10.10.2009:
Naziaufmarsch durch Friedrichshain durchgeprügelt
Polizei verschafft Neonazis Freiräume
Am 10.10.2009 marschierten ca. 600 Neonazis
vom Alexanderplatz über den Strausberger Platz zum S-Bahnhof Landsberger
Allee. Der Marsch richtete sich gegen vermeintlich „linke Gewalt“
anlässlich eines Anschlages auf das Neonazi-Lokal „Zum Henker“
in Berlin-Treptow eine Woche zuvor.
Mehr als eintausend Antifaschisten protestierten dagegen und versuchten
mittels Sitzblockade oder Materialblockaden den Aufmarsch der Rechten
zu stoppen. Laut Zeugenaussagen wurde am Rande des Aufmarsches der PKW
eines Neonazis umgekippt.
Die Polizei ging teils massiv gegen Antifaschisten vor und verletzte mehrere
Personen durch den Einsatz von Schlagstöcken und Reizgas. Etwa 20
Antifaschisten wurden festgenommen. Die Polizei schritt dagegen nicht
ein, als Neonazis „Juden Raus“ skandierten und Fotojournalisten
attackierten. Von dem Neonazi Lutz Giesen wurden die Namen von politischen
Gegnern verlesen, darunter Opfer rechter Gewalt.
Zwei der drei angemeldeten Kundgebungen wurden von der Polizei kurzfristig
ins Abseits verlegt so dass keine Anrufung des Verwaltungsgerichts mehr
möglich war. So hat nur eine Kundgebung vor dem Haus des Lehrers
stattgefunden.
>>> Indyberichte:
1
2
und TAZ-Artikel zum Übergriff
an der Frankfurter Allee
>>> Bilder: 1
2
3
4
5
6
-----------------------------------------------------------------------
Aufruf der Gegenproteste
Am Samstag werden Neonazis aus dem Umfeld
der Freien Kameradschaften in Berlin aufmarschieren. Der für den
Tag geplante Naziaufmarsch in Königs Wusterhausen für „ein
nationales Jugendzentrum“ (Warm-Up-Demo für ihren jährlichen
sog. Nikolausaufmarsch) wurde abgesagt.
Der Aufmarsch am Samstag ist als Solidaritätsdemo für einen
seit der Nacht vom 03.10.2009 zum 04.10.2009 im Koma liegenden Neonazi
zu verstehen. Der Neonazi Enrico (NPD-Mitglied im Kreisverband 6) wurde
bei einem Anschlag auf die rechte Szene-Kneipe „Zum Henker“
und dem daraus folgenden Tumult von einem Auto so schwer verletzt, dass
er nun im Koma liegt. Obwohl noch unklar ist aus welchen Motiven es zu
dem Angriff auf die hauptsächlich vom „Frontbann 24“
genutzte Kneipe kam demonstrierten am Sonntag bei einem spontanen Naziaufmarsch
„gegen linken Terror“ rund 300 Teilnehmer in Berlin Schöneweide.
Der Treffpunkt des Aufmarsches, angemeldet von Sebastian Schmidtke unter
dem Motto "Vom nationalen Widerstand zum nationalen Angriff",
ist am ALEXANDERPLATZ. Die Route führt sie über die Landsberger
Allee am Volkspark Friedrichshain entlang zum S-Bhf. Landsberger Allee.
Auf Indymedia überschlagen sich die Gerüchte. Fest steht bisher
nur 12 Uhr Alex Ausgang Fernsehturm (wie am 8.Mai 2005). Wie die Morgenpost
meldete handelt es sich bei den Tätern im Fall Henker nicht um Schutzgelderpresser
oder Antifas sondern um eine Gruppe junger Männer die eine Woche
vorher Streit mit den Nazis im Henker hatten: Morgenpost
Gegenkundgebungen
11.30 Uhr Dircksenstraße/ Karl-Liebknecht-Straße (BÜNDNIS
90/ DIE GRÜNEN) (per Auflage weit weg)
11.30 Uhr am Haus des Lehrers, Karl-Marx-Allee/Alexanderplatz (DIE LINKE)
13 Uhr: Friedensstraße / Landsberger Allee Motto: „Kein Kiez
für Nazis!“ (verboten)
Mobilisierung
der Nazis | Nazis
rächen sich in Leipzig |
Distanz zum Henker-Anschlag | Die
coolsten Indymedia-Spekulationen
-----------------------------------------------------------------------
Polizei manipuliert Presseveröffentlichungen.
Antifa erhebt Vorwürfe gegen Berliner Printmedien.
Der Anschlag auf die Nazi-Kneipe „Henker“
wurde nach Angaben der Polizei von mehreren Männer verübt, die
eine Woche zuvor nach einem Streit aus dem Lokal geschmissen wurden. Die
Berliner NPD sowie Sebastian Schmidke, Aktivist der verbotenen „Kameradschaft
Tor“, machten umgehend „Linksextremisten“ für die
Tat verantwortlich. Dies wurde teilweise von Berliner Zeitungen übernommen.
Die Antifaschistische Linke Berlin (ALB) wendet sich entschieden gegen
die Stimmungsmache gegen Antifaschisten durch CDU-Politiker, Medien und
Polizei, welche eine „Gewaltspirale“ zwischen Neonazis und
Antifa heraufbeschwören. Ein paar Beispiele:
· „Unser Kamerad Enrico wurde
am vergangenen Wochenende von Linksextremisten schwer verletzt“
(www.nw-berlin.net)
· „Mutmaßlichen Linksextremen warfen mehrere Brandsätze“
(NPD-Berlin, 4.10. 09)
· „Autonome griffen nachts mit Brandbomben an. Der Hass der
Polit-Extremisten wird immer größer“ (Berliner Kurier,
4.10. 09)
· „Angehörige der linken Szene haben in der Nacht zu
gestern zwei Brandsätze auf das ... Lokal ‚Zum Henker‘
geworfen“ (Berliner Zeitung, 5.10.09)
· „Polizei befürchtet ein Aufschaukeln der Gewalt zwischen
Linksextremisten und Neonazis … Die Polizei glaubt, dass die Tat
von der linken Szene verübt wurde (Berliner Zeitung, 6.10.09)
„Dieser Anschlag zeigt, dass auch Linksextreme nicht davor zurückschrecken,
Menschenleben zu gefährden.“ (Robbin Juhnke, Innenpolitische
Sprecher der CDU gegenüber Berliner Zeitung, 6.10.09)
Auch die Berliner Polizei legt ein merkwürdiges Verhalten bei ihrer
Pressearbeit an den Tag. Nachträglich löschte sie eine erste
Meldung zum Anschlag auf den Henker (PM #2737 vom 4.10.09).
„Skandalös ist, dass die Berliner Presse eins zu eins die Darstellungen
von Neonazis übernimmt und so massiv gegen Antifaschisten hetzt“
so Lars Laumeyer, Sprecher der Antifaschistischen Linken Berlin (ALB).
„Diese Zeitungen scheinen heutzutage nicht mehr selbst zu recherchieren
– investigativer Journalismus sieht anders aus!“
-----------------------------------------------------------------------
Redebeiträge am 10.10.2009 auf
den Kundgebungen
„Die Nestbeschmutzer“ oder „Wer
legte das Kuckucksei“
Liebe Zuhörerinnen, liebe Zuhörer,
es ist jetzt eine Woche her, dass bislang
Unbekannte vor einem Lokal in Berlin-Schöneweide vorfuhren. Eine
Person warf zunächst einen Molotowcocktail auf die Kneipe, daraufhin
stürmte eine kleine Zahl bekennender Neonazis heraus und umzingelte
den Angreifer.
Alsbald kam ein Komplize des Werfers mit einem Auto angebraust, um seinen
Kumpanen aus der Misere zu retten. Dies gelang zunächst, doch die
Nazis umzingelten das Fluchtauto und versperrten ihm den Weg. Von Panik
ergriffen, trat der Fahrer des Fluchtwagens auf das Gaspedal und erfasst
einen der Nazis. Der Schwerverletzte liegt weiterhin auf der Intensivstation.
Kurzerhand ernannte rechte Szene ihren verwundeten Kameraden zu einem
nationalen Helden.
Und nun beginnt die Mär erst richtig. Die Neonazis vermuteten alsbald
hinter dem Angriff einen antifaschistischen Anschlag. Von schneller Hand
dichteten die braunen Poeten, dass die Tat besonders feige und rücksichtslos
war und damit nur von Linken verübt worden sein konnte. Es handele
sich um eine besonders übele Gesinnungstat.
Und deshalb entschieden sich die braunen Recken am heutigen Tag aufzumarschieren.
In Reih und Glied wollen sie die Öffentlichkeit erreichen und der
Welt die Wahrheit bringen.
Nun kam am gestrigen Tag die Wahrheit ans Licht. Veröffentlicht durch
eine Polizeimeldung und in einigen Zeitungen nachzulesen.
Und die Wahrheit lautet, dass es sich bei diesem Angriff in Wirklichkeit
um Leute aus den eigenen Reihen der Nazis handelt. Es sind Besucher des
angegriffenen Lokals, denen nach einem Streit der Zugang verwehrt wurde.
Dafür wollten sie sich rächen.
Und nun? Ende gut alles gut? Gott sei Dank, dass die Nazis doch wieder
selbst Schuld sind? Nein – alles andere.
Der Umgang in der rechten Szene wie auch in der breiten Öffentlichkeit
ist erschreckend. Die Nazis instrumentalisierten den Vorfall und ließen
dadurch sehr deutlich ihre Denkweise erkennen: Es sollte nun Schluss sein
mit der „linker Hetze“ an rechten Szenekneipen, Schluss sein
mit antifaschistischer Arbeit gegen diese Nazitreffpunkte.
In der medialen Öffentlichkeit herrschte aufgrund des Angriffes teilweise
auch Durcheinander. Dieser Vorfall, um es zu betonen, ist bedauerlich,
führwahr.
Dennoch muss allen bewusst sein, dass Nazis einfach Nazis bleiben. Die
Aufmärsche als Reaktion auf diesen Angriff bleiben Naziaufmärsche.
Nazis werden durch so etwas weder zum Gutmenschen, zu Antirassisten noch
denken sie in Zukunft, dass alle Menschen von gleichem Wert sind.
Eine Tageszeitung setzte tatsächlich in einem Bericht dazu das Wort
Nazi in Anführungszeichen. Die (berechtigte) Kritik, dass jemand
fast tot ist, darf aber bitte nicht dazu führen, auf einmal die gesamte
Naziszene, die Rechten und ihre Treffpunkte zu Opfern umzudeuten. Jährlich
sterben Menschen aufgrund rechter Gewalt. Jährlich sind es mehrere.
Leute, der Appell: Ein rechtes Weltbild darf nicht verharmlost werden!
In dieser Ideologie ist bereits Menschenverachtung angelegt.
Aufwachen gegen Faschismus
Wer nun wen am besagten Abend am Henker
umgefahren hat, ist doch eigentlich völlig egal. Die wichtige und
traurige Tatsache ist, dass die Nazis heute hier sind. Heute versuchen
sie linke engagierte Leute in den Dreck zu ziehen, auf ihr Niveau herab
zusetzen und den gesamten Kampf gegen Rechstextrimismus als einen Machtkampf
zwischen Rechts- und Linksextremismus darzustellen. Doch dies ist nicht
so! Der Kampf gegen Faschismus, Rechstradikalismus und Rassismus kann
nicht auf eine Rivalität zwischen zwei extremistischen Gruppen verkürzt
werden. Der Kampf gegen Rechtextremismus ist die Sache all derer die keine
Nazis sind. Wir lassen uns nicht auf dieses Abwertung zum Bandenkonflikt
ein.
Der Kampf gegen Rechtextrimismus ist eine gesellschaftliche Aufgabe aller.
Die Aktionsformen mögen manchmal verschieden sein, aber das Ziel
ist eins: "kein fussbreit den faschisten".
Friedrichshain wehrte sich bei vielen Gelegenheiten vehement dagegen,
dass Rechstextreme diesen Bezirk nutzen, um ihre menschenverachtende Ideologie
zu verbreiten. ob jeton und tromsö, den verzweifelten versuchen der
nazis sich in unserem bezirk zu etablieren müssen wir jederzeit konsequent
entgegenstehen. Dass sie heute mal wieder durch Kern-Friedrichshain marschieren
wollten, zeigt nur dass sie wissen, was es für ein linker Bezirk
ist und provozieren wollen.
last uns ihnen den weg versperren. jede chance verhindern, die sich ihnen
bietet in friedrichshain aufmerksmkeit als „systemalternative“
zu erlagen. wir dürfen den nazis keinen raum geben ihre unmenschlichen
ziele voran zu treiben.
Kneipen wie der "Zum Henker", die zum Glück in Berlin Einzelfälle
sind, müssen als Raum der Nazis bekämpft und ihre Etablierung
verhindert werden.
Es kann nicht sein, dass in einer Stadt wie Berlin Nazis Feste, Konzerte
und Saufgelage abhalten können. Wir müssen zeigen, dass Faschismus
ein Verbrechen und keine Meinung ist.
Auch wenn der heutige Anlass nur eine Reaktion gegen die Neonazis ist,
dürfen wir nicht vergessen, dass ein offensiver Antifaschismus, die
stärkste Hand gegen den Faschismus ist. Unserer aller Aufgabe muss
sein: Linke Strukturen stärken und auch in den Berliner Außenbezirken,
eine starke linke und engagierte Kultur als einziges probates Mittel gegen
die Faschisten von heute zu schaffen. Wir müssen deutlich machen,
dass nicht nur in extremen Situationen wie heute sondern an jedem Tag
viele Menschen bereit sind dieses gestrige Denken zu akzeptieren.
Heute aber auch sonst heißt es keine Faschisten nirgendwo; keine
Läden, keine Kneipen, keine Demonstrationen für Nazis und ihre
menschfeindliche Ideologie. Lautstark und gemeinsam gegen rechte Propaganda
und Lokalitäten vorgehen! Den rechten Märtyrer-Mythos entzaubern!
Offensiv handeln und agieren anstatt immer nur zu reagieren. Deutlich
machen, dass es keine rechten Konsens gibt und heute ein kraftvolles Zeichen
setzen.
Denn nur antifa heißt angriff. gemeinsam die nazis blockieren und
sabotieren. auf allen ebenen mit allen mittel. nicht berlin und kein anderer
platz darf raum für nazi bieten.
Ob in Berlin oder Dresden
oder anderswo:
Naziaufmärsche blockieren ist unser Recht!
Zeigt Zivilcourage gegen den Neonaziaufmarsch am 10. Oktober am Alexanderplatz!
Es ist unerträglich, dass Neonazis
heute vom Alexanderplatz aus durch die Berliner Innenstadt marschieren
dürfen. Lassen wir das nicht zu !
Der Angriff auf den Neonazi-Treffpunkt „Zum Henker“ in Berlin-Treptow,
dient ihnen dabei lediglich als austauschbarer Anlass, ihre rassistische,
antisemitische Propaganda und Hass und ihre Gewaltfantasien gegen MigrantInnen,
Linke, kurz alle die nicht in ihr faschistisches Weltbild passen, auf
Berliner Straßen zu tragen.
Schon im Vorfeld strotzen ihre Mobilisierungsaufrufe von Gewaltandrohungen
gegen linke Projekte und engagierte Menschen, wie z.B. Bianca Klose, der
Leiterin der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus (MBR). Sie hatte
völlig zu Recht den „Henker“ eine tickende Zeitbombe
genannt.
Vergessen wir nicht die 140 Todesopfer durch Neonazigewalt seit 1990.
Vergessen wir nicht die rassistischen Pogrome von Hoyerswerda und Rostock
– Lichtenhagen, die Brandanschläge auf MigrantInnen von Mölln
und Solingen.
Neonaziaufmärsche sind kein Mittel der demokratischen Meinungsäußerung,
sondern Aufrufe zu rassistischer Gewalt und Ausgrenzung.
Sie sind eine Beleidigung aller Opfer neonazistischer Gewalt.
Wir rufen alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, sich den Neonazis
heute am Alex entschlossen entgegen zustellen. Beteiligen sie sich an
den Protestkundgebungen am Alexanderplatz und an der Aufmarschstrecke
der Neonazis.
Am 6. Dezember 2008 ist es zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern
gelungen, die Neonazis in Lichtenberg aufzuhalten, das sollten wir auch
heute versuchen.
Wir erklären:
Wenn Nazis marschieren, werden wir dagegen protestieren.
Wenn es notwendig ist auch mit einer Blockade!
Denn Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!
Berliner VVN-BdA, Berlin Oktober 2009
Keine Freiräume für Nazis - Null Bock auf den rechten Mob in
F´hain und anderswo
Der kleinste Bezirk Berlins, Friedrichshain,
erfreut sich vor allem bei einem jungen, vergnügungs- und konsumsüchtigen
Publikum ausgesprochener Beliebtheit. Seine Infrastruktur besticht durch
eine facettenreiche Kneipen- und Clubkultur, was für viele einen
Grund darstellt, hierher zu ziehen. In diversen Berliner Reiseführern
wird die sogenannte junge Friedrichshainer "Szene" als wahnsinnig
interessant, kultiviert, tolerant und weltoffen dargestellt. Der schöne
Schein trügt: Friedrichshain ist eben nicht nur die zweifelhaft hippe
Simon - Dach - Straße und Friedrichhain ist auch nicht nur der sog.
alternative Nordkiez, in dem sich Menschen in verschiedenen autonomen
Haus- und Wohnprojekten zusammen geschlossen haben um, dem vorherrschenden
kapitalistischen Alltagsbetrieb zum Trotz, weitestgehend eigenverantwortlich
und selbstbestimmt zu leben.
Auch in Friedrichshain sind wie in vielen anderen Regionen stetig wachsende
von Neonazis ausgehende Übergriffe gegen alle die nicht in ihr rassistisches
und autoritäres Weltbild passen, zu verzeichnen. Bei der Zahl rechtsextremer
Übergriffe steht Friedrichshain seit Jahren an erster Stelle in Berlin.
Rechte Gewalt ist also in Berlin nicht mehr nur das Problem der Randbezirke,
wie Marzahn, Hellersdorf und Treptow. Das Problem der rechten Übergriffe
ist direkt hier. Vor unseren Augen.
In den vergangenen Jahren beobachteten wir, dass ein Großteil der
von Rechten begangenen Angriffe in Friedrichshain ihren Ausgangspunkt
in einem Kneipenbesuch nahmen. Die durch den Genuss von Alkohol sichtlich
enthemmten Nazis gingen teilweise mit Brachialgewalt gegen ihre politischen
GegnerInnen, alternative Jugendliche und MigrantInnen vor.
Zu dem Publikum der vormals rechts tendierten Kneipen ist in den letzten
ein neues rechtes Klientel getreten. Organisierte Neonazis und ihr Anhang
von Hooligans und erlebnishungrigen SchlägerInnen haben neben Treptow,
Pankow und Lichtenberg seit 2005 auch Friedrichshain zu ihrem Kampfgebiet
auserkoren. Daran konnte auch der Repressionsschlag des Berliner Innensenator
gegen die vornehmlich im Ostteil Berlins agierende neonazistische "Kameradschaft
Tor", samt der ihr nahestehenden "Mädelgruppe der Kameradschaft
Tor" und der "Berliner Alternative Südost" im März
2005 nichts ändern. Neonazis lassen sich nicht durch Verbote in ihren
Aktionen einschränken, und von ihren Gewalttaten lassen sie sich
erst recht nicht durch staatliche Repression abschrecken was die zum Teil
empfindlichen Haftstrafen gegen Neonazis in der letzten Zeit zeigen. Wer
Neonazis bekämpfen will, muss an ihrer Ideologie ansetzen und nicht
nur an ihren Aktionsformen.
Neonazis sind leider nur die Spitze des Eisbergs, die aus dem Rechtsdrall
der Gesellschaft kommen und von diesem auch zumindest ideologisch in ihrem
chauvinistisch rassistischen Weltbild bestärkt werden. Dennoch besteht
durch die zunehmenden Übergriffe der Neonazis gegen andere Menschen
konkreter Handlungsbedarf. Zudem gilt es alternative Freiräume am
Leben zu erhalten, in denen für Neonazis kein Platz ist, und die
damit ihren potenziellen Opfergruppen Schutz vor Übergriffen bieten.
Im Alltagsbewusstsein der BewohnerInnen Friedrichshains muss die Bedrohung
durch Neonazis und das rechtsextreme Potenzial wieder in den Fokus gerückt
werden um couragiertes Eingreifen bei Übergriffen im Bezirk einfordern
zu können.
Obwohl man in Friedrichshains scheinbar keine festen Zusammenschlüsse
von Neonazis vorfindet, gibt es trotzdem in regelmäßigen Abständen
rassistische Übergriffe und Pöbeleien, Hetz-Jagden durch den
Kiez und "Sieg Heil" - Rufe auf offener Straße. An Abenden
können sich Neonazis in großer Anzahl völlig frei durch
den Kiez bewegen und ernten statt konsequenter Bekämpfung nur irritierte
Blicke der doch - zumindest in ihrem Selbstverständnis - kultivierten,
toleranten und weltoffen Bevölkerung.
Trotz der neuen Strategie der Neonazis, sich die Straße als Hauptbetätigungsfeld
zu erobern, gibt es natürlich immer noch das rechte bzw. mit Neonazis
sympathisierende Kneipenpublikum, das aber schwer einzelnen Bars und Kneipen
zugeordnet werden kann.
Wenn überhaupt, dann werden rechtsextreme Meinungen erst dann öffentlich
wahrgenommen, wenn es zu Übergriffen kommt. Tatsächlich sind
rechtsextremes Gedankengut und antisemitische Tendenzen in allen alters-
und sozialen Schichten nicht nur vorhanden sondern finden auch im Alltag
ihren Ausdruck. So wurde in einer Studie der Freien Universität Berlin
(FU) festgestellt, dass bei 20% der sieben Millionen Gewerkschaftsmitglieder
rechtsextreme Orientierungen vorhanden sind.
Ein Paradebeispiel, um deutlich zu machen, wie tief Diskriminierung und
Rassismus in der Gesellschaft verankert sind. Nicht nur an den berühmt
berüchtigten Stammtischen sondern in allen möglichen Institutionen
dieser Gesellschaft, wie Schule, Betrieb aber auch Universität sind
für komplexe Themen wie Arbeitslosigkeit oder Kriminalität noch
immer die scheinbar naheliegendsten und trivialsten Lösungsansätze
sehr beliebt. Die anderen sind Schuld und die anderen sind oft die MigrantInnen.
Entweder sind sie zu arm und liegen dem Steuerzahler auf der Tasche oder
zu reich, was vielen ungerecht erscheint und Neid und Missgunst hervorruft.
Man spricht aus, was ja sowieso jeder denkt; oder "was man ja wohl
mal sagen dürfe", wobei man sich selbstverständlich vorbehält
kein "Rechter" zu sein.
Und trotzdem entsteht gerade hier eine unausgesprochene Legitimation,
quasi eine Entschuldigung für körperliche und verbale Gewalt.
Eine Legitimation nicht nur für prügelnde und mordende Neonazis,
sondern auch für staatliche Institutionen, die Asylbewerber beispielsweise
von der Gesellschaft isolieren, einsperren und in die ungewisse Zukunft
abschieben. Hier schließt sich der Kreis, in dem die Gewalttäter
mit stillschweigendem Verständnis und Wohlwollen bei weiten Teilen
der Bevölkerung rechnen können, sich bestätigt fühlen
und wieder zuschlagen. Viele Neonazis sehen sich mit ihrem Straßenterror
daher oftmals auch als "Vollstrecker des Volkswillens", auch
wenn das kein kultivierter, toleranter und weltoffener Deutscher wahrhaben
möchte. Um dem entgegenzuwirken halten wir es für wichtig regelmäßige
antifaschistische Präsenz zu zeigen und die Menschen in Friedrichshain
gegen den fremdenfeindlichen Alltag zu sensibilisieren. Deswegen sind
wir heute hier.
Der Neonazi-Klamotten-Laden Tromsö, der vor drei Wochen in der Petersburger
eröffnet hat, macht nur sichtbar, was seit langem ein Problem im
Kiez ist. Die Unverschämtheit, dass dieser Laden provokant in Friedrichshain
seine Ladentüren geöffnet hat, ist nur der kleine augenscheinliche
Teil des Problems. Wir müssen daran arbeiten, die Grundlagen rechter
Übergriffe, verbaler Attacken und der Entwicklung einer rechten Denkpraxis
zu beseitigen.
Deshalb: Schaut hin und greift ein! Sei es auch noch so ein kleiner Teil
rechter Vorkommnisse. Setzt da an! Werdet antifaschistisch aktiv! Seid
Antifa!
Friedrichshainer Veranstaltungsreihe – „Gefahr von Rechts“
In der Zeit vom 16. bis 18. Oktober 2009,
findet im im „Jugend[widerstands]museum Galiläakirche“,
Rigaer Straße 9-10, eine Veranstaltungsreihe unter dem Motto: „Gefahr
von Rechts“ statt, an der auch Aktive der „Ini gegen Rechts
Friedrichshain“ beteiligt sind.
Mit der Wiedervereinigung verband sich für viele die Angst vor Großdeutschland,
in welchem rechtes Gedankengut neue Nahrung bekommt und rechtsradikale
Verbände und Parteien erstarken. Mit einer derzeit geschätzten
10-prozentigen Zunahme von Menschen im rechtsradikalen Umfeld scheint
sich die Befürchtung von damals zu bestätigen. Aus diesem Grunde
widmen sich gleich drei Veranstaltungen im Jugend[widerstands]museum diesem
Thema. Das Datum ist nicht zufällig gewählt: Am 17. Oktober
1987 drangen rechte Skinheads in die Ost-Berliner Zionskirche ein und
verprügelten dort Punks und andere Konzertbesucher der Band Element
of Crime. Da Friedrichshain in den letzten Jahren ein bevorzugter Ort
rechter Übergriffe geworden ist, liegt auch der Ort dieser Veranstaltungen
mitten im Geschehen.
Programm unter initiative-gegen-rechts.de
Antifa-Erfolgsgeschichte: Das kurze Leben des Naziladens Horrido in Lichtenberg
Der Naziladen „Horrido“, der
am 09.05.2009 in Alt- Friedrichsfelde 98 in Lichtenberg eröffnete,
musste jetzt nach nur fast 5 Monaten nach einer antifaschistischen Kampagne
Bereits vor der Eröffnung wurde der Laden seiner Frontscheiben beraubt.
Mehrfach wurde er farblich verschönert. Mehrere Kundgebungen fanden
vor dem Laden statt. Es wurden Aufkleber und Informationsfaltblätter
zu den verkauften Marken produziert. In vielen Straßenzügen
um den Laden kleben immer noch unzählige der Anti-Horrido-Aufkleber.
Eine eigens gegründete Bürgerinitiative verteilte im Umfeld
des Ladens mehrere tausend Flugblätter. Das in der Nähe befindliche
Nachbarschaftszentrum "LiBeZem" veranstaltete eine Veranstaltung,
in der Anwohner über den Laden informiert und bei der Möglichkeiten
des Protests diskutiert wurden.
Höhepunkt der antifaschistischen Proteste war eine Demonstration,
die mit mehr als 700 Teilnehmern von Friedrichshain, vorbei an dem Laden
"Tromsö", der Disco "Jeton" und der Kneipe "Jägerheim"
zum "Horrido" führte. Zwei Nächte später wurde
der Laden erneut verschönert.
Seit Beginn der Proteste war die Forderung an die Vermieterfirma "Palu
Suisse" gestellt worden, das Geschäft zu kündigen. Nun
ist die Vermietung diesen Schritt gegangen.
Der Horrido reiht sich damit in eine Reihe von erfolgreichen Schließungen
von Läden mit rechtsextremen Angebot in Berlin und Lichtenberg ein.
In den letzten 1 1/2 Jahren wurden damit drei Läden in Lichtenberg
geschlossen. Die anderen beiden sind der Wearwolf in der Konrad-Wolf-Straße
und der Doorbreaker im Ringcenter. Momentan wird zudem die Kündigung
des Doorbreakers im Lindencenter gerichtlich durchgesetzt. Weiter gehts.
Kein Fußbreit den Neonazis in Lichtenberg und anderswo.
Antifa Hohenschönhausen www.ah.antifa.de
Antifa-Erfolgsgeschichte: Bund des Vertriebenen gestört
Am 20.09.09 lud der Bund der Vetriebenen
zu einem Festvortrag zum Thema: „Von Konrad Adenauer bis Angela
Merkel – 60 Jahre Vertriebenenpolitik“. Es redeten neben Erika
Steinbach auch Innenminister Wolfgang Schäuble.
Allerdings lud sich der BdV nicht nur die Vortragenden und ein interessiertes
Publikum ein, sondern zugleich auch unseren Protest. Der Pink Rabbit hatte
dem BdV einen herzzerreißenden Brief geschrieben, in dem er sich
als Enkel von Vertriebenen ausgab, der von seinen 68er-Eltern der Erinnerung
an die Heimat beraubt worden war. Dieser Unfug kam beim BdV natürlich
glänzend an und wurde mit einer Einladung zum Festvortrag gelohnt.
Gerade hatte Steinbach ein paar einleitende Worte gesprochen, als vor
dem Fenster Nebelhörner erklangen. Im Raum standen vier Leute auf,
begannen Parolen zu rufen und versuchten ein Transparent mit der Aufschrift
„Deutsche Täter sind keine Opfer“ zu entrollen, was leider
misslang. Securities und engagierte Rentner waren schnell zur Stelle,
entrissen den Protestierenden das Transparent und schoben sie unsanft
zur Tür. Eine ins Handgemenge verwickelte umgesiedelte Person schlug
verzweifelt mit ihren Unterlagen nach den Störer_innen.
Als es gelungen war, den Protest vor die Tür zu schieben, machte
von draußen ein pinker Hase einen beherzten Sprung Richtung Tür
und startete dabei laute Musik: „Go West“ schallte den „Heimatvertriebenen“
entgegen, doch leider schloss sich die Tür vor und ein fester Griff
um den Arm unseres plüschig-pinken Freundes. Dieser Griff musste
sich jedoch lösen, um den ungebürigen Lärm zu beenden.
Doch der Hase wollte tanzen. Es entstand also ein kleiner Kampf um die
Playtaste, begleitet von den weiterhin lauten Parolen der vor die Tür
gesetzten angeblichen Traumatisierten der 3. Generation. Was mensch nicht
alles für das Wohl der Vetriebenen zu tun bereit ist: sich mit einem
großen rosa Hasen um einen Kassettenrekorder streiten.
Drinnen ging derweil die Veranstaltung weiter, allerdings noch längere
Zeit von Tröten von draußen begleitet. Schäuble bezog
sich mehrfach auf die Störung und meinte, die Störer_innen seien
„Kinder unserer Wohlstandsgesellschaft“, die nicht in der
Lage seien, „das damalige Grauen“ nachzuvollziehen.
Nach Ende der Veranstaltung konnten die Gäste jedoch immer noch nicht
ungestört nach Hause gehen. Vor der Tür tanzte wieder der Pink
Rabbit vor einem Transparent mit der Aufschrift: „Der Beitrag des
BdV: 60 Jahre Revanchismus“. Das andere Transparent, das gegenüber
der katholischen Akademie aufgehängt wurde, trug die Aufschrift:
„Heimat ist, wo die Rechungen ankommen.“
Die öffentliche Aufmerksamkeit, die sich der BdV für diesen
Tag gewünscht hatte, bekam er allerdings nicht. Lediglich die Junge
Welt und das Neue Deutschland erwähnten die Veranstaltung, allerdings
interessierten sie sich nur für unseren Protest.
www.pink-rabbit.org.
"Siempre Antifascista 2009"
Redebeitrag der NEA
Vom 11. bis zum 21. November finden Aktionen
unter dem Motto „Siempre Antifascista“ statt. Die Aktionswochen
sollen an die von Neonazigewalt betroffenen Menschen gedenken und einen
konsequenten Antifaschismus in Jugendkulturen wieder zum Standard machen.
Vor zwei Jahren, am 11. November 2007 wurde der junge Antifaschist Carlos
Palomino in einer Madrider Metrostation von einem Neonazi erstochen. Diese
erschreckende Tat rief nach längerer Zeit die akute, lebensbedrohliche
Gewalt, die von Neonazis von Madrid bis Moskau und darüber hinaus
gegen eigens konstruierte politische, ethnische, soziale und sexuelle
Feindgruppen mit großer Brutalität ausgeübt wird, in das
öffentliche Gedächtnis. Bereits zwei Jahre zuvor, am 13. November
2005 wurde Timur Katscharawa in der St. Petersburger Innenstadt von Neonazis
erstochen.
Die neonazistische Szenen Europas rücken seit geraumer Zeit unter
dem Banner des Ethnopluralismus und der „Verteidigung kultureller
Identitäten“ stärker zusammen. Europaweite Demonstrationen
und Musikveranstaltungen von rechten bis faschistischen Parteien, Organisationen
und Kameradschaften werden zu einem wichtigen Bezugspunkt der extremen
Rechten. Der alljährliche, neonazistische „Trauermarsch“
im Februar in Dresden, der Rudolf-Hess-Gedenkmarsch in Budapest im August,
der „nationale Antikriegstag“ im September in Dortmund und
unzählige rechte Konzerte und Feiern des internationalen, extrem
rechten Musiknetzwerks „Blood&Honour“ fördern die
zunehmende Vernetzung des militanten Neonazispektrums. „Nationale
Solidarität“ wird nun international propagiert. Eine rechte
Kampagne solidarisiert sich mit dem Mörder des Madrider Antifaschisten
Carlos. Eine Internetplattform versucht die nationalistischen Kameradschaften
zusammenzubringen, im Namen eines „weißen Europas“.
Wo Neonazis eine europaweite Vernetzungsstruktur aus Rassismus, Antisemitismus
und massiv zunehmenden Antiziganismus aufbauen, ist es Aufgabe einer breiten
antifaschistischen Bewegung, Neonazis den Boden ihrer Propaganda zu entziehen.
Eine Vernetzung antifaschistischer Bewegungen muss stärker in den
Vordergrund treten, um der wachsenden Gefahr der Faschisierung großer
Teile Europas effektiv entgegentreten zu können. Wir sehen uns in
der geschichtlichen Verantwortung, Neonazigewalt und –morde zu thematisieren
und das ignorante gesellschaftliche Klima zu bekämpfen. Wir kämpfen
gegen rechte Ideologien, in den Köpfen und auf der Straße.
Subkulturen bieten attraktive Angebote für ein Leben neben dem kapitalistischen
Alltagsbetrieb. Diverse Subkulturen begreifen sich historisch betrachtet
als antifaschistisch und antirassistisch. Daher ist es besonderer Wichtigkeit,
dass rechten und rechtsoffenen Tendenzen entschieden eine Absage erteilt
wird, um diesen Strömungen keine Möglichkeit der Verbreitung
ihrer menschenfeindlichen Ideologien zu lassen.
Vor allem in der Punk- und Skinheadsubkultur, sowie in der Hardcoreszene
und im Wave/Gothic-Spektrum, kommt es immer häufiger zu rechten Vorfällen
bei Konzerten. Den vermeintlich „unpolitischen“ Subkulturen,
wie in Teilen der Oi!-Szene, scheint ein Verantwortungsbewusstsein zu
fehlen, welches sich aktiv gegen faschistisches/ rassistisches, antisemitisches
und sexistisches/ homophobes Lied- und Gedankengut stellt. Wir stellen
ein mangelndes Problembewusstsein fest, das sich häufig nicht kritisch
mit Musikgruppen, Liedtexten und rechter Symbolik auseinandersetzt. Gefährliche
Mischszenen neben dem „Rechtsrock“ entstehen, so genante „Grauzonen“,
in denen der Spaßfaktor enorm hoch und die Kritik an subkulturell-internen
Rassismen wenig bzw. gar nicht thematisiert wird. Diese so genannten „Grauzonen“
bieten attraktive Erlebnisräume für Personen, die einem antifaschistischen
Minimalkonsens ablehnend oder sogar feindlich gegenüberstehen und
somit ein Klima erschaffen, das Ausschlussmechanismen begünstigt
und Rassismus szenefähig werden lässt oder es zu einer Privatangelegenheit
verklärt.
Dabei bedienen sich die rechten/ rechtsoffenen Szeneangehörigen eines
„Extremismus-Begriffs“, der seinen Fokus vor allem gegen antifaschistische
Menschen richtet und der Diskreditierung antifaschistischen Engagements
dient. Musikalisch begleitet werden diese Erscheinungen durch eine Unzahl
von Punk- und Oi!-Bands, die mit anti-Antifa-Texten und Einstellungen
diesen Negativtrend befördern.
Warum agieren rechte sowie vermeintlich unpolitische Teile der Oi!-Szene
so vehement gegen Antifas?
Gerade die klar antifaschistisch eingestellten und aktiven Teile der Subkultur
und Szene thematisieren den verharmlosenden Umgang mit rechten Strömungen,
der sich in eine Leugnung von Tatsachen und bis hin zu einem Hass auf
„alles linke“, steigert, sobald Kritik an Missständen
geübt wird. Statt einer konstruktiven Auseinandersetzung mit rechten
Ideologien und Subkulturen, gilt der Spaß als einziges Bindeglied.
„Saufen, Ficken, Oi!“? Unser Spaß sieht anders aus!
Termine der "Siempre Antifascista 2009"
unter nea.antifa.de
Eine kurze Geschichte der Initiative Gegen Rechts Friedrichshain
Im Januar 2006 haben wir uns als Nachbarschaftsinitiative
das erste Mal getroffen. Eingeladen wurde per Flyer und Mail. Gekommen
sind lauter Initiativen, Vereine, Parteien, Leute aus dem Bezirksamt,
Antifas und AnwohnerInnen. Wir wollten gemeinsam, trotz der gegensätzlichen
Positionen, die wir in vielen anderen Bereichen haben, die rechten Übergriffe
verhindern.
Irgendwann ist uns aufgefallen, dass es nicht allein die Nazis sind, die
dafür sorgen, dass rassistische Angriffe stattfinden. Es ist eine
Normalität des Desinteresses, ein Klima des Tolerierens von rechten
Meinungen, was in Friedrichshain alltäglich ist und was angegangen
werden muss. Also haben wir Informationsflyer produziert, die nicht gegen
die Nazis gerichtet waren, sondern eher die Friedrichshainer Bevölkerung
dazu befähigen sollten selbst gegen Rechts aktiv zu werden. Es ging
vor allem darum, Nazis und ihre Ideologie im Alltag erkennen und einordnen
zu können und den Leuten Optionen, aktiv zu werden, an die Hand zu
geben. Wir als kleiner Haufen können, auch zusammen mit den wenigen
noch verbliebenen linken Projekten, die Nazis nicht zurückdrängen
und die Angriffe verhindern. Dass es die Polizei auch nicht schafft, hat
sie mehrfach bewiesen. Hier ist also das Wohnumfeld gefragt, dass sich
kontinuierlich gegen rechts positionieren und dementsprechend einschreiten
muss.
Doch das ist nur die eine Seite unseres Ansatzes, schließlich werden
weiterhin Leute von Nazis durch Friedrichshains Straßen gejagt und
angepöbelt. Was ist mit den Betroffenen? Die wollten wir mit den
Problemen nicht alleine lassen und haben zusammen mit der Opferberatungsstelle
Reachout eine wöchentliche Beratung für Betroffene rechter Gewalt
in Friedrichshain eingerichtet. Darüber erfuhren wir mehr über
die Wirkung von alltäglichem Rassismus und dass die Gewalt der Nazis
nur die Spitze des Eisbergs sind.
Aufgrund der vielen Diskussionen, die wir
auf unseren etlichen Treffen geführt haben, war es möglich auch
gemeinsam aktiv zu werden. Wir gingen auf die verschiedenen Straßenfeste
in Friedrichshain und machten Informationsstände, schrieben Briefe
an Hausverwaltungen von rechten Kneipen, führten Projekttage in Schulen
durch und betrieben regen Austausch mit anderen Bezirken. Genug des Eigenlobs.
Entscheidend ist an dieser kurzen Geschichte, dass Vernetzung und Organisierung
nötig sind, um was auf die Beine zu stellen. Diskussionen mit Leuten
die unterschiedliche Ansichten und verschiedene Politikformen haben sind
nötig, um neues zu erfahren und sich weiterzuentwickeln. Eine Demo
ist beispielsweise nicht jedermanns Sache, genauso wenig wie Briefe an
Hausverwaltungen das Herz von autonomen Antifaschisten höher schlagen
lassen. Wichtig ist nur, dass alle nach ihren Fähigkeiten gegen Rechts
agieren. Dazu braucht es nicht viel Struktur, aber zumindest Vernetzung.
Treffen Jeden 1. Dienstag im Monat im Mieterladen
(Kreutzigerstr. 23)
Hintergründe zur Marke Thor-Steinar und deren Ladengeschäften
Seit 2002 gibt es die bei Rechten beliebte
Modemarke Thor Steinar. Produziert wird sie in Königs-Wusterhausen
von der Firma Protex. Sie setzt auf mehrdeutige Aufdrucke, die einen Hang
zu völkischen Symbolen, wie zum Beispiel Runenkombinationen, haben.
Aber auch Waffen der Wehrmacht, Bezüge zum Kriegsgeschehen des Zweiten
Weltkriegs, zur deutschen Kolonialgeschichte und markigen Sprüchen
wie z.B. „Wir machen auch Hausbesuche“ sind auf den hochwertigen
Pullovern, Jacken und anderen Outdoor-Klamotten. Der politisch klare Bezug
des alten Runen-Logos zum Nationalsozialismus hat durch ein zeitweises
Verbot in Brandenburg, Berlin und Tschechien zumindest in der Öffentlichkeit
für die Entlarvung der Marke als rechtsoffen gesorgt. Mittlerweile
ist das Logo aber wieder überall erlaubt. Der Bezug zum deutschen
Militarismus und Nazismus kommt in weiten Kreisen an. Sehr schnell wurde
die Marke nicht nur bei offen agierenden Neonazis populär, auch in
der Türsteher-Szene und im rechten Fußball-Hooligan-Milieu
ist die Marke leider Einheitslook.
Vertrieben wird Thor-Steinar sowohl über eindeutige Neonazi-Versände
und Läden wie beispielsweise dem Berliner „Harakiri“
in Prenzlauerberg. Aber auch in einigen Lifestyle Geschäften, beispielsweise
in den drei „Doorbreaker“ Filialen im Lindencenter, in Köpenik
und im Friedrichshainer Ringcenter kann die Marke erworben werden. Es
gibt aber auch Läden die das finanzielle Potential erkannt haben
und ausschließlich Thor Steinar bzw. lediglich noch die Kleidung
des Thor-Steinar Konkurrenten „Eric & Sons“ im Angebot
haben. Hier ist der Laden „Nordic Company – Textilwaren“
in Frankfurt a.d. Oder und der Laden „Rodberg“ in Dessau zu
nennen. Seit Ende 2005 verfügt Protex auch über eigene Geschäfte
die ausschließlich Thor Steinar verkaufen.
Das erste eigene Ladengeschäft des Firmennetzwerks um Thor Steinar
wurde der „Tønsberg“ im Berlin-Carré am Berliner
Alexander Platz, dieser wurde ohne Aufmerksamkeit zu erregen im September
2005 eröffnet. Anfang 2008 musste der Laden schließen, nachdem
der Mietvertrag nicht verlängert wurde. Im Februar öffnete in
der Rosa-Luxemburg-Straße schon der nächste „Tønsberg“.
Diesmal allerdings nicht ohne antifaschistischen Protest, der auch immer
noch anhält.
Im August 2006 kam der Dresdner „Tønsberg“ dazu. Auch
dieses Geschäft musste nach Protesten dann im Juli 2008 wieder schließen.
Nur einen Monat später eröffnete der Laden „Larvik“,
der ebenfalls vom Dresdner Ladenschluss-Bündnis angegangen wird.
Die nächste Ladeneröffnung war dann in Magdeburg, im Juli 2007
eröffnete der Laden „Narvik“. Auch hier gab es antifaschistische
Proteste und der Laden musste Ende 2008 schließen, bekam aber eine
nicht unerhebliche Entschädigungszahlung von dem Vermieter. Ein neuer
Laden eröffnete im Januar.
Ab September 2007 gab es dann auch in Leipzig einen Laden mit dem Namen
„Tønsberg“. Hier gab es schon am Abend vor der Eröffnung
erste Aktionen gegen das Geschäfft. Drei Monate später wurde
vom Vermieter Räumungsklage gegen die unliebsamen Mieter eingereicht,
welche aber noch nicht mit einem rechtskräftigen Urteil endete. Eine
schnelle Schließung hatten auch die Aktivisten in Hamburg zum Ziel
nachdem im September 2008 der Laden „Brevik“ eröffnete.
Und es gelang ihnen innerhalb von nur 36 Tagen den Laden wieder zu vertreiben.
Und das ging so: Das Hamburger Bündnis gegen Rechts veranstaltete
jeden Tag eine Kundgebung vor den Passagen. Diese wurde in diesem Zeitraum
ständig von Polizeibeamten belagert, um den Laden zu schützen,
was aber den normalen Geschäften einen Umsatzrückgang bescherte.
Dies war auf Dauer nicht machbar, und so musste der Laden am Ende Oktober
letzten Jahres wieder schliessen. Im November 2008 eröffnete wieder
ein Laden mit dem Namen „Tønsberg“, diesmal in Nürnberg
. Auch hier wurde nach nur knapp drei Wochen der Mietvertrag gekündigt
weil sich die Vermieter von den Geschäftsinhabern getäuscht
sahen. Aber auch in Nürnberg steht noch eine rechtskräftige
Entscheidung aus.
Ein ganz neuer Laden unter dem Namen „Trondheim“ wurde im
Januar diesen Jahres in Erfurt eröffnet. Auch hier regt sich Protest.
Die Erfolgsgeschichten der Kampagnen gegen die Thor-Steinar-Läden
zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Ein Unternehmen, das auf
Gewinne hofft schadet man besten indem die Geschäftsidee durch Ladenschließungen
und Imageschaden zu einem schlechten Geschäft wird. Auch Friedrichshain
wehrt sich gegen Thor-Steinar und rechten Mainstream! Keine Geschäfte
mit Neonazis!
Redebeitrag Registerstelle Friedrichshain
Wieder einmal müssen wir heute auf
die Straße, um für die Schließung des am 28.02. eröffneten
Thor-Steinar-Outlet-Stores ?Tromsö? in der Petersburger Str. 94 zu
demonstrieren. Auch wenn dem Laden zwischenzeitlich offiziell gekündigt
wurde, ist das für uns kein Grund die Hände in den Schoß
zu legen. Denn es ist mehr als wahrscheinlich, dass nun eine monate- wenn
nicht gar jahrelange juristische Auseinandersetzung folgt. Thor Steinar
ist eine bei Neonazis mehr als nur beliebte Bekleidungsmarke, die Betreiber
selbst stammen aus der Neonaziszene oder haben beste Verbindungen dorthin.
Mittlerweile ist die Firma darum bemüht sich ein unpolitisches Image
zu geben, das lediglich mit nordischen Stilelementen spielt. Das dies
nur Taktik ist, um Protest von sich abzuwenden und die Verkaufszahlen
zu erhöhen, ist dabei mehr als eindeutig. Doch auf diesen Zug springen
wir nicht auf und lassen uns im Kampf gegen Neonazis nicht beirren.
Kein Neonaziaufmarsch, kein Rechtsrockkonzert auf dem nicht eine große
Zahl von Thor-Steinar-Träger_innen anzutreffen ist. Und genau diese
sind es auch, die für eine Vielzahl der Übergriffe und Bedrohungen,
auch in Friedrichshain, verantwortlich zu machen sind. Gerade im, am Wochenende
sehr belebten Berliner Stadtteil Friedrichshain, begegnen einem immer
wieder Personen, die sich hier mehr oder weniger offen mit neonazistischen
Symboliken bewegen. Gerade die Bekleidung von Thor Steinar fällt
durch ihre verklausulierte NS-Symbolik vielen nicht immer gleich auf.
Hiermit wird eine Normalisierungsstrategie gefahren, die es Menschen mit
einem extrem rechten Weltbild ermöglicht, ihre Gesinnung nach aussen
zu tragen, ohne gleich auf Widerstand zu treffen.
Dass dies Gefahren birgt, zeigt die hohe Zahl von Übergriffen und
Bedrohungen in Friedrichshain. Immer wieder werden Migrant_innen, alternative
Jugendliche, Schwule und Lesben oder Obdachlose, nicht nur bepöbelt
und bedroht, sondern häufig auch durch Übergriffe zum Teil schwer
verletzt. Und diese werden auch nicht mit der Schließung des ?Tromsö?
verschwinden. Durch Sensibilisierung der Anwohner_innen einen antifaschistischen
Grundkonsens zu etablieren, ist die für uns herausragendste Aufgabe
die es gilt zu bewerkstelligen.
Denn die Zahlen sprechen für sich. Gerade die Verkehrsknotenpunkte
Ostkreuz, Frankfurter Allee und Warschauer Str. sind die Orte in Friedrichshain,
an denen immer wieder neonazistische Propaganda, in Form von Flyern oder
Aufklebern auftaucht und die meisten Übergriffe stattfinden. Zuletzt
wurde am 06. Januar ein Punk von drei Neonazis am Ostkreuz so schwer durch
Schläge und Tritte verletzt, dass er für mehrere Tage im Krankenhaus
behandelt werden musste. Doch ist dies nur die Spitze des Eisberges. Gerade
Menschen mit Migrationshintergrund sind mit vielfältigsten Ausgrenzungs-
und Bedrohungssituationen konfrontiert. Diese reichen von verbalen Anpöbeleien
junger Frauen mit Kopftuch oder Menschen mit dunkler Hautfarbe, bis hin
zu feindlichen Blicken oder Anspucken von Nicht-Deutschen und anderen.
Diese Verhaltensweisen sind weit über die Neonaziszene hinaus in
der Gesellschaft verankert. Neben dieser permanenten Ausgrenzung und Anfeindung
durch Neonazis und Alltagsrassist_innen, sind Migrant_innen aber noch
weiteren Diskriminierungsmechanismen in Form staatlicher Institutionen
ausgesetzt. Nicht nur die bei vielen ständig präsente Angst
vor Inhaftierung und Abschiebung stellt eine massive Beschneidung des
Lebensalltags dar, ebenso sind Menschen mit Migrationshintergrund deutlich
schneller im Visier von Polizei und anderen Sichherheitsdiensten. Dem
BGS ist es erlaubt sogenannte verdachtsunabhängige Personenkontrollen
durchzuführen. Tagtäglich ist es insbesondere in Bahnhöfen
zu erleben, dass der BGS gezielt Menschen nach Kriterien wie Hautfarbe,
Aussehen und Sprache zur Kontrolle heraus greift. Das bedeutet, dass Menschen,
die in unserer Gesellschaft leider ohnehin schon dem gesellschaftlichen
Rassismus ausgesetzt sind, zusätzlich auch noch durch die Bundespolizei
ins Visier genommen werden. In Bahnhöfen lauern ihnen BGS-Beamt_innen
auf, um sie zu kontrollieren und eine eventuelle Abschiebung zu ermöglichen.
Nicht selten passieren diese rassistischen Übergriffe mithilfe der
Angestellten der BVG/S-Bahn.
Um genau solche Ereignisse nicht in der Bedeutungslosigkeit versinken
zu lassen, sondern sie öffentlich zu thematisieren und, nicht nur
konkrete Hilfestellung für Betroffene anzubieten, sondern darüber
hinaus, Netzwerke im Stadtteil zu schaffen, die Widerstand gegen diese
Gefahren leisten und organisieren, hat das Register zur Erfassung rassistischer,
extrem rechter, antisemitischer und homophober Übergriffe und Vorfälle,
nun endlich auch in Berlin-Friedrichshain seine Arbeit aufgenommen.
Die Aufgaben der Registerstelle gehen, wie schon angedeutet, über
das reine Erfassen und Auswerten eben beschriebener Übergriffe und
Vorfälle hinaus. Ein Schwerpunkt der Arbeit liegt eben auch auf der
Unterstützung und Stärkung zivilgesellschaftlichen Engagements.
Das heißt ganz konkret: Wir gehen zu Bürgerinitiativen, Vereinen,
Anlauf- und Beratungsstellen für Migrant_innen oder Personen mit
Migrationshintergrund und nehmen Kontakt auf, vernetzen die Initiativen
und Organisationen, veranstalten Seminare und leiten Informationen weiter.
Ganz wichtig an unserer Arbeit wird die Möglichkeit zu Kontaktaufnahme
sein. Dazu werden Anlaufstellen im Stadtteil initiiert, denn gerade für
Betroffene von Übergriffen oder auch Personen, die etwas beobachtet
haben, ist es wichtig, das persönlich zu erzählen und los zu
werden. Natürlich gibt es auch die Möglichkeit uns telefonisch
oder per Mail zu erreichen. Für manche sind das aber Hürden
und der persönliche Kontakt ist bei diesen, teilweise sehr traumatischen,
Erfahrungen wichtig. Dort können wir den Leuten auch erklären,
wo sie, wenn gewünscht, anwaltliche Hilfe oder weitergehende Beratung
als Betroffene bekommen. Ein anderer zentraler Faktor bei den Anlaufstellen
ist ihre Funktion als Multiplikatoren. Das heißt wir veröffentlichen
unsere Erkenntnisse und tragen diese an eine breite Öffentlichkeit.
Bei Übergriffen ist es wichtig Licht ins Dunkel zu bringen und Probleme
solcher Art zu entlarven. Darüber erwarten wir uns zudem eine Sensibilisierung
der Bewohner_innen in Friedrichshain, über das Vorhandensein extrem
rechter Einstellungen und daraus erwachsener Aktivitäten im Stadtteil.
Im besten Fall werden dann die Anwohner_innen im Kiez selbstständig
aktiv. Um hier eine weitere Hilfestellung zu bieten, organisieren wir
Veranstaltungen und stellen Informationsmaterial zur Verfügung. Es
ist zu erwarten, dass durch die Registerstelle noch mehr Übergriffe
aufgedeckt werden als bisher. Und das bedeutet, dass wir eine Verantwortung
haben, zu handeln und aktiv zu werden. Die Registerstelle wird dazu einen
Beitrag leisten, das der Bezirk Friedrichshain nicht zu einem Angstraum
für alternative Jugendliche, Migrant_innen, Schwule und Lesben wird.
Das Büro der Registerstelle Friedrichshain befindet sich im Mieterladen
in der Kreutzigerstr. 23. Jeden Dienstag von 16-20 Uhr ist das Büro
für Sprechzeiten geöffnet. Telefonisch sind wir während
der Sprechzeit unter 030-74078831 oder rund um die Uhr unter 01577-7369942
zu erreichen.
Aktuelle Veröffentlichungen und die
fortlaufende Chronik gibt es unter
www.register-friedrichshain.de Per e-mail kann man die Registerstelle
unter www.register-friedrichshain@web.de kontaktieren.
Der Tönsberg in Mitte – Eine Kampagne mit gesellschaftlicher
Tragweite
Die Zitty führte ihn im Dezember
in der Rubrik „Die peinlichsten Berliner“. Die Rede ist vom
Thor Steinar Laden Tönsberg in der
Rosa-Luxemburg-Straße in Mitte. Nach der Schließung des ersten
„Tønsberg“ im Berlin-Carre am Alexanderplatz eröffnete
dieser unweit des alten Standorts. Viele von euch waren bei den Protesten
gegen den im Februar 2008 eröffneten Laden dabei.
Es gab vielfältige Aktionen gegen den Laden vom Bezirksamt, der Nachbarschaft
und Antifas. Interessant an der Kampagne in Mitte ist sicherlich die immense
publizistische Beachtung durch Medien wie sämtliche regionale Tageszeitungen
und überregionale Magazine wie Spiegel, Cicero und die Tagesschau.
Letztlich hat sich sogar die Berliner Partyszene in ihren etlichen Lifestyle-Magazinen,
Internetblogs und Musikstücken zu Neonazis und Thor-Steinar geäußert.
Diese gesellschaftliche Aufmerksamkeit hat erst das Land Norwegen dazu
bewogen gegen Thor-Steinar Klagen wegen Verwendens der norwegischen Staatsflagge
einzureichen. Politiker jeder Coleur mussten sich plötzlich positionieren.
Ansonsten relativ unpolitische Ladenbesitzer in Mitte, Sportvereine, die
BVG und Verbände überschlugen sich in ihren klaren Äußerungen
gegen den Laden und gegen das wofür Thor-Steinar steht. Daraufhin
kündigten die Vermieter den Mietvertrag weil sie bei der Unterzeichnung
nicht über das Sortiment ausreichend informiert wurden, aber auch
hier ist noch kein rechtskräftiges Urteil gesprochen.
Doch ging es nicht nur um den Laden. Vielmehr verstehen die Mitwirkenden
an der Kampagne dies als ein soziales Projekt. Der aufgebaute gesellschaftliche
Druck, die permanente Präsenz der Kampagne gegen den Tönsberg
hat die Auseinandersetzung mit dem ansonsten als Randthema angesehenen
Rechtsextremismus zumindest temporär nicht nur in die Mitte Berlins
sondern in die Mitte gesellschaftlicher Teilhabe gerückt. Die Kampagne
gegen den Tönsberg ist deshalb Vorbildhaft für uns, das sie
uns ein bisschen von dem gegeben hat, was wir uns unter linker Bewegung
vorstellen. Ein bisschen von dem was wir uns, trotz der unzähligen
Widersprüche untereinander, als gesellschaftliche Solidarität
und soziales Miteinander vorstellen. Ein bisschen von dem, was wir uns
auch in Friedrichshain und vor allem auch in anderen Problembereichen
erhoffen.
Übrigens: Thor Steinar fühlt sich mittlerweile gemüßigt
ein eigenes News-Portal einzurichten in dem Pressemeldungen verdreht,
Journalisten bedroht und die Kampagnen gegen die Läden angeprangert
werden.
Zu guter letzt wollen wir die Zitty nocheinmal zu Wort kommen lassen „Einen
Concept Store für Deutschnationale in Berlin-Mitte zu etablieren,
musste ja nach hinten losgehen.“
In diesem Sinne: Auch in Friedrichshain ist kein Platz für Thor-Steinar.
Lasst euch was einfallen. Für einen vielfältigen Protest gegen
Neonazis! Für mehr gemeinsam geführte Debatten, die zu Kämpfen
werden.
<<< Aktionen
|