17. Juli : Bundesparteitag von "Pro Deutschland" gestört!
2000 Blockierer bereiten Parteitag von 50 Rechtspopulisten Schwierigkeiten

Aufgrund der Entschlossenheit der Proteste von bis zu 2.000 antifaschistischen Bürgerinnen und Bürgern gelangten lediglich etwa 50 Anhänger von „Pro-Deutschland“ in ihren Versammlungsraum im Rathaus-Schöneberg. Durch wiederholte Blockaden wurde der Ablauf so verzögert, dass bereits eine große Anzahl von Pro-Deutschland-Mitgliedern den Parteitag frühzeitig wieder verließ.
Trotz der teils massiven Gewalt durch die Polizei haben sich die DemonstrantInnen nicht einschüchtern lassen und versucht das Rathaus an mehreren Stellen zu blockieren. Der Tag begann vielversprechend und ließ hoffen, dass der Bundesparteitag gänzlich verhindert werden könne. Bereits um 13.30 Uhr formierte sich die erste Sitzblockade in der Salzburger Straße / Badensche Straße, als ca. zehn Mitglieder von „Pro Deutschland“ geschützt durch Polizeibeamte aus einem nahegelegenen Cafe ins Rathaus gebracht werden sollten. Die Polizei versuchte die Blockade erfolglos durch den unverhältnismäßigen Einsatz von Gewalt zu räumen. Bei dieser Polizeiaktion wurden mehrere DemonstrantInnen durch den Einsatz von Pfefferspray in die Augen verletzt. Auch Mitglieder des türkischen schwul-lesbischen Vereins Gladt e.V. wurde in den Bauchraum getreten und erlitt dabei Prellungen. Nachdem die Polizei den Weg für die Mitglieder von Pro Deutschland nicht freigeprügelt bekam, mussten diese letztlich in einem Einsatzwagen zum Veranstaltungsort oder andere durch einen Nebeneingang, dem Zugang zum Standesamt gebracht werden. Auf diesem Wege flüchteten sie nach Ende der Veranstaltung auch wieder.
Im Verlauf folgten weitere Blockaden vor den vier Eingängen des Rathauses. Der zivile Ungehorsam konnte aber nicht verhindern, dass schließlich doch etwa dreißig weitere AnhängerInnen von Pro Deutschland in den Versammlungsraum gelangten, da die Polizei diesen immer wieder mit brachialer Gewalt den Weg frei räumte. Trotzallem begann der Bundesparteitag in Anwesenheit des Vorsitzenden Markus Rouhs, Lars Seidensticker und Patrick Brinkmann wegen dieser Proteste mit großer Verspätung. Ein groß aus Köln angekündigter Bus kam erst um 17 Uhr in Schöneberg mit neun Insassen an. Auch für sie wurde der Weg frei geprügelt.
Wie schon bei ähnlichen Kundgebungen zur Verhinderung von Naziveranstaltungen wurden auch hier Personen wegen des Aufrufes zu friedlichen Blockaden von der Polizei rigoros festgenommen. So auch ein Mitglied des Landesvorstandes der Berliner VVN-BdA. Im Laufe des Tages wurden ca. 5-6 Personen festgenommen und mehrere Personen verletzt.

Kein schlechter Anfang für den Widerstand gegen "pro" in Berlin.

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ZeugInnenaufruf: 17.07. Massive Polizeigewalt bei Protesten gegen "Pro-Deutschland" in Berlin. Bündnis will politische und juristische Aufarbeitung

Im Nachgang an die Proteste gegen den Parteitag von "Pro-Deutschland" wurde eine Vielzahl von Fällen von Polizeigewalt und überzogener Einschränkung unseres Demonstrationsrechts durch die Polizei am 17. Juli in Berlin-Schöneberg bekannt. So drangsalierte die Polizeiführung vor Ort die AnmelderInnen der Kundgebungen um das Rathaus mit immer neuen Auflagen, verhaftete einen Redner von der Hauptbühne und drohte mit weiteren Verhaftungen von RednerInnen und Anmeldern. Außerdem versuchte die Polizei gegen 17.30 Uhr die frühzeitige Auflösung der Kundgebungen zu erwirken. Insgesamt sind 6 Personen festgenommen worden.
Bei den angekündigten und friedlichen Sitzblockaden rund um das Rathaus wurden mehrere Menschen durch die Polizei schwer verletzt, aber nicht verhaftet. "Der unmittelbare Zwang" (Polizeisprech) hat zum teil langfristige physische und psychische Folgen für die Betroffenen, auch wenn keine strafrechtlichen Konsequenzen für sie zu erwarten sind. Das Bündnis strebt eine genaue juristische Aufarbeitung und öffentliche Thematisierung des Polizeieinsatzes am 17. Juni an. Dafür sind wir auf ZeugInnen/FotografInnen angewiesen, die Polizeigewalt/Festnahmen beobachtet/fotografiert haben oder selber betroffen waren. Bitte melden sie sich unter prosolidaritaet(at)riseup.net


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Sellungnahme zur Polizeistrategie am 17.07. und zur Verhinderung einer Putzaktion im Rathaus Schöneberg, Pressemitteilung des Bündnis am 17.07., Der unmittelbare Zwang (Taz vom 20.07.) Offener Brief des Bündnis an den Innensenator

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Termine
- 05.07.2010, 19:00, Rathaus Schöneberg (John-F.-Kennedy-Platz) „Was will Pro Deutschland?“ Veranstaltet von Bündnis 90, Die Grünen
- 15.07.2010, 16:00, vor dem Rathaus Schöneberg, Gemeinsames Transpimalen, für den 17.07.
- 15.07.2010, 18:00, WEISSE ROSE (Martin-Luther-Straße 77, Wartburgplatz - nahe Rathaus Schöneberg), Infoveranstaltung zu Pro Berlin und den Gegenaktionen am 17.07.
- 17.07.2010, ab 12:00, rund um das Rathaus Schöneberg Kundgebungen gegen Pro-Deutschland

Aufruf: Rechtspopulismus stoppen!

Unter dem Deckmantel von Islamkritik, Frauen- und BürgerInnenrechten versucht nun die selbsternannte Bürgerbewegung „pro Deutschland“ einen rassistischen Konsens in Berlin gesellschaftsfähig zu machen. “pro Deutschland“ – eine Koalition aus „geläuterten Nazis“, RassistInnen und SozialdarwinistInnen – will ihren Ableger „Pro Berlin“ bei ihrem Bundesparteitag in Berlin am 17. Juli in Startposition für die Abgeordnetenhauswahl 2011 bringen. Zum Frontmann soll der von der DVU zu „pro Deutschland“ gewechselte schwedische Multimillionär und Nazi Patrik Brinkmann, der seinen Wohnsitz nach Berlin verlegt und gerade beim Wahlkampf in NRW unter dem Slogan „Abendland in Christenhand“ eine grandiose Bauchlandung hingelegt hat, gekürt werden. Unterstützen sollen ihn dabei Markus Beisicht, Vorsitzender von „pro Köln“ und „pro NRW“ sowie Manfred Rouhs, Vorsitzender von „pro Deutschland“, die beide früher unter anderem bei den Republikanern und der rechten Deutschen Liga für Volk und Heimat aktiv waren. Nahtlos reiht sich hier auch das neueste „prominente“ Mitglied Andreas Molau, Vorsitzender der rechten Gesellschaft für freie Publizistik und ehemaliges Mitglied der NPD sowie der DVU ein. Wie diese drei ist einer Reihe von FunktionärInnen und Mitgliedern der pro- Bewegungen eine frühere Mitgliedschaft in rechten Parteien und/oder Querverbindungen zu unterschiedlichsten rechten Gruppen und Parteien, bis hin zur NPD nachzuweisen.

Zusammen mit rassistischen Parteien wie Vlaams Beelang. Lega Nord, FPÖ sowie in einer Reihe mit Pax Europa, anderen Pro-Bewegungen und Freien Wählervereinigungen, mit MoscheegegnerInnen wie der Interessengemeinschaft Pankow-Heinersdorfer Bürger (IPAHB) hetzen sie gegen MigrantInnen und fantasieren den Untergang des „christlich-jüdischen Abendlandes“ durch eine „schleichende Islamisierung“ Europas herbei.
Ihr Konstrukt eines exklusiv „christlich-jüdischen Abendlandes“ zielt mit rassistischen Argumenten darauf ab, über das Feindbild Islam MigrantInnen auszugrenzen. Sozioökonomische und politische Aspekte werden als kaum zu überwindende kulturelle Modelle verschleiert und der Islam als eine Art Vehikel benutzt, um soziale Ausgrenzung, Diskriminierung und Sicherheitswahn mit dem Grundrechteabbau zu legitimieren.
Wir nehmen die Propaganda der RassistInnen als das was sie ist: einen gezielten Angriff auf ein gleichberechtigtes Zusammenleben aller Menschen – unabhängig von Religion und Herkunft.

Deswegen ruft der Berliner VVN-BdA im Namen des gesamten Bündnisses “Rechtspopulismus stoppen!” alle Berlinerinnen und Berliner auf:

Egal unter welchem Dach sich RassistInnen oder Nazis versammeln, ob im Rathaus Schöneberg oder anderswo – wir werden da sein! Wir wollen weder ihre Parteitage noch ihre Anwesenheit in Parlamenten in Berlin!"

Außerdem: Rede auf dem Transgenialen CSD /

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