSDAP zu sorgen.
Der Boden für den Wahlkampf war durch die starke Arbeitslosigkeit
von knapp 40% bereitet. In mitten des als rot verschrienen Arbeiterbezirks
galt das Keglerheim als die Speerspitze der NSDAP und Festung der SA.
Auf der anderen Seite stand eine undurchdringliche kriminelle Subkultur,
die wenig auf Parteivorstände hörte aber der KPD und SPD bzw.
deren militanten Straßenabteilungen Rotfrontkämpferbund und
Reichsbanner nahestand. Politische Arbeit wurde von allen Seiten bis aufs
Messer betrieben. In dieser Periode bis Januar 1933, also vor der Machtübergabe
an Hitler, wurde von politischen AkteurInnen eine Radikalisierung in allen
Lebenslagen verlangt. Der Kampf der KPD und NSDAP um die Stimmen der ArbeiterInnen
wurde traditionell mit Massenschlägereien ausgetragen. Dass dieser
Kampf durchaus lohnenswert war zeigt sich in den Wahlergebnissen. Am 31.
Juli 1932 wurde die NSDAP mit 37% zur stärksten politischen Kraft
im Reichstag. In Berlin-Friedrichshain fielen die Wahlergebnisse völlig
anders aus. So erhielt die KPD hier 39%, während die NSDAP „nur“
20% erreichte. Doch darüber konnte sich niemand so recht freuen,
denn regelmäßig wurden Kommunisten und SPD-Anhänger auf
offener Straße von Nazis erschossen. Eine Kurze Wahlkampfanekdote
berichtet der damalige KPD-Anhänger Karl Lewke: „Als ich gegen
Mitternacht in der Liebigstraße eintraf, stieß ich auf die
Genossen der Straßenzelle, die beim Kleben und Bemalen der Mülltonnen
waren. Nazis des berüchtigten Horst-Wessel-Sturms, die oben an der
Liebigstr. Ecke Rigaer Straße standen und sich nicht in die Liebigstraße
trauten, schossen blindlings in die Nacht. Ihnen steckte wohl noch die
mehrmalige Abfuhr vom Jahre 1932 in den Knochen ...“
Der Horst-Wessel-Sturm traf sich für solche Aktionen im Keglerheim
in der Petersburgerstr. Der Anführer dieser Nazi-Schlägerbande
war zu dieser Zeit allerdings schon tot und erlebte den Nationalsozialismus
nicht mehr. Horst Wessel starb an einer Blutvergiftung im Krankenhaus
Friedrichshain Ende Februar 1930. Vorausgegangen war eine „proletarische
Abreibung“ mit Schußwaffengebrauch durch den Rot-Front-Kämpfer
Albrecht Höhler in Wessels Wohnung am heutigen U-Bhf. Weberwiese.
Der SA-Sturm um Wessel hatte zur Jahreswende 29/30 so viel Leid und Terror
verbreitet, dass sich der Kiez gewehrt hatte.
Nach der Machtübernahme durch die NSDAP wurde der Terror bekanntlich
ausgeweitet. Weiterhin war das Keglerheim dafür Ausgangspunkt und
wurde als sog. „Wildes Konzentrationslager“ genutzt. Im Vergleich
zu anderen Regionen konnten die Strukturen des RFB hier noch sehr lang,
bis März 1933, unter wechselnden Namen öffentlich auftreten.
Am 1. Mai 1933 wurde in der Strassmannstrasse sogar noch eine eigene KPD-Demo
gegen den 1. Mai-Aufzug der NSDAP klandestin organisiert. Die SA hatte
im Keglerheim die Möglichkeit, ohne auf Reglementierung durch die
Führung der NSDAP hören zu müssen, alte Rechnungen mit
dem RFB und anderen zu begleichen.
Ein Beispiel für eine dieser Abrechnungen der SA ist die im August
'33 durchgeführte Folterung und versuchte Hinrichtung der KPD-Aktivsten
Max Weichert, Bruno Schilter und Kurt Zinke, der den Abend so beschreibt:
„In der Nacht wurde ich durch den Horst-Wessel-Sturm in der Wohnung
meiner Eltern verhaftet und in das Keglerheim gebracht. Bei dieser Vernehmung
wurde mir ein Lungenriss, ein Leberriss und eine Nierenquetschung beigebracht,
bevor ich zusammen mit den Genossen Schilter und Weichert an der Thaerstraße
erschossen werden sollte“. Weichert und Zinke wehrten sich gegen
die Exekution und konnten entkommen, während Schilter mit ausgekugelten
Armen und Beinen an drei Kopfschüssen starb. Vielen anderen unbekannt
gebliebenden ist es ebenso ergangen. Die Zahl der Razzien und Folterungen
in den sog. „wilden KZs“ der SA in Friedrichshain (neben dem
Keglerheim gab es noch die „Viehbörse“ in der Eldenaer
Str.) und das verursachte Leid sind heute nicht mehr zu ermessen.
Diese Eindrücke zur historischen Einbettung des Keglerheims und der
Petersburgerstr. 94 soll für heute ausreichen, um zu verdeutlichen
an welche Geschichte Thor-Steinar mit der Ortswahl für seinen neuen
Laden mutwillig anknüpft.
Offener Brief des
Mieterladens an den Vermieter der Petersburger Str.
Der Mieterladen ist Gründungsmitglied der Initiative
Gegen Rechts
Sehr geehrte Damen und Herren,
Am 28.02.2009 eröffnete im Erdgeschoß der Petersburgerstr.
94 der Laden „Tromsø“, über dessen Charakter wir
Sie hiermit informieren möchten. Wie Sie vielleicht den Medien entnahmen,
war die Ladeneröffnung von heftigen Protesten begleitet.
Es erregt zunehmend unsere Besorgnis, daß sich das angebotene Sortiment
aus Produkten zusammensetzt, die auf rechtsextremes Gedankengut rekurrieren.
Die Kleidungsmarke „Thor Steinar“, ist fester Bestandteil
rechtsextremen Lifestyles und wird vom Verfassungsschutz als eindeutig
„identitätsstiftendes Erkennungszeichen unter Rechtsextremisten“
eingeschätzt. Das Tragen dieser Kleidung ist an vielen öffentlichen
Stellen (z.B. im Bundestag) und Sportstätten (z.B. bei Hertha BSC,
Borussia Dortmund) bereits länger verboten.
Die Bedeutung von Läden wie dem „Tromsø“ lieg
v.a. darin, daß rechtsextrem(orientierter) Lifestyle bis in den
gesellschaftlichen Mainstream hinein verbreitet wird. Der Laden fungiert
einerseits als stetige Anlaufstelle für Rechtsextreme und schafft
andererseits einen niedrigschwelligen Zugang für Jugendliche zu rechtsextrem(orientiertem)
Lifestyle und Erlebniswelten.
Die Existenz des Ladens führt zudem dazu, daß sich AnwohnerInnen
und Gewerbetreibende aus der Umgebung durch die Präsenz von Rechtsextremen
eingeschüchtert und bedroht fühlen. In direkter Nachbarschaft
befinden sich soziokulturelle Einrichtungen, die sich ebenfalls bedroht
fühlen. Im Herzen unseres Stadtbezirkes, der seit 2006 die traurige
Berliner Statistik rechter Übergriffe anführt, ist ein solcher
Laden nicht akzeptabel. Besonders pikant ist der nicht zufällige
Umstand, daß sich der Laden in einem Haus befindet, an dessen Standort
es einen SA Folterkeller gab, in dem auch Menschen ermordet wurden.
In Berlin Mitte läuft bereits ein Räumungsverfahren gegen einen
ähnlichen Laden, weil der Mieter arglistig verschwiegen hatte, welche
Kleidungsartikel verkauft werden.
Im Ringcenter II an der Frankfurter Allee läuft gegen einen ähnlichen
Laden ein weiteres Räumungsbegehren durch den Vermieter.
Es kann nicht sein, daß zwei Läden durch Zivilcourage und Zusammenarbeit
vieler Beteiligter, einschließlich der Vermieter, schließen
müssen und zeitgleich ein neuer Laden eröffnet wird.
Wir werden wie viele andere Menschen, Bewohner und Initiativen im Bezirk
diesen Laden nicht tolerieren und alle erdenklichen, zivilrechtlich zulässigen
und notwendigen Mittel ergreifen, daß er wieder verschwindet. Für
die nächsten Tage und Wochen sind bereits viele verschiedene Aktionen
geplant. So wird am kommenden Samstag eine Demonstration durch den Stadtteil
bis zum Laden führen.
Wir hoffen, daß auch Sie rechten Umtrieben keinen Vorschub leisten
möchten und bitten Sie deshalb auffordernd, die Ihnen zur Verfügung
stehenden Möglichkeiten zu prüfen und zu nutzen, um das Mietverhältnis
möglichst schnell wieder zu lösen. Ganz sicher liegt es nicht
in Ihrem Interesse als Eigentümerin, daß soziale Klima vor
Ort nachhaltig negativ zu beeinträchtigen. Wir hoffen, in Ihnen Verbündete
zu finden, die Situation zu verändern und freuen uns auf Antwort.
Dieser Offene Brief führte zu einer Reaktion durch die Vermieter
Sehr geehrte Damen und Herren,
Bezüglich der o.g. Ladenfläche erfolgte die Mieterauswahl und
Unterzeichnung des Mietvertrages mit der Skytec Outlets GmbH ausschließlich
durch den Eigentümer SF-Immobilienfonds. Auf Nachfrage teilte der
Rechtsanwalt des Eigentümers mit, dass ihm ”... bis zur Öffnung
des ’Tromso-Geschäftes’ weder die Marke ’Thor Steinar’
bekannt war, noch der Geschäftsname ’Tromso’ noch, dass
in der Immobilie Petersburger Straße 94 ein ’Tromso’-Geschäft
mit dem Vertrieb von ’Thor Steinar’-Produkten eröffnet
werden soll. Der Bezug von ’Tromso’ und ’Thor Steinar’
zur Neonazi-Szene ist dem Eigentümer erst aufgrund der Vorgänge
vom vergangenen Wochenende und der Berichterstattung hierüber bewusst
geworden. Er hat hierauf eine Rechtsanwaltskanzlei mit der Prüfung
der Rechtslage und der Wahrnehmung seiner Interessen beauftragt. Der Eigentümer
ist bestürzt über die Vorfälle der vergangenen Tage und
wird alle rechtlichen Maßnahmen ausschöpfen, um den Vertrieb
von ’Thor Steinar’ in dem Objekt zu unterbinden.”
Rein vorsorglich teilen wir Ihnen mit, dass die DIM Deutsche Immobilien
Management GmbH im Falle der Verbreitung einer anderen Sachverhaltsdarstellung
über die Tagespresse umgehend gerichtliche Schritte einleiten und
ggf. Schadensersatzansprüche geltend machen wird.
Pressemitteilung
der Nachbarn des Tromso in der Petersburgerstr. 92
Die Mieter des Hauses Petersburger Straße 92 im Friedrichshain,
zu denen zahlreiche interkulturelle Vereine gehören, protestieren
gegen das neue Thor Steinar - Outlet - Geschäft im Haus direkt nebenan.
Die Modemarke Thor Steinar ist bei Neonazis sehr beliebt und ein Erkennungssymbol
der rechten Szene in Deutschland. Sie wurde im Jahr 2002 entworfen, um
mit modischem Design und germanischer Symbolik rechtsextreme Ideologie
im gesellschaftlichen Alltag salonfähig zu machen. In Berlin wurde
dies bereits mehrfach versucht, so im Bezirk Mitte mit dem Laden TONSBERG,
gekündigt im Februar 2008 , Räumungsverfahren läuft und
im Bezirk Lichtenberg mit dem Laden DOORBREAKER im Ringcenter 2, der Thor
Steinar vertreibt und gegen den im November 2008 eine Räumungsklage
des Centermanagements lief.
Die Vereine in der Petersburger Straße 92 stehen mit ihrer Arbeit
für Integration und interkulturelles Miteinander, für Offenheit
und Solidarität mit Schwächeren unabhängig von deren Herkunft,
Hautfarbe, ethnischer oder kultureller Identität. Sie arbeiten mit
Menschen aus aller Welt zusammen. In den letzten Jahren sind Migrantinnen
und Migranten bereits mehrfach Opfer von rechtsextremen Übergriffen
im Friedrichshainer Kiez geworden. Mit dem Einzug des TROMS-Ladens in
die Petersburger Straße befürchten die Vereine jetzt, dass
das Geschäft noch mehr Rechtsextreme und Nazis in den Kiez holen
und damit zu einer erheblichen Gefahr für die Mitbürgerinnen
und Mitbürger mit Migrationshintergrund wird. Ziel der Vereine ist
es daher, dass der Mietvertrag für die mit der Marke Thor Steinar
firmierenden Betreiber des Outlet-Ladens TROMSO gekündigt und das
Geschäft geschlossen wird.
Die Mieter des Hauses Petersburger Straße 92 haben gestern ihre
gemeinsame Position zum neuen, unerwünschten Nachbarn nach außen
deutlich gemachet und Transparente an der Fassade gespannt.Die Projekte
und Vereine in der Petersburger Straße 92: Afrikanische Ökumenische
Kirche, Afrikanisches Samariterwerk, Deutsch-Afrikanisches Netzwerk, Deutscher
Amateur-Radio-Club, Gesellschaft für Europabildung, Paul Singer e.V.
, Kulturverein Gabriela Mistral und der Verband für interkulturelle
Arbeit (VIA)
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