Peter Töpfer, Querfrontler aus Lichtenberg
Verlag der Freunde & Unabhängige Nachrichten aus Friedrichshain

Wer sich als Antifa zwangsläufig auch mit Exoten und Wirrköpfen in der Berliner Neonazi Szene auseinandersetzen muss, kommt um eine handvoll Spezialisten nicht herum. Neben dem pseudo-rotbraunen „Kampfbund Deutscher Sozialisten (KDS)“ und der sogenannten „Reichsbürger Bewegung“ sind hier natürlich die „Nationalen Anarchisten“ Spitzenreiter.

Die meisten solcher Projekte sind ein Produkt von narzisstisch-nazistisch geprägten Einzelkämpfern, in diesem Fall dem ehemaligen Berliner Taxifahrer PETER TÖPFER. Eng mit Töpfer verbunden ist die Zeitschrift SLEIPNIR und der VERLAG DER FREUNDE (VdF) in der Dimitroff bzw. jetzt Danziger Str. XX im Hinterhaus. Dieser Verlag wurde 1993/1994 von ANDREAS RÖHLER aus der Taufe gehoben. Im selbem Zeitraum verbreitet Töpfer einen wirren Gründungsaufruf für eine NATIONALE LINKE (NL). 1994 gründen sie zusammen die Zeitung SAMURAI, welche z.B. ein Interview mit dem Holocaust-Leugner Fred Leuchter veröffentlicht. Schon damals wird vom VdF Material des Holocaust-Leugners Ernst Zündel vertrieben. 1995 erscheint die erste Ausgabe von SLEIPNIR. Auch hier ist die Holocaust-Leugnung ein zentrales Thema. Parallel versuchte SLEIPNIR ungefragt linke Autoren ins Heft zu schummeln. So soll die Grenze zwischen links und rechts verwischt werden, um Beiträge von Nazikadern wie Christian Worch diskutabel erscheinen zu lassen. 1995 kommt es wegen der Leugnung von Auschwitz zu den ersten Hausdurchsuchungen bei Röhler und Töpfer in Berlin Kreuzberg. Hierbei findet die Polizei 2.300 rechtsextremistische Schriften. Etliche Prozesse, Urteile, Gegenanzeigen, Petitionen, Beschwerden und Revisionen ziehen sich seitdem durch Töpfers leben, welcher die Leugnung des Holocaust für einen Akt der Meinungsfreiheit hält den es zu verteidigen gilt. Hierbei sucht er Kontakt zur vermeintlich „uneinsichtigen“ Linken, er fliegt daher u.a. vom LL-Gedenken und aus linken Infoläden in Friedrichshain. 1997 wird bei Röhler und Töpfer erneut durchsucht, da in SLEIPNIR wieder der Massenmord in Konzentrationslagern geleugnet wurde. Auch die Antifa springt Anfang 1999 ein und entwendet allerlei interessante Unterlagen im Sleipnir Büro, welches sich der VdF mit der jahrzehnte alten ausländerfeindlichen Nazipublikation UNABHÄNGIGE NACHRICHTEN teilt.

Von seiner damaligen Wohnung in der Korsöer Strasse aus betreibt Töpfer u.a. die Internetseiten der NATIONALEN ANARCHISTEN. Mit dieser wirren Truppe beteiligt er sich u.a. an einem anti-israelischen Aufmarsch der NPD-Jugend in Jena. 1998 gründen Töpfer und MICHAEL KOTH vom oben erwähnten KDS auch noch ein BÜNDNIS NATIONALER LINKE IM NATIONALEN WIDERSTAND mit einer AG ANTIFASCHISMUS IM NATIONALEN WIDERSTAND. So verwunderte es nicht, dass Worch seinem Töpfer zur Seite stehen muss, als dieser wegen seinem Aufnäher - einem schwarz-rotem Stern plus Keltenkreuz - auf einer NPD-Demo in Rostock von seinen Kameraden fast angegriffen wird. Seit 1999 beginnt Töpfer sein Engagement kontinuierlich ins Internet zu verlagern. Er ist bei fast allen Aufmärschen in Berlin zugegen und Erlebnisberichte von ihm finden sich in Nazizeitungen und in den Diskussionsforen diverser Nazihomepages. Zuletzt verbringt er seine Zeit in Moabit als Beobachter für Horst Mahler’s „dass Deutsche Reich existiert weiter – Prozeß“, welchen er seit seinem Nazi coming out begeistert unterstützt. Inhaltlich ist Töpfer ein Witz. Beachtet man jedoch die zeitliche Ausdauer, die Infrastruktur, die Aktivitäten und den Output solcher Kleinstprojekte sollte man von einer Unterschätzung lieber absehen. Die Leugnung des Holocaust ist kein Akt der Geistesfreiheit oder demokratisches Muss, sondern eine bewusste Lüge, um den deutschen Nationalsozialismus zu verteidigen. Gekoppelt mit dem offensiven Antisemitismus bleibt für Antifaschisten und jeden halbwegs intellektuell begabten Menschen nur ein Fazit: Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.

Interessant ist hierzu der Artikel „Das Gericht als Bühne – Horst Mahlers Revisionismus-Kampagne“ im Antifaschistischen INFO Blatt Nr. 63, 2004.

Quelle: Stressfaktor // Februar 2005

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