Tipps
& Trix für Antifas,
7. erweiterte und vollkommen überarbeitete Auflage, 1999
Herausgeber: Antifa Jugendfront (AJF)
I
N H A L T
Vorwort
Gründung
Gruppenstruktur
Verhalten
Allgemeines
Demonstrationen
Neue Leute
Kontinuität
Verbindlichkeit
Bündnisse
Kampagnen
Veröffentlichungen
Fanpost
Recherche
Veranstaltungen
Geld organisieren
Konzis und Parties
Nazi-Aufmärsche
Blockaden
Schutz
Selbstschutz
Das Telefon
Hausdurchsuchung
Repression
Hallo
und guten Tag
Wie
gründe ich eine antifaschistische Gruppe, wie organisiere ich eine
Veranstaltung, wie wird eine Zeitung hergestellt, wie treffe ich Vorkehrungen
gegen staatliche Verfolgung und wie verhalte ich mich am besten bei einer
Festnahme? In dieser Broschüre sind viele praktische Erfahrungen
mit der antifaschistischen Arbeit aufgeschrieben. 1988 wurde sie erstmals
von der Antifa Jugendfront (AJF) herausgegeben und zwischenzeitlich haben
die Edelweißpiraten mehrere Neuauflagen veröffentlicht. Wir
haben die Broschüre nun erneut überarbeitet und der aktuellen
Situation angepasst. Seit der ersten Auflage sind zehn Jahre vergangen
und es hat sich viel verändert.
Die Broschüre soll Tipps nicht nur für den antifaschistischen
Kampf geben. Es ist kein objektives Werk, welches Anspruch auf Vollständigkeit
hat. Vielmehr stellt es nur die ersten Schritte für viele verschiedene
Bereiche dar. Allerdings haben sich die hier beschriebenen Aktivitäten
und Hinweise schon in der Praxis bewährt. Diese »TIPPS UND
TR1X FÜR ANTIFAS« sind nicht auf theoretischem Mist gewachsen,
sie bauen auf unsere oder anderer Gruppen Erfahrungen auf. Von daher kann
diese Broschüre schon eine Hilfe für die praktische Arbeit sein.
Vieles kann mensch natürlich anders machen als hier beschrieben und
bestimmt haben wir trotz Überarbeitung der alten Broschüre -
einiges über- oder unterbewertet oder schlicht vergessen. Für
Hinweise in diese Richtung sind wir dankbar. Ansonsten hoffen wir, dass
Dir dieses Heft wenigstens eine kleine Hilfe sein kann!
\->
Suche nette AntijaschistInnen ....
Gründung
Am
Anfang ist meist der Wunsch, aktiv was machen zu wollen und sich dafür
mit an deren zusammenzutun. Dann guckt mensch sich um und findet nix passendes.
Und dann kommt der Gedanke, selber was aufzuziehen, eine »eigene«
Gruppe zu gründen. Hier ein paar Tipps und Anregungen, worauf dann
zu achten ist.
Der erste Schritt sollte sein, nach Gleichgesinnten zu suchen. Allein
kann mensch wenig machen, aber notfalls geht auch das. Dann sollte Mensch
sich Gedanken über ein Konzept machen. Darunter versteht mensch die
Leitlinien der eigenen Arbeit und die Schwerpunkte, die sich daraus ergeben,
was mensch so machen und erreichen will. Zum Beispiel:
* Örtliche Arbeitsbereiche (z.B. Schule, Betrieb, Stadtteil/Landkreis,
allgemein)
* Inhaltliche Schwerpunkte (Diskussionen, Öffentlichkeitsarbeit,
militante Aktionen, u.a.)
* Struktur (ganz, halb oder gar nicht offene Gruppe)
* Innere Organisierung (Umgang untereinander, neue Leute, Finanzen, der
ganze organisatorische Kram)
* Nahziele (Verhinderung faschistischer Propaganda an der Schule, Absetzung
eines rechtsradikalen Stadtrats, Schutz eines Flüchtlingsheims u.a.)
Dieses Konzept ist ein kleiner Leitfaden (auch) für Euch selber,
in den schon viel konkretere Dinge mit rein können (z.B. monatliche
Herausgabe einer lokalen Antifa-Zeitung, Aufbau einer Telefonkette, Produktion
einer Ausstellung usw.). Eure geplante Arbeit kriegt durch solch ein Konzept
erst mal ein eigenes Bild.
Am besten ist es immer, langsam anzufangen, dafür ganz genau zu arbeiten,
sich nicht zu übernehmen, sondern realistisch zu bleiben. So hat
es z.B. keinen Sinn, schnell mal ein Flugblatt hinzupfuschen, das dann
niemanden interessiert, weil sich nicht gewissenhaft um Inhalt, Layout,
Druckqualität und Schreibstil gekümmert wurde. Macht Euch einen
Zeitplan und haltet Euch auch daran. Gerade in den ersten Monaten entscheidet
sich für eine Gruppe total viel. Da muss sehr genau und überlegt
vorgegangen werden. Gerade am Anfang muss was passieren, um sich selber
zu motivieren und daraus zu lernen, ohne gleich wegen fehlender Erfahrungen
Schiffbruch zu erleiden.
Überhaupt das Lernen: Es sollte auf jeden Fall klar sein, dass es
bestimmte Umgehensweisen innerhalb der Gruppe gibt, was z.B. Vor- und
Nachbereitungen angeht. Dazu gehört die Bereitschaft und die Fähigkeit,
sich selber zu kritisieren oder von anderen kritisieren zu lassen und
daraus zu lernen - aus guten und aus schlechten Erfahrungen. Wer schon
am Anfang meint, darauf verzichten zu können und sowieso schon alles
klar hat, kommt damit erfahrungsgemäß nicht sehr weit.
Die eigene Arbeit beginnt also langsam und gründlich. Wenn Ihr z.B.
die erste(n) Flugblattaktion(en) gemacht habt und eine Kontaktadresse
drauf hattet, kommen eventuell Reaktionen zurück. Vielleicht melden
sich Leute, die bei Euch mitmachen oder Euch unterstützen wollen.
Mit denen könnt Ihr dann eventuell weiter zusammenarbeiten. Guckt,
wie die Aktion angekommen ist. Seid schlau und baut auf gute Aktionen
auf, indem Ihr auf ähnliche Weise mit weitergehenden Inhalten weitermacht.
Viele andere Punkte, die in dieser Broschüre behandelt werden, müssen
abgeklärt werden.
Ihr solltet Euch einen Aktionsradius stecken, wo Ihr die ersten Monate
arbeiten wollt, also nicht unbedingt schon 100 km im Umkreis, sondern
erst mal bescheidener. Ihr müsst aufpassen, dass Ihr euch nicht übernehmt
oder verzettelt.
Es ist auch hilfreich, ein kleines Archiv anzulegen, in dem besondere
Vorkommnisse aus der eigenen Gegend abgelegt werden, um Recherchearbeit
zu erleichtern.
Früher oder später solltet Ihr euch nach anderen Gruppen in
der Umgebung umschauen. Ihr könnt Euch auch überlegen, Euch
an einer überregionalen und vielleicht sogar bundesweiten Struktur
zu beteiligen oder selber Strukturen aufzubauen. Wichtig sind solche Kontakte
auf jeden Fall. Passt aber auf, da es immer Organisationen gibt, die Euch
dann für sich vereinnahmen wollen und z.B. Leute suchen, die ihre
Plakate kleben.
Versucht Euch in Eurer Gegend als eigenständige Gruppe zu »etablieren«,
also als ernstzunehmende Gruppe bekannt zu werden. Wenn Ihr erst mal einen
eigenen »Ruf« habt, werdet Ihr z.B. politisch ernster genommen,
als wenn Euch niemand kennt.
Der eigentliche Aufbau einer Gruppe ist eine längerfristige Angelegenheit,
da rechnet mensch besser in Monaten als in Tagen. Deshalb zum Schluss
dieses Abschnitts noch mal: Lieber langsam eine Gruppe wachsen lassen,
genau arbeiten und sich selbstkritisch betrachten, als überstürzt
irgendwas zusammenzimmern, was beim ersten Sturm wieder auseinander bricht!
<-\
\->Wenn ich mal nicht weiter weiß, gründ' ich einen Arbeitskreis
Gruppenstruktur
Meistens
ist es ja schon so, dass es in der Gruppe einen/einige »MacherInnen«
gibt und der Rest macht im Prinzip alles mit oder sagt höchstens
noch was dazu. Das ist aber in mehrerer Hinsicht schlecht. Erstens entsteht
eine Hierarchie: Es gibt Leute, die mehr zu sagen haben und andere, die
weniger ernst genommen werden. Diese Ungleichheit entspricht aber überhaupt
nicht dem Autonomiegedanken, denn alle Beteiligten müssen genauso
mitentscheiden können.
Zweitens hält es die anderen Leute in Unselbständigkeit. Wer
nichts macht, kann auch keine eigenen Fähigkeiten entwickeln und
wird immer auf andere angewiesen sein. Stattdessen sollte es aber so sein,
dass möglichst alle auch alle anfallenden Sachen erledigen können.
Drittens hängt die ganze Struktur an einem oder an wenigen Leute.
Wenn die mal ausfallen oder rausgehen, bricht die ganze Struktur auseinander.
Eine Gruppenstruktur sollte deshalb von Anfang an so aufgebaut werden,
dass zwei Punkte erfüllt sind: Aufteilung der anfallenden Aufgaben
auf alle Leute (Arbeitsentlastung) und gemeinsame Verantwortung für
alles, was in und von der Gruppe aus passiert. Für alle muss es die
Möglichkeit geben, mitzubestimmen, aber alle sollten auch versuchen,
ihrer Verantwortung innerhalb der Gruppe gerecht zu werden.
Was die Gruppenstruktur betrifft, gibt es verschiedene Möglichkeiten,
was sich hauptsächlich nach der Arbeit richtet, die sie macht. Auf
jeden Fall muss die Struktur der Gruppe vorher festgelegt werden.
Prinzipiell kann in drei Möglichkeiten unterschieden werden: Offene,
halboffene und geschlossene Gruppen. Dabei gibt es natürlich auch
Probleme, die bei allen drei Arten wichtig sind (Schutz vor Spitzeln,
neue Leute, Kontinuität u.a.).
Offene
Gruppen
Darunter
verstehen wir Antifa-Zusammenhänge, die keinen festen Mitgliederkreis
haben, sondern bei denen praktisch alle vorbeikommen und mitmachen können,
die Lust dazu haben.
Antifagruppen, die ganz offen arbeiten, haben natürlich weniger Schwierigkeiten,
Öffentlichkeitsarbeit zu machen. Sie können beispielsweise ein
Cafe einrichten, können ihre Treffen überall bekannt machen
und die Leute auffordern, dort hinzukommen. Sie haben es also leichter,
mehr Leute zu erreichen.
Der Nachteil dabei ist, dass sie auch leichter zu observieren und zu kontrollieren
sind. Wenn bei offenen Treffen jede/r hinkommen kann, wird z.B. für
die Bullen/Faschisten schnell offen kundig, wer da was macht usw., falls
sie das Treffen beobachten. Das kann schmerzhafte Folgen haben. Außerdem
wird eine solche Struktur gern von parteinahen Gruppen benutzt, um darüber
neue AnhängerInnen für sich selbst zu gewinnen. Und nichts ist
ätzender, als eine Partei-Antifa, in der andere Leute nichts zu sagen
haben. Antifa zu Parteizwecken heißt, dass darin aus taktischen
Überlegungen gehandelt wird und es nicht mehr (nur) um die eigentliche
Sache geht. Das sollte auf jeden Fall nicht unser Bestreben sein.
Wichtig bei offener Arbeit ist auch die Klärung der Entscheidungen
und Verantwortlichkeiten. So ist z.B. das Konsensprinzip (alle müssen
bei Entscheidungen einverstanden sein bzw. nichts dagegen haben) bei dieser
Struktur sicher nicht das beste. Ein Problem bei offenen Gruppen ist auch,
dass viele Leute nur »zum Gucken« kommen, aber nicht verbindlich
mitarbeiten wollen. So entsteht schnell die Situation, dass einige was
machen und viele sich das nur konsummäßig reinziehen. Andererseits
ist so eine Struktur wichtig, damit sich unerfahrene Leute erst mal orientieren
können.
Klar ist aber, dass illegale Sachen von einer solchen Gruppe möglichst
nicht laufen sollten. Klar, kleben gehen ist auch nicht mehr legal, aber
was darüber hinausgeht wird bei einer offen (also leicht kontrollierbaren)
Struktur schon gefährlich.
Halboffene
Gruppen
Im
Gegensatz zur offenen Gruppe gibt es hier eine feste Mitgliedschaft und
nicht die Möglichkeit, dass sich alle, die Lust haben, einfach reinsetzen
können. Die Gruppe entscheidet, wer an den Treffen teilnehmen kann,
macht ihre Treffpunkte nicht bekannt, arbeitet aber trotzdem öffentlich.
Die halboffene Struktur bietet schon einen größeren Schutz
gegen eventuelle Observationen oder Übergriffe feindlich gesinnter
Individuen. Informationen aus dem internen Bereich sind für keine
anderen Leute außerhalb der Gruppe zugänglich. Die meisten
Antifagruppen haben sich für diese Struktur entschieden.
Geschlossene
Gruppe
Diese
Gruppenstruktur lässt mehr Aktionsspielraum zu, da die MitgliederInnen
nicht automatisch so bekannt sind, dass Polizei oder Nazis nur mal rumhören
müssen, um sie rauszukriegen.
Geschlossene Gruppen zeichnen sich nach außen vor allem dadurch
aus, dass sie möglichst wenig Informationen über ihre eigene
Struktur öffentlich werden lassen. Weder Treffpunkte oder -termine
werden bekannt gegeben, noch sonstige Informationen. Das bezieht sich
natürlich nur auf die Struktur der Gruppe, wobei es aber nicht so
weit kommen darf, dass die eigenen Mitglieder Verfolgungswahn kriegen.
Meistens haben die Mitglieder dieser Gruppen eine politisch weitgehend
gleiche Meinung, auf jeden Fall sind klare politische Grundsätze
und Vorgehensweisen schon eine Bedingung. Wenn sich Leute für diese
Struktur entscheiden, haben sie weniger Möglichkeiten zur offenen
Diskussion mit Außenstehenden. Gleichzeitig hat die geschlossene
Struktur den Vorteil, dass die Leute sich besser kennen und dadurch mehr
Vertrauen zueinander kriegen können. Das ist vor allem bei Aktionen
wichtig, wo es darauf ankommt, dass sich alle auf die anderen verlassen
können.
Die Treffpunkte bei geschlossenen Gruppen sollten möglichst auch
öfter mal wechseln.
Allgemeines
Um
die Arbeit effektiver zu machen, können in allen drei Gruppenstrukturen
Arbeitsgruppen gebildet werden, die sich mit einzelnen Schwerpunkten der
Arbeit befassen. Möglich wäre z.B. eine Theorie-AG, die Diskussionen
vorbereitet, eine Zeitungs-AG, Finanz-AG usw. Diese können dann einen
Arbeitsbereich extra erledigen, dass nicht immer alles Organisatorische
auf dem Treffen besprochen werden muss. <-/
/->
Pass auf, ich erklär' es Dir mal
Verhalten
In
einer Gruppe ist es total wichtig, dass ein grundsätzliches Vertrauen
untereinander herrscht. Dieses Vertrauen ist der Grundstock für eine
längerfristige gemeinsame Arbeit, die ja vielleicht auch nicht immer
völlig legal abläuft. Um diesen Grundstock zu erhalten, ist
ein menschliches und solidarisches Umgehen untereinander nötig. Probleme
zu Hause oder in der Schule sind für die/den Einzelnen meist mindestens
genauso wichtig, wie z.B. Probleme mit Faschos. Warum sollen sie also
in der Gruppe nichts zu suchen haben?
Die Gruppenmitglieder müssen sich untereinander respektieren. Dazu
gehört auch, undurchdacht wirkende Äußerungen ernst zunehmen
und zu diskutieren. Vor allem kommt es darauf an, ein Klima zu schaffen,
in dem mensch nicht bei jeder »falschen« Äußerung
gleich einen Kopf kürzer gemacht wird, wie es z.B. zwischen »Erfahrenen«
und »Neueinsteigern« vorkommen kann. Mensch sollte sich in
der Diskussion weiterentwickeln und nicht nur auf die »straighte
Linie« gebracht werden.
Allerdings sollte auch nicht künstlich Rücksicht genommen werden,
mensch sollte auf ein gleichberechtigtes Verhalten gegenüber den
anderen achten.
Ein wichtiger Punkt ist auch Verhaltensweisen, wie Mackergehabe oder dominantes
Redeverhalten, welche typischerweise bei Männern vorkommen, die sich
im antifaschistischen Kampf durch rumposen hervortun wollen. Es ist wichtig,
dass die Leute in der Gruppe gegen solches Mackergehabe vorgehen, und
wenn die Typen gar nicht einsichtig sind, sie auch einfach rausschmeißen.
Bei solchen Dingen - wie auch allem anderen was annervt - sollte mensch
keine Hemmungen haben, offen Kritik zu äußern. Denn mit angesammeltem
Frust im Bauch resigniert mensch, verändert nix und hält auch
nicht gut zueinander.
Überhaupt gehört zum Vertrauen innerhalb der Gruppe auch, dass
mensch offen über die eigenen Ängste sprechen kann, ohne deshalb
nicht mehr ernstgenommen oder sogar von einzelnen aus der Gruppe ausgelacht
zu werden. Angst vor unbekannten Situationen ist ganz natürlich,
und wer diese Angst unterdrückt, belügt sich selber. Im Unterbewusstsein
ist die Angst trotzdem da, nur dass mensch sich selber unter einen totalen
Druck stellt, weil mensch nicht drüber reden kann. Es geht z.B. beim
militanten Kampf nicht darum, möglichst gut abzuhärten. Im Gegenteil:
Unsere Stärke sollten wir aus der gemeinsamen Arbeit und den gemeinsamen
Erfahrungen miteinander ziehen, nicht aus der Verrohung, und wir sollten
gemeinsam lernen, besser mit Gefühlen umzugehen.
Anderen Menschen Schmerzen zuzufügen ist immer Scheiße, und
es sollte auch keine Gewöhnung daran eintreten, denn das ist auch
ein wichtiger Punkt, in dem wir uns von den Faschisten unterscheiden.
Für sie ist Gewalt fester Bestandteil ihrer Ideologie und gehört
»natürlich« dazu.
Manchmal ist es wichtig, sich auch mit allen Leuten aus der Gruppe hinzusetzen
und nur über sich 'selbst zu sprechen, also wie das Umgehen miteinander
ist, wie die Leute untereinander auskommen, wo es gute oder schlechte
Erfahrungen mit der politischen Arbeit gibt, wo was verändert werden
muss. Mensch nennt das Selbstkritik, und die ist wichtig, um nicht in
eine Routine zu kommen, die sich gar nicht mehr an dem tatsächlich
Notwendigen orientiert, sondern am gewohnten Ablauf.
Das Persönliche und das Politische gehört an vielen Punkten
zusammen und es sollte auch gemeinsam besprochen werden. Je besser mensch
in der Lage ist, das eigene Denken und Handeln zu beobachten, zu kritisieren
und zu ändern, um so besser ist das Gefühl untereinander und
um so effektiver kann die eigene Arbeit werden. Wer nicht bereit ist,
aus Fehlern zu lernen, wird sie immer wieder machen und daran kaputtgehen.
Viele Antifagruppen haben - aufgrund keiner oder nur oberflächlicher
Selbstkritik keine greifbare Perspektive und dementsprechend haben immer
weniger Leute Lust, da mitzumachen.
Eine Gruppe die persön1ich/menschlich nicht miteinander klarkommt,
diesen Bereich ausklammert oder unterschätzt, wird nie zu einer gemeinsamen,
kontinuierlichen und erfolgreichen Praxis finden. <-/
/->
Denken musste selber!
Allgemeines
Unter
Aktionen verstehen viele nichts anderes als »draufhauen«,
vielleicht auch noch, mal sprühen oder Plakate kleben zu gehen. Diese
Sichtweise halten wir für falsch und phantasielos. Und vor allem
für nutzlos, weil uns nämlich eine ausschließliche Reduzierung
auf diese wenigen Punkte nicht weiterbringt. Außerdem zeugt sie
von einem sehr eingeengten politischen Horizont. Eine Aktion sollte sich
immer daran orientieren, was in einer bestimmten Situation richtig, machbar
oder auch vermittelbar ist, und dies können sehr unterschiedliche
Möglichkeiten sein. Wir glauben, dass Widerstand sehr bewusst geleistet
werden muss, dass also genaue Überlegungen und Analysen notwendig
sind. Wenn die Faschisten oder der Staat sehr stark sind, dann ist eine
unberechenbare und für sie nicht vorhersehbare Vorgehensweise notwendig.
Dazu müssen wir uns klar sein, was wir für Möglichkeiten
haben und genau abwägen, ob diese Aktion oder besser eine andere
angemessen ist. Neben viel Phantasie ist es auch nötig, eine gewissen
Flexibilität zu entwickeln und nicht in Routine zu verfallen. Nur
so können wir dem entgegenwirken, dass wir verbittern und/oder uns
zu »Politmaschinen« entwickeln.
Es gibt verschiedene Arten von Aktionen, legale, weniger legale und ganz
und gar überhaupt nicht legale. Es gibt Aktionen, die sich unmittelbar
gegen faschistische Strukturen richten und andere, die eher auf die Aufklärung
von Bürgerlnnen ausgerichtet sind. Manche Aktionen brauchen wochenlange
Vorbereitungszeit, bei anderen reichen einige Minuten. Wir können
aus rechtlichen Gründen natürlich nur auf die halbwegs legalen
eingehen, anderes wird nur angeschnitten. Mit dieser Broschüre werden
wir Dir das Nachdenken nicht abnehmen, denken musste selber. Wir wollen
aber einige Anregungen geben, an denen Du dich vielleicht orientieren
kannst und die Du eventuell für deine Arbeit brauchst
Unabhängig davon, wie eine Aktion vorbereitet und durchgeführt
wird, gibt es einige Regeln, die eigentlich immer zu beachten sind: Jede
Art von Aktion erfordert eine gründliche Vorbereitung, konzentrierte
Durchführung sowie eine Nachbereitung. Es sollten auch die Ängste
und Vorbehalte einzelner der Gruppe besprochen werden, damit während
der Aktion keine/r etwas tun muss wozu er/ sie sich nicht fähig fühlt.
Wichtig ist, dass diejenigen, die sich für eine Aktion verantwortlich
fühlen, einigermaßen diszipliniert sind. Disziplin hat zwar
für viele einen schlechten Beigeschmack, aber das hat in diesem Fall
nichts mit Gehorsam oder Duckmäusertum zu tun. Statt dessen ist sie
notwendig, um ein reibungsloses Gelingen einer Aktion zu gewährleisten.
Auf keinen Fall dürfen Aktionen am Telefon besprochen werden, die
Gefahr dabei belauscht zu werden ist einfach zu groß.
Ein anderer Grundsatz sollte sein, dass bei Aktionen nicht nur ein einzelner
Mensch, sondern möglichst mehrere Leute den Überblick haben.
Wenn nur eine/r für alles die Verantwortung trägt, kann schnell
was übersehen werden. Außerdem ist es auch oft nötig,
ein bestimmtes Vorgehen zu diskutieren. Damit ist aber nicht nur die Verantwortung
für bestimmte Aufgaben gemeint, sondern eben für die gesamte
Aktion. Natürlich ist es wichtig, dass einzelne bestimmte Aufgaben
übernehmen, aber mensch kann nicht sagen: Egon macht schon alles
klar, ich brauch mich um nichts mehr zu kümmern. Das zeugt nur davon,
dass der/diejenige im Grunde nichts mit der jeweiligen Aktion zu tun haben
will.
Wer eine Aktion gut findet und mitmacht, sollte sich auch mit allen anderen
darum kümmern, dass alles gut klappt. Auch ohne große Beschlüsse
im vornherein. Wer einigermaßen ein politisches Bewusstsein hat,
wird das aber auch von alleine einsehen und danach handeln!
Was bei Aktionen völlig überflüssig ist, ist das Brüsten
mit dem »Geleisteten« oder der »eigenen Wichtigkeit«.
Mackertum nützt niemandem was, Leute die sich nur selber herausstellen
wollen, haben auf Aktionen nichts zu suchen. Meistens sind es Maulhelden,
die große Worte statt Verbindlichkeit vorzuweisen haben, wobei Rumgepose
natürlich immer scheiße ist, egal ob die Leute jetzt »erfahren«
sind oder nicht.
Außerdem dürfte klar sein, dass besonders nach einer gelungenen
Aktion, die Bullen gerne wissen wollen, wer dahintersteckt. Wer unüberlegt
tratscht, gefährdet sich und andere. Auch noch nach Jahren kann es
zu Festnahmen wegen einer Aktion kommen, wenn die Leute zu unvorsichtig
geworden sind.
Im Übrigen sollten für alle Beteiligten bestimmte Verhaltensregeln
klar sein: Vor und während der Aktion werden absolut keine Drogen
genommen. Das gilt für Dope genauso wie für Alkohol. Auch »nur
ein (paar) Bier« benebeln bereits die bewusste Wahrnehmung und das
Reaktionsvermögen und haben deshalb dabei nichts zu suchen!
Genauso sollte mensch keine Telefonlisten, Adressbücher, Tagebücher,
Protokolle oder ähnliches mitnehmen. Bullen und Faschos freuen sich
nämlich sehr, wenn sie so was in die Hände bekommen!
Auch die HandybenutzerInnen unter euch müssen aufpassen und sollten
das Handy schnell ausschalten, wenn ihr in Probleme kommt, um die gespeicherten
Nummern vor Zugriff zu bewahren. Vor Aktionen sollte auch immer die Wohnung
von allen Telefonlisten, Adressbüchern und anderen Dinge gesäubert
sein, von denen man nicht will, dass sie den Bullen in die Hände
fallen. Nach einer Festnahme wird nämlich nicht selten die Wohnung
des/ der Beschuldigten durchsucht.
Wenn es eine gute Vorbereitung gab und auch die Aufgabenverteilung geklappt
hat, ist das gut. Aber auch die Leute, die keine konkrete Aufgabe übernommen
haben, sollten sich bei Aktionen diszipliniert verhalten. Das heißt
nicht etwa strammstehen, sondern z.B. während der Aktion nicht irgendwo
in der Gegend rumrennen, sondern die Augen offen halten und mit darauf
achten, dass alles glatt geht. Nur wenn alle Beteiligten zuverlässig
sind, hat eine Aktion die Chance, gut rüberzukommen und zu klappen.
Und dies gilt für jede Art von Aktion.
Wenn unvorhergesehene Ereignisse eintreten, die den Verlauf der Aktion
gefährden könnten, kann es besser sein, alles abzubrechen, als
die Aktion auf Teufel komm raus doch noch durchziehen zu wollen. Deswegen
sollte mensch sich auch schon vorher über Fluchtwege und ähnliches
im klaren sein, und ausmachen, wann die Aktion abgebrochen wird. <-/
/->
Hingehen oder Selbermachen
Demonstrationen
Wenn
Ihr eine Demonstration oder eine Kundgebung machen wollt, muss vorher
überlegt werden, ob sie angemeldet werden soll. Prinzipiell müssen
solche Veranstaltungen schon vorher angemeldet werden, und zwar einige
Tage vorher. Allerdings gibt es auch die Möglichkeit, eine Spontandemo
zu veranstalten. Die muss dann offiziell spontan sein und beim Beginn
vor Ort angemeldet werden. Spontandemos eignen sich für sehr kurzfristige
Aktionen, wenn mensch z.B. schnell auf was reagieren will (Räumungen,
politische Morde etc.). Generell gilt: Je besser eine Demo vorbereitet
ist um so mehr Leute kommen und desto überzeugender ist sie. Wenn
ein Thema also wichtig, aber nicht an ein bestimmtes Datum gebunden ist,
lieber genau und länger planen.
Anmeldung
einer Demo oder Kundgebung
Du
gehst zu einem Polizeirevier (mit Personalausweis) und sagst, dass Du
eine Demo anmelden willst. Du musst dafür allerdings mindestens 18
Jahre alt sein. Besser ist es natürlich in jedem Fall, wenn Ihr jemanden
habt, der die Demo für euch anmeldet, z.B. ein/eine korrekte/r Anwalt/
Anwältin oder ein/e ParteifunktonärIn. Im Falle einer politischen
Demo (was es ja wohl ist) darfst Du dann zum Staatsschutz latschen, und
das Teil dort anmelden. Der Staatsschutz ist die politische Kriminalpolizei.
Du zeigst denen deinen Ausweis, erzählst wie viele Leute erwartet
werden und (bei Demos) die gewünschte Route. Vielleicht stellen sie
noch einige Fragen, die Du aber nicht unbedingt beantworten solltest.
Im Zweifelsfall nimm' einen Anwalt oder eine Anwältin mit.
Nun hast du die Demo zwar angemeldet, aber sie ist damit noch nicht automatisch
genehmigt. Erst wenn du die Bestätigung in der Hand hast, darf die
Aktion auch durchgeführt werden. In der Regel kriegst Du die einige
Tage vor der Demo. Oft sind aber mit der Genehmigung bestimmte Auflagen
verbunden, wie z.B. soundso viele OrdnerInnen, keine Vermummung oder keine
grünen Unterhosen. Manchmal darf auch eine bestimmte Strecke nicht
oder nur zu anderen Zeiten benutzt werden oder die Aktion wird ganz verboten.
Spätestens dann sollte unbedingt juristischer Beistand (AnwältIn)
hinzugezogen werden, der/die versucht, die Aktion gerichtlich durchzusetzen.
Ansonsten gab es auch schon Demos und Kundgebungen, die vollkommen unangemeldet
durchgezogen wurden. Dann muss natürlich besonders auf den Schutz
geachtet werden, weil es passieren kann, dass die Bullen versuchen, sie
auseinander zuknüppeln.
Wenn Ihr eine Kundgebung oder Demo organisiert, muss noch auf viele andere
Dinge geachtet werden: In der Regel gilt, wenn keine/r weiß, dass
die Aktion stattfindet, kommt auch niemand. Das heißt Ihr müsst
euch überlegen wie Ihr effektiv für die Demo mobilisiert (meist
Plakatieren und Flugies). Dann sollte es eine Möglichkeit geben,
Redebeiträge über Lautsprecher zu verlesen. Eigentlich braucht
mensch dazu eine etwas größere Anlage, da Megaphone nur eine
geringe Reichweite haben. Also sind meist ein oder mehrere Lautsprecherwagen
nötig, die eine Anlage auf dem Dach montiert haben. Für kleine
Kundgebungen reicht ein Handmegaphon (erhältlich in Elektronikläden
oder mal bei Gewerkschaften nachfragen). Die Redebeiträge sollten
stilistisch und akustisch verständlich und nicht zu lang sein. Gute
Musik als Abwechslung ist auch super. Achtet aber auch auf Pausen in denen
die Demoteilnehmer selber Parolen rufen können. Bei vielen Demos
muss auch ein Schutz für den Lautsprecherwagen organisiert werden.
Die VeranstalterInnen (also Ihr) müssen die gesamte Zeit über
Kontakt zur Polizei-Einsatzleitung halten. Dafür gibt es in der Regel
einen Kontaktbullen. Außerdem sollte die Demoleitung einen engen
Kontakt zu den OrdnerInnen haben. Diese haben übrigens nicht unbedingt
die Aufgabe, die DemonstrantInnen zu ordnen, sondern Provokationen von
außen zu unterbinden, aber eventuell auch bei beschissenem Verhalten
aus der Demo heraus einzuschreiten (z.B. Alk-Konsum, Aktionen durch Provokateure).
So treiben sich öfters fotografierende Faschos auf unseren Demos
rum, gegen die der Schutz vorzugehen hat (auch schicke ReporterInnen können
Faschos sein, deshalb nach Presseausweis fragen). Außerdem ist es
meist sinnvoll, wenn Leute die weitere Umgebung beobachten.
Auf jeden Fall sollte es eine Demo-/ Aktionsleitung geben! Am besten sind
das einige Menschen, die sich kennen und die sich vor allem bei kritischen
Situationen ganz kurz beraten können und dann gemeinsam Entscheidungen
treffen. Sind mehrere Gruppen an der Aktion beteiligt sollte sich die
Leitung auch aus Leuten dieser verschiedenen Gruppen zusammensetzen.
Oft empfiehlt sich ein Infodienst, damit die Aktionsleitung überhaupt
was entscheiden kann. Das heißt, dass mehrere Menschen die Demo
im Auge haben und über Vorfälle berichten können. Die Demoleitung
kann nur Entscheidungen treffen, wenn sie die Situation kennt. Zur besseren
Kommunikation sind deshalb bei größeren Aktionen Funksprechgeräte
oder Handies ganz sinnvoll. Daneben sollte auch klar sein, wer die erste
Kette macht bzw. die ersten drei oder so. Die müssen natürlich
die Route kennen und Kontakt zur Leitung haben.
Ist zu erwarten, dass es Prügeleien mit Bullen oder Nazis geben könnte,
sollten vorher auch Sanis (SanitäterInnen) angesprochen werden. Ansonsten
muss ein eigener Sani-Dienst organisiert werden (Verbandszeug, Autos zum
Verletztentransport, Krankenhaus- oder Privatadressen, zu denen Verletzte
gebracht werden können). Wenn ihr in Eurem Ort oder in der näheren
Umgebung einen Ermittlungsausschuss (EA) habt, ist es sinnvoll, ihm vorher
Bescheid zu sagen, wann und wo Ihr die Demo macht. Fragt ob er in der
Zeit besetzt ist oder lasst Euch zumindest einen ansprechbare/n Anwalt/Anwältin
an die Hand geben.
Soweit also dazu, was organisiert werden muss, wenn Ihr selber eine Demo
macht (die Demo-Ankündigung haben wir mal rausgelassen). Aber auch
wenn Du nur auf eine Demo gehst, muss einiges beachtet werden.
Wir
gehen auf 'ne Demo
Generell
sollte mensch vermeiden, alleine auf Demos/ Aktionen zu gehen. Es ist
immer besser, sich in einer kleinen Gruppe dorthin zu bewegen.
Dann sollte klar sein, wer mit wem zusammengehört und sich auch während
der Demo nicht aus den Augen lässt. Gemeinsam ist mensch besser geschützt
und auch aktionsfähiger als allein. Es ist wichtig, darauf zu achten,
dass nicht immer alle Leute auf der Demo durcheinander rennen. Das heißt
also Ketten machen oder auf jeden Fall eng zusammenbleiben. Für den
Fall, dass mensch getrennt wird, kann vorher ein neutrales Rufwort ausgemacht
werden (z.B. »Goldhamster« aber nicht »Antifagruppe
Müllerschule«, klar oder?).
Bei besonderen Ereignissen solltet Ihr Euch noch mal kurz beraten, was
zu tun ist. Überlegt Euch vorher, wie Ihr euch in bestimmten Situationen
verhalten wollt! Auf jeden Fall sollte mensch immer auf den eigenen Selbstschutz
achten. Also möglichst dicke, feste Kleidung anziehen. Am besten
sind natürlich Dinge wie Armschützer (gibt es als Knieschützer
in Sportgeschäften, Zeitungen in den Ärmeln gehen auch) und
Helme zur Knüppelabwehr. Auch Tücher oder Masken sind praktisch,
denn sie können vor neugierigen Kameras schützen, weil die Demos
oft massiv abgefilmt werden.
Soviel zur sinnvollen Theorie, denn praktisch sind Vermummung (dazu können
schon Kapuze und Sonnenbrille zählen) und auch »passive Bewaffnung«
(Helme, Armschützer ...) leider alle verboten, wenn es auch von den
Bullen von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich toleriert wird. Wichtig
sind auch vernünftige Schuhe, in denen ihr notfalls auch schnell
rennen könnt und Handschuhe.
Vor vielen Demonstrationen macht die Polizei Vorkontrollen, um Waffen
oder Tarnkappen (Hassis) zu finden. Nehmt diese Kontrollen nicht zu locker,
schon viele sind deswegen festgenommen worden. Vor allem nach der Verschärfung
des Versammlungsgesetzes passiert das jetzt schnell. Wer unbedingt was
mit reinbringen will, sollte sich andere Wege als den direkten überlegen.
Achtet während der Demo auf eventuelle Zivis neben, vor und hinter
Euch und schmeißt sie raus. Wenn ihr Euch nicht sicher seid, ignoriert
sie nicht, sondern behaltet sie im Auge. Notfalls so, dass sie es merken
und verunsichert werden. Wenn Leute besonders beschissene »Heldenaktionen«
bringen, sagt es den betreffenden Leuten, denn so was kann uns allen schaden.
Bereitet Transparente vor, und denkt Euch vor der Demo Parolen aus, die
den Sinn der Aktion rüberbringen. Wenn mensch nur mit »Hass,
Hass, Hass« durch die Straßen läuft, kann mensch gleich
zu Hause bleiben. Es kann auch sinnvoll sein, sich einen Fotoapparat mitzunehmen,
um bestimmte Situationen zu dokumentieren. Dann aber nur mit neuem Film,
auf dem vorher keine anderen Menschen fotografiert wurden. Sonst freuen
sich die Bullen drüber, falls sie den Film in die Hände kriegen.
Ansonsten sollten alle versuchen, die Demo/ Aktionsleitung zu unterstützen.
Das heißt vor allem: Nur sichere Infos weitergeben und bei stressigen
Situationen beruhigend und überlegt handeln. Wenn die Bullen reinknüppeln,
sollte man nicht gleich wegrennen, sondern nach Möglichkeit stehen
bleiben und die Demo zusammenhalten. Es gibt auch immer Leute, die bei
Demos nur ihren »Spaß« haben wollen. Da ist es wichtig,
nicht irgendwelchen Schwachsinn zu unterstützen, sondern dem entgegenzuwirken.
Das hat dann auch nichts mit »Bulle spielen« zu tun, sondern
damit, dass wir den Verlauf unserer Aktionen selbst bestimmen wollen.
Schließlich wollen wir das nicht den Bullen oder irgend welchen
durchgeknallten Leuten überlassen, denen es nicht um die Aktion selbst
geht.
Last but not least bliebe noch zu sagen, dass Drogen (Alk, Dope usw.)
auf und vor einer Demo nichts zu suchen haben, da sie Dein Reaktionsvermögen
beeinträchtigen. Natürlich solltet Ihr auch am Ende der Demo
weiterhin zusammenbleiben und nicht alleine z.B. zur U-Bahn gehen.
Blöcke
Bei
vielen größeren Demonstrationen gibt es verschiedene Blöcke,
z.B. Frauen-, Häuser-, Sozialrevolutionärer- oder Flüchtlingsblock.
Diese Aufteilung hat mehrere Gründe. Zum einen soll die Demo ja viele
verschiedene Menschen und Gruppen repräsentieren, was am leichtesten
ist, wenn diese auch äußerlich erkennbar sind. Dies ist vor
allem bei großen Bündnis-Demos von Bedeutung, um unseren Unterschied
zu bürgerlichen Inhalten deutlich zu machen. Bei bundesweiten Demos
gibt es oft Städteblöcke, in denen die Leute einer Stadt oder
einer Gegend zusammen laufen. Die Vorteile sind, dass mensch sich gegenseitig
kennt, besser zusammenbleiben kann und die Abreise leichter ist.
Ein anderer sehr wichtiger Grund bei der Bildung von Frauen/Lesbenblöcken
ist, dass viele Frauen keine Lust haben, auf einer Demo mit Typen zusammenzulaufen,
da viele Männer häufig meinen, sie müssten sich auf Demos
produzieren, um allen zu zeigen, was sie doch für tolle Typen seien,
oder sexistische Sprüche loslassen.
Männer, die bewusst in Frauenblöcke reinrennen, um zu provozieren,
haben in unseren Demos nichts verloren. Sie sollten auch damit rechnen,
von den Frauen des Blocks rausgeschmissen zu werden oder eins aufs Maul
zu kriegen.
Demos
in anderen Orten
Oft
kommt es vor, dass es Demos in anderen Orten gibt, zu denen Du hinfahren
willst. Auch da gibt es ein paar Sachen zu beachten: Bei der Anreise mit
dem Zug möglichst keine unerlaubten Dinge dabei haben, bzw. nicht
so direkt. Notfalls kann mensch sie unauffällig im Zug deponieren.
Wenn die Bullen den Zug bereits bei der Hinfahrt kontrollieren, finden
sie dann bei korrektem Verhalten Eurerseits nur »cleane« Leute
vor.
Bei der Anfahrt mit dem Auto gilt: Waffenähnliche Gegenstände
(z.B. Wagenheber) werden gerne als Vorwand zur Festnahme benutzt. Deshalb
bei zu befürchtenden Kontrollen nichts zu krasses im Wagen haben.
Das gilt auch für die Anreise in Bussen, die nicht sicherer sind
als der eigene PKW. Utensilien, die eventuell vor Ort gebraucht werden,
kann man sich auch dort organisieren.
Busse werden manchmal (in letzter Zeit fast immer) aufgehalten und durchsucht
oder gleich alle Insassen einkassiert. Praktisch ist auch der Besitz von
Handies, um z.B. mit anderen Autos in Kontakt zu bleiben.
Übrigens ist es immer ratsam, sich schon mal einige Tage vor der
Aktion in der jeweiligen Stadt umzusehen und die Gegebenheiten, Straßen
und Gelände kennen zu lernen. Falls das nicht möglich ist, auf
keinen Fall ohne Stadtplan in der Tasche losfahren! Gut ist auch, wenn
Ihr gleich für den ganzen Bus, oder die ganze Gruppe, Stadtpläne
kopiert und verteilt. Es ist extrem mies, sich in einer fremden Stadt
zu verirren, die vielleicht gerade von Nazis oder polizeiähnlichen
Wesen bevölkert ist.
Eine rechtzeitige Anreise - also möglichst nicht erst eine Minute
vor Demobeginn - gibt Euch noch die Möglichkeit, wichtige Einkäufe
und eine Stadtbesichtigung durchzuziehen. Ein Tag zuvor ist am besten,
denn dann sind meist noch keine Bullenkontrollen auf den Zufahrtsstraßen.
Organisierung
eines Konvois
Wenn
Ihr mit vielen Leuten in Pkws bzw. Bussen zu einer weiter entfernten Aktion
fahren wollt, empfiehlt es sich manchmal, einen Konvoi zu organisieren.
Das hat natürlich Vor- und Nachteile. Zu den Vorteilen zählt,
dass viele Menschen auf einem Haufen sind und sich beispielsweise an einer
Raststätte leichter beraten können und aktionsfähiger sind.
Wenn mensch unterwegs von Faschisten angegriffen werden sollte, kann mensch
sich dann leichter verteidigen.
Nachteilig kann sich die Größe eines Konvois auswirken: Er
ist von der Polizei leichter zu orten und festzusetzen. Beim einzelnen
Fahren kann nicht jedes Fahrzeug zugeordnet werden, bei Konvois läuft
es aber so. Außerdem sind Konvoi-Fahrten immer ziemlich langsam,
damit niemand den Anschluss verliert. Meistens halten sie an jeder Raststätte,
weil jedes mal welche aufs Klo müssen usw. Ähnlich wie bei Demonstrationen
kann es sein, dass die Polizei auf eine Anmeldung des Konvois beim jeweiligen
Ordnungsamt oder Landratsamt besteht. Das läuft dann wie bei der
Demo-Anmeldung.
Sinnvoll ist es, wenn zumindest an der Spitze und dem Ende des Konvois
(und je nach Länge auch noch in der Mitte) Fahrzeuge mit Funk oder
Handies fahren, um den Überblick zu behalten. Wenn z.B. die Polizei
eine Straßensperre zur Fahrzeugkontrolle errichtet hat, kann der
Konvoi vielleicht noch gestoppt oder umgeleitet werden. Es kann auch günstig
sein, dass alle aussteigen und als Mob durch die Kontrollen brechen. Der
Nachteil ist nur, dass dann die Fahrzeuge ungeschützt sind. Wenn
möglich, sollte es auch MelderInnen geben, die mit Motorrad o.ä.
vorausfahren und Sperren oder Bullen/Naziansammlungen durchgeben.
Problematisch ist die Benutzung von Reisebussen, da diese nur mit FahrerInnen
vermietet werden, die meist nicht unserer politischen Meinung sind und
sich deshalb nicht unbedingt unserer Planung anschließen. So ist
es bei einem Konvoi nach Rostock vorgekommen, dass die Busse auf der Autobahn
stoppen sollten, statt dessen aber absichtlich in die Polizeikontrollen
gefahren sind. Solche Vorkommnisse sind nicht prinzipiell auszuschließen,
aber durch Vorgespräche mit den Busunternehmen kann mensch dem eventuell
vorbeugen. Außerdem müssen die BusfahrerInnen vorgeschriebene
Pausen machen, und somit eignet sich ein Reisebus nicht so gut zur Verfolgung
von Faschos, die sich nicht entscheiden können, wo sie ihren Aufmarsch
durchziehen wollen. <-/
7->
Wie heißt'n du?
Neue
Leute
Bei
jeder Gruppe werden sich ab und zu Leute melden, die dort mitmachen wollen.
Oder aber die Gruppe sucht sogar gezielt nach neuen Mitgliedern. Je nachdem,
welchen Charakter die Gruppe hat, gibt es natürlich unterschiedliche
Herangehensweisen.
Bei einer offen arbeitenden Gruppe, deren Treffen öffentlich bekannt
sind, reicht es sicher schon, wenn Leute, die sich melden, mit ihrem Namen
und ihrer Adresse bekannt sind und vielleicht im vorhinein ein Gespräch
geführt wurde. Irgendwie muss mensch ja sehen, dass gleiche oder
zumindest ähnliche Vorstellungen über bestimmte Themen vorhanden
sind. Auch bei solchen offenen Gruppen ist es wichtig, sich seine MitstreiterInnen
erst mal genauer anzugucken, da gerade solche Gruppen für Spitzel
der Bullen oder Nazis leichter zu unterwandern sind.
Besondere Vorkehrungen sind natürlich bei Gruppen nötig, die
nicht offen oder halboffen arbeiten und/oder feste Mitgliederstrukturen
haben. Da es dort auf Vertrauen untereinander ankommt und manchmal auch
schon illegale Sachen vorkommen können (was sich mensch bei offenen
Gruppen gut überlegen sollte), ist ein Schutz vor Spitzeln besonders
wichtig. Meistens kennen sich die Leute in den geschlossenen Gruppen auch
besser, so dass es eventuelle Spitzel viel schwerer haben, sich unerkannt
längere Zeit in der Gruppe aufzuhalten.
Wenn sich Leute bei einer Gruppe melden um dort mitzumachen, sollte es
am Anfang immer ein oder mehrere genaue Gespräche geben, in denen
die wichtigsten politischen und organisatorischen Fragen geklärt
werden und wo die Leute auch etwas mehr von sich erzählen. Schon
da zeigt sich meistens, ob der/diejenige vielleicht ganz andere Erwartungen
an die Gruppe hat. Außerdem kann bereits auf bestimmte Widersprüche
geachtet werden. Zur Not kann die/der neue auch mal überraschend
zu Hause besucht oder seine Erzählungen sonst wie nachgeprüft
werden.
Es gibt auch viele Leute, die womöglich etwas schwierig sind, weil
sie es nicht ganz so ernst mit der politischen Arbeit nehmen. Sie sind
vielleicht unzuverlässig, großmäulig, wollen mit ihrer
Mitgliedschaft nur angeben usw. Da gab es schon eine Menge schlechter
Erfahrungen und die sollten bereits am Anfang berücksichtigt werden.
Zumindest in festen Gruppen sollte jede Neumitgliedschaft von allen besprochen
und entschieden werden.
Inwieweit eine Gruppe ihren neuen Mitgliedern so was wie eine Probezeit
aufdrückt, bleibt natürlich ihr selbst überlassen. Doch
wenn es keine grundsätzlichen Vorbehalte gibt, sollte mensch schon
auf den Aufbau von Vertrauen untereinander achten und dann auch auf eine
Probezeit verzichten.
Das ist auch deshalb wichtig, weil Leute, die neu in eine Gruppe reinkommen,
meist erst mal etwas gehemmt sind und sich orientieren müssen, FreundInnen
finden wollen und so. Irgendwann war schließlich jede/r von uns
schon in dieser Situation und sollte darum auch auf neue Leute freundlich
zugehen.
Auf jeden Fall ist immer auf die persönliche Situation des neuen
Mitglieds zu achten. Jemand, der/die noch keine oder nicht viel Erfahrung
mit politischer Arbeit hat, muss erst mal mit der neuen Situation klarkommen,
muss sich langsam eigene Standpunkte erarbeiten und möglichst bewusst
in Diskussionen eingebunden werden. Demgegenüber kann mensch an Leute,
die vielleicht schon seit Jahren Politik machen, mit höheren Ansprüchen
rangehen. Bewährt hat sich, dass sich jemand persönlich um jemand
neues kümmert, ihm/ihr alles zeigt und in die Arbeit einbindet. Aber
es sollten auch alle mit allen was machen, damit sich keine Cliquen bilden,
in die neue Leute nicht oder nur schwer reinkommen.
Auf jeden Fall muss mensch aufpassen, dass neue Leute am Anfang nicht
überfordert und damit abgeschreckt werden, weil sie dann wahrscheinlich
bald wieder verschwinden. <-\
\->
Immer das Gleiche...
Kontinuität
Je
nachdem, wie die Praxis der einzelnen Gruppen aussieht, gibt es auch verschiedene
Vorgehensweisen in der Arbeit. Natürlich besteht immer die Möglichkeit,
sich an aktuellen Sachen zu beteiligen (Großveranstaltungen, Kampagnen
usw.) und sich dabei zu Verausgaben. Eine eigene und selbstbestimmte Praxis
zu kriegen, ist dabei sicher schwierig. Deshalb ist es sinnvoller, sich
auf einige Schwerpunkte zu konzentrieren und dabei auch eine gewisse Kontinuität
zu entwickeln. Das kann dann ein Projekt (oder mehrere) wie z.B. eine
Zeitung sein, die Arbeit in einem bestimmten
Stadtteil oder auch die inhaltliche Arbeit zu bestimmten Themenschwerpunkten,
wie Umstrukturierung, Flüchtlinge usw. Wichtig ist dabei, in dem
jeweiligen Bereich regelmäßig was zu machen, dort Erfahrungen
zu sammeln und sich auszukennen. Diese kontinuierliche Arbeit gibt der
Gruppe einen festeren Zusammenhalt und verschafft ihr auch ein Profil
Die Arbeit wird außerdem viel effektiver, als wenn immer nur hin-
und hergesprungen wird.
Kontinuierliche Arbeit und Aktionen zu aktuellen Ereignissen sind aber
kein Widerspruch. Im Gegenteil: Nur wenn die Gruppe in ihrem Bereich Praxis
hat, kann sie z.B. verbindlich Aufgaben übernehmen. Das ergänzt
sich normalerweise und gibt anderen Gruppen die Gewissheit, dass Ihr Eure
Aufgabe aufgrund der Erfahrungen zuverlässig erledigen werdet. Das
Zusammenspiel verschiedener Gruppen bei aktuellen Anlässen klappt
dann am besten, wenn jede der Gruppen kontinuierlich in ihrem Bereich
arbeitet. <-\
/->
Schon wieder zu spät
Verbindlichkeit
Viele
Gruppen scheitern daran, dass es keine verbindliche Arbeit gibt. Treffen
fallen aus, weil ein paar Leute keinen Bock haben, Sachen nicht pünktlich
erledigt werden und der Rest dadurch gelähmt wird. Eine effektive
Arbeit über längere Zeiträume wird unmöglich. und
die gefrusteten
Leute gehen irgendwann aus der Gruppe raus.
Verbindlichkeit hat weder was mit Spießigkeit, noch mit Autorität
zu tun. Wer sich politisch organisieren will, hat den Leuten mit denen
er/sie das macht, gegenüber eine gewisse Verantwortung. Dazu gehört
auch, nur so viele Aufgaben zu übernehmen, wie mensch auch tatsächlich
schafft. Jede/r ist natürlich unterschiedlich drauf und deshalb sollten
vielleicht auch verschiedene Maßstäbe angesetzt werden: Z.B.
sind für eine/n »Unerfahrenere/n« viele Sachen noch viel
schwerer als für eine/n »Erfahrenere/n«. Alle Leute sollten
aber auch das Gefühl haben, sich auf die anderen verlassen zu können.
Zur Verbindlichkeit gehört auch, einigermaßen pünktlich
zum Treffen zu kommen, damit die anderen nicht soviel Zeit mit Warten
verbringen müssen oder der/ diejenige nicht die Hälfte des Treffens
versäumt. Nur die »Mitgliedschaft« in einer politischen
Gruppe bewirkt noch nichts. Erst wenn mensch sich selber an der Arbeit
beteiligt und einbringt, ist was zu erreichen und es bedeutet darüber
hinaus für den Einzelnen/ die Einzelne auch weniger Stress und Arbeit.
Natürlich empfindet mensch das als eine Verpflichtung und das ist
es auch. Aber im Unterschied zum Gehorsam in der Schule sind diese Regeln
für die politische Arbeit da und sie funktionieren auch nur, wenn
alle sie wollen. Es ist also eine freiwillig eingegangene Verpflichtung,
die aber erst eine effektive und kontinuierliche Arbeit ermöglicht.
<-/
/->
Bla, bla, bla
Bündnisse
Da
wir unsere Inhalte möglichst breit unter die Menschen bringen wollen,
Aktionen unter Umständen von vielen verschiedenen Gruppen getragen
werden sollen und wir nicht nur in unserem eigenen Saft braten wollen,
halten wir Bündnisarbeit für sinnvoll, wenn bestimmte Voraussetzungen
erfüllt sind.
Bündnisse entstehen meist aus einem konkreten Anlass, z.B. faschistische
Wahlerfolge, Naziaktionen usw. Dann wird ein bestimmtes Spektrum von Leuten
angesprochen, und die setzen sich dann zusammen, um zu überlegen,
was gemeinsam zu tun ist. In solchen Bündnissen sind dann meist von
linken bis bürgerlichen AntifaschistInnen alle vertreten.
Für uns Linke sind Bündnisse aber eigentlich nur sinnvoll, wenn
wir darin eine gewisse Stärke haben bzw. entwickeln können.
Wichtig ist es, eigene Vorstellungen einzubringen und diese auch durchsetzen
zu können. Es muss eine Vielfalt an Aktivität geben, die auch
gegenseitig von den verschiedenen Gruppen akzeptiert werden. Das heißt,
dass wir uns im Bündnis nicht nur darauf beschränken, Mahnwachen,
Schweigemärsche oder Gedenkfahrten durchzuführen, sondern durch
das Bündnis auch eine Rückendeckung haben, wenn wir auf die
Straße gehen und dort z.B. auch ganz praktisch gegen Faschisten
vorgehen. Leider ist aber die Erfahrung in der Regel so, dass sich die
bürgerlichen Gruppen eher von den linken distanzieren und sie nur
benutzen wollen, um die eigenen Aktivitäten unterstützt zu kriegen.
Letztendlich sind noch die meisten Bündnisse daran gescheitert oder
sind rein bürgerliche Bündnisse geblieben.
Zum
Umgehen mit Bündnispartnerlnnen bei gemeinsamen Treffen
Wir
finden es wichtig, sich mit uns nahestehenden Gruppen noch vor den Bündnistreffen
abzusprechen, was wir genau wollen und wie wir das durchsetzen können.
Dabei müssen wir uns nichts vormachen:
Bündnisarbeit ist oft anstrengend und ätzend (nicht nur bei
Spaltungsfragen wie Gewalt und ähnlichem) und wir müssen auch
bereit sein, Kompromisse einzugehen. Schreckt nicht vor inhaltlichen Diskussionen
zurück, nur weil im Bündnis auch Politprofis drin sitzen, die
schon viel Erfahrung haben. Lasst Euch nicht einschüchtern, wenn
sie lange Reden schwingen und sich »gewählter« ausdrücken.
Mensch muss auch nicht zu jedem Scheiß einen Kommentar abgeben,
statt dessen sollte mensch sich über die eigentlichen Punkte im Klaren
sein, die selber vortragen werden sollen. Da hat es schon vielen geholfen,
sich mal einige Stichpunkte auf einem Zettel zu machen. Ansonsten ist
es wichtig, Protokoll zu führen, damit mensch später in der
eigenen Gruppe berichten kann.
Oft stehen im Bündnis auch Entscheidungen an, wo wir erst in unseren
eigenen Gruppen nachfragen und diskutieren müssen, ob wir z.B. irgendeine
Aktion gut finden und unterstützen können. Wir sind keine PolitfunktionärInnen,
sondern wir müssen häufig erst mal zu den eigenen Leuten rückkoppeln.
Das muss von den anderen Bündnisgruppen auch so akzeptiert werden.
Es ist auch gut, verbindliche AnsprechpartnerInnen zu haben, die mensch
mal zwischen den Bündnistreffen kontakten kann.
In Bündnissen wird meist viel taktiert und versucht, andere zu benutzen
und über den Tisch zu ziehen. Die eigenen Machtinteressen stehen
für diverse Gruppen und Parteien an erster Stelle, da sollen SchülerInnen-
und Basisgruppen nur ausgenutzt werden. Doch andersrum haben die meisten
»honorigen« Organisationen gar keine Basis und sind deshalb
auf uns Unabhängige angewiesen, was wir auch klar als Druckmittel
benutzen können. Gebt also wichtige Aufgaben nicht einfach aus den
Händen, bloß weil Ihr keinen Bock auf noch mehr Arbeit habt.
Auch muss mensch sich überlegen, inwieweit eine Partei eine Bündnis-Demo
benutzen will um sich selbst ein Image zu verpassen, was Ihr gar nicht
zusteht. Eine Demo gegen Abschiebungen oder unterstützende Jugendarbeit,
die von SPD und Grünen mitgetragen wird, ist eine Farce, weil die
beiden Parteien durch ihre Politik an der Scheiße selbst beteiligt
sind. <-\
/->
Gemeinsam sind wir stark
Kampagnen
Was
ist eine Kampagne? Eine Kampagne ist die aufeinanderfolgende Durchführung
verschiedener politischer Aktivitäten, die alle einem bestimmten
Ziel dienen. Merkmale von Kampagnen sind, dass sie:
* ein bestimmtes Motto haben
* ein festgelegtes Ziel haben
* andere Aktions- und Bündnismöglichkeiten als sonst bieten
* verschiedene Aktionen an einem Thema konzentrieren
Eine Kampagne durchzuführen heißt, zu einem bestimmten Thema
die eigenen (und vielleicht auch andere) Kräfte zu bündeln und
Aktionen speziell zu diesem Thema zu planen. Die eigene Arbeit wird also
zumindest zum Teil eine Zeitlang auf dieses Thema ausgerichtet, das eine
dementsprechende Wichtigkeit haben sollte.
Kampagnen können kurzfristig oder auch langfristig sein, was meist
durch das Thema bzw. das Ziel bestimmt wird. Beispiele für kurzfristige
Kampagnen sind z.B. die der Autonomen Antifa in Berlin 1986/87: Zerschlagung
der rechtsradikalen »Bürgerinitiative Demokratie und Identität«,
die nach drei Monaten intensiver und vielfältiger Aktivitäten
erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Oder die Kampagne gegen den IWF
Ende der 80er Jahre. Langfristige Kampagnen sind beispielsweise die zur
Freilassung von Mumia Abu-Jamal oder zur Abschaffung des §218.
Kampagnen sollten von vornherein genau überlegt und geplant werden.
Besonders gut können sie dann greifen, wenn sie aus sehr unterschiedlichen
Bereichen Unterstützung erfahren. So ist es nötig, dass bei
einer Kampagne - wie beispielsweise gegen den Ausbau eines Flughafens
- viele unterschiedliche politische Kräfte zusammenarbeiten, auf
ihrer jeweiligen Ebene Druck machen und somit in der Öffentlichkeit
Stimmung für oder gegen etwas erzeugen.
Wenn es im Parlament immer wieder Anfragen und Anträge dagegen gibt,
gleichzeitig Massenaktionen von Bürgerinnen vor oder auf der Baustelle
und militante Aktionen bei den beteiligten Baufirmen stattfinden, dann
stehen die Verantwortlichen unter einem massiven Druck, der sie zum Reagieren
zwingt.
Wie die Erfahrung zeigt, haben die meisten Kampagnen ihr eigentliches
Ziel nicht erreicht. Oft gab es auch ab einem bestimmten Punkt Streitigkeiten
über die »richtige Linie«, weil einzelne Gruppen die
Kampagne für sich selber politisch ausnutzen wollen. Doch gerade
die Vielfältigkeit sollte ein Prinzip in der Durchführung von
Kampagnen sein.
Ansonsten gilt bei Kampagnen das, was auch bei vielen anderen öffentlichen
Aktion gilt: Ein überlegtes Konzept mit einem klaren Ziel vor Augen,
gute Öffentlichkeitsarbeit und sinnvolle Aktionen sind die besten
Garanten für eine gelungene Kampagne! <-/
/->
Wo ist der Text geblieben?
Veröffentlichungen
Veröffentlichen
kann mensch so allerlei. Von Gedrucktem über Rundfunksendungen bis
hin zu Internetseiten. Da wir aber selber keine Erfahrung im Umgang mit
Piratensendern haben, werden wir uns also auf das Gedruckte beschränken.
Damit meinen wir Zeitungen, Flugblätter und Plakate.
Prinzipiell solltet Ihr euch am Anfang jeder Veröffentlichung einige
Fragen stellen, um nicht am Wesentlichen vorbeizurauschen: Ihr wollt etwas
veröffentlichen, zum Beispiel einen Text mit Bildern. Ist es sinnvoller,
ein Plakat zu machen, das dann überall geklebt wird? Oder besser
ein Flugblatt, das zwar verteilt, aber nur von diesen Leuten dann auch
gelesen wird? Statt 1.000 Flugblättern kann man z.B. auch 250 Plakate
drucken, die dann wesentlich mehr Leute sehen, vielleicht aber einfach
dran vorbeigehen. Soll das Machwerk einfarbig, zweifarbig oder richtig
bunt sein? Ist es finanziell möglich, z.B. vierfarbig zu drucken
und lohnt sich das überhaupt? Die wichtigste Frage für das richtige
Treffen dieser Entscheidungen ist: Wer und was soll mit der Veröffentlichung
erreicht werden?
Die
Produktion des Machwerks
Nachdem
Ihr Euch für eine Sache, z.B. ein Flugblatt, entschieden, den Text
geschrieben und das Layoutmaterial (Fotos, Comicbilder...) rausgesucht
habt, geht es an den ersten Punkt der eigentlichen Produktion: Das Layout.
Layout nennt mensch das Gestalten der Veröffentlichung, sprich das
Zusammenfügen der Texte, Fotos, Zeichnungen und was sonst noch drauf
soll. Es gibt grundsätzlich zwei Arten von Layout: Mensch kann entweder
alles mit dem Computer machen, wenn mensch die nötige Technik hat
und sich mit den Programmen auskennt. Ansonsten nimmt mensch einfach Klebestift,
Schere und Kopierer zur Hilfe und fügt die Sachen per Hand zusammen
(das sogenannte »Schnippel-Layout«). Den Text sollte mensch
natürlich trotzdem mit dem Computer ausdrucken oder auf einer Schreibmaschine
tippen. Eine einfache Möglichkeit ist, dieses dann mit dem Layoutmaterial
zu kombinieren und aufzukleben. Dann durch den Kopierer gejagt und fertig
isset.
Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten für Layout, von der
sogenannten Bleiwüste (»Telefonbuch-Layout«) bis zur
ansprechenden Gestaltung mit Überschriften, Fotos und Zeichnungen,
aufgelockert durch Linien oder Raster. Je mehr Wert auf schönes Layout
gelegt wird, um so mehr Platz wird benötigt. Wenn ein riesiger Text
auf einem kleinen Flugblatt Platz haben soll, dann hat das Layout kaum
noch Chancen. Klar ist, dass niemand Lust hat, sich durch ewige Bleiwüsten
zu fressen, darum ist ein Layout nötig. Es lohnt sich also, Fotos
und Zeichnungen als Layout-Material zu sammeln.
Ganz gut ist es auch, wenn der Text in Spalten läuft und nicht über
die ganze Breite einer Seite geht (siehe »Tipps und Trix«
mit zwei Spalten). Überhaupt ist ein übersichtliches Layout
wichtig, da es das Lesen erleichtert. Chaotisch aufgemachte Veröffentlichungen
können zwar schöner sein, aber nicht sinnvoller.
Genauso ist es übrigens mit der Sprache: Es geht ja nicht darum zu
beweisen, wie viele beeindruckende Fremdwörter jemand kann, sondern
darum, dass die Leute die Aussage des Textes verstehen. Demnach muss ein
Flugblatt für junge SchülerInnen z.B. auch anders geschrieben
werden, als eins für PassantInnen auf der Straße oder eins
für die Uni.
Auch die Bilder sollten sich an der LeserInnenschaft orientieren. Beispielsweise
sind supacoole Fotos vom letzten Riot nicht so besonders ansprechend für
BürgerInnen.
Aber zurück zur Produktion: Wenn das Flugblatt layoutet ist, geht
es zur Druckerei. Dort wird davon ein Film sowie eine Druckplatte gemacht.
Diese wird dann in die Druckmaschine eingespannt, die Eure Veröffentlichung
dann vervielfältigt. Prinzipiell ist es natürlich auch möglich,
dass Ihr die Flugies kopiert, aber das lohnt sich nur bei einer geringen
Auflage, da drucken ab 200-500 Stück billiger ist.
Wenn Ihr Spuckies (Aufkleber, die mensch anlecken muss) macht, geht das
genauso. Ihr braucht nur das spezielle gummierte Papier, auf das Ihr Eure
Motive dann kopieren bzw. drucken könnt.
Zeitungen
machen
Die Herstellung einer Zeitung ist im Prinzip nichts anderes, als die Produktion
eines Flugblattes, außer dass dabei die Seiten noch zusammengetackert
(»gebunden«) werden.
Trotzdem gibt es zu Zeitungen noch mehr zu sagen: In der Regel sind Zeitungen
sogenannte »Periodika«, sie erscheinen also öfters und
manchmal sogar regelmäßig. Dies setzt voraus, dass es Menschen
gibt, die sich verbindlich darum kümmern, dass das gute Stück
auch tatsächlich herauskommt. Dies ist die Redaktion, die sich um
die Artikel und die organisatorische Herstellung der Zeitung kümmert.
Bei regelmäßigen Veröffentlichungen ist es ganz gut, wenn
die Leute schon vom Äußeren erkennen, vom wem sie kommen. Darum
ist es sinnvoll, dass eine Zeitung immer den gleichen Kopf hat, also den
Namenszug oder ein Zeichen. Dann ist auch die Anordnung der Artikel wichtig,
dass die Fotos gut zu erkennen sind (nicht einfach kopieren) und dass
es eine Inhaltsangabe gibt.
Eine Zeitung kauft mensch meist nach dem äußeren Erscheinungsbild,
deshalb sollte die Titelseite immer Eure besondere Aufmerksamkeit genießen.
Wer mit dem Titel nichts anfangen kann, kauft auch die Zeitung nicht.
Natürlich ist es nicht unbedingt notwendig, für die Zeitung
Geld zu verlangen. Viele Gruppen verteilen ihre Zeitungen auch kostenlos,
z.B. vor Schulen.
Günstig ist es auch, politische Themen mit »unpolitischen«
zu mixen, wie z.B. mit kulturellen Dingen (Plattenbesprechungen, Partytipps).
Dadurch wird das Blatt für mehr LeserInnen interessanter, die sich
mit ihren Augen dann auch mal in einen inhaltlichen Artikel über
Rassismus »verirren«.
Noch was Rechtliches: Es gibt ein sogenanntes Pressegesetz, das alle gedruckten
Veröffentlichungen betrifft. Wichtig ist es vor allem bei Flugblättern
und Zeitungen: Es muss immer einen »presserechtlich Verantwortlichen«
geben, dessen oder deren Name und Adresse als »V.i.S.d.P.«
(Verantwortlicher im Sinne des Pressegesetze«) abgedruckt werden
muss (in Zeitungen innerhalb des »Impressums«). Wenn kein
V.i.S.d.P. angegeben ist, kann es für die VerteilerInnen Ärger
geben. Manche Zeitungen und Gruppen sollen gerüchteweise jedoch auch
mit schwer auffindbaren Personen abgemacht haben, dass sie die presserechtliche
Verantwortung tragen...
JedeR AutorIn ist offiziell selbst für den eigenen Artikel verantwortlich
(sofern feststellbar). Es muss aber nicht unter jedem Artikel der Name
stehen. Außerdem bleibt es im Ermittlungsfall den Bullen oder Gerichten
überlassen, den Autor bzw. die Autorin rauszukriegen oder den schwer
auffindbaren »Verantwortlichen i.S.d.P.« zu suchen. <-\
/->
Wo schreibe ich bloß hin?
Fanpost
Viele
politische Gruppen arbeiten so, dass sie auch auf Postkontakt mit anderen
angewiesen sind. Wenn Ihr eine Zeitung oder Flugblätter herausgebt
oder auch eine im Allgemeinen ansprechbare Gruppe seid, ist es wichtig,
irgendwie erreichbar zu sein.
Eine Privatadresse sollte zu diesem Zweck nicht benutzt werden, da Bullen
oder Faschos das benutzen könnten, um gezielt gegen Einzelne vorzugehen.
Es ist des halb ratsam, eine andere Lösung zu suchen: Da bietet sich
vor allem an, eine andere Adresse mitzubenutzen. Das könnte z.B.
ein Buchladen, Ökoladen, Kollektiv oder irgendein politisches Projekt
sein. Nicht so günstig sind Parteien, da mensch dann immer gleich
mit dieser Partei gleichgesetzt wird, auch wenn das gar nicht so ist.
Praktisch sieht das dann so aus, dass ihr ein Fach oder so was in dem
Laden habt und die Leute dort diejenigen kennen, die auch die Post von
dort abholen dürfen. Wenn dann Briefe geschickt werden, sieht das
z.B. so aus:
Antifagruppe
c/o Buchladen
Hauptstr. 100
12345 Dingshausen
Daneben
gibt es auch die Möglichkeit, bei der Post ein Postfach einzurichten.
Hierzu müsst Ihr allerdings Euren Pass vorlegen, Eure Daten sind
nicht vor Zugriffen sicher und es kostet auch noch Geld. Über das
schöne Medium Computer kann mensch sich eine E-Mail-Adresse einrichten.
Eigentlich muss da auch ein Mensch für gerade stehen, aber das ist
umgehbar (Euer privater Internetanschluss kann allerdings von der Polizei
zurückverfolgt werden). Eine »richtige« Postadresse ist
meistens aber trotzdem nötig, da viele Menschen immer noch keine
eigene e-mail besitzen.
Ansonsten sollte es immer Leute geben, die bei Euch für die Bearbeitung
von Post zuständig sind, damit diese nicht wochenlang liegen bleibt
oder gar nicht beantwortet wird. Ansonsten schreibt Euch bald keiner mehr.
<-\
/->
Wir kriegen euch alle!
Recherche
Eine
wichtige Grundlage für antifaschistische Arbeit ist die Recherche.
Rechercheergebnisse helfen, die Faschos besser einzuschätzen, die
Drahtzieherinnen hinter rechten Strukturen zu kennen und sie mit den gesammelten
Fakten in der Öffentlichkeit zu isolieren. Ziel von Recherche ist
es auch herauszufinden, was sie in Zukunft für Pläne und Strategien
haben, welche Gefahr von ihnen ausgeht etc.
Wichtig ist bei Recherche vor allem Genauigkeit. Ihr verliert schnell
an Ansehen und Vertrauen, wenn herauskommt, dass der böse Nazi-Kader,
den Ihr ausfindig gemacht habt, in Wirklichkeit ein ganz normaler Bürger
mit kurzen Haaren oder die vermeintliche Freundschaft zwischen eurem Bürgermeister
und DVU-Chef Frey einfach ein Hirngespinst ist. Wir wollen damit sagen,
dass für alle Behauptungen, die Ihr aufstellt, auch Beweise und Fakten
vorhanden sein sollten, damit Euch geglaubt wird und die öffentliche
Empörung auf Eurer Seite ist. Recherche bedeutet nicht »nur«,
mit der Kamera neben Fascho-Demos zu stehen und die ersten Reihen abzufotografieren
oder aufzuschreiben, wer mit wem wo gesehen wurde. Wir haben hier verschiedene
Methoden aufgezählt, vieles steht aber auch nicht dabei. Schließlich
wollen wir den Nazis nicht verraten, wie wir an die Informationen über
sie kommen. Klammert Euch also nicht nur an den Tipps und Ratschlägen
von uns fest, sondern versucht eigene Sachen aus und seid phantasievoll.
Fragt Leute, die Ihr kennt, ob sie Erfahrungen mit Recherche haben.
Ein erster Anfang für Eure Recherche ist, genau die Zeitungen zu
studieren und alles, was Ihr an Artikeln über Rechtsextreme findet,
auszuschneiden und zu archivieren. Dazu gehören natürlich auch
Übergriffe, die meistens nur noch als kleine Randnotiz auftauchen.
Hiermit kriegt ihr schon mal einen ersten Eindruck, was so in letzter
Zeit in Eurer Gegend los war, wo die Schwerpunkte rechter Aktivitäten
liegen oder welche Projekte sie anscheinend gerade verfolgen. Bei den
üblichen Tageszeitungen ist jedoch Vorsicht geboten. Oft ist das
Thema »Rechtsextremismus« eine kurze Zeit lang der Renner,
dann wird wieder gar nicht oder nur schlampig berichtet, obwohl allerhand
los war.
Auch die Faschos haben ihre Zeitungen, Broschüren und Musik-Fanzines.
Sie geben oft wichtige Einblicke in ihre Aktivitäten und Vorhaben.
Allerdings sind sie nicht einfach an jedem Kiosk zu kaufen. Meistens müssen
sie bestellt werden, was nicht über die eigene Adresse passieren
sollte. Es ist schon vorgekommen, dass die Nazis erst einen kleinen Hausbesuch
abstatten, ehe mensch das Zeugs zugesandt bekommt. Besser ist deshalb,
dass Ihr Euch um »tote Briefkästen« oder andere sichere
Wege kümmert.
Nach einem Übergriff gibt es die Möglichkeit, mit einem/r Betroffenen
Kontakt aufzunehmen. Er/Sie wird noch viele Informationen für Euch
haben, die nicht in der Zeitungen standen, z.B. über das genauere
Aussehen der TäterInnen oder andere Auffälligkeiten.
Gefährlicher wird es dann schon, wenn Ihr die Aktivitäten der
Nazis (Flugblattverteilaktionen, Aufmärsche, Veranstaltungen) direkt
beobachten, und vielleicht einige Schlüsselfiguren der Szene ablichten
wollt. Beobachtungen sind jedoch wichtig, um herauszufinden wie hoch der
Organisierungsgrad der Nazis ist, wer mit wem zusammenarbeitet, was ihre
Pläne für die Zukunft sind usw. Es ist immens wichtig, dass
Ihr bei solchen Beobachtungsaktionen Euer schönes, zeckiges Punkeroutfit
zu Hause lasst, und Euch angemessen kleidet, um nicht aufzufallen. Derartige
Aktionen sind nicht ohne Risiko und auf keinen Fall solltet Ihr sie alleine
durchziehen.
Solltet Ihr davon erfahren, dass ein für Euch wichtiger Nazi vor
Gericht muss, ist es gut, den Besuch der Verhandlung zu organisieren.
Gerichtsverhandlungen sind meistens öffentlich und werden über
Aushang bekannt gegeben.
Wenn Ihr etwas über bestimmte Personen, Organisationen, Parteien,
Vereine wissen wollt, ist es immer gut, sich einfach mal durch Lesen in
Bibliotheken oder Buchläden schlau zu machen. In manchen Städten
gibt es auch Antifa-Archive, mit denen Ihr Kontakt aufnehmen könnt.
Es kann auch vorkommen, dass Ihr »vertrauliche« Informationen
bekommt. Mit solchen Informationen müsst Ihr verantwortlich umgehen
und auch bei eventuellen Aktionen darauf achten, dass Euer Informant nicht
dadurch enttarnt wird.
Ergebnisse
nutzen!
Nach
einiger Zeit werdet Ihr Euch überlegen müssen, wie Ihr Eure
recherchierten Ergebnisse nutzt. Wenn sie nur unter Eurem Bett (wo sie
eigentlich nicht aufbewahrt werden sollten, der Setzer) verstauben, ist
damit niemandem geholfen. Recherche ist eben kein Selbstzweck, sondern
nur eine notwendige Grundlage für antifaschistische Arbeit. Eine
Möglichkeit ist, Eure Informationen engagierten JournalistInnen zukommen
zu lassen, die dann aufgrund Eurer Fakten einen Artikel in ihrer Zeitung
darüber schreiben. Es ist deshalb gut, schon früh Kontakte zu
Presseleuten zu schließen.
Wenn Ihr viele Fakten über einen bestimmten Nazikader habt, kann
es gut sein, Plakate oder Flugies mit seinem Foto darauf zu machen, die
an seinem/ihrem Arbeitsplatz und Wohngebiet verteilt und geklebt werden.
Wichtig ist dabei, dass Ihr in einem kurzen Text auf dem Plakat die Verflechtung
der Person mit der Naziszene aufweisen könnt, damit es auch plausibel
erscheint. Schön ist auch, wenn Ihr seine Adresse, seine Telefonnummer
und seine Autonummer mit draufpackt. Das solche Flugblätter nicht
legal sind, dürfte Euch klar sein. Deswegen: Nicht erwischen lassen!
Die Erfahrung hat gezeigt, das veröffentlichte Nazis erst mal ziemliche
Panik schieben, weil sie aus ihrer Anonymität gezerrt wurden und
auch die normalen Bürgers nicht gerne neben einem Faschisten wohnen.
Habt Ihr genügend Informationen über ein Projekt der Nazis gesammelt,
könnt Ihr auch eine Veranstaltung machen, zu der Ihr auf jeden Fall
auch Presseleute einladen solltet.
Anti-Antifa
Auch
die Faschos versuchen, Recherchearbeit zu machen: Die sogenannte »Anti-Antifa«.
Wenn Ihr aktiv seid, solltet Ihr deshalb auch immer ein Auge auf Euren
Selbstschutz legen. Dazu gehört, bei Euch komisch vorkommenden Anrufen
erst mal nach dem Namen und der Nummer des Anrufers zu fragen und Ihn/Sie
zurückrufen. So habt Ihr die Möglichkeit, erst noch herauszufinden,
ob er/sie wirklich der/die ist, für den er/sie sich ausgibt. Auf
jeden Fall solltet Ihr darauf achten, nicht allen möglichen Leuten,
die Euch auf Eure Arbeit ansprechen, gleich alles aus Eurer internen Arbeit
aufzutischen. Generell solltet Ihr Euch überlegen, ob es überhaupt
gut ist, wenn alle Leute wissen, dass Ihr bei der Antifa seid.
Alle Auffälligkeiten in Eurem Umfeld, die auf ein Interesse der Faschos
an Euch hinweisen, solltet ihr auf Film festhalten. Auch Drohanrufe, die
auf dem Anrufbeantworter landen, sollten nicht einfach überspielt,
sondern aufgehoben werden. Vielleicht braucht Ihr sie noch mal. Bei der
Telekom kann mensch auch beantragen, dass alle Anrufe, die einen erreichen,
aufgezeichnet werden.
Besonders wichtig ist die Solidarität Eurer FreundInnen. Besprecht
die Sachen, die vorgekommen sind gemeinsam und überlegt, wie Ihr
zusammen dagegen vorgehen könnt. Überhaupt ist bei der Recherche
wichtig, dass Ihr nicht Paranoia kriegt und in jeder komischen Begebenheit
sofort einen Spitzelversuch der Faschos vermutet. Bleibt mit den Füßen
auf dem Boden: Mensch kann sich sonst immer weiter in so eine Paranoia
reinsteigern. <-\
/->
Hat noch jemand eine Frage?
Veranstaltungen
Unter
Veranstaltungen verstehen wir in diesem Fall nicht Demos oder dergleichen,
sondern Info- und Diskussionsveranstaltungen, die zwar auch (meistens)
öffentlich sind, aber trotzdem noch überschaubar. Eine Veranstaltung
muss gut vorbereitet werden, um die BesucherInnen nicht zu langweilen,
sie zu interessieren und zur Diskussion zu ermutigen. Es braucht Menschen,
die die Veranstaltung inhaltlich klarmachen, die sie vorher (falls gewünscht)
bekannt machen und die für den organisatorischen Ablauf sorgen.
Bei der Vorbereitung müssen auf jeden Fall eine Reihe Punkte geklärt
werden:
*
Wie soll sie genau ablaufen? Also z.B. Gliederung in Information durch
eine/n ReferentIn und anschließende Diskussion.
* Welcher Mensch wäre für eventuelle Referate geeignet und auch
bereit? Soll der Vortrag mit Dias oder Overhead-Projektor begleitet werden?
* Soll ein Film gezeigt werden? Vorsicht: Zu schwierige oder lange Filme
können die Stimmung ungeheuer drücken. An welcher Stelle kommt
der Film?
* Soll es mehrere klar getrennte Blöcke geben? Gibt es dazwischen
Pausen? Es sollte möglichst keine zusammenhängenden Blöcke
über zwei Stunden geben, lieber 15-Minuten Pausen einplanen wegen
der Konzentration.
* Wer kümmert sich um das Mieten, Auf- und Abschließen der
Räume, Aufhängen von Infomaterial, Aufbauen und Betreiben eines
Infostandes usw.?
* Falls eine Diskussionsveranstaltung geplant ist, muss klar sein, ob
auch technisch eine Diskussion möglich ist, vor allem bei größeren
Räumen. Notfalls muss eine Verstärkeranlage besorgt werden.
* Wie viele Menschen werden erwartet? Danach muss sich die Größe
des Raumes bestimmen, denn zu kleine Räume sind ungünstig für
die Konzentration, zu große für die Stimmung.
* Wo und wie wird für die Veranstaltung geworben? Szene-Veranstaltung
= Szenelokale/Zeitungen; Jugendliche = Jugendclubs und Schulen; »Normalbürger«
= Plakate in den Straßen und Kaufhäusern, lokale Zeitungen.
* Ist ein Schutz nötig? Wenn ja, wer organisiert ihn? Wo können
die BesucherInnen notfalls den Ort verlassen?
* Wie wird bei eventuellen Provokationen reagiert, wie bei Polizeieinsätzen?
Es ist sehr wichtig, eventuelle Zwischenfälle oder einen ungeplanten
Verlauf der Veranstaltung zu berücksichtigen.
* Ist es in Ordnung, wenn Leute fotografieren und/oder Tonaufnahmen machen?
Falls nicht, sollte das auch kontrolliert werden können. Außerdem
sollte das Fotografierverbot vorher noch mal angesagt werden und vielleicht
ein Schild im Eingangsbereich darauf hinweisen.
* Es sollte ein für alle BesucherInnen einsehbarer Terminplan vorhanden
sein, damit mensch immer die Übersicht hat, an welchem Punkt sich
die Veranstaltung gerade befindet.
* Tja, und zum Schluss: Wer macht nach der Veranstaltung wieder sauber?
Eine
Info- oder Diskussionsveranstaltung muss mensch immer als eigenständige
Aktion betrachten! Jede Veranstaltung ist anders und hat sozusagen ihre
eigene Psyche. Es kann passieren, dass sie total gut vorbereitet und auch
spannend gemacht ist, trotzdem langweilen sich die Leute, quatschen oder
hauen nach einer Stunde schon wieder ab. Andersherum kann es auch total
gut laufen und die TeilnehmerInnen sind wirklich interessiert, denken
mit, stellen Fragen und bieten vielleicht ihre Mitarbeit an. Für
solche Fälle muss auch klar sein, dass Ihr darauf reagieren und Antworten
oder Möglichkeiten für Aktivitäten anbieten könnt.
Andererseits darf mensch sich vom schleppenden Verlauf einer Veranstaltung
nicht frusten lassen, sondern muss auch damit umgehen.
Es ist wichtig, eine Veranstaltung möglichst interessant zu gestalten,
abwechslungsreich und mit Raum für eventuelle spontane Diskussionen
oder Aktivitäten. Wenn sie bis oben hin vollgestopft ist, Film, dann
Referate, dann kurze Diskussion und Schluss, dann ist es wie in der Schule,
eben pauken. Gut ist es, wenn es nach einem schwierigen Referat eine kurze
Pause gibt. Sinnvoll ist es auch neben dem Erzählten etwas anschauen
zu können, wie z.B. Stellwände, Infotafeln, Broschüren.
Es muss darauf geachtet werden, dass an Informationen auf der Veranstaltung
vor allem das Wesentliche rüberkommt, nicht allzu weit abgeschweift
wird und dass es einen »roten Faden« gibt, der logisches Mitdenken
ermöglicht. Zuviel Durcheinander (z.B. bei Vorträgen) hat nur
das Ergebnis, dass die ZuhörerInnen nicht mehr folgen können
und abschalten.
Es hat sich bewährt wenn z.B. zwei oder drei Leute eine Info-Veranstaltung
leiten und sich gegenseitig ergänzen. Während einer erzählt,
kann ein anderer gleichzeitig Folien auf den OH-Projektor legen.
"Am besten ist immer, wenn ein/ e ReferentIn frei sprechen kann und
nicht den ganzen Vortrag vom Blatt abliest. Wer den Inhalt einigermaßen
weiß, kommt auch mit einem Zettel mit Stichpunkten aus. Dadurch
wird eher der Eindruck des Erzählens vermittelt, als der des Vorlesens.
Der
Mensch, der erzählt, sollte auch in der Lage sein, auf Zwischenfragen
zu antworten bzw. sich ansonsten Fragen zu merken oder zu notieren und
an geeigneter Stelle zu beantworten.
Bei schwierigen inhaltlichen Veranstaltungen ist es gut, wenn es vorher
einen Reader gibt. Das ist ein Text bzw. eine Textsammlung, die bereits
einiges an Inhaltlichem vorgibt, damit die TeilnehmerInnen sich schon
vorher zu einigen Punkten Gedanken machen können. Genauso gut kann
es günstig sein, einen solchen Reader im nachhinein zusammenzustellen,
z.B. mit den Referaten und den wichtigsten Diskussionsbeiträgen und
eventuellen Ergebnissen. Aber das sind natürlich nur spezielle Möglichkeiten
für ganz bestimmte Veranstaltungen.
Volxküche
Eine
Veranstaltung ganz anderer Art ist das regelmäßige Organisieren
von Volxküchen. Eine Volxküche besteht aus einfachem, meist
vegetarischen Essen, was gegen Spende oder Selbstkostenpreis verkauft
wird. Das dahinterstehen de Verständnis ist, dass Essen eine Grundbedürfnis
ist und nicht zum Profitmachen da sein sollte. Mit dem Organisieren von
Voküs können auch Leute bei Euch Essen, die nicht das dicke
Geld haben, mensch lernt neue Leute kennen und Spaß machen tut es
ja meistens auch. Das Essen für die Vokü kauft Ihr am besten
in billigen Discountern. Für Obst und Gemüse kann mensch auch
auf Märkte gehen, und die HändlerInnen fragen, ob sie Euch altes
oder angemacktes Zeugs umsonst schenken wollen. Am besten geht das, wenn
sie gerade am Abbauen sind. So was könnt Ihr natürlich nur an
geeigneten Orten mit großer Küche (kocht mal für 40 Leute!)
und Essraum machen. . <-\
/->Hat
noch jemand eine Mark?
Geld
organisieren
Die
meiste politische Arbeit kostet Geld, und wenn Ihr als unabhängige
Gruppe arbeitet (also keine Partei o.ä. im Hintergrund steht), dann
müsst Ihr selbst die nötige Kohle dafür auftreiben. Wichtig
ist dabei, dass sie möglichst regelmäßig reinkommt. Alle,
die in der Gruppe sind, könnten z.B. Mitgliedsbeiträge oder
so was in eine gemeinsame Kasse einzahlen, was natürlich auch Nachteile
hat (Zwang oder nicht, manche haben weniger Kohle).
Ihr solltet Euch aber auf jeden Fall Gedanken zur gemeinsamen Finanzierung
machen. Möglichkeiten dafür gibt' s eigentlich eine ganze Menge:
Leute mit politischem Anspruch und etwas mehr Schotter kann mensch ruhig
mit dem Hinweis auf Ihr politisches Gewissen mit nachdrücklicher
Bitte um Spenden anmachen. Für Spenden eignen sich auch progressive
Buchläden, manchmal Kollektive, Naturkostläden usw. Den Spendern
erzählt mensch was allgemeines über Antifa-Arbeit, interne Sachen
gehen die aber nichts an. Bei Spenden von politischen Organisationen ist
Vorsicht geboten, da sie an irgendwelche Bedingungen geknüpft sein
können (»...legt doch mal unser Flugblatt mit auf den lnfotisch...«).
Es gibt auch noch die Möglichkeit, Gelder bei den Allgemeinen Studenten
Ausschüssen (AStA) zu beantragen (was aber auch nicht mehr so prickelnd
klappt) oder bei andere Gruppen, wie Stiftungen, Fonds, usw. Bei der Beantragung
darf mensch ruhig mal ein wenig die Phantasie spielen lassen...
Eine weitere Möglichkeit, an Kohle zu kommen, sind Soli-Konzerte/Parties,
die Beteiligung an Straßenfesten etc., wo mensch auch gleich die
eigenen Veröffentlichungen auslegen kann.
Es gibt auch die Erfahrung, dass mit gemeinsamer Arbeit die Gruppenkasse
auf gebessert werden kann, z.B. in dem mensch Zeitungen oder Kuchen verkauft
oder sogar auf Trödelmärkten Zeug verschachert oder auch einfach
irgendwo ein Spendendöschen aufstellt.
Wenn Ihr die Möglichkeiten dazu habt, könnt Ihr auch T-Shirts
mit eigenen Motiven bedrucken lassen oder eigene Soli-Tapes aufnehmen.
<-\
/->
Party, Pogo, Pop
Konzis
und Parties
Eine
der ertragreichsten, aufwendigsten und nebenbei noch spaßigsten
Arten, Geld zu bekommen, sind Soli-Parties und -Konzerte. Soli meint:
Der Gewinn ist für politische Aktivitäten bestimmt.
Als erstes sollte mensch sich über Charakter und Umfang solcher Aktionen
im klaren sein: Ob es mehr ein Szene-Punkkonzert im kleinen Kreis oder
die Riesen-Techno-Party über drei Stockwerke sein soll, obwohl dabei
natürlich der politische Anspruch leicht in den Hintergrund gedrängt
werden könnte, der nicht außen vor gelassen werden sollte (wir
sind ja nicht irgendwer).
Dann muss eine geeignete Örtlichkeit gesucht werden. Dabei bieten
sich vor allem besetzte Häuser oder diverse Jugendclubs an. Am günstigsten
sind natürlich Orte, wo mensch wenig bzw. gar keine Miete zahlen
muss oder wo der Preis zumindest verhandelbar ist, falls die Party finanzielle
Verluste einbringt.
Daneben muss sich um Bands und um DJ's gekümmert werden, wobei natürlich
Anzahl und Bekanntheitsgrad keine Grenzen gesetzt sind. Allerdings sollten
die Leute möglichst umsonst arbeiten bzw. nur ihre Unkosten (wie
z.B. Anreise) erstattet kriegen, also ihrerseits für Euch ihren Soli-Beitrag
leisten. Auf die Inhalte der Texte sollte mensch auch ein Auge werfen
(z.B. haben manche HipHop-Gruppen vielleicht irre gute Ansichten zum Thema
Rassismus, sind aber extrem sexistisch). Wenn niemand persönliche
Kontakte zu einer Band hat, dann sollte mensch sie direkt anfragen ( Telefonnummern/Adressen
sind oft bei Platten dabei).
Ein weiteres Problem ist, eine geeignete Anlage oder Band-Equipement zu
kriegen. Bestenfalls bringen die Bands oder DJ's den Kram selber mit oder
mensch kann ihn sich irgendwo leihen. Sonst gibt es so was auch noch in
Läden zu mieten (ein Blick in die »Gelben Seiten« kann
helfen), was aber relativ teuer sein kann. Bei der Getränkeorganisation
sollte mensch möglichst auf Kommission kaufen, damit nicht so knapp
kalkuliert werden muss, denn eine Party mit zu wenig Getränken ist
blöde. Dass Ihr möglichst Pfandflaschen kaufen solltet, ist
ja wohl klar. Achtet darauf, dass Ihr die auch zurückkriegt, also
am besten selber Pfand nehmen auf Flaschen und Becher.
Dann muss für die Veranstaltung natürlich auch geworben werden.
Je nachdem, wie viele Menschen kommen sollen, muss mensch die Möglichkeiten
von Mund-zu-Mund-Propaganda bis zum großangelegten Plakatieren ausschöpfen,
wobei mensch gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen kann, wenn
auf den Plakaten die politische Ansicht nicht verschwiegen wird. Daneben
kann auch umsonst über Radio oder Veranstaltungszeitschriften geworben
werden, da diese ihren HörerInnen/Leserlnnen gerne die angesagtesten
Partys mitteilen. Handzettel sind auch gut, weil sich die Leute dadurch
persönlich angesprochen fühlen.
Wenn mensch Lust und Phantasie hat, können auch Highlights wie z.B.
eine Cocktailbar, Vokü (Volxküche), Tombola oder eine Sahnetortenschlacht
vorbereitet werden, die auf den Partyflugies auch einen gewissen Anzieheffekt
besitzen können.
Als sinnvoll hat sich ein Schichtplan gezeigt. indem die Leute für
einen bestimmten Zeitraum bestimmte Aufgaben verbindlich übernehmen.
Vor allem müssen genügend Leute für den Aufbau und das
Dekorieren und noch dringender für das Aufräumen da sein. Die
Leute sollten ihre Schicht nicht schon vollkommen besoffen antreten und
auch sonst ein gewisses Maß halten, da es sonst zu peinlichen Schnitzern
kommen kann. Vom Verzählen beim Geld bis dahin, dass die gesamten
Biervorräte selbst ausgetrunken werden.
Für eine Party oder ein Konzert müsst Ihr auf jeden Fall genug
Kleingeld zum Wechseln mitbringen und auch ein Stempelkissen für
die Leute, die raus- und reingehen wollen. Wenn jemand mal nicht das nötige
Kleingeld, hat sollte das auch nicht so ein Problem sein.
Auf Parties/Konzerten sollte es generell einen Schutz geben, da die unmöglichsten
Typen anrücken können und im Vollrausch die nettesten Leute
ziemlich unangenehme Aktionen bringen.
Gut ist es, am Eingang ein Schild anzubringen, dass Leute, die rassistische
oder sexistische Sprüche klopfen, gleich rausfliegen (siehe auch
die Rubrik zu Schutz). Je nachdem was für Leute auf die Party kommen,
sollte überlegt werden, ob mensch nicht versucht seine politischen
Inhalte zu vermitteln. Dies kann z.B. durch einen Kurzvortrag am Anfang
des Konzertes, durch Stellwände mit Texten und Fotos, aufgehängte
Transpis oder auch nur durch einen Infotisch passieren.
Die hier angepeilten Dimensionen der Parties/Konzerte sind in sehr kleinen
Orten sicher nicht zu verwirklichen. Auch hört sich das vielleicht
etwas kompliziert und großdimensioniert an, aber am Anfang könnt
Ihr ja kleiner Anfangen und erst mal Erfahrungen sammeln.
Zum Schluss ist noch zu sagen, dass ein/e Party/Konzert nicht nur eine
lustige Art zum Geld einnehmen ist, sondern auch eine alternative Kultur
vermitteln sollte, was total wichtig ist. Mensch lernt die Leute aus seiner
eigenen Gruppe von einer ganz anderen Seite kennen, kann Kontakte zu Leuten
aus anderen politischen Zusammenhängen knüpfen oder politisch
Interessierte hören so von Euch und wollen vielleicht bei Euch mitmachen.
<-/
/->
Antifa heißt...
Nazi-Aufmärsche
Der
letzte Hit der Antifa ist in der letzten Zeit die Verhinderung bzw. Behinderung
von Fascho-Aufmärschen. Wir wollen hier nicht Tipps abgeben, wie
die beste Gegenorganisation auszusehen hat, denn das orientiert sich an
den lokalen und regionalen Verhältnissen und Möglichkeiten.
Allgemein aber denken wir, dass sich Antifa-Arbeit nicht darauf beschränken
sollte, hinter jedem Aufmarsch hinterher zudüsen und ab und zu mal
ein paar Nasen zu erwischen, denn das ist perspektivlose »Feuerwehrpolitik«.
Eine Verhinderung von solchen Aufmärschen ist durch die Großeinsätze
der Polizei, die die Faschisten schützen, sehr schwer geworden. Mensch
muss sich klar sein, dass sowohl die Faschisten, als auch die Bullen gegen
einen sind. Selbstverständlich haben die Kapitel zu Aktionen und
zu Demos auch bei Aufmärschen volle Gültigkeit (von wegen in
Gruppen hinfahren und so). Als Gruppe, die zu einem Aufmarsch hinfährt,
solltet Ihr klar haben, was Ihr vorhabt und wie weit Ihr gehen wollt (und
das dann auch entschlossen), damit Ihr nicht irgendwann planlos herumsteht
oder die eine Hälfte losrennt und die andere stehen bleibt.
Auf der Hin- wie auch auf der Rückfahrt müsst Ihr die Augen
offen halten, denn Eure Wege könnten sich mit denen der FaschistInnen
kreuzen. Dies kann zu unangenehmen Überraschungen auf dem Rastplatz
oder im Zugwaggon führen, was mensch aber auch bezwecken kann (mit
den nötigen Leuten natürlich).
Ihr solltet Euch entscheiden, ob Ihr auf eventuelle Gegendemonstrationen
geht oder Euch z.B. in einer kleineren Gruppe mal den Aufmarsch »anguckt«.
Eine große Gruppe bzw. die Gegendemo hat den Vorteil, dass sie sicherer
für Euch ist und Ihr im Konfrontationsfall recht stark seid, was
für Leute ohne größere Erfahrung vielleicht am Besten
ist. Dafür fallt Ihr natürlich sehr viel mehr auf und die Bullen
können Euch viel besser beobachten und Euch im Zweifelsfall davon
abhalten durchzukommen. Dann passiert gar nichts oder Ihr arbeitet Euch
bei den Bullen ab, denn meistens karren sie ein Riesenaufgebot an, bei
dem ein Durchbruch sehr schwierig (aber auch nicht unmöglich) ist.
Als Kleingruppe seid Ihr sehr viel mobiler, aber gegen einen Faschopulk
habt Ihr alleine erst mal wenig Chancen. Das heißt, im Ernstfall
kann es sehr gefährlich werden. Deswegen solltet Ihr Euch kennen
und aufeinander eingespielt sein und auch nicht das erste Mal bei solchen
Aktionen dabei sein. Das soll aber nicht heißen, dass»Unerfahrene«
nie mitgenommen werden sollen.
Am besten ist, Ihr koordiniert Euch mit anderen Gruppen, mit denen ihr
irgendwo zusammentreffen könnt, wenn es nötig ist, handlungsfähiger
zu sein. Dabei kann z.B. ein Handy recht hilfreich sein. Aber auch hier
sollte mensch vorsichtig sein, denn es kann abgehört werden. Am besten
ist es, sich ein Handy auszuleihen. Wenn Ihr nichts tun könnt oder
wollt, könnt Ihr Euch noch immer der Gegendemo anschließen.
Wenn die Bullen ein Großaufgebot auffahren ist der Faschoaufmarsch
meist großräumig abgeschirmt und auch kleine Gruppen weitab
einer Gegendemo werden kontrolliert, wobei es dann großzügig
Platzverweise hagelt. Alle sollten sich deshalb hübsch anständig
anziehen, um nicht allzu sehr aufzufallen (wobei meist alle Menschen unter
25 für die Bullen verdächtig sind) und möglichst Klamotten
zum Wechseln dabeihaben bzw. über dem hübschen Rolli eine hübsche
Jacke anhaben, die mensch im hübschen Rucksack verstauen kann, falls
es notwendig wird.
Auch diverses Repertoire zur Selbstverteidigung sollte gut getarnt sein.
Am besten mensch schleppt einen alltäglichen Gegenstand (vielleicht
eine Flasche im Einkaufsbeutel) mit sich rum, den mensch im Notfall auch
gut anderweitig verwenden kann. Wenn so was von den Bullen gefunden wird,
kann es manchmal natürlich trotzdem Ärger geben.
Wenn der Aufmarsch selber unangreifbar scheint, gibt es noch viele andere
Möglichkeiten. Der Aufmarsch kann durch viel Krach, Transparente
und Flugblätter, die schon vorher auf der Route deponiert wurden,
gestört werden. Außerdem kann die Hin- oder Abfahrt der Faschos
behindert werden (z.B. am Bahnhof warten, Straßen blockieren, Busse
abfangen, die Busunternehmen im Vorfeld anschreiben, sie aufklären
und auffordern die Faschos nicht zu transportieren usw.). Wenn die Faschos
mit Bussen und Pkws ankommen, müssen die ja auch irgendwo rumstehen.
Passt aber auf, denn beim Abstechen eines Busreifens ist schon mal jemandem
das Trommelfell geplatzt. Bei Pkws ist so was kein Problem, aber bei größeren
Reifen, sollte mensch vorher mit einem spitzen Gegenstand (Schlüssel,
Kuli) aus dem Ventil etwas Luft rauslassen, weil der Druck sonst zu hoch
ist. Bei solchen Sachen sollte das Gesicht natürlich nach Möglichkeit
verdeckt sein.
Zum Abschluss nochmal die Leier, dass Ihr vorsichtig sein müsst und
nicht mehr tun solltet, als Ihr Euch zutraut. Betrachtet auch nicht jeden
Menschen mit Glatze und Bomberjacke als Freiwild, sondern wählt Eure
Ziele mit Bedacht. <-\
/->
Bildet Ketten
Blockaden
Sehr
wichtig und sinnvoll ist der Versuch, faschistische Treffen oder Veranstaltungen
zu verhindern. Dies funktioniert manchmal mit Hilfe
von Blockaden, indem mensch z.B. deren Treffpunkte oder Veranstaltungsorte
blockiert/besetzt.
Es gibt zwei unterschiedliche Herangehensweisen bei solchen Blockaden:
Entweder wird die Blockade konspirativ vorbereitet und begonnen, also
so, dass außer den Beteiligten niemand vorher etwas davon erfährt.
Der Überraschungseffekt ist so am größten und auch die
Chance, das Treffen tatsächlich zu verhindern. Die betroffenen Faschisten
können normalerweise nicht so schnell auf einen anderen Ort ausweichen,
außer natürlich sie sind ganz fit und haben dies schon im voraus
einkalkuliert.
Es gibt aber auch die Möglichkeit, eine Blockade vorher groß
anzukündigen, um so möglichst viele Menschen zu mobilisieren.
Es kann natürlich auch versucht werden, Blockaden im Voraus oder
spontan als Kundgebungen anzumelden. In der Regel wird dabei aber der
Ort der Kundgebung verboten bzw. in einige Entfernung vom Fasch-Treffpunkt
verlegt. Außerdem ist es fast sicher, dass die Faschos sich eine
Ausweichmöglichkeit organisieren und dass die Bullen sich gut vorbereitet
haben, um die Blockade verhindern zu können. Gut ist es, wenn die
Nazis auch an ihrem Ausweichort besucht werden.
Bei Blockaden ist es immer sehr wichtig, dass es eine gute Vorbereitung
gibt. Dazu gehört auch, sich gute Ortskenntnisse anzueignen, da es
wichtig ist, die Umgebung des Fascho-Treffs und diesen selbst zu kennen.
Vor einer Blockade kann mensch mit dem/r WirtIn sprechen, um ihn/ sie
zur Kündigung des Vertrages mit der Faschogruppe zu bewegen. Das
hatte schon ziemlich oft Erfolg, da die WirtInnen als UnternehmerInnen
natürlich den finanziellen Gewinn der Veranstaltung mit dem eventuellen
Verlust bei Auseinandersetzungen aufrechnen. Zudem kann mensch auch auf
die Negativschlagzeilen hinweisen, die eine faschistische Veranstaltung
für diese Kneipe mit sich bringt.
Zu der Vorbereitung einer solchen Aktion gehört vor allem, sich den
Ablauf der Blockade vorher genau klarzumachen. Speziell, was die verschiedenen
möglichen Situationen angeht, die unvorhergesehen eintreten können.
Vor Ort müssen Entscheidungen manchmal innerhalb von Sekunden gefällt
werden. Dann ist es gut, wenn möglichst viele Situationen schon mal
durchgesprochen wurden. Wichtig ist auch, mobil zu sein. Es sollte Möglichkeiten
geben, schnell zu einem anderen Veranstaltungsort zu wechseln.
Die Vorbereitung der Blockade sollte möglichst von Leuten getragen
werden, die dann während der Aktion auch als Aktionsleitung fungieren.
Das ist sehr wichtig, wenn kurzfristige Entscheidungen getroffen werden
müssen, ohne dass noch lange beraten werden kann. Deshalb können
das in der Regel auch nur Leute machen, die sich erstens untereinander
gut kennen und zweitens auch von allen anderen TeilnehmerInnen als »Leitung«
akzeptiert werden. Diese Gruppe muss dann auch die Möglichkeit haben
sich akustisch verständlich zu machen (Megaphon). Bei einer illegalen
Aktion wie einer Blockade versuchen die Bullen übrigens gern, die
»Rädelsführer« rauszuholen. Deshalb muss die Aktionsleitung
extra geschützt werden. Es muss im Vorfeld auch klar sein, wann eine
solche Aktion abgebrochen wird, ohne dass mensch sich an dieser Frage
vor Ort spaltet oder stundenlang diskutieren muss.
Die Gegend um den Blockadeart muss während der gesamten Zeit lückenlos
beobachtet werden, um Faschoüberfälle oder Bulleneinsätze
rechtzeitig zu bemerken und darauf reagieren zu können. Diese beobachtenden
Leute sollten mit der Leitung in Kontakt stehen. Vor der Aktion muss auch
der Schutz organisiert werden. Dieser hat dann zwei Aufgaben: Erstens
natürlich den Schutz vor Angriffen von außen, sei es durch
Faschos, Bullen oder Aktivbürger. Ein Teil des Schutzes sollte einen
Ring um die Leute der Blockade bilden und das ist gleichzeitig auch die
zweite Aufgabe: Die Teilnehmer/innen müssen gerade bei einer solchen
Aktion zusammengehalten werden. Es kann die ganze Blockade zunichte machen,
wenn viele einzeln rumlaufen. Vor allem für den Schutz, aber auch
für alle anderen TeilnehmerInnen gilt es natürlich, »clean«
zu sein und keinen Alk o.ä. konsumiert zu haben. Ketten bilden ist
auch bei Blockaden sinnvoll und wirksam.
Wenn die ankommenden Faschos sich um die Blockade herum oder in der Nähe
sammeln, muss bei allen TeilnehmerInnen unbedingt Disziplin gewahrt werden.
Es hat keinen Sinn, wenn einzelne Leute unkontrollierte Aktionen bringen,
die der Rest nicht mitmacht und es dann abkriegt. Ob bzw. wie auf faschistische
Sprüche reagiert wird, muss geklärt werden. Vor einem Angriff
muss klar sein, ob er auch zurückgeschlagen werden kann bzw. ob mensch
sich der Konfrontation stellt oder besser aufhört. Eine Blockade
kann nur gemacht werden, wenn sie auch verteidigt wird.
Am Rande der Aktion sammeln sich meist einige Faschisten, die ja nun nicht
in ihre Versammlung kommen. Welch eine gute Gelegenheit für Hobby-FotografInnen!
Mensch sollte natürlich darauf achten, ob die Faschos auf die gleiche
Idee kommen, wogegen der Schutz vorzugehen hat bzw. mensch sich vermummen
kann, was aber verboten ist (zur Not weggucken).
Es hat sich übrigens als sehr sinnvoll erwiesen, Transparente und
Flugblätter dabeizuhaben, damit die Leute in der Nachbarschaft auch
wissen, was eigentlich vor sich geht. Transparente mit oben eingesteckten
oder eingenähten Stangen haben zudem die Funktion, Bullenknüppel
abzuhalten, was eigentlich auch verboten ist, oft aber von den Bullen
toleriert wird. Flugblätter sollten in der Nachbarschaft auch einige
Tage nach der Aktion noch mal verteilt oder in Briefkästen gesteckt
werden, um die Aktion noch mal zu vermitteln, und eventuelle Ergebnisse
und Ereignisse schon zu kommentieren.
Bei Blockaden können die Bullen in Bedrängnis kommen, weil sie
nicht wissen, wie sie reagieren sollen. Dies müssen wir ausnutzen
und z.B. bei Verhandlungen möglichst geschickt argumentieren: »Klar,
die Straße wird freigemacht, dafür ziehen dann aber die Bullen
vor der Kneipe ab...« oder so ähnlich.
Doch dabei sollte ein Prinzip klar sein: Um nicht über die Köpfe
der BlockiererInnen hinweg zu verhandeln, sollte die Verhandlung mit der
Polizei offen geführt werden. Also entweder direkt über Megaphon
oder mit sofortiger Erklärung, was gerade besprochen wird. Auf diese
Weise kann auch verhindert werden, dass z.B. Gruppen mit der Polizei mauscheln
und die Blockade spalten.
Bei Fascho-Treffen kommt es auch ab und zu vor, dass nur über einen
Schleuser der Treffpunkt bekannt gegeben wird. Das heißt, dass der
eigentliche Treffpunkt geheimgehalten wird und alle Faschos erst zu einem
bestimmten Ort fahren, wo ihnen dann der Schleuser den eigentlichen Treffpunkt
bekannt gibt. Wenn die Faschos erfolgreich sind und mensch den eigentlichen
Ort nicht erfährt, kann natürlich der Schleuser vertrieben oder
blockiert werden, so dass die Faschos ihren eigenen Treffpunkt nicht erfahren.
Es ist auch einen Versuch wert, den Treffpunkt aus dem Schleuser herauszukriegen
(schick anziehen, Bomberjacke...).
Grundsätzlich gilt: Blockaden sind illegale Aktionen, bei denen es
auf eine sehr gute Vorbereitung ankommt! Eine solche Aktion darf einfach
nicht schief gehen und das fängt schon bei der Mobilisierung an.
Wenn konspirativ mobilisiert wird, dürfen es Bullen und Nazis nicht
mitkriegen und wenn offen mobilisiert wird, muss gesichert sein, dass
viele Leute kommen.
Wir können viel vom Verlauf einer solchen Aktion bestimmen, wenn
wir uns gut drauf vorbereiten, das hat sich in der Vergangenheit oft gezeigt!
<-/
/->
Pass mal bitte dahinten auf
Schutz
Im
Laufe der vergangenen Jahre hat sich der Terror der Faschisten dermaßen
verschärft, dass wir sehr oft in der Situation sind, einen effektiven
Schutz organisieren zu müssen. Dies kann bei Demonstrationen in Fascho-Gegenden
nötig sein oder bei Veranstaltungen. Oder wir schützen ein Flüchtlingsheim
vor rassistischen Angriffen. Die Situationen, in denen ein direkter Schutz
nötig ist, nehmen immer weiter zu.
Erst mal was Allgemeines: Wenn jemand mit anderen Menschen den Schutz
eines Objekts oder von eigenen Aktivitäten übernimmt. heißt
das, dass sie bzw. er damit eine sehr große Verantwortung auf sich
lädt! Denn wenn es heißt. dass für den Schutz gesorgt
ist, dann verlassen sich auch die Leute drauf, die da hinkommen. Sie rechnen
dann damit, dass ihnen z.B. auf einer Veranstaltung nicht so schnell etwas
passieren wird. Dieser Verantwortung müssen sich alle klar sein,
die sagen, dass sie den Schutz (mit-)übernehmen!
Am sinnvollsten ist es natürlich, wenn es Leute sind, die sich bereits
untereinander kennen und vielleicht auch schon gemeinsame Erfahrungen
bei Aktionen gesammelt haben. Die können sich dann besser einschätzen
und haben mehr Vertrauen zueinander.
Es muss klar sein, wie der Schutz organisiert ist, wer an welcher Stelle
steht oder läuft, ob und welche Bewaffnung nötig ist und ob
diejenigen überhaupt in der Lage sind, den Schutz zu gewährleisten.
Der nächste Punkt ist die Disziplin: Oft sieht der »Schutz«
so aus, dass einige ganz tolle Typen mit der Baseballkeule in der Hand
auf und ab gehen, vielleicht noch eine Bierbüchse in der anderen
Hand haben und total den Harten schieben. Dies ist kein Schutz, sondern
eine Einschüchterung derjenigen, die nicht so ätzend drauf sind.
Wichtig beim Schutz ist es, dass die Leute erstens die Augen offen haben,
um eventuelle Gefahren sofort zu erkennen und zweitens, dass sie in der
Lage sind, sofort angemessen und wie vorher abgesprochen zu reagieren.
Die Absprache vorher ist die Voraussetzung dafür, dass die OrdnerInnen
wissen, was zu machen ist. Wer den Schutz macht. muss mit der eigenen
Verantwortung, dass er/sie eventuell eine Waffe einsetzt, absolut überlegt
und diszipliniert umgehen. Schon öfter gab es besoffene oder bekiffte
OrdnerInnen, die sich Heldengeschichten erzählten und dann bei einem
Faschoangriff aus Angst wegrannten (was nicht heißen soll, dass
ein geordneter »Rückzug« nicht manchmal sinnvoll wäre).
Wenn es dann zum »Einsatz« kommt, ist es wichtig, dass alle
gleichmäßig vorgehen und nicht einzelne alleine vorrennen und
dort vielleicht von den Angreifern niedergeschlagen werden. Am besten
ist sowieso immer, gemeinsam und entschlossen vorzugehen. Das schreckt
ab und stärkt uns selber. Aber auch dabei sollte immer der Grundsatz
gelten: Soviel wie nötig, aber so wenig wie möglich. Auf zwei
Provokateure etwa müssen sich nicht gleich 30 OrdnerInnen stürzen.
Oft reicht es auch aus, demjenigen eine zu knallen und raus zu begleiten.
Das kann auch ganz unauffällig geschehen. Der beste Schutz ist im
Prinzip der, den mensch gar nicht sieht. Jedenfalls ist es dumm, offen
mit einem Knüppel rumzurennen, da eventuelle AngreiferInnen so vorher
die Stärke der Ordnerlnnen abchecken können und es ihnen damit
ziemlich leicht gemacht wird. Ein »unsichtbarer« Schutz hat
zudem den Vorteil, dass OrdnerInnen in der Menge rumlaufen können,
ohne gleich erkannt zu werden. Da kriegt mensch dann vielleicht schon
die Vorbereitung von Provokationen viel früher mit.
Zu beachten ist auf jeden Fall noch, dass das Versammlungsgesetz das Tragen
von Waffen (also auch Knüppel. CS-Gas usw.) bei Demos oder Veranstaltungen
verbietet. Das ist wichtig, falls es während des Schutzes direkten
Bullenkontakt gibt!
Bei größeren Veranstaltungen oder bei Demos sollte es immer
eine zentrale Anlaufstelle geben, die den Überblick hat. Das kann
bei Demos beim Lautsprecherwagen sein, damit gleich Durchsagen gemacht
werden können (allerdings rechnen die Bullen auch damit, was wieder
dagegen spricht). Bei Veranstaltungen sollte diese Koordination irgendwo
unauffällig erfolgen. Von dort können z.B. mehr Leute zu einem
bestimmten Punkt dirigiert werden, wenn von dort evtl. Provokationen erwartet
werden.
Schutz
von Veranstaltungen
Wenn
es geschlossene Veranstaltungen oder auch Flugblattverteilungen gibt,
sollte immer ein Schutz vorhanden sein. Dessen Aufgaben sind neben der
Abwehr von Angriffen vor allem das rechtzeitige Erkennen einer Gefahrensituation.
Deshalb ist es wichtig, dass dieser Schutz nicht nur innerhalb der Leute
steht, sondern vor allem die Zugänge, die anliegenden Straßen,
vorbeifahrende Autos usw. im Auge behält. Notfalls sollte er auch
schon bei der nächsten Haltestelle oder Bahnstation präsent
sein. Bei manchen Sachen kann auch das Abhören des Polizeifunks sinnvoll
sein, obwohl wir in diesem Heft natürlich nicht dazu aufrufen, weil
dies verboten ist. Der beste Fall ist, wenn der Schutz einen Angriff bereits
im Vorfeld vereiteln oder zurückschlagen kann, denn dann kann die
Veranstaltung ungestört weitergehen. Ansonsten gilt auch hier, dass
ein möglichst unauffälliges Outfit und Auftreten die besseren
Erfolge erzielt als das martialische.
Bei Veranstaltungen in geschlossenen Räumen ist es wichtig, dass
es einen Türschutz gibt und notfalls auch Taschenkontrollen, um das
Hereinbringen von Waffen, Funkgeräten, Fotoapparaten und Recordern
zu verhindern. Außerdem muss der Türschutz unter Umständen
auch in der Lage sein, Angreifer abzuwehren.
Schutz
von Demonstrationen
Als
OrdnerInnen auf Demonstrationen hat mensch, neben dem eigentlichen Schutz
vor Angriffen, noch einige Aufgaben mehr. Ein wichtiger Punkt ist der,
dass bei Provokationen von außen, z.B. durch die Polizei, eingeschritten
wird. Die Ordnerlnnen können dann z.B. dafür sorgen, dass sofort
außen Ketten gemacht werden, um ein Durchbrechen der Bullen zu verhindern.
Der Schutz ist aber auch dazu da, beschwichtigend zu wirken: Wenn es dumme
Auseinandersetzungen zwischen Leuten von der Demo und BürgerInnen
oder Bullen gibt, die zu eskalieren drohen, sollten die OrdnerInnen dazwischen
gehen, um zu verhindern, dass die Situation eskaliert. Allerdings sollte
vorher klar gemacht werden, wie weit die Befugnisse der OrdnerInnen gehen.
So gab es auch schon öfter OrdnerInnen, die versucht haben, Aktionen
aus der Demo heraus zu verhindern, was normalerweise nicht die Aufgaben
des Schutzes sein sollte. Darum sollen sich mal schön die Bullen
allein kümmern. Ein Demoschutz muss dafür sorgen, dass Provokateure
keine Chance haben, nicht aber, dass es keine »Straftaten«
gibt!
Helme schützen vor Bullenknüppeln oder Steinen, gelten allerdings
als »passive Bewaffnung«und werden bei Vorkontrollen eingesackt.
Das Einsetzen von Helmen muss deshalb, wenn überhaupt, nur in einer
großen Masse durchgesetzt werden. Knüppelähnliche Gegenstände
werden bei den Vorkontrollen beschlagnahmt, es sei denn, sie sind deutlich
als Fahnenstangen erkennbar. Ein weiterer Schutz vor Bullenübergriffen
sind Seitentranspis mit starken Seilen, die an der Seite der Demo gehalten
werden und Bullen am Reinstürmen hindern.
Schutz
von Wohnheimen
Es
gibt die Situation, dass wir Flüchtlingsunterkünfte oder andere
Häuser vor (rassistischen) Angriffen schützen müssen. Dabei
haben wir meistens neben den Angreifern auch noch die Bullen gegen uns.
Dazu kommt dass mensch in solchen Situationen nicht einfach abhauen kann,
wenn es mal zu brenzlig wird. Die folgenden Maßnahmen sind natürlich
auch auf die Verteidigung anderer Gebäude anwendbar, etwa besetzte
Häuser.
Der Schutz eines Wohnheims muss auf jeden Fall mit den BewohnerInnen abgesprochen
sein. Er kann vor allem nicht gegen ihren Willen erfolgen. Der schlechteste
Fall ist, wenn es nicht gemeinsam läuft. Wenn die HeimbewohnerInnen
den Schutz wollen, sollten sie auch Räume
zur Verfügung stellen, vor allem, um eventuelle Verletzte versorgen
zu können.
Wenn mit einem Angriff auf ein Wohnheim gerechnet wird, dann sollte mensch
versuchen, diesen Angriff so schwierig wie möglich zu machen. Die
Fenster im Erdgeschoss und 1. Etage sollten verbarrikadiert sein, die
Eingangstür ebenfalls. Wenn möglich, sollte es bereits Barrikaden
auf dem Anfahrtsweg geben, so dass Autos nicht oder nur ganz langsam durchfahren
können. Möglich sind auch Barris im Haus selber z.B. auf Treppenabsätzen,
die bei Gegenwehr nur schwer zu überwinden sind. Zum Abwehren von
Angreifern sind Steine und Flaschen geeignet. Immer bedacht werden sollte,
das ein Stein, der unglücklich trifft, tödlich wirken kann.
Deshalb sollte mensch auch mit Zwillen (Steinschleudern) vorsichtig umgehen.
Es sollte für ausreichend Deckung vor Steinen und Mollies gesorgt
sein. Starke Scheinwerfer verunsichern die Angreifer und geben dem Schutz
eine bessere Sicht. Am besten ist solch ein Halogenscheinwerfer hinter
einer vergitterten Scheibe im 1. Stock angebracht, ansonsten weiter oben.
Es muss auf jeden Fall ein Signal ausgemacht werden, wann sich der Schutz
zurückziehen soll, wenn zum Beispiel der Angriff zu stark ist oder
Massen von Bullen aufkreuzen. Bei solchen Aktionen hat sich gezeigt, dass
eine Aufgabenteilung ganz sinnvoll ist. Es kann z.B. folgende Aufgaben
geben:
* Militanter Schutz: Eine Gruppe ist für das unmittelbare Zurückschlagen
von Angriffen zuständig. Sie sind bewaffnet und auch in der Lage,
sich notfalls in der direkten Konfrontation zur Wehr zu setzen.
* Beobachterposten: Je nach Größe und Übersichtlichkeit
des Geländes sollte es mindestens zwei Menschen geben, die die Lage
(auch in weiterer Entfernung) beobachten und notfalls wichtige Informationen
an den militanten Schutz weitergeben können. So ist es schon vorgekommen,
dass sich einige Angreifer in ein Gebüsch verpisst haben und auf
diesem Weg näher rangekommen sind. BeobachterInnen müssen vor
allem in der Kampfsituation sehr konzentriert aufpassen, was die Angreifer
tun und wo sich die einzelnen Leute des Schutzes befinden. Er/Sie muss
erkennen, wenn an einer Stelle Unterstützung kommen sollte oder wo
eigene Leute von Angreifern weggeschleppt oder zusammengeschlagen werden.
Gleichzeitig muss er/sie die Zufahrtswege im Auge haben, um Polizeieinsätze
oder Verstärkung der Faschos rechtzeitig zu erkennen.
* Türschutz: Etwa zwei Personen sollten direkt an der Tür postiert
sein, um im Notfall die Leute von draußen reinlassen und dann die
Tür verbarrikadieren zu können. Es kann auch passieren, dass
dieser Schutz sich selber verteidigen muss, um das Eindringen von Angreifern
zu verhindern.
* Hausverteidigung: In oberen Stockwerken (2.-4. Etage) können Leute
postiert sein, die weitermachen können, wenn sich der Schutz vor
dem Heim zurückziehen muss. Die werfen dann entweder Sachen aus dem
Fenster oder schießen mit Pyros, um zu verhindern, dass die Angreifer
direkt bis an das Haus kommen können. Aber da gilt es aufzupassen:
Wenn mensch jemandem aus dem 3. Stock eine Flasche auf den Kopf wirft,
kann das schnell heißen, dass mensch ihn damit umbringt. Es ist
also genau zu überlegen, welche Mittel mensch dabei einsetzt!
Zum Schluss dieses Abschnittes noch der Rat, sich, wenn möglich,
vorher nach einem Fluchtweg umzusehen. Als 1990 in der Nacht zum 3. Oktober
Faschisten ein besetztes Haus angriffen, blieb für die Menschen darin
nur noch der Weg aufs Dach. Die Faschos steckten das Haus in Brand und
die BesetzerInnen mussten vom Dach springen, wobei einige schwer verletzt
wurden. Deshalb ist es immer gut wenn mensch einen eventuellen Fluchtweg
vorbereitet hat, falls das Haus nicht mehr zu verteidigen ist.
/->Achtung,
da kommen sie!
Selbstschutz
Gewalt
ist eine Scheißsache, die uns aufgezwungen wird von dummen Schlägern,
von Neonazis, von der Polizei, von den Gesetzen. Uns wäre es am liebsten,
dass wir nie mit körperlicher Gewalt konfrontiert würden und
sie auch nie anwenden müssten, weil auch unsere Utopie eine befreite,
HERRschaftsfreie Gesellschaft ist, die ohne Gewalt auskommt. Aber die
Realität sieht anders aus, und der Weg dorthin ist schwer. Die Verhältnisse
zwingen uns dazu, dass wir uns um den eigenen Selbstschutz kümmern,
wenn wir nicht ständig auf die Fresse bekommen wollen. Selbstschutz
bedeutet auch, dass wir nicht warten, bis die Faschisten sich in unserem
Kiez oder unserer Stadt festgesetzt haben und eine gutorganisierte Struktur
aufgebaut haben, sondern sie dann schon anzugreifen, wenn sie noch schwach
und unsicher sind und unsere Angriffe wirklich noch gute Chancen haben,
sie zu vertreiben.
Prinzipiell sollte mensch klar haben, dass nur Waffen mitgeführt
und eingesetzt werden, die mensch auch wirklich beherrscht. Es hat keinen
Sinn, mit einem Chako rumzulaufen, das mensch sich im Ernstfall selber
an die Rübe haut. Überhaupt sollte klar sein, dass wir nicht
leichtfertig mit Waffen umgehen dürfen. Waffen, die einen Menschen
töten können, wo es also vom Zufall abhängt, ob er überlebt,
haben auf unserer Seite nichts zu suchen. Damit sind vor allem Messer
und Baseballkeulen gemeint. Wer eine Waffe einsetzt, hat damit eine große
Verantwortung, die auch allen bewusst sein muss. Mensch hat damit die
Macht, jemanden zu verletzen und dies sollte nicht unterschätzt werden!
Auf jeden Fall sollte die richtige Waffe gewählt werden. Wir führen
hier drei Arten von Waffen auf, die oft benutzt werden.
Knüppel
Einen
Knüppel aus Holz kann mensch sich selber herstellen oder einfach
im Baumarkt zurechtsägen lassen (Buche). Er ist leicht mit sich zu
führen und kann relativ vielseitig eingesetzt werden. Natürlich
zum Schlagen und zum Zustoßen, aber auch zur Abwehr von Knüppelschlägen.
Einen Knüppel sollte mensch aber nur benutzen, wenn mensch auch mit
ihm umgehen kann. Sicher ist es einfach, nur zuzuschlagen. Aber in einer
Auseinandersetzung ist das anders. Da greift der andere an, da muss mensch
also abwehren können. Außerdem kann es auch passieren, dass
der Gegner dem Schlag ausweicht und Dir den Knüppel aus der Hand
schlägt und schon hat er die Waffe.
Kurze Fahnen auf Demos können gut als Knüppel benutzt werden.
Es sollten keine Griffe oder Schnüre angebracht werden, da sie dann
eindeutig als Waffe erkennbar ist. Zum Raufhauen können auch gut
Dinge verwendet werden, die nicht als Knüppel erkennbar sind, z.
B. Flaschen, Fahrradschlösser usw.
Schreckschusspistole
Die
gibt es, in der Preisklasse von 100-300 DM, für Volljährige
frei zu kaufen, mensch kann aber auch einfach eine/n ältere/n FreundIn
ansprechen. Bei einem Schreckschuss wird eine Druckwelle und eine Stichflamme
erzeugt, die denjenigen, der diesen Schuss abkriegt, sehr schwer verletzen
kann. Ein Schuss aus 10 cm Entfernung aus einer 9-mm-Pistole kann tödlich
wirken. Aber auch auf größere Entfernungen kann dies passieren,
auf jeden Fall kann mensch schwer verletzt werden. Durch diese Wirkung
ist es besonders wichtig, dass der Waffenträger damit mit großer
Verantwortung umgeht und die Pistole nicht zum Angeben benutzt, um andere
einfach so einzuschüchtern.
Statt der Platzpatronen können auch CS-Gas-Patronen benutzt werden.
Dabei ist zwar die Durchschlagskraft nicht so hoch, dafür wird aber
eine (geringe) Menge an Gas freigesetzt, das zumindest in geschlossenen
Räumen durchaus seine Wirkung hat (siehe nächsten Absatz). Auch
dabei ist eine hohe Verletzungsgefahr vorhanden!
Insgesamt ist eine Schreckschusspistole nicht sehr günstig, da sie
viel Krach macht und ihre Wirkung recht unzuverlässig ist. Außerdem
ist sie von einer scharfen Waffe nicht zu unterscheiden, was die Polizei
zum finalem Rettungsschuss legitimieren kann.
CS-Gas
In
kleinen Sprühdosen kann mensch CS-Gas kaufen. Das kostet zwischen
? Euro. Dieses Gas ist vor allem auf kurze Entfernungen gegen die Augen
gefährlich. Bei längerem Sprühen kann es sogar zur Erblindung
führen. Ansonsten ist das Gas eine relativ harmlose Waffe, da es
kurzfristig wirkt und in der Regel keine bleibenden Schäden hinterlässt.
CS-Gas hat die Wirkung, dass die Atemwege zu brennen anfangen, es gibt
Atemnot und damit verbunden kann es zu Erstickungsangst kommen. Gleichzeitig
beginnen die Augen zu brennen und müssen mit Wasser ausgewaschen
werden. Schon relativ kleine Mengen, die in das Auge kommen, haben diese
Wirkung. Allerdings reagieren unterschiedliche Leute auch unterschiedlich
darauf (z.B. Besoffene weniger). CS-Gas ist klein und billig und kann
auch von Ungeübten leicht eingesetzt werden. Es ist also eine ganz
günstige Waffe, die wir auch am ehesten empfehlen würden.
Beim Einsatz von Gas sollte mensch Vorsicht walten lassen (v.a. in geschlossenen
Räumen, bei Wind und im Handgemenge, da dann alle was abkriegen können).
In Räumen bietet sich ein CS-Gel an, dass es z.B. in Frankreich zu
kaufen gibt, bei uns aber verboten ist.
Kampfsport
Sich
ein bisschen in einer Kampfsportart zu üben ist sicherlich nicht
falsch, da mensch dann in Situationen reagieren kann, auch wenn keine
andere Waffe vorhanden ist. Eine Kampfsportart zu beherrschen gibt auch
einfach ein sicheres Gefühl. Bis das Training etwas bringt dauert
es allerdings meistens ein paar Jährchen und mensch sollte vermeiden,
sich selbst zu überschätzen.
In jedem Fall ist ein Training mit den genannten Waffen sehr günstig
oder sogar nötig. Zum Selbstschutz gehört aber auch, eine Situation
richtig einzuschätzen. Das Abchecken der Umgebung, der eigenen Anzahl
von Leuten, von Bullen und BürgerInnen oder Kötern gehört
ebenfalls dazu. Meistens verlängert wegrennen die Gesundheit oder
das Leben.
Die Erfahrung hat gezeigt, dass der antifaschistische Selbstschutz meist
kriminalisiert wird. Der Polizei passt es natürlich überhaupt
nicht, wenn mensch sich lieber selber schützt, als sich auf die Polente
zu verlassen (die ja dann meistens nichts zum Schutz unternimmt). Deshalb
muss also auch immer darauf geachtet werden, dass mensch nicht bewaffnet
den Bullen in die Arme läuft und sich dann einige Strafverfahren
einhandelt. <-/
/->
Kein Anschluss unter dieser Nummer
Das
Telefon
Da
Antifa-Arbeit dem Staat stinkt, geht er auch dagegen vor. Unter anderem
werden von der Polizei und den Geheimdiensten die Telefonleitungen von
aktiven Linksradikalen abgehört. Das trifft nicht nur irgendwelche
langjährig Aktiven sondern unter Umständen jede/n. Leider entdeckt
mensch höchstens zufällig mal einen sogenannten »Lauschangriff«.
Deshalb ist immer davon auszugehen, dass abgehört wird und das eigene
Verhalten sollte darauf eingestellt werden.
Verhalten heißt in diesem Fall: So wenig Informationen übers
Telefon geben, wie möglich. Treffpunkte, Termine, Namen und Erlebnisberichte
von Aktionen haben in der Sprechmuschel überhaupt nichts zu suchen!
Du kannst Dir sicher auch nicht vorstellen, bei einer Verabredung, z.B.
zu einer Flugie-Aktion, gleichzeitig immer auch noch extra die Bullen
anzurufen, um sie zu informieren. Aber wenn so was übers Telefon
verabredet wird, ist das manchmal auch nichts anderes. Auch ist es technisch
möglich, über Dein Telefon den gesamten Raum akustisch zu überwachen.
Habt Ihr also ein Treffen bei Dir zuhause, stellt das Telefon aus dem
Zimmer wo Ihr sitzt und macht die Tür zu. Auch Handies gehören
abgestellt.
Überlegt Euch auch, was Ihr sagt, wenn Ihr mal Eure interne Telefonkette
auslösen müsst. Es wäre schlecht, wenn die Bullen dadurch
gleich alle Leute von Euch kennen lernen. Es gibt dagegen z.B. die Möglichkeit,
für die eigenen Mitglieder andere Namen oder für Aktionen andere
Bezeichnungen auszumachen, so dass am Telefon für die Lauscher nicht
klar wird, wer oder was gemeint ist. Das gleiche gilt auch für Termine,
indem mensch z.B. Datum und Uhrzeit auswechselt. Aber Vorsicht: Solche
Codes werden von den Bullen meist schnell durchschaut. Also auch nur im
Notfall anwenden.
Ein anderes Problem sind Listen mit Telefonnummern der Leute, die Du so
kennst. Auch die sollten möglichst verschlüsselt sein, also
Namen und Nummern. Auf solchen Listen darf auf keinen Fall »Antifa«
neben den Nummern stehen oder extra Zeichen neben den Namen der Gruppenmitglieder.
Mensch sollte politische Adressen mit anderen mischen. Vor allem haben
solche Listen nichts bei Demos, Aktionen oder den eigenen Treffen zu suchen,
denn schon oft wurden Leuten diese Listen von Faschos oder Bullen abgenommen.
Mensch sollte es ihnen nicht zu leicht machen! <-/
/->
Lalülala, die Polizei ist da
Hausdurchsuchung
Es
gibt viele Anlässe, wegen denen eine Hausdurchsuchung stattfinden
kann: Drogen, ein Anschlag militanter Gruppen, Demos, Festnahme wegen
irgendwas etc.
Eine Hausdurchsuchung bedeutet: Die Bullen kommen zu Dir und krempeln
Deine Wohnung von Kopf bis Fuß um, um belastendes Material zu finden.
Eine Hausdurchsuchung soll dazu dienen, eine beschuldigte Person festzunehmen
(Ergreifungsdurchsuchung) oder um Beweismittel sicherzustellen (Ermittlungsdurchsuchung).
Bei der Ermittlungsdurchsuchung brauchen sie keine Erklärung dafür,
ob und warum sich Beweismittel im entsprechenden Raum befinden könnten.
Sie dürfen davon ausgehen, dass sich belastendes Material bei Dir
befindet.
Eine Hausdurchsuchung muss eigentlich vom Ermittlungsrichter angeordnet
werden, d.h. die Bullen müssen einen Durchsuchungsbefehl vorzeigen
können. Natürlich gibt es hier eine gesetzliche »Ausnahme«,
die in bis zu 90% aller Durchsuchungen greift: Gefahr im Verzug. Dann
können sie auch ohne Durchsuchungsbefehl durchsuchen.
Sie dürfen Deine Wohnung durchsuchen, wozu allerdings nur die tatsächlich
von Dir bewohnten Räume zählen (Dein Zimmer, Küche, Flur,
Gemeinschaftsräume, aber auch Garagen usw.; bei §129a, d.h.
Gründung, Mitgliedschaft und Werbung für eine terroristische
Vereinigung, dürfen sie durchsuchen was sie wollen). Du hast als
WohnungsinhaberIn bei der gesamten Durchsuchung das Recht, dabei zu sein.
Verlange also, dass ein Raum nach dem anderen durchsucht wird. Bestimmte
Dinge dürfen nur vom Staatsanwalt durchgesehen werden, dazu gehören:
private Post, Schriftverkehr mit Anwälten, Ärzten oder anderen
Personen mit Schweigepflicht, Geschäftspost, Tagebücher, persönliche
Aufzeichnungen (auch Tonbänder, Videos, Kassetten, Disketten...).
Bücher, Flugblätter, Zeitungen und Broschüren zählen
nicht dazu. Sie können diese Dinge einfach einpacken, in Deinem Beisein
versiegeln und dann an eine/n Staatsanwältin/Staatsanwalt übergeben,
damit diese/r sie durchgeht.
Sie müssen eine Liste aller beschlagnahmten Dinge anfertigen und
Dir diese aushändigen (verlange dies auch). Du bist jedoch nicht
verpflichtet, diese Liste oder irgendwas anderes zu unterschreiben, also
lass das! Es ist schon vorgekommen, dass die Cops auf die Liste der beschlagnahmten
Gegenstände später noch was dazugeschrieben haben. Darum verlange,
dass die Leerzeilen durchgestrichen werden, damit ein späterer Eintrag
nicht möglich ist.
Schon vor einer Hausdurchsuchung kann mensch aber ein paar Dinge tun,
um ihnen nichts in die Hände fallen zu lassen. Dies sollte jeder
Mensch tun, weil eine Durchsuchung auch auf bloßen Verdacht hin
geschehen kann, bevor Du überhaupt weißt, dass gegen Dich ermittelt
wird. Auch wenn Du schon weißt, dass Du zu einer Demo gehst oder
irgendwas anderes machst, wobei Du festgenommen werden und daraufhin eine
Hausdurchsuchung stattfinden könnte, solltest Du dafür sorgen,
dass sie nichts finden. Also raus mit Adressenlisten, Terminkalendern,
und raus mit allen illegalen Dingen (Mercedessternsammlung, Drogen...).
Besonders die Adressen sind wichtig. Werden nämlich welche bei Dir
gefunden, werden diese Leute samt Umfeld gleich der Politszene zugeordnet.
Es ist auch schon vorgekommen, dass Leute durch sucht wurden, nur weil
ihre
Adresse woanders gefunden wurde.
Nur wohin damit? Am besten ist es natürlich, wenn mensch diese Dinge
an einem politisch vollkommen -neutralen Ort lagern kann, der auch nicht
direkt mit Dir in Beziehung steht (z.B. bei einem »unpolitischen«
Bekannten, der allerdings nicht gerade wissen sollte was Du bei ihm unterstellst).
Da die Polente normalerweise nur die Räume durchsuchen darf (manchmal
scheißen sie auch einfach drauf), die zu Deinen Wohnräumen
zählen, kann meistens auch ein anderer Ort in der Wohnung/im Haus
als Lagerort dienen. Im Allgemeinen sollte mensch halt sowieso ständig
darauf achten, nicht irgendwelche »internen« Papiere o.ä.
bei sich rumliegen zu haben. Was mensch gerade nicht braucht, hat auch
nichts in einer Privatwohnung zu suchen. »Illegale«Bücher
und Zeitschriften können auch im Gemeinschaftsraum der WG gelassen
werden, dann kann nicht festgestellt werden, wem sie gehören.
Häufig kommt eine Hausdurchsuchung vollkommen unerwartet. Sie stehen
morgens um vier vor der Tür, holen Dich von der Arbeit usw. Sie wollen
Dich damit schockieren und einschüchtern. Versuche also, die Situation
zu erfassen und ruhig damit umzugehen.
Wenn sie dann vor der Tür stehen, verlange erst mal den Durchsuchungsbefehl,
auch wenn die Antwort eh meistens »Gefahr im Verzug« lautet.
Verlange auf jeden Fall den Grund der Durchsuchung zu erfahren (auch wenn
sie es Dir nicht unbedingt sagen müssen, s.o.). Ansonsten sollte
Dein Verhalten nicht anders sein als bei einer Festnahme (siehe dort):
Nur Name, Geburtsdatum usw. sagen. Las Dich auf keine Diskussionen ein.
Verlange die Anwesenheit eines Zeugen (am besten einen Anwalt). Wird Dir
dies verweigert, dann Frage nach dem Grund. Las Dir von allen beteiligten
Bullen ihre Dienstnummern geben (dazu sind sie eigentlich verpflichtet).
Lege deutlich Widerspruch ein und achte darauf, dass dieser protokolliert
wird (aber nichts unterschreiben).
Du kannst von der Durchsuchung ausgeschlossen werden, wenn Du sie störst
oder gleichzeitig mit der Durchsuchung festgenommen wirst. Verlange am
Ende unbedingt eine Liste der beschlagnahmten Gegenstände. Unterschreibe
nichts! Falls sie Deine Wohnung verwüsten, mache Fotos davon und
hole Dir allerspätestens jetzt Zeugen.
Auch kann Deine Wohnung bei der Durchsuchung verwanzt worden sein. Achte
also noch mal genauer auf das, was die Bullen so in deinen Räumen
machen. Mache Dir selber eine Liste mit Dingen, die weg sind (häufig
kommt »zufällig« auch Geld oder andere Dinge abhanden).
Häufig ist es allerdings auch so, dass niemand bei einer Durchsuchung
dabei ist. Wenn Du irgendwo festgenommen wurdest, sollten die anderen,
mit denen Du da warst, so schnell wie möglich in Deine Wohnung kommen
und sie »saubermachen«, Anwälte verständigen usw.
Eine speziellere Sache betrifft Deinen Haustürschlüssel. Meistens
benutzen die Bullen Deinen, um easy in die Wohnung reinzukommen. Du solltest
Dir deshalb überlegen, ob es nicht besser wäre, ihn zuhause
zu lassen, damit die Bullen Deine Tür aufbrechen müssen. Nach
jeder Hausdurchsuchung kann es möglich sein, dass die Bullen von
Deinem Schlüssel eine Kopie für zukünftige Fälle gemacht
haben. Es wäre daher sinnvoll, wenn Du ein neues Schloss einsetzen
lässt.
Eine Hausdurchsuchung ist meist ein sehr schockierendes Erlebnis, weil
Du die Machtstrukturen direkt zu spüren bekommst, Du häufig
aufs Übelste beschimpfst wirst und deine Privatsphäre von den
Bullen unter die Lupe genommen wird. Tausche Dich mit anderen aus, die
schon eine Durchsuchung hinter sich haben, rede auf jeden Fall mit anderen
darüber, auch um Erfahrungen weiterzugeben. <-\
/->
Ich sage nix
Repression
Egal,
ob bei Demos oder sonstigen Aktionen: Wir müssen immer damit rechnen,
einmal festgenommen zu werden, denn die Bullen schlagen oft wahllos zu.
Dann ist es wichtig, sich mit diesem Thema schon beschäftigt zu haben,
um zu wissen, wie Du dich bei Festnahme und Vernehmung verhalten solltest,
damit Du keine Fehler machst, die Dich oder andere belasten.
Wenn Du selber festgenommen wirst, versuche auf Dich aufmerksam zu machen
und rufe den umstehenden Deinen Namen zu (falls Ihr Zeit haben solltet
vielleicht auch noch Geburtstag und Adresse), damit diese ihn sich merken
und an den Ermittlungsausschuss (EA) oder Anwältin/ Anwalt weitergeben
können.
Der EA ist eine Einrichtung, die sich während Demos um Festgenommene
kümmert und Anwälte organisiert. Meist wird die EA-Nummer vorher
durchgesagt. Nicht in jeder Stadt gibt es einen EA, deshalb informiert
Euch vorher.
Wenn Dir ein/e Festgenommene/r seinen/ihren Namen zuruft, schreib ihn
Dir auf und informiere den EA. Wichtig für den EA ist der vollständige
Name des/der Festgenommenen, der Ort und die Uhrzeit der Festnahme, möglichst
auch das Geburtsdatum. Wenn Du wieder Zuhause bist, fertige möglichst
schnell ein Gedächtnisprotokoll an! Schreib am besten alles auf (was
hatte die Person an, Uhrzeiten usw.), da auch Kleinigkeiten später
wichtig sein können und gib es dem EA. Achte aber darauf, dass durch
Dein Protokoll andere nicht belastet werden können.
Wenn es Dich erwischt hat und Du in der Wanne sitzt, las Dich auf keine
Fragen oder Gespräche mit den Bullen ein und rede auch mit eventuellen
Mitgefangenen kein Wort über das, was Du gemacht hast/haben sollst.
Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Spitzel mit in der Wanne sitzt.
Wichtig ist es aber, sich mit den anderen über Eure Rechte zu unterhalten,
und die Namen auszutauschen falls eine/r früher als die anderen rauskommt.
Kümmert Euch auch um andere und zeige Dich verantwortlich, wenn sie
mit der Situation (Festnahme und so) schlechter klarkommen, als Du selbst.
Redet auch darüber, dass es ab jetzt wichtig ist, konsequent die
Klappe zu halten.
Wenn Du verletzt bist - und sei es nur eine Schramme oder unergründliche
Bauchschmerzen -, nerve die Bullen, dass sie Dich ins Krankenhaus fahren
sollen. Dort solltest Du Dir Deine Verletzungen attestieren lassen. Falls
Dich ein/e Bullenarzt/ärztin untersucht, solltest Du später
noch eine/n Ärztin/Arzt »deines Vertrauens« konsultieren.
Wenn Du nicht nach Deiner Personalienfeststellung freigelassen wirst,
kommst Du in die Gefangenensammelstelle (Gesa). Bei der Einlieferung werden
Dir alle »gefährlichen« Gegenstände (Brille, Gürtel,
Schnürsenkel, Tabak, Feuerzeug...) abgenommen, weil es ja sein könnte,
das Du Dich aus lauter Frust über die Festnahme umbringen könntest
oder mit deiner Gürtelschnalle die Knasttür knackst. Wenn sie
was beschlagnahmen, bestehe auf einer Quittung, unterschreibe aber nichts.
Dann kommst Du eventuell in eine kleine Einzelzelle mit Dauerbeleuchtung
und harter Holzbank oder in eine Gemeinschaftszelle (auch hier Name und
Adresse von Mitgefangenen austauschen und sich um die Leute kümmern,
die mit der Situation noch schlechter klarkommen).
Du hast das Recht, Deine/n Anwältin/ Anwalt und eine Person Deines
Vertrauens anzurufen oder zumindest müssen die Bullen das tun. Achtung:
Häufig notieren sich die Bullen die Nummern, die Du anrufst. Falls
Du keine Kontaktnummer hast, ruf den EA an. Oft kommt es jedoch auch vor,
dass Bullen Telefonate verweigern. Dann nerve sie und drohe mit einer
Anzeige. Bei einer Verletzung noch mal einen Arzt verlangen.
Kurz nach der Einlieferung oder nach der Vernehmung kann es sein, dass
Du einer Erkennungsdienstlichen Behandlung (ED) unterzogen wirst. Lege
auf jeden Fall Widerspruch dagegen ein und verlange, dass dieser protokolliert
wird (in einigen Bundesländern muss dieser Widerspruch unterschrieben
werden, um anerkannt zu werden). Sie nehmen Dir Fingerabdrücke ab
und machen Fotos von Dir. Lege auf jeden Fall Widerspruch ein und bestehe
auf dieses Recht.
Bei Deiner Identitätsfeststellung bist Du nur verpflichtet, Angaben
zu Deiner Person zu machen, d.h. Name, Adresse, Geburtsdatum und ungefähre
Berufsangabe (z.B. SchülerIn, Angestellte/r...). Danach: Kein Wort
mehr! Nichts über Eltern, Schule, Politik, Wetter... Einfach gar
nix!!! Lass Dich auch nicht in »unverfängliche« Gespräche
über das Wetter o.ä. verwickeln. Wenn das Schweigen erst einmal
gebrochen ist, ist es viel schwerer, über andere Themen komplett
die Klappe zu halten.
Für alles weitere gilt: Unterschreibe nichts! Bei den beschlagnahmten
Gegenständen ist es z.B. nicht auszuschließen, dass die Bullen
nach Deiner Unterschrift noch ein paar Sachen hinzufügen. Auch hier
das Durchstreichen der leeren Zeilen verlangen.
Meistens wirst Du nach ein paar Stunden vernommen. Dabei solltest Du -
wie während der ganzen Zeit - keine Angaben zur Sache oder irgend
etwas anderem machen, außer Deinen oben genannten persönlichen
Daten. Falle nicht auf ihre Psychokisten rein. Weder auf die guten Onkels
und Tanten, die ja volles Verständnis für Dein Anliegen haben,
noch auf die Brutalo-Bullen, die Dir gleich die Fresse polieren wollen.
Die Bullen wollen nur eines: Dich zu einer Aussage bewegen, die Dich oder
andere belastet.
Versuche, die Übersicht und Deinen Kopf unter Kontrolle zu behalten.
AU die feinen taktischen Schachzüge, die Dir den Kopf gehen, wie
Du die Bullen reinlegen oder Dich aus dem Schlamassel bringen könntest,
vergiss sie!
Jede Situation ist günstiger, um sich was Schlaues zu überlegen,
als die, wenn Du bei den Bullen sitzt. Auch wenn die Bullen Dir erzählen,
dass es zu Deinem Vorteil wäre, wenn Du ihnen gegenüber Aussagen
machen würdest. Es gibt nichts, was Du nicht auch noch später
sagen kannst!!!
Falle auch nicht auf so Trixs rein wie: »Deine FreundIn hat schon
ausgesagt, Du machst es nur noch schlimmer« oder ähnliche Späße.
Wenn sie Dir Sachen vorwerfen, mit denen Du gar nichts zu tun hast, halt
auch hier die Klappe. Wenn sie wissen, dass Du es nicht gewesen sein kannst,
wird der Kreis der möglichen Täterinnen durch deine Aussage
weiter eingeschränkt.
Eine Festnahme, ein Verhör oder eine Hausdurchsuchung trifft Dich
fast immer unvorbereitet. Das gehört zur erfolgsgerichteten Taktik
der Polizei. In dieser Situation hat sie Dir gegenüber mehrere entscheidende
Vorteile. Für Dich ist die Situation eine Ausnahme, für sie
ist es Routine. Du kennst Deine Rechte nur unvollkommen, sie wissen das.
Du bist nervös und aufgeregt, sie sind cool und darauf gedrillt,
Deine Nervosität zu ihren Gunsten auszunutzen.
Das Gesetz gibt Dir als Beschuldigte/r das absolute Recht zu schweigen.
Es gibt vor allem nach Deiner Festnahme, aber auch sonst keine Situation,
in der Du allein sachlich und juristisch beurteilen kannst, ob Deine Angaben
tatsächlich einen Vorteil für Dich bringen. Du weißt gar
nicht, an welchem Fleck des Verfahrens Du bist. Mach Dir unter keinen
Umständen die Ungeduld oder Eile des Beamten zu eigen. Wenn er es
eilig hat, solltest Du gerade Zeit haben. Selbst die kleinste Aussage
könnte das entscheidende Mosaiksteinchen sein, das den Bullen noch
fehlt.
Einige Monate nach Deiner Festnahme wirst Du noch mal zu den Bullen vorgeladen.
Zu diesem Treffen musst und solltest Du nicht hingehen. Wenn ein Brief
von der Staatsanwaltschaft kommt, musst Du hingehen. Die Aussage sollte
aber auch hier verweigert werden.
Wie lange musst Du nach einer Festnahme brummen? Nach maximal 48 Stunden
bis 2 Wochen (je nach Bundesland unterschiedlich) musst Du entweder frei
gelassen worden sein oder einem Haftrichter vorgeführt werden. Ein
angebrochener Tag gilt voll. Das heißt. dass Ihr, wenn Ihr z.B.
um 23 Uhr verhaftet worden seid, um 0 Uhr des darauffolgenden Tages freigelassen
werden müsst (in den Bundesländern, wo mensch 48 Stunden festgehalten
werden darf).
Es kann auch vorkommen, dass Du »in Gewahrsam« kommst. Das
heißt die Bullen nehmen Dich schon vor der Demo fest. weil sie glauben,
dass Du Dich an ihr beteiligen willst und womöglich auch unfriedlich
wirst. Nachdem die Demo vorbei ist, lassen sie Dich wieder raus.
Wenn Du dem Haftrichter vorgeführt wirst. brauchst Du auch hier nur
Angaben zur Person zu machen. Eventuell ist es auch sinnvoll, wenn Du
etwas zu Deiner finanziellen Lage sagst oder dass Du gerade eine supertolle
Ausbildung oder ähnliches machst. Oft sind Arbeitslosigkeit/Obdachlosigkeit
ein Grund für einen Knastbesuch, zumindest eher, als wenn der/die
HaftrichterIn merkt, dass Du sozial verankert bist und eine tolle Perspektive
für die Zukunft hast. Falls dies noch nicht geschehen ist. unbedingt
weiterhin Kontaktaufnahme zu Deiner/em Anwältin/Anwalt oder Deinen
FreundInnen fordern. Am besten ist es, wenn beim Haftrichter schon ein
Anwalt dabei ist.
Wird vom Haftrichter ein Haftbefehl gegen Dich erlassen, las die Beauftragung
Deiner/em Anwältin/Anwalt ins Protokoll übernehmen. Dein/e Anwalt/Anwältin
hat das Recht, zum/r HaftrichterIn zu kommen. Falls sie/er noch keine
Vollmacht (dass er Dich juristisch vertreten soll) von Dir hat, kannst
Du sie dort unterschreiben. Wenn die Bullen Dich nicht haben telefonieren
lassen, sag es dem/der HaftrichterIn und telefoniere von da. Aus den gleichen
Gründen wie bei den Bullen solltest Du auch vor der Haftrichterin
ohne Anwalt/Anwältin keine Aussagen machen.
Meistens kommst Du gar nicht erst vor den/der HaftrichterIn sondern wirst
davor freigelassen. Wenn Du dann draußen bist solltest Du dich beim
EA melden, dass Du draußen bist. Das einzige was leider unterschrieben
werden muss, ist der Beleg, wenn sie Dir bei Deiner Entlassung die Schnürsenkel,
Schlüssel, Geld und den ganzen Scheiß wiedergeben. Achte aber
darauf, dass sie Dir nicht irgendwas unterschieben wollen, was Dir nicht
gehört oder ob sie Dir Geld geklaut haben.
Wenn Leute aus Eurem Zusammenhang verhaftet wurden, solltet Ihr sie/ihn
bei der Freilassung möglichst gleich mit Bier und Kuchen empfangen.
Eine Festnahme ist eine ziemlich beschissene Situation und danach ist
niemand gern allein. Außerdem gibt es einem selber unheimliche Kraft,
wenn mensch weiß, dass andere Menschen solidarisch mit einem sind
und zu Dir stehen.
Das
beschleunigte Verfahren
Seit
1994 gibt es das neue sogenannte »Schnellgerichtsverfahren«.
Weil der Staat annimmt, dass der psychologische Effekt größer
ist, wenn die Strafe auf eine Straftat besonders schnell folgt - die Strafe
also mehr abschreckt als erst nach einem halben Jahr -, haben sie das
eingeführt. Damit können gefasste »StraftäterInnen«
schon am nächsten Tag vor Gericht gestellt und abgeurteilt werden.
Grundlegende Schutzrechte eines Angeklagten sind durch dieses Verfahren
stark eingeschränkt worden. So braucht z.B. keine schriftliche Anklage
mehr erstellt zu werden, ZeugInnen müssen nicht mehr unmittelbar
aussagen. usw. usf. Im beschleunigten Verfahren dürfen nur Straftaten
behandelt werden, die höchstens sechs Monate Knast nach sich ziehen
können. Personen unter 21 Jahren bleibt das Schnellgerichtsverfahren
erspart.
Betroffene sollten auf jeden Fall eine/n Anwalt/ Anwältin verlangen.
Ansonsten gilt, was auch bei »normalen« Verhaftungen gilt:
Keine Angaben zur Sache, nur Name, Geburtsdatum, Meldeadresse, Familienstand
und ungefähre Berufsbezeichnung, sonst nix. Auch am nächsten
Morgen, wenn sie Dich wieder verhören wollen, Du übermüdet
bist und Angst hast, sollte das einzige, was Du sagst sein: »Keine
Aussage« und »Ich will einen Anwalt«. Egal, ob bei den
Bullen, bei der Staatsanwaltschaft oder vor dem/der RichterIn.
Wenn sie nicht auf das Schnellgerichtsverfahren verzichten, hast Du keine
wirklich realistische und vernünftige Möglichkeit, es noch zu
stoppen. Auch dann unbedingt die Nerven behalten, Fresse halten und keine
anderen Leute mit reinreißen. Nach dem Urteil kommst du raus. Geh
sofort zu Deinem ortsansässigen EA und zu einer Anwältin/Anwalt
und leg innerhalb einer Woche Berufung ein. <-/
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