17.
Juni 2011: Pro-Deutschland Kundgebung endet mit Platzwunden Unter dem Motto „Heraus zum 17. Juni!“ veranstaltete die rechtspopulistische Partei „Pro Deutschland“ eine Kundgebung am Frankfurter Tor in Berlin-Friedrichshain um gegen „rote, braune und grüne Diktaturen auf die Straße zu gehen“. An der Veranstaltung nahmen knapp 40 Personen teil. Neben dem Parteivorsitzenden Manfred Rouhs, sprachen Lars Seidensticker (Bundesgeschäftsführer), Reinhard Haese und Dieter Steffen. Die Redebeiträge bezogen sich v.a. auf irgendwelche unterdrückten Weißen in Südafrika und einen Zuzugsstopp für türkische Staatsangehörige. Thema war auch der 17. Juni 1953. Am Rande der Kundgebung kam es nach Angaben der Polizei zu einem Übergriff auf die Köpenicker Pro-Deutschland-Kandidaten Andre und Ronny Tügend, welche Platzwunden erlitten und ambulant behandelt werden mussten. Gegen die Kundgebung protestierten 300 Menschen. Die Polizei hatte weiträumig mit Gittern abgesperrt. Eingezäunt und umringt von Protesten war die Außenwirkung ihres „Wahlkampfauftaktes“ in Friedrichshain/ Kreuzberg gleich null. So blieb den ca. 40 Pro-Anhänger_innen nichts weiter übrig als sich selbst zu beklatschen und sich hinterher von der Berliner Polizei den Weg durch die Proteste zum U-Bahnhof bahnen zu lassen. Insgesamt nahm die Polizei 18 Personen fest, denen unter anderem Landfriedensbruch, Zusammenrottung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, Gefangenenbefreiung, Beleidigung, Sachbeschädigung und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen wird. Vorher/zeitgleich fand am Rosa-Luxemburg-Platz (Mitte) eine NPD-Kundgebung vor der LINKEN-Bundeszentrale statt. ----------------------------------------------------------------------- Aufruf 17. Juni 2011 „Pro
Deutschland“ Kundgebung in Friedrichshain Die
rechtspopulistische Partei „Pro Deutschland“ will am 17. Juni
ab 19 Uhr am Frankfurter Tor eine Kundgebung unter dem Motto „Kreuzberg:
Demokratiefreie Zone?“ abhalten. Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg
verhindere angeblich die öffentlichkeitswirksame Kreisverbandsgründung
im Rathaus an der Yorckstraße. Am 10. Mai wurde deshalb der Kreisverband
für Friedrichshain-Kreuzberg an unbekanntem Ort gegründet. Dort
wurde die KandidatInnenliste aufgestellt und diese seltsame Aktion gegen
das Bezirksamt beschlossen. Das Spektakel soll außgerechnet am 17.
Juni, dem Jahrestag des ArbeiterInnenaufstands in der DDR 1953, stattfinden.
Für „pro“ war das ein „Volksaufstand“, ein
Aufbegehren gegen die „rote Diktatur“, an das man in nationalisitischer
und rechtskonservativer Tradition anschließen will. ----------------------------------------------------------------------- Offenes Antifa Cafe:
Pro Deutschland in Berlin Die
Rechtspopulisten von "Pro Deutschland" haben in den nächsten
zwei Wochen den Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg als Propagandagebiet
auserkoren. Geplant sind, heute eine Kundgebung zum Jahrestag des 17.
Juni 1953, sowie am 30. Juni eine Veranstaltung im BVV-Saal des Rathaus
Kreuzberg. Zwischendurch sollen an Infoständen Unterschriften für
die Kandidatur zur Abgeordnetenhauswahl gesammelt werden. Der Wahlkampf
startet also mit einigem Tamtam. Doch wer ist eigentlich der Berliner
Landesverband von "Pro Deutschland"? Eine Mischung aus Kölner
Exportschlagern und Berliner Urgesteinen aus den anderen rechten Parteien
DVU und vor allem Republikaner. Ein Überblick zu Aktivitäten
und Kandidaten von "Pro Deutschland". Seit der Gründung des Berliner Landesverbandes von "Pro Deutschland" vor einem Jahr (5. Juni 2010 im "Kennedy Grill" neben dem Rathaus Schöneberg) gab es wenig inhaltliche Überraschungen. Die Klientel steckt irgendwo zwischen extrem rechts und etablierten Konservatismus. Die Topthemen heißen wie bei "Pro Köln": Überfremdung, Islamisierung und Sicherheit. Bisher konnten sie auf dem rassistischen Ticket wenig bewirken, da die Berliner Parteien und Verbände das Politikfeld der rassistischen Ressentiments schon genug beackern. Deshalb entschied sich der Landesverband im Wahlkampf nun für das Kernthema "Sicherheit". Da darf dann jedeR drunter verstehen was gerade im Kopf spuckt: Brennende Autos, Islamisten, Terrorgefahr, Jugendgangs, Gewalt in der U-Bahn oder Klappensex. An die spontanen Emotionen der Bevölkerung will "Pro Deutschland" damit appellieren – unmittelbar, spontan und bündig. Gleichzeitig bemüht man sich von rechts außen abzugrenzen, geriert sich bürgernah und überlässt die offenen NS-Bezüge und das nationalrevolutionäre Klimbim der NPD. Mit diesem Politikstil haben Manfred Rouhs
und Markus Beisicht als "Pro Köln" 2004 immerhin die 5%-Hürde
in der Domstadt geknackt und sind in den Stadtrat als Fraktion eingezogen.
In Köln haben sie sich dafür aber 8 Jahre Zeit gelassen. Anders als ihre politischen Forderungen ist das Wahlkampf-Konzept der Rechtspopulisten weniger spontan, ja vielmehr ordentlich durchgeplant. 1. "Handlungsfähigkeit herstellen" (Kreisverbände gründen), 2. "Menschen binden" (Themen besetzen, Mitglieder gewinnen) 3. "Wahlantritt" (mit geeigneten Kandidaten). "Pro Deutschland" verkörpert dabei alles was sie an den etablierten Parteien kritisieren: zentralistisch, bürokratisch und hierarchisch geführt – alles andere als eine "Bürgerbewegung". Der Kölner Stadtrat Manfred Rouhs und der Gemeinderat aus Hambühren Lars Seidensticker (Ex-Republikaner) sind bei fast jedem Event von "Pro Deutschland" in der Bundeshauptstadt anwesend. Das Personal scheint knapp oder der Rest der Aktiven einfach zu unfähig. Jede Kreisverbandsgründung findet im Beisein des Bundesvorsitzenden Rouhs statt. Kein Infotisch darf ohne Seidensticker durchgeführt werden. Den großen Einstand hatte "Pro
Deutschland" in Berlin mit dem groß angekündigten Bundeskongress
der Partei am 17. Juli 2010 im Rathaus Schöneberg. Den rund 80 vor
allem aus Köln angereisten AnhängerInnen standen gut 1000 GegendemonstrantInnen
gegenüber. Der Landesverband zu diesem Zeitpunkt: Gary Beuth (Vorsitzender),
Lars Seidensticker, Oliver Ackermann, Dr. Andreas Graudin ("Studienzentrum
Weikersheim"), Manfred Rouhs, Patrik Brinkmann, Manfred Müller,
Marcel Stapke und Michael Kucherov. Während "Die Freiheit", die
Partei des CDUlers Rene Stadtkewitz und direkter Konkurrent von "Pro
Deutschland" sich im Oktober gerade erst gegründet hatte, wurde
schon der erste Kreisverband von "Pro Deutschland" am 29. Oktober
im Rathaus Neukölln unter massivem Polizeischutz gegründet:
Oliver Ackermann (Geschäftsführer von frontlineberlin.com),
Gunter Picht, Bernd Stottmann, Arnold Bellack, Carsten Otto und Hans-Joachim
Stricker. Die nächste Kreisverbandsgründung in Tempelhof-Schöneberg fand schon wieder unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Gewählt wurden am 12. Februar 2011 Peter Warnst (ja, genau der von den Republikanern), Marco Senftleben, Horst Schmidt, Felix Volck, Heidrun Scharbach und Gerhard Ihlow. Auch in Charlottenburg-Willmersdorf wurde ohne Protest am 26. Februar der Kreisverband mit prominenten Republikanern besetzt: Günter Czichon, Reinhard Haese (Vorsitzender der Republikaner in Berlin), Frank Wieczorek und Werner Rönnfeldt. Größere Aufmerksamkeit kam nur der Gründung im Rathaus Steglitz-Zehlendorf am 4. März mit rund 500 Gegendemonstranten zu gute: Andreas Graudin, Marieluise Jeschke (Republikaner), Alexander Papenfuß, Norbert Korr und Philipp Fritzsche. Danach schafften es die Bezirksämter
regelmäßig die Partei hinzuhalten, sodass diese auf Wirtshäuser
auswich. So am 5. März in Spandau: Mario Malonn, Carsten Otto, Samia
Burchardt und Manfred Richter. Sowie am gleichen Tag im Bezirk Mitte:
Alexander Schlesinger (NPD), Günter Billstein, Roland Jalowy, Dr.-Ing.
Tilmann Walter, Martin Medenwaldt, Harald Bensen, Oskar Karelle und Daniel
Kindler. Schlesinger ist schon wieder ausgetreten weil er den Führungsstil
Seidenstickers unerträglich fand. Am 19. März folgte der Lichtenberger Kreisverband mit einer kleinen Sensation: Torsten Meyer, bisher für die NPD (eigentlich DVU-Mitglied) in der Bezirksverordnetenversammlung, ist der Spitzenkandidat. Er war prominenter Gegner der Fusion von NPD und DVU und klagte erfolgreich dagegen. Ihm stehen Moritz Elischer, Steffen Kirsche, Ludmila Pütsch und Manfred Weger bei. In Pankow wurde am 26. März der Kreisverband gebildet: Dr. Andreas Graudin, Dieter Steffen, Peer Krüger, Martin Loesch und Ursula Loesch. Auch die Gründung in Reinickendorf am 4. April fand nicht öffentlich statt: Manfred Kirsch, Edeltraud Kleffe, Leonard von Löhneysen, Daniela Klaussner, Silvio Klaussner und David Steffen (Jahrgang 1992!!!). Manfred Rouhs legte nun sein Amt im Kölner
Stadtrat zugunsten von "Pro Köln" nieder, damit er in Berlin
überhaupt antreten kann, aber auch weil die daheimgebliebenen Kameraden
um Markus Beisicht dem Berlinausflug nicht gerade positiv gegenüber
stehen. Zu sehr muss die Mutter-Partei unter der Selbstinszenierung von
Rouhs und Seidensticker leiden. Einen Tag später wurde auch, der von der NPD-Bundeszentrale und der Nazi-Kneip "Zum Henker" gebeutelte Bezirk Treptow-Köpenick, mit einem "Pro Deutschland"-Kreisverband beglückt: Jörn Stenzel, Andre Tügend, Torsten Meusel, Mario Kischkies, Arnold Bellack, Ronny Tügend, Katja Keutsch und Manfred Becker. Auch am 16. April wurd der Kreisverband
Marzahn Hellersdorf prominent besetzt: Der letzte Kreisverband wurd am 10. Mai
in Friedrichshain-Kreuzberg gegründet: Die Liste zur Wahl der Bezirksverordnetenversammlung
wurde wie folgt aufgestellt: 1.) Helmut Richter; Jahrgang 1934, Diplom-Bauingenieur
2.) Michael Specht, Jahrgang 1963, Immobilienmakler; 3.) Peter Blank (Republikaner),
Jahrgang 1972, Industriemechaniker; 4.) Manfred Holländer, Jahrgang
1936, Dipl.-Ing.; 5.) Wolfgang Slobidnyk (wurde von der CDU 1998 fast
als Baustadtrat von Köpenick nominiert), Jahrgang 1946, Maurermeister;
6.) Harald Hofbauer, Jahrgang 1956, Schauspieler; 7.) Cornelius Berghout,
Jahrgang 1961, Altenpfleger. Fazit Lesetipps |