Friedrichshain ist wieder Nr. 1
Register und Beratungsstellen legen Bericht 2009 vor

ReachOut, die Beratungsstelle für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt, die Register und das Verzeichnis haben im Jahr 2009 Angriffe und andere Vorfälle mit rassistischem, antisemitischem, homophobem und rechtsextremem Hintergrund in Berlin recherchiert, dokumentiert und ausgewertet. Im Vergleich zum Jahr 2008 sind diese Zahlen zurückgegangen.
ReachOut, die Beratungsstelle für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt, verzeichnet für das Jahr 2009 insgesamt 102 Angriffe (2008: 148) in Berlin.
Im Verhältnis zu den um fast ein Drittel gesunkenen Gesamtzahlen sind die rassistisch motivierten Angriffe nur in geringem Maß zurückgegangen. In 53 (2008:65) Fällen wurden Menschen aus rassistischen Motiven angegriffen.
Friedrichshain ist mit 17 (2008: 30) Gewalttaten auch im Jahr 2009 der Bezirk mit der höchsten Angriffszahl. Zum ersten Mal landet ein Westberliner Bezirk auf Platz zwei unserer Angriffsstatistik. Insgesamt 9 (2008: 3) Attacken wurden für Wedding dokumentiert. Die Hälfte der registrierten Angriffe fanden im öffentlichen Raum statt. In Bahnhöfen und öffentlichen Verkehrsmitteln ereigneten sich 29 Gewalttaten.
Das Pankower Register hat in 2009 von insgesamt 145 Vorfällen im Bezirk Pankow Kenntnis erhalten. Davon stellen Propagandadelikte mit 67 Prozent den größten Anteil, gefolgt von Gewaltdelikten, sowie Bedrohungen, Beleidigungen und Pöbeleien (12 Prozent). Gewalttaten nahmen aufgrund einer erheblich verringerten „Anti-Antifa-Arbeit" der rechtsextremen Szene ab (11 weniger als in 2008). Rassistisch motivierte Gewalt als auch entsprechende Bedrohungen und Beleidigungen nahmen in Pankow 2009 jedoch leicht zu.
Insgesamt 99 Vorfälle wurden im Jahr 2009 im Lichtenberger Register verzeichnet. Der leichte Rückgang hängt vor allem mit den gesunkenen gewalttätigen Übergriffen im Bezirk zusammen. Die Zahlen sprechen für eine Schwäche der organisierten Neonaziszene im Bezirk. Neben den Aktivitäten der NPD-Fraktion in der BVV und einer Kundgebung der inzwischen verbotenen Kameradschaft "Frontbann 24" fallen rechtsextreme Aktivitäten vor allem durch Propaganda auf.
In Treptow-Köpenick wurden im Jahr 2009 126 Vorfälle registriert. Ungefähr 2/3 davon sind Propagandavorfälle. Ca. 70 % aller gemeldeten Vorfälle stammen aus Schöneweide und der Köpenicker Dammvorstadt. In Niederschöneweide hat die Eröffnung der von Rechtsextremisten frequentierten Kneipe „Zum Henker“, zu einer Zunahme an Vorfällen geführt. In der Köpenicker Dammvorstadt ist es die Bundeszentrale der NPD, die aufgrund veränderter Mietbedingungen in den Berliner Bezirken, häufiger Parteiveranstaltungen beherbergte als in den vergangenen Jahren.
Das Verzeichnis Marzahn-Hellersdorf konnte 2009 insgesamt 68 Vorfälle im Bezirk sammeln, die in die Auswertung einfließen. Die Sozialräume Hellersdorf Nord und Hellersdorf Ost stellen mit 19, bzw. 17 gemeldeten Vorfällen die Orte im Bezirk dar, in denen die meisten Vorkommnisse verzeichnet wurden. Das Verzeichnis wird ab 2010 erstmalig auf der Homepage des Bezirksamts Marzahn-Hellersdorf für alle Interessierten einsehbar sein.
Im Bezirk Friedrichshain sind zur Zeit noch nicht alle Bereiche des Stadtteils mit Meldestellen abgedeckt. Trotzdem wurden 2009 bereits 39 Vorfälle gemeldet, davon 18 Gewaltvorfälle. Die Brutalität bei direkten Angriffen nahm enorm zu. Oft kommt es durch Waffeneinsatz zu schwersten Verletzungen. Im Januar und Februar 2010 wurden bereits acht Vorfälle gemeldet.

Was tun?
Ratgeber: Bei Gewalt..
Offenes Antifa Cafe: Jeden 3. Donnerstag im Monat 19 Uhr im Vetomat (Scharnweberstr. 35)
Initiative gegen Rechts: Jeden 1. Dienstag im Monat 19 Uhr im Mieterladen (Kreutzigerstr. 23)
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